• Pollerwahnsinn in Berlin-Mitte: „Taxifahrer steuern unsere Straße gar nicht mehr an“
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    Jurek M. wohnt seit 1988 am Hausvogteiplatz, er ist dort aufgewachsen. Die neue Verkehrsführung findet er „total bescheuert“. Als Rad- und Autofahrer kennt er beide Seiten. Jordis Antonia Schlösser

    1.10.2024 von Ida Luise Krenzlin - Anwohner Jurek M. ärgert sich täglich über die neuen Radwege und Poller. Sie machen „alles noch viel schlimmer“. Ein Besuch am Hausvogteiplatz in Berlin-Mitte.

    Die Jägerstraße in Berlin-Mitte erhielt bereits um 1709 ihren Namen. Früher stand hier mal ein Haus der kurfürstlichen Jägerei. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts befand sich am benachbarten Hausvogteiplatz und in den umliegenden Straßen das Modezentrum Berlins. Die Konfektionsindustrie, hauptsächlich von jüdischen Kaufleuten und Textilhändlern aufgebaut, war ein wichtiger Wirtschaftszweig.

    Der ehemals prächtige Platz hat an Ansehen eingebüßt. Die Situation am Hausvogteiplatz sei unmöglich geworden, so Anwohnerin Polly M. Schuld daran sei der „Pollerwahnsinn“, wie M. es nennt. Auch ihr Sohn Jurek und eine befreundete Anwohnerin, die Architektin Uljana S., sind genervt von der neuen Verkehrsführung am Hausvogteiplatz.

    Jurek M. wartet mit seinem Rad am Brunnen. Hunderte Tauben fliegen hoch. „Die werden von zwei alten Frauen eimerweise gefüttert. Man kann sich hier kaum aufhalten. Alles ist zugeschissen.“ Das stimmt. Die Tauben fliegen auf Augenhöhe der Passanten über den Platz. Doch es geht um den Verkehr. Jurek zeigt auf die Kreuzung, wo die Oberwall- zur Niederwallstraße wird und auf den Platz trifft. Ein Nadelöhr. Und ein Ärgernis für den Anwohner, der als Rad- und Autofahrer unterwegs ist.

    Verwirrspiel: „Sollen wir uns gegenseitig umbringen?“

    Große Steinquader verkleinern die Kreuzung. „Früher konnte man hier prima abbiegen und auch ausweichen – als Rad- und als Autofahrer“, sagt M. In der Oberwallstraße stehen zusätzlich zahlreiche rot-weiße Poller sowie Verkehrsschilder für Auto-, Radfahrer und Fußgänger. „23 Schilder an einem Ort. Das ist doch völlig bescheuert!“, ärgert sich Anwohnerin Uljana S., die ebenfalls seit 1988 am Hausvogteiplatz wohnt. „Wollen die, dass wir uns gegenseitig umbringen?“, ruft sie aufgebracht. Sie ist Architektin, ihr Ehemann war Bauingenieur. Gemeint sind Auto- und Radfahrer, die nun um den Weg durchs Nadelöhr kämpfen müssen. Kommt ein Auto, müssen die entgegenkommenden Autos halten, oft ein Stück zurücksetzen. Radfahrer müssten eigentlich warten, drängeln sich aber vor. Wie viel Ruhe diese Verkehrsberuhigung tatsächlich bringt, ist fraglich.

    Auf Nachfrage der Berliner Zeitung spricht der Bezirk von Akzeptanz gegenüber der neuen Verkehrsführung, die seit Ende vergangenen Jahres besteht. „Mit Beschilderungen und Markierungen auf der Fahrbahn wurden die neue Vorfahrtsregelung und die Fahrbahnaufteilung für alle Verkehrsteilnehmenden gut erkennbar gemacht. Die Kreuzungen wurden so umgestaltet, dass diese besser einsehbar sind und es für Fußgänger:innen einfacher ist, die Straße zu überqueren. Die Fahrradstraße werde sehr gut angenommen.“

    Jurek M. und Uljana S. schütteln darüber die Köpfe. Zu dem Chaos am Hausvogteiplatz komme für sie noch das Problem hinzu, wie sie mit dem Auto nach Hause kommen. Die Jägerstraße ist wegen der Baustelle am Gendarmenmarkt für Jahre eine Sackgasse, die Ausfahrt nur über Unter den Linden oder den Hausvogteiplatz möglich. Die Anwohner sagen, dass Taxifahrer die Jägerstraße gar nicht mehr ansteuern würden, da es so schwierig sei, dort zu halten.
    ADFC: „Poller sind wichtig. Sie halten illegalen Verkehr raus“

    Karl Grünberg, Sprecher des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Berlin e. V.), hält Poller für wichtig. „Sie halten den illegalen Verkehr aus einer Fahrradstraße raus.“ Wenn sich alle Autofahrer an die Straßenverkehrsordnung halten würden, wie den Abstand zu Fahrradfahren einhalten oder nicht durch eine Fahrradstraße fahren, wenn man kein Anwohner ist, bräuchte es die Poller nicht, so Grünberg. „Klar, wäre es besser, wenn es ohne Poller ginge.“ Aber dann müssten die Radwege breit genug sein und Autofahrer dürften die verkehrsberuhigten Kieze nicht für den Durchgangsverkehr nutzen, so Grünberg. Das sei aber illusorisch.

    „Kraftfahrende dürfen die entsprechenden Straßenabschnitte zukünftig nur mit einem Anliegen befahren. Für diese Anlieger:innen gelten dann auch Einbahnstraßenregelungen am Hausvogteiplatz, die das Befahren ohne Anliegen verhindern sollen“, so das Bezirksamt. Die Poller am Märkischen Museum bilden eine Durchfahrsperre, „um den Schleichverkehr durch die Wallstraße zu unterbinden“ heißt es weiter. „Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr sowie die BSR können die Poller im Bedarfsfall herausnehmen.“

    „Google Maps hat nicht recht!“

    Der Sprecher des ADFC bezeichnet die neue Verkehrsführung am Hausvogteiplatz als „Poller-Schilder-Wald“, der auf den ersten Blick für Verwirrung sorgt. Dennoch würde die Verkehrssituation am Hausvogteiplatz die Realität widerspiegeln. „Schilder reichen eben nicht aus.“ Die Autofahrer würden sich nicht daran halten. „Google Maps hat nicht recht!“, erklärt Karl Grünberg eins der Probleme. Poller seien die einzige Lösung, um den Verkehr zu entschleunigen. 2023 verunglückten 638 Kinder bei Verkehrsunfällen in Berlin, gibt die Polizei in einer Statistik bekannt.

    Autofahrende Anwohner müssen wohl auch zukünftig einen Umweg in Kauf nehmen, Unterschriftensammlungen und Briefe an die Stadträtin hätten an ihrer Situation nichts geändert, so Polly M. Einen direkten Weg durch die verkehrsberuhigte Zone gibt es nicht mehr. Wer auch nicht über Umwege zum Ziel kommt, könne sich allerdings an den zuständigen Stadtrat wenden. Dieser sei dafür zuständig, das Problem individuell zu lösen. Ein schwacher Trost für Anwohner, die sich in ihrer Mobilität derart eingeschränkt fühlen.

    #Berlin #Mitte #Verkehr #Hausvigteiplatz #Jägerstraße #Taxi

  • Wegen Uber und Scheuer: Taxifahrer planen Mahnwachen in allen 16 Bundesländern
    https://www.berliner-zeitung.de/archiv/wegen-uber-und-scheuer-taxifahrer-planen-mahnwachen-in-allen-16-bun

    15.7.2019 von Gerhard Lehrke - Die Taxifahrer befürchten eine Bedrohung ihres Gewerbes.

    Berlin-Mit Mahnwachen vor den Regierungsitzen aller 16 Bundesländer wollen Taxifahrer gegen eine geplante Neuregelung für Konkurrenten wie den Fahrdienstanbieter Uber demonstrieren. Sie fürchten eine Bedrohung ihres Gewerbes. Hintergrund ist die von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) geplante Liberalisierung des Fahrdienstmarktes, mit dem die Rückkehrpflicht für Mietwagen mit Fahrer entfallen solle. „Die geplanten Änderungen würden das Aus des Taxigewerbes bedeuten“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen, Michael Müller.

    Die Serie der Mahnwachen soll am Dienstag vor der Potsdamer Staatskanzlei starten und am 28. Juni in Berlin enden. Aus Berlin nimmt Rolf Feja teil, 2. Vorsitzender der Taxiinnung. Mit einem Taxi wird er einen Anhänger in die Landeshauptstädte ziehen, auf dem ein Plakat „Scheuerwehr“ steht.

    Bislang müssen die Mietwagenfahrer nach jeder Fahrt an den Firmenstandort zurückkehren, wenn sie keinen neuen Auftrag haben. Taxis dagegen dürfen auf der Straße auf Kunden warten.

    Das sei bislang der einzige Schutz vor der Konkurrenz, die mit Dumpingtarifen angreife, betonte Müller.

    Angriff wegen fünfmaligen Durchfallen?

    Anderenfalls drohe ein Preiskampf mit den Taxis, die an feste Tarife gebunden seien. Wie dies ausgehe, sei absehbar, sagte Müller: „Uber und Co übernehmen den Markt, diktieren danach die Preise.“

    Unterdessen erklärte der 34-jährige Taxifahrer, der am Donnerstag – wie berichtet – wegen einer Tätlichkeit bei einer Berliner Taxi-Kundgebung festgenommen worden war, niemanden geschlagen zu haben. Die beiden Opfer haben aber Strafanträge wegen Körperverletzung gestellt. Richard Leipold, Vorsitzender der Berliner Taxivereinigung, berichtete der Berliner Zeitung von einem Leberhaken, dem ihm der Mann auf der Bühne versetzt habe.

    Dadurch sei er auf eine Kollegin gestürzt, die ebenfalls zu Boden ging. Das Motiv des Angriffs soll sein, dass der Täter fünfmal bei Leipold durchgefallen sei, der ihm eine Taxiunternehmerprüfung abnahm.

    (mit dpa)

    #Berlin #Taxi #Politik

  • Zwischenfall überschattet Demo der Taxi-Fahrer gegen Uber
    https://www.berliner-zeitung.de/archiv/zwischenfall-ueberschattet-demo-der-taxi-fahrer-gegen-uber-li.13757


    Wütende Taxifahrer vor dem Dienstsitz der Verkehrssenatorin .

    15.7.2019 von Gerhard Lehrke - Ein Mann soll zwei Menschen niedergeschlagen haben.

    Berlin - Es wurde laut vor dem Amtssitz von Verkehrssenatorin Regine Günther (für Grüne), Sprechchöre „Uber raus“ hallten über die Straße Am Köllnischen Park. Hunderte Taxifahrer demonstrierten am Donnerstag gegen den Fahrvermittlungsdienst Uber, Hermann Waldner, Vizepräsident des Bundesverbands Taxi: „Wir wollen, dass Uber ganz aus der Stadt verschwindet.“


    Detlef Dowidat (59) fordert mehr Kontrollen der Uber-Mietwagen. Bernd Friedel

    Wie berichtet, klagen Taxiverbände über unlauteren Wettbewerb durch Uber und verlangen von Günther, gegen Rechtsverstöße vorzugehen. So besteht für Mietwagen mit Fahrer, die von Uber und anderen Diensten an Kunden vermittelt werden, eine Rückkehrpflicht. Das bedeutet, dass sie nach jeder Fahrt zum Firmensitz zurückkehren müssen. Es sei denn, es kommt sofort ein neuer Auftrag. Tatsächlich würden Uber-Fahrer diese Pflicht missachten, kontrolliert werde das nicht.

    Harald Wolf, verkehrspolitischer Sprecher der Linken-Fraktion im Abgeordnetenhaus, redete in einer Ansprache der Senatorin vom grünen Koalitionspartner ins Gewissen. Sie müsse den seit April 2018 vorliegenden Antrag des Gewerbes für eine Tariferhöhung endlich genehmigen. Eine Koalition, die den Öffentlichen Personennahverkehr voranbringen wolle, habe die Taxifahrer „vor Uber & Co“ zu schützen: „Uber führt weltweit Krieg gegen das Taxigewerbe.“ Taxis seien Teil des ÖPNV und gehörten in ein Nachverkehrskonzept.

    Leszek Nadolski, 1. Vorsitzender der Berliner Taxiinnung, sieht für sein Gewerbe schwarz: „Wenn Uber weiter expandiert, sind die Taxis weg.“ Den 8 241 Taxis in Berlin stünden mittlerweile 2 500 buchbare Mietwagen von rund 500 Anbietern gegenüber. Dazu kämen weitere über Vermittler zu buchende Mietwagen aus dem Umland und das innerstädtische BVG-Angebot BerlKönig mit 300 Fahrzeugen.

    Vor Beginn der Demonstration sprach eine Delegation der Taxifahrer mit Günthers Staatssekretär Ingmar Streese. Die Taxivertreter gaben danach bekannt, Streese habe zugesagt zu prüfen, ob man gegen illegale Handlungen der Fahrdienstvermittler vorgehen könne. Außerdem sei über eine Bundesratsinitiative Berlins gegen die Pläne von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gesprochen worden, das Mietwagengewerbe zu liberalisieren.

    Günthers Sprecher Jan Thomsen erklärte: „Klar ist, dass die Senatsverwaltung den fairen Wettbewerb im Beförderungsgewerbe bewahren und schützen will.

    Taxifahrerinnen und -fahrer spielen eine wichtige Rolle bei der Mobilitätsversorgung der Bevölkerung. Sie sind mit einheitlichen Tarifen und Beförderungspflicht fester Teil des ÖPNV.“ Man bleibe im Gespräch über Schutzmöglichkeiten. Zur Bundesratsinitiative gab es kein Statement.

    Während der Demonstration gab es einen Zwischenfall. Ein Mann kam auf die Tribüne, wurde weggeschickt, beschimpfte im Gehen den Vorsitzenden der Berliner Taxivereinigung, Richard Leipold, und schlug ihm nach Zeugenaussagen ins Gesicht. Anschließend habe er mit dem Kopf gegen die Taxiunternehmerin Petra G. gestoßen. Die Opfer stürzten, die Frau begab sich nach der Demo mit schmerzender Schulter ins Krankenhaus. Der Täter wurde von der Polizei festgenommen. Rolf Feja von der Taxiinnung: „Anschließend kam heraus, dass der Mann bei einer IHK-Prüfung durch Kollegen Leipold durchgefallen war.“

    Der mutmaßliche Schläger, ein Taxifahrer (34), erklärte am Freitag, er habe niemanden geschlagen. Er sei auf die Bühne gegangen, weil er Leipold habe zur Rede stellen wollen. Er habe die Akten zu seinen inzwischen fünf beim Prüfer Leipold gescheiterten IHK-Taxiunternehmerprüfungen verlangt, die nach seinen Worten seinem Anwalt nicht ausgehändigt würden. Es seien dann „Uber-Fahrer“-Rufe lautgeworden, er habe Angst bekommen, sich schnell einen Weg von der Bühne bahnen wollen und sei geschubst worden. Dabei seien die beiden wohl gestürzt: „Ich dachte, ich würde gelyncht werden. Es würde mir nie einfallen, einen älteren Mann und eine Frau zu schlagen.“

    Leipold dagegen berichtete, der Mann sei auf die Tribüne gekommen und aggressiv geworden. „Du hast mich durchfallen lassen“, habe er gesagt und sei dann mit vollem Körpergewicht auf ihn losgegangen. Leipold sagte: „Ich habe eine Art Leberhaken mit dem Ellenbogen bekommen und bin zu Boden gegangen.“ Was danach mit Petra G. geschehen sei, habe er wegen des Sturzes nicht mitbekommen."

    Er könne sich an den Mann als Prüfling nicht erinnern. Der habe aber das Recht, Einblick in die Prüfungsunterlagen zu nehmen, jedoch bei der IHK, nicht beim Prüfer. Er könne auch Widerspruch einlegen. Leipold: „Dann muss ich eine Stellungnahme abgeben.“ Eine solche Aufforderung gebe es aber nicht.

    Die Polizei nahm den Fahrer Abbas B. vorübergehend fest - Strafanzeige wegen Körperverletzung. Beide Opfer hätten Strafanträge gestellt. Ein Kopfstoß gegen Petra G. ist in der Anzeige nicht erwähnt.

    Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version lauteten Stichzeile und Überschrift „Schlägerei bei Taxi-Demo: Wütende Fahrer wollen Uber aus Berlin schmeißen“. Wir haben uns für eine neue Überschrift entschieden und uns darin auf einen Aspekt der Demonstration konzentriert, weil die ursprüngliche Formulierung missverstanden werden konnte.

    #Berlin #Taxi #Verkehr #Poilitik

  • Taxi vs. Uber in Berlin: Ein Straßenkampf in Berlin mit unlauteren Mitteln?
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/taxi-vs-uber-in-berlin-ein-strassenkampf-in-berlin-mit-unlauteren-m

    20.1.2019 - Rumen Milkow hat den Taxifahrerblick. Wenn er mit seinem Auto in Berlin unterwegs ist, registriert er sehr genau, wer von den Kollegen wo auf Fahrgäste wartet. Und er erkennt auch die Fahrer, die für die Konkurrenz von Uber in zumeist unscheinbaren schwarzen Wagen unterwegs sind. „Da ist einer“, sagt er mit Blick auf den schwarzen Toyota Hybrid. Dann blinkt Milkow, rollt auf die Linksabbiegerspur und langsam an dem Wagen vorbei. Auf dem Fahrersitz sitzt ein junger Mann und blickt auf ein Smartphone, das in einer Halterung mittig vor der Frontscheibe befestigt ist. „Ich wusste es, ein Uber-Fahrer“, sagt Milkow und haut einmal mit der rechten unteren Handfläche aufs Lenkrad. Dann dreht er das Lenkrad, und es geht weiter Richtung Mitte.
    Clevershuttle, Blacklane und Uber

    Rumen Milkow ist 52, er fährt seit 23 Jahren Taxi in Berlin, fast sein halbes Leben lang. Er bekommt Mindestlohn plus ein wenig Urlaubsgeld dafür, Berliner, Geschäftsleute und Touristen durch die Stadt von A nach B zu kutschieren.

    „Taxikrieg“ – so ist der Konflikt zwischen dem Taxigewerbe und Uber in Schlagzeilen grob zusammengefasst worden. Taxikrieg – das bedeutet: Uber, der Konkurrent, stößt in einen Markt, der sowieso schon hart umkämpft ist. In Berlin sind rund 8000 Taxen gemeldet. Das sind viele im Vergleich zu anderen Großstädten. Knapp 450 Berliner kommen auf ein Taxi. In Köln und Dresden zum Beispiel ist das Verhältnis für Fahrgäste deutlich ungünstiger. Und immer mehr Taxen werden in Berlin zugelassen. Gleichzeitig steigt aber auch die Anzahl von sogenannten Mietwagenservices mit Fahrer. Dahinter stecken taxiähnliche Dienstleistungen. Auch durch sie wird es zunehmend voller auf Berlins Straßen.

    Knapp 2000 Mietwagen mit Fahrer sind in Berlin unterwegs. Da ist der Fahrdienstleister Clevershuttle, da ist der Limousinenservice Blacklane, und da ist Uber. Uber wird der größte Anteil zuzurechnen sein, auch wenn der Konzern keine genauen Zahlen herausgibt. Uber ist die Konkurrenz, die sich in der Stadt am deutlichsten bemerkbar macht. Auch deshalb, weil der Wettbewerb mit harten Bandagen geführt wird.
    In der Regel ist es ein Toyota Hybrid

    Rumen Milkow ist seit einer Stunde im Dienst. Um 14 Uhr hat er seine Schicht begonnen, am Taxistand Frankfurter Allee in Friedrichshain. Das sei immer ein ganz guter Platz, sagt er. Aus dem Ringcenter kommen viele Passanten mit vollgepackten Tüten und schauen sich suchend nach einem Taxi um. Milkow weiß, wann in welchem Stadtteil der Tag zu einem guten Tag für Taxifahrer werden kann. An diesem Sonnabend wäre der Flughafen Tegel zum Beispiel nichts, sagt er. Freitag und Sonntag seien gute Tage, sagt er, vielleicht noch der Donnerstag. „Aber samstags ist da nichts los“, sagt er bestimmt. Also Friedrichshain. Zweimal sammelt er dort neue Fahrgäste auf, dann reihen sich mehrere Kollegen vor ihm in die Taxiwarteschleife ein. „Vier Wagen vor mir, das ist zu viel.“ Also Richtung Mitte. Da sieht er den Uber-Fahrer.

    Auf dem Dach ist kein Schild mit der Aufschrift „Uber“ befestigt, nicht einmal ein Aufkleber in der Windschutzscheibe gibt einen Hinweis darauf, ob es sich tatsächlich um einen Mietwagen handelt. Milkow erkennt sie trotzdem. In der Regel sei es ein Toyota Hybrid, sagt er, schwarz. Auch die Kennzeichen habe er sich mittlerweile gemerkt.

    „Ich begegne denselben Wagen immer wieder“, sagt er. „Am Flughafen sind sie natürlich sehr stark vertreten. Da blockieren sie viele Plätze, wo eigentlich Privatfahrzeuge halten dürfen. In Friedrichshain sehe ich sie oft, weil ich selber in Friedrichshain wohne.“ Und natürlich führen sie in allen anderen Innenstadtbezirken. „Mitte, Kreuzberg, Prenzlauer Berg, überall innerhalb des S-Bahn-Rings.“
    Einen statt zwei Kunden pro Stunde

    Seit es Uber und die anderen gibt in Berlin, hat Milkow es schwerer, auf die gleiche Anzahl von Fahrgästen an einem Tag zu kommen wie noch vor ein paar Jahren. Im Schnitt fährt er ein bis zwei Kunden pro Stunde. In letzter Zeit eher einen als zwei.

    Wenn dann ein Fahrgast einsteigt, ist er ganz in seinem Element. Er ist ein Smalltalk-Künstler, spricht mit Urberlinern nur zu gern über die Verdrängung im Kiez, um im nächsten Satz Nietzsche zu zitieren: „Der hat sich sein Gehalt ja auch mit Taxifahren aufgebessert.“ Wenn er längere Zeit auf neue Fahrgäste warten muss, liest er Werke des Philosophen. Und warten muss er in letzter Zeit häufiger. Die Schuldigen hat er ausgemacht: Uber-Fahrer, die um dieselben Fahrgäste buhlen.

    Uber hat in Berlin keinen guten Ruf. Auch wenn vieles, was schief lief, in der Vergangenheit liegt. Im Jahr 2013 startete der Fahrdienstvermittler in der Stadt mit einem Modell namens Uber Black, bei dem professionelle Chauffeur-Dienste taxiähnliche Fahrten übernahmen. Nutzer konnten über die App Fahrten buchen, Fahrer, die sich in der Nähe aufhielten, nahmen die Aufträge an. Chauffeur-Diensten ist es in Berlin jedoch nicht erlaubt, wie ein Taxi am Straßenrand auf Fahrgäste zu warten. Anders als bei Taxen gilt für sie die sogenannte Rückkehrpflicht: Nach einer Fahrt muss der Fahrer an den Betriebssitz zurückkehren, bis ein neuer Auftrag eingegangen ist. Der Dienst wurde gerichtlich verboten, das Urteil erst im Dezember vergangenen Jahres vom Bundesgerichtshof bestätigt.
    Rückkehrpflicht auch bei Uber

    Im Jahr 2014 folgte Uber Pop, bei dem Privatpersonen als Fahrer vermittelt wurden. Senat, Taxigewerbe, Juristen begehrten auf: Niemand ohne Personenbeförderungsschein darf gegen Geld taxiähnliche Dienste übernehmen. Auch Uber Pop wurde untersagt. Die aggressive Strategie, erst einmal aktiv zu werden und erst danach zu klären, ob das überhaupt erlaubt ist, kam schlecht an.

    Nach der Niederlage änderte Uber wieder einmal das Geschäftsmodell und den Namen: Über den neuen Dienst Uber X versucht man es seit 2016 mit professionellen Fahrern, die sich außerdem an die Rückkehrpflicht halten müssen. Dafür arbeitet Uber mit Rocvin zusammen, einem Chauffeurdienst der früher Bundestagsabgeordnete gefahren hat. Daneben vermittelt Uber über die eigene App lokale Taxifahrer, die eine Provision für die Vermittlung von Fahrgästen an Uber zahlen. Mit Uber Jump testet der Konzern in Berlin derzeit außerdem elektrische Fahrräder, mit Uber Green sollen in diesem Jahr Elektroautos folgen.

    Tobias Fröhlich ist der Sprecher von Uber in Deutschland. Und er ist sichtlich bemüht, den Ruf des milliardenschweren Unternehmens hierzulande zu verbessern. Eine aggressive Wortwahl vermeidet er, wo es nur geht. „Wir haben nicht vor, Taxen zu ersetzen, wir reichen immer die Hand“, sagt er. „Wir wollen Teil der Mobilitätslösung sein und bestehende Angebote des ÖPNV, Bikesharing und Carsharing ergänzen.“ Er müht sich, doch er kämpft allein auf weitem Feld. Zu viel liegt im Argen. Und die Stimmen der Taxilobby sind zumeist lauter.
    Uber-Fahrer Volkan Caliskan wurde von Taxi-Fahrern verfolgt

    Uber verstoße permanent gegen die Rückkehrpflicht, und gesetzliche Pausenregelungen würden nicht eingehalten, sagt Rolf Feja, Vizechef der Berliner Taxi-Innung. Man habe kein Problem mit Konkurrenz. Die aber müsse unter gleichen Bedingungen arbeiten. Und das sei nicht der Fall. Während die Taxi-Innung vor kurzem beantragt hat, die Tarife erhöhen zu dürfen, um wirtschaftlich bestehen zu können, liegen die Preise von Uber immer etwas unter dem geltenden Taxitarif. Uber ist zudem nicht verpflichtet, Fahrgäste mitzunehmen. „Aufs Land, in die Außenbezirke? Dahin fahren die doch nicht. Wir dagegen haben eine Beförderungspflicht und feste Preise, das ist in Gefahr“, sagt Rolf Feja.

    Zu überprüfen sind rechtliche Vergehen ohnehin schwer. Zuständig dafür ist das Landesamt für Bürger und Ordnungsangelegenheiten. Dort gingen Beschwerden über Uber ein, bestätigt die Behörde, Kontrollen hätten Verstöße gegen die Rückkehrpflicht jedoch häufig nicht bestätigt. Doch der Kampf ist real. Ausgetragen wird er tagtäglich auf der Straße. Ein anderer Tag. Und ein anderer Wagen: Am Steuer sitzt der Uber-Fahrer Volkan Caliskan. Am Armaturenbrett ist die Smartphone-Halterung angebracht. Es ist ein Wagen, wie Rumen Milkow ihn beschrieben hat.

    „Ja, die Taxifahrer erkennen uns“, sagt Volkan Caliskan und nickt. Er ist 35 und fährt seit knapp eineinhalb Jahren für Uber. Dafür ist er bei Rocvin angestellt, dem Hauptpartner von Uber in Berlin. Dreimal sagt er, habe er es bislang erlebt, dass ihm ein Taxifahrer gezielt hinterhergefahren sei. „Die wollen dann beweisen, dass wir die Rückkehrpflicht nicht einhalten“, sagt er.
    Rückkehrpflicht von außen nicht ersichtlich

    Volkan Caliskan plaudert nicht einfach los, er überlegt immer einen kurzen Moment, bevor er antwortet. Er erzählt dann doch: Durch den Rückspiegel habe er gesehen, dass er von einem Taxifahrer, der sich direkt hinter seinen Wagen eingereiht hat, mit einem Smartphone gefilmt wurde. Weil er sich bedrängt gefühlt habe, sei er dann jedes Mal zur nächsten Polizeistation gefahren. Als er dort angehalten habe, habe ein Taxifahrer ihn in einem Fall zur Rede gestellt. Er habe ihm vorgeworfen, kreuz und quer durch die Stadt gefahren zu sein und nicht etwa zurück zum Firmensitz, wie vorgeschrieben. „Ich habe das ja da aber nur getan, weil ich mich bedrängt gefühlt habe und auf der Suche nach einem Polizisten war“, sagt Caliskan. „Wir halten die Rückkehrpflicht ein.“ Und es sei auch erlaubt, direkt einen neuen Fahrgast abzuholen, wenn der Auftrag schon während der vorherigen Fahrt eingeht. Dann müssen Uber-Fahrer nicht erst den Rückweg antreten. „Das ist von außen natürlich nicht ersichtlich.“

    Caliskan übernimmt bei Rocvin nicht nur Fahrten, ist seit kurzem eine Art Teamleiter, berät bei Problemen mit der Uber-App und überprüft zum Beispiel auch, ob die Rückkehrpflicht von seinen Kollegen eingehalten wird.
    Über die Zentrale lässt sich verfolgen, wo welches Auto sich gerade befindet und wohin es sich bewegt. Am Finanzamt vorbeizuarbeiten und Pausenzeiten nicht einzuhalten, sei schon deshalb unmöglich, sagt Caliskan. Die App zeichne alles auf. Ja, er gibt schon zu, neuere Kollegen müssten ein oder das andere Mal auf die Rückkehrpflicht hingewiesen werden, größere Verstöße gebe es aber nicht.
    Uber sieht sich nur als Vermittler

    Caliskan kann natürlich nur für Rocvin sprechen. Andere Mietwagenfirmen oder Fahrer, die als Subunternehmer bei Rocvin für Uber arbeiten, werden nicht überprüft. Viele von ihnen sitzen nicht zentral in Berlin, sondern in Nauen oder Lübben in Brandenburg. Nach jeder Fahrt den Rückweg anzutreten, wäre kaum wirtschaftlich. Fragt man bei Uber nach, wird ausweichend geantwortet: Der Konzern vermittele nur die Aufträge und sei nicht dafür verantwortlich, sollte es zu Verstößen gegen die Rückkehrpflicht kommen.

    Caliskan ist eigentlich gelernter Fertigungsmechaniker, hat sieben Jahre bei Audi in Heilbronn gearbeitet. Aber der Job erfüllte ihn nicht. Er wollte im Arbeitsalltag mehr mit Menschen zu tun haben. In Caliskans Familie haben mehrere den Beruf des Taxifahrers gelernt, auch sein Onkel ist Taxifahrer, in Berlin. Warum ist er dann zu Uber gegangen und nicht ins Taxigewerbe? „Mit Uber fühle ich mich sicherer“, sagt er, tippt vorne auf sein Smartphone und sagt: „Bei uns wird alles erfasst.“

    Wer bei Uber mitfahren will, muss sich über die zugehörige App registrieren. Über diese lassen sich dann Fahrten buchen. Gibt man Start- und Zieladresse ein, wird in direktem Anschluss der genaue Fahrpreis angezeigt. Auch sieht man auf einer Karte die Route, die der Fahrer nimmt.
    Im Prinzip besitzt die App all die Funktionen, die andere Taxi-Apps wie beispielsweise Mytaxi auch haben. So zeigen auch bei Uber kleine sich bewegende Autos in Echtzeit an, wo sich die nächsten Fahrzeuge befinden und wie lange es dauert, bis einen ein Wagen abholt. Hat man einen Wagen bestellt, bekommt man ein Foto, einen Namen und das Autokennzeichen des Uber-Fahrers angezeigt. Fällt ein Nutzer bei einer Fahrt allerdings schlecht auf, weil er sich betrunken daneben benimmt, kann Caliskan das nach der Fahrt in der App vermerken. Häufen sich schlechte Bewertungen, lässt Uber den Fahrgast sperren. „Diese Sicherheit habe ich in einem Taxi nicht“, glaubt Caliskan. Auch hat er kein Bargeld dabei, sein Wagen ist GPS-überwacht.
    25 Prozent pro Fahrt geht an Uber

    Andersherum funktioniert der Bewertungsmechanismus auch. Jeder Nutzer wird nach der Fahrt dazu aufgerufen, den Fahrer zu bewerten – null bis fünf Sterne stehen zu Auswahl. Gibt man nicht die vollen fünf Sterne, wird nachgefragt: Woran hat es gehakt? An der Freundlichkeit, der Sauberkeit? Dem Fahrstil oder einer schlechten Ortskenntnis? Bei anhaltend guter Bewertung winkt auch schon mal ein Gehaltsbonus von Rocvin, verrät Caliskan. Er ist ein 4,92-Sterne-Fahrer, verdient ohne Bonus monatlich 1 800 Euro netto bei einer 40-Stunden-Woche. Damit liegt das Gehalt oberhalb des Mindestlohns.

    Uber selbst finanziert sich durch eine Vermittlungs- und Serviceprovision von 25 Prozent pro Fahrt. Volkan Caliskan kann von dem Gehalt ganz gut leben. Auch wenn man damit nicht reich wird. Unter seinen Kollegen seien viele Minijobber, Teilzeitarbeiter, verrät er. Auch viele Kollegen mit Migrationshintergrund. „Uber macht es einfacher, an einen Job zu kommen, sich hier eine Existenz aufzubauen. Leichter, denke ich, als die Taxibranche.“
    Caliskans Fahrgäste sind fast immer ausländische Touristen. Aus den USA, aus Großbritannien, von überall dort her, wo Uber viel präsenter ist. Die Gesprächsthemen unterwegs sind deshalb häufig begrenzt. Wo ist der beste Club? Die nächste Bar?

    Bei Rumen Milkow steigen an diesem Tag keine Touristen ein. Es sind Berliner, Zugezogene. Von ihnen hat, spricht man sie darauf an, noch keiner etwas von Uber gehört. Haben Uber und die Taxibranche also getrennte Zielgruppen?
    Nicht nur in Deutschland umstritten

    Rumen Milkow mag daran nicht glauben. „Man sieht ja an New York, wie es sich entwickelt hat.“ Und wie es dort gelaufen ist, weiß er genau: Seine Frau ist Amerikanerin und war lange selbst Taxifahrerin in den Staaten. „In den USA ist das Wort Taxi komplett aus dem Alltagsgebrauch verschwunden. Da heißt es nur noch ,I take an Uber.‘“

    Auch in den USA gibt es seit Jahren erheblichen Widerstand gegen das Vordringen des Konzerns, wie auch in anderen Ländern. Verfügbar ist Uber trotzdem in rund 600 Städten weltweit. In Deutschland ist die Uber-App außer in Berlin auch in München, Düsseldorf und Frankfurt am Main nutzbar. In Hamburg war Uber kurze Zeit verfügbar und wurde dann untersagt.

    Die Lage in Deutschland kann man bei mancher Ähnlichkeit nicht mit der in anderen Ländern vergleichen. In den USA beispielsweise werden Taxi-Lizenzen teuer erkauft, das Gewerbe ist anders aufgebaut. In Deutschland zählen Taxen zum öffentlichen Personennahverkehr. Das hat auch zur Folge, dass sie – mit wenigen Ausnahmen – keine Fahrgäste ablehnen dürfen. Auch haben sie einen festen Tarif.
    „Mit professionellen Fahrern durch die Stadt“

    Das ist bei Uber anders. Uber ist in der Regel günstiger, passt aber etwa in Stoßzeiten die Preise an. Dieser Preisalgorithmus funktioniert laut Uber-Sprecher Fröhlich so: Sind in einem Gebiet wenig Uber-Autos, und ist die Nachfrage aber trotzdem da, kann der Preis für die Fahrt ein wenig höher liegen als zu Normalzeiten. Fahrer, die eigentlich nicht im Dienst sind, sollen so einen Anreiz bekommen, den Auftrag zu übernehmen. Auch dann, wenn die Nachfrage aufgrund schlechten Wetters höher ist, steigt der Fahrpreis, die Spanne liegt bei fünf bis 20 Prozent. Während eines Schneesturms 2013 in New York berechnete Uber sogar fast das Achtfache. Surge Pricing nennt sich das. In Deutschland, so sagt es Fröhlich, liegen die Preisschwankungen eher bei fünf, in den seltensten Fällen bei 20 Prozent. Auch hier wieder heißt es: Man habe aus Fehlern gelernt.

    Aber die Vorwürfe bleiben. Volkan Caliskan unterhält sich ab und an mit Taxifahrern. Deren Bedenken kann er kaum nachvollziehen. „Wir sind ein ganz normaler Anbieter. In anderen Branchen funktioniert es doch auch, dass es Konkurrenz gibt.“

    Rumen Milkow würde sich gerne einmal mit einem Fahrer von Uber austauschen. Er hat es versucht, hat am Flughafen Tegel ein paar Flyer aufgehängt auf der Suche nach einem Uber-Fahrer. Er wollte sich mit dem einfach nur unterhalten. Eine Rückmeldung bekam er nicht. Seit ein paar Wochen sieht er nun vermehrt Werbung von Uber, vor allem in den U-Bahnhöfen: „Mit professionellen Fahrern durch die Stadt“ heißt es da. Das stört Rumen Milkow. Weil es so ist, dass Fahrer bei Uber eben keine Ausbildung haben müssen wie Taxifahrer. Lediglich ein Personenbeförderungsschein, ein sogenannter P-Schein, ist Voraussetzung, um für das Unternehmen arbeiten zu dürfen. Und es ist leichter geworden, den P-Schein zu bekommen.
    Taxigewerbe entwickelt sich langsam

    Seit August 2017 müssen Anwärter keine Ortskundeprüfung mehr ablegen. Als Milkow 1994 seinen Taxischein in Berlin machte, gehörte das dazu. In der Prüfung musste er die kürzeste Strecke zwischen zwei Objekten innerhalb Berlins haargenau beschreiben. Theoretisch kann das heutzutage ein Navigationsgerät. „Wer ein Navigationsgerät gebraucht, wird orientierungsblöd“, sagt Rumen Milkow dann.

    So rasant und ohne Rücksicht auf Verluste, wie Uber in den Markt drängt, so langsam, scheint es manchmal, entwickelt sich das Taxigewerbe im digitalen Zeitalter. Erst vor ein paar Monaten ist in Berlin der Kartenzuschlag abgeschafft worden, der fällig wurde, wollte ein Fahrgast mit Kreditkarte oder EC-Karte zahlen. Doch muss ein jahrhundertealtes Gewerbe gleich neuen Mobilitätsdienstleistern Platz machen?

    Beim Deutschen Taxi- und Mietwagenverband (BZP) heißt es: „Wir stellen uns nicht gegen Veränderungen. Wir wollen aber auch zeigen, dass es bestimmte Konstanten im ÖPNV braucht. Wir fahren für alle Menschen und nicht nur für die Reichen. Wir fahren zu festen Tarifen. Bei uns kostet die Fahrt in der Silvesternacht das gleiche wie an einem sonnigen Dienstagmorgen.“
    Zehn Fahrten pro Uber-Schicht

    Letztlich ist es eine Frage, die Taxifahrer und Mietwagenfahrer nicht unter sich ausmachen können. Rumen Milkow ist an diesem Sonnabend nicht zufrieden. Am Ende des Tages hat er dreizehn Fahrten verbucht, aber noch nicht einmal 200 Euro Umsatz gemacht.

    Insgesamt ist die Umsatzentwicklung im Taxigewerbe aktuell noch stabil – ein Umsatzplus von zwei Prozent errechnete der BZP für 2017 deutschlandweit. Neuartige Mobilitätskonzepte würden die Branche demnach weniger ökonomisch bedrohen als politisch. Wenn an der Marktordnung und den Zulassungsvoraussetzungen gerüttelt würde.
    Volkan Caliskan, der Uber-Mann, fährt meist um die zehn Fahrten pro Schicht, am Wochenende mehr. Im Winter kommen allerdings weniger Touristen, die chauffiert werden wollen. Bemerkt hat Caliskan in diesen Wintermonaten die Konkurrenz durch den Berlkönig, den Fahrdienst der BVG. Noch ein neuer Mitspieler unter den Fahrdiensten, der rechtlich nicht unter „Mietwagen mit Fahrer“ fällt, sondern als eine Art erweiterter Linienverkehr fungiert.

    Einmal, erzählt Caliskan, ist er privat an einem Uber-Hotspot vorbeigefahren, am Salon zur wilden Renate, einem Techno-Club in Friedrichshain. Dort sah er keine Kollegen, sondern mehrere Wagen des Berlkönig. Auch die Konkurrenz bekommt Konkurrenz.

    #Berlin #Taxi #Uber

  • Neue Taxipreise in Berlin: Kurzstreckentarif soll auf sechs Euro steigen
    https://www.berliner-zeitung.de/archiv/neue-taxipreise-in-berlin-kurzstreckentarif-soll-auf-sechs-euro-ste

    15.8.2018 von Peter Neumann - Beim Flughafenzuschlag in Tegel ist sogar eine Vervierfachung im Gespräch.

    Seit knapp drei Jahren sind sie stabil. Doch im Sommer sollen die Taxifahrpreise in Berlin wieder steigen – und zwar kräftig. Das sieht der Tarifantrag vor, den die drei größten Branchenverbände beim Senat eingereicht haben. Parallel dazu bereitet die Flughafengesellschaft Umbauten in Tegel vor, die zu einer weiteren Verteuerung führen könnten. Im Gespräch ist, den Zuschlag für Fahrten ab Tegel zu vervierfachen. Es klingt paradox – doch von den geplanten Änderungen würden auch die Taxifahrgäste profitieren, hieß es intern.

    Die Kosten sind gestiegen, hieß es. Beim Mindestlohn, den viele Fahrer erhalten, zeichnet sich eine weitere Erhöhung ab – von 8,84 auf 9,19 Euro pro Stunde. „Auf diese Entwicklungen müssen wir reagieren“, sagte Leszek Nadolski, Vorsitzender der Innung des Berliner Taxigewerbes. Ergebnis war ein Tarifantrag, der mit dem Taxi Verband Berlin Brandenburg (TVB) und Taxi Deutschland erstellt wurde. Läuft alles wie geplant, gilt der neue Tarif für die mehr als 8100 Berliner Taxis vom Sommer an.
    Kartenzahlung bald gebührenfrei

    Beantragt wurde unter anderem, den Kurzstreckentarif anzuheben. Wer ein Taxi auf der Straße anhält und bis zu zwei Kilometer weit fährt, soll statt fünf Euro künftig sechs Euro zahlen. Der Grundpreis, der bei allen anderen Fahrten fällig wird, bleibt bei 3,90 Euro. Dagegen sollen die Kilometerpreise steigen: für die ersten sieben Kilometer von zwei auf 2,20 Euro, ab sieben Kilometer von 1,50 auf 1,65 Euro pro Kilometer.


    Entwicklung der Taxi-Preise in Berlin (1994 bis 2018). BLZ/Hecher

    Die Taxifahrt vom Hauptbahnhof zum Tierpark würde sich von derzeit 26,30 Euro um etwas mehr als zwei Euro verteuern. Vom Fehrbelliner Platz zum Flughafen Tegel kostet es statt 22,20 Euro künftig rund 24 Euro.

    Noch bevor die neuen Tarife in Kraft treten, soll eine andere Regelung verschwinden. „Der Zuschlag für Kartenzahlungen soll zeitnah wegfallen, da er nicht mehr zeitgemäß ist“, sagte Matthias Tang, Sprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne). Immer noch müssen Taxikunden, die den Fahrpreis per EC- oder Kreditkarte begleichen, in Berlin 1,50 Euro Aufpreis zahlen. Das steht in Kontrast zu einer zivilrechtlichen Neuerung: Seit Mitte Januar dürfen keine Gebühren mehr aufgeschlagen werden, wenn Waren oder Dienstleistungen bargeldlos bezahlt werden.

    Am Flughafen Berlin-Tegel sollen Schranken gebaut werden

    Zwar ist es weiterhin legal, für die Kartenzahlung in Taxis einen Aufpreis zu fordern. Taxi-Entgelte fallen nicht unter den neuen Paragrafen 270a im Bürgerlichen Gesetzbuch, sie werden vom Staat festgelegt und sind Teil des öffentlichen Rechts. Trotzdem reagieren Fahrgäste irritiert. Darum reagiert der Senat nun.

    Damit nicht genug. Am Flughafen Tegel bahnt sich eine weitere Änderung an, die Taxikunden betrifft. Obwohl Tegel 2020 schließen soll, will die FBB dort eine Million Euro in den Taxiverkehr investieren. Im Mittelpunkt steht der Bau von Schranken, die an den Zufahrten zum Innenring des Terminals A und zum Terminal C entstehen. Die Barrieren sollen dafür sorgen, dass nur noch registrierte Taxifahrer, die sich an die Regeln des Flughafens halten, Fahrgäste aufnehmen. Alle anderen Taxis müssen draußenbleiben. Das gilt auch für Partnerfirmen von Uber und Blacklane, die einen taxiähnlichen Verkehr betreiben – mit Mietwagen, die von Chauffeuren gefahren werden. Sie warten an einer Tankstelle am Saatwinkler Damm oder in Tegel darauf, dass sie per App gerufen werden.

    „Schon seit Jahren haben wir Schranken gefordert“, sagte Rolf Feja von der Taxi-Innung. „Jetzt sollen sie endlich gebaut werden“ – voraussichtlich im Sommer dieses Jahres.

    Heute ist es so: Zwar sind Taxifahrer gehalten, zunächst den offiziellen Nachrückeplatz P1 zu nutzen und dort zu warten. „Doch einige Kollegen, die sich für schlauer halten, sparen sich das und fahren gleich weiter zum Terminal“, so Feja. Im Innenring, meist außerhalb der Warteschlange und des vorgeschriebenen Ladebereichs, warten sie. Wenn jemand auf englisch fragt, wie viel die Fahrt kostet, ist das für die „Schwarzlader“ ein Signal, dass sie betrügen können, sagte Feja. So wurden einem Japaner, der von Tegel in die Fasanenstraße wollte, jüngst 400 Euro abverlangt – rund das Zwanzigfache.

    Uber soll draußenbleiben

    Das soll es nicht mehr geben. Wer ab Juli oder August Fahrgäste aufnehmen will, muss zuvor bei einem Dienstleister einen neuen Funkchip für sein Taxi gekauft haben. Mit Hilfe des Transponders wird jedes Mal erfasst, ob der Nachrückeplatz benutzt wird. Nur wenn das der Fall ist, öffnen sich die Schranken zu den Bereichen, in denen Fahrgäste einsteigen dürfen. Für alle anderen Fahrzeuge bleiben sie geschlossen. Um Fahrgäste abzusetzen, dürfen auch künftig nicht registrierte Autos vorfahren. Doch spätestens nach fünf Minuten müssen sie wieder verschwinden, sonst werden hohe Gebühren fällig.

    Die Investitionen müssen finanziert werden. Im Gespräch ist nun, den seit 2009 geltenden Aufpreis für Taxifahrten, die am Flughafen Tegel beginnen, zu erhöhen, berichtete Nadolski. Statt 50 Cent sollen die Fahrgäste zwei Euro Aufpreis zahlen, sagte er. In Schönefeld werden 1,50 Euro fällig. Auch dort sorgen Schranken und Aufsichten dafür, dass zwielichtige Taxifahrer draußenbleiben.

    Doch das System in Tegel richtet sich nicht nur gegen „Schwarzlader“ und Taxi-Konkurrenten wie Uber. „Es geht darum, Qualitätsstandards durchzusetzen“, sagte der TVB-Vorsitzende Detlev Freutel. So sollen nur Taxis, die über Technik für bargeldloses Zahlen verfügen, den Funkchip erhalten – damit Fahrgäste keinen Grund zur Beschwerde mehr haben.

    #Berlin #Taxi #Taxitarif #Kurzstrecke

  • Neue Taxipreise in Berlin: Kurzstreckentarif soll auf sechs Euro steigen
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/neue-taxipreise-in-berlin-kurzstreckentarif-soll-auf-sechs-euro-ste

    24.4.2018 - Seit knapp drei Jahren sind sie stabil. Doch im Sommer sollen die Taxifahrpreise in Berlin wieder steigen – und zwar kräftig. Das sieht der Tarifantrag vor, den die drei größten Branchenverbände beim Senat eingereicht haben. Parallel dazu bereitet die Flughafengesellschaft Umbauten in Tegel vor, die zu einer weiteren Verteuerung führen könnten. Im Gespräch ist, den Zuschlag für Fahrten ab Tegel zu vervierfachen. Es klingt paradox – doch von den geplanten Änderungen würden auch die Taxifahrgäste profitieren, hieß es intern.

    Die Kosten sind gestiegen, hieß es. Beim Mindestlohn, den viele Fahrer erhalten, zeichnet sich eine weitere Erhöhung ab – von 8,84 auf 9,19 Euro pro Stunde. „Auf diese Entwicklungen müssen wir reagieren“, sagte Leszek Nadolski, Vorsitzender der Innung des Berliner Taxigewerbes. Ergebnis war ein Tarifantrag, der mit dem Taxi Verband Berlin Brandenburg (TVB) und Taxi Deutschland erstellt wurde. Läuft alles wie geplant, gilt der neue Tarif für die mehr als 8100 Berliner Taxis vom Sommer an.

    Kartenzahlung bald gebührenfrei

    Beantragt wurde unter anderem, den Kurzstreckentarif anzuheben. Wer ein Taxi auf der Straße anhält und bis zu zwei Kilometer weit fährt, soll statt fünf Euro künftig sechs Euro zahlen. Der Grundpreis, der bei allen anderen Fahrten fällig wird, bleibt bei 3,90 Euro. Dagegen sollen die Kilometerpreise steigen: für die ersten sieben Kilometer von zwei auf 2,20 Euro, ab sieben Kilometer von 1,50 auf 1,65 Euro pro Kilometer.

    Die Taxifahrt vom Hauptbahnhof zum Tierpark würde sich von derzeit 26,30 Euro um etwas mehr als zwei Euro verteuern. Vom Fehrbelliner Platz zum Flughafen Tegel kostet es statt 22,20 Euro künftig rund 24 Euro.

    Noch bevor die neuen Tarife in Kraft treten, soll eine andere Regelung verschwinden. „Der Zuschlag für Kartenzahlungen soll zeitnah wegfallen, da er nicht mehr zeitgemäß ist“, sagte Matthias Tang, Sprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne). Immer noch müssen Taxikunden, die den Fahrpreis per EC- oder Kreditkarte begleichen, in Berlin 1,50 Euro Aufpreis zahlen. Das steht in Kontrast zu einer zivilrechtlichen Neuerung: Seit Mitte Januar dürfen keine Gebühren mehr aufgeschlagen werden, wenn Waren oder Dienstleistungen bargeldlos bezahlt werden.

    Am Flughafen Berlin-Tegel sollen Schranken gebaut werden

    Zwar ist es weiterhin legal, für die Kartenzahlung in Taxis einen Aufpreis zu fordern. Taxi-Entgelte fallen nicht unter den neuen Paragrafen 270a im Bürgerlichen Gesetzbuch, sie werden vom Staat festgelegt und sind Teil des öffentlichen Rechts. Trotzdem reagieren Fahrgäste irritiert. Darum reagiert der Senat nun.

    Damit nicht genug. Am Flughafen Tegel bahnt sich eine weitere Änderung an, die Taxikunden betrifft. Obwohl Tegel 2020 schließen soll, will die FBB dort eine Million Euro in den Taxiverkehr investieren. Im Mittelpunkt steht der Bau von Schranken, die an den Zufahrten zum Innenring des Terminals A und zum Terminal C entstehen. Die Barrieren sollen dafür sorgen, dass nur noch registrierte Taxifahrer, die sich an die Regeln des Flughafens halten, Fahrgäste aufnehmen. Alle anderen Taxis müssen draußenbleiben. Das gilt auch für Partnerfirmen von Uber und Blacklane, die einen taxiähnlichen Verkehr betreiben – mit Mietwagen, die von Chauffeuren gefahren werden. Sie warten an einer Tankstelle am Saatwinkler Damm oder in Tegel darauf, dass sie per App gerufen werden.

    „Schon seit Jahren haben wir Schranken gefordert“, sagte Rolf Feja von der Taxi-Innung. „Jetzt sollen sie endlich gebaut werden“ – voraussichtlich im Sommer dieses Jahres.

    Heute ist es so: Zwar sind Taxifahrer gehalten, zunächst den offiziellen Nachrückeplatz P1 zu nutzen und dort zu warten. „Doch einige Kollegen, die sich für schlauer halten, sparen sich das und fahren gleich weiter zum Terminal“, so Feja. Im Innenring, meist außerhalb der Warteschlange und des vorgeschriebenen Ladebereichs, warten sie. Wenn jemand auf englisch fragt, wie viel die Fahrt kostet, ist das für die „Schwarzlader“ ein Signal, dass sie betrügen können, sagte Feja. So wurden einem Japaner, der von Tegel in die Fasanenstraße wollte, jüngst 400 Euro abverlangt – rund das Zwanzigfache.
    Uber soll draußenbleiben

    Das soll es nicht mehr geben. Wer ab Juli oder August Fahrgäste aufnehmen will, muss zuvor bei einem Dienstleister einen neuen Funkchip für sein Taxi gekauft haben. Mit Hilfe des Transponders wird jedes Mal erfasst, ob der Nachrückeplatz benutzt wird. Nur wenn das der Fall ist, öffnen sich die Schranken zu den Bereichen, in denen Fahrgäste einsteigen dürfen. Für alle anderen Fahrzeuge bleiben sie geschlossen. Um Fahrgäste abzusetzen, dürfen auch künftig nicht registrierte Autos vorfahren. Doch spätestens nach fünf Minuten müssen sie wieder verschwinden, sonst werden hohe Gebühren fällig.

    Die Investitionen müssen finanziert werden. Im Gespräch ist nun, den seit 2009 geltenden Aufpreis für Taxifahrten, die am Flughafen Tegel beginnen, zu erhöhen, berichtete Nadolski. Statt 50 Cent sollen die Fahrgäste zwei Euro Aufpreis zahlen, sagte er. In Schönefeld werden 1,50 Euro fällig. Auch dort sorgen Schranken und Aufsichten dafür, dass zwielichtige Taxifahrer draußenbleiben.

    Doch das System in Tegel richtet sich nicht nur gegen „Schwarzlader“ und Taxi-Konkurrenten wie Uber. „Es geht darum, Qualitätsstandards durchzusetzen“, sagte der TVB-Vorsitzende Detlev Freutel. So sollen nur Taxis, die über Technik für bargeldloses Zahlen verfügen, den Funkchip erhalten – damit Fahrgäste keinen Grund zur Beschwerde mehr haben.

    #Berlin #Taxi #Taxitarif #Kurzstrecke

  • Bar oder Karte: Kartenzahlung? Funktioniert in Berlin nicht überall
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/kartenzahlung-funktioniert-in-berlin-nicht-uberall-5810941.html

    12.6.2018 von Julia Kopatzki - Behörden, Taxis und Lokale ziehen häufig nicht mit. Berlin hinkt beim bargeldlosen Zahlen ziemlich hinterher.

    Was für ein kurioses Verhalten die Deutschen zu bargeldlosem Bezahlen haben, zeigt der Zahlungsdienst „Barzahlen“: Man kauft etwas online und zahlt danach nicht per Lastschrift oder PayPal, sondern kann in der analogen Welt in eine der Partnerfilialen gehen und dort die Rechnung mit Bargeld begleichen.

    Der Grund leuchtet ein: Niemand muss seine Kontodaten weitergeben, wenn der Online-Shop diese Bezahlmethode anbietet. Das Angebot reicht aktuell von Kleidung über Möbel bis hin zu kostenpflichtigen Dating-Seiten. In Berlin gibt es 398 Filialen, bei denen man aus online offline machen kann, mit dabei sind jetzt schon Unternehmen wie Rewe, dm und bald können die Berliner auch bei Rossmann ihre Interneteinkäufe bezahlen.

    Bei der Berliner Polizei passiert gerade genau das Gegenteil: Bis Ende des Jahres sollen Verkehrsverstöße direkt bei Kontrolle bezahlt werden können – mit EC- und Kreditkarte, bislang ging das nur per Überweisung. Dafür werden jetzt alle Polizeiabschnitte aufgerüstet, mit insgesamt 45 Geräten. Ohne Mehrkosten, wie Konstanze Dassler von der Pressestelle der Polizei mitteilt. Man spare ja die Papierbearbeitung.

    Dass Berlin beim bargeldlosen Zahlen trotzdem ziemlich hinterher ist, zeigt der Blick in andere Bundesländer: In Nordrhein-Westfalen können Verwarngelder seit mehr als zehn Jahren mit der Karte bei jeder Polizeistreife bezahlt werden. „Gerade testen wir ein Pilotprojekt, bei dem die Bürger einen QR-Code erhalten, ihn mit dem Handy scannen und dann direkt per Online-Banking bezahlen können“, sagt Jan Schabacker, Sprecher des Landesamts für Polizeiliche Dienste NRW. Wenn das Projekt ausgeweitet wird, braucht es also nicht mal mehr die Plastikkarte.
    „Dit is verboten!“

    Mit der kommt man in Berlin nicht besonders weit. Auch hier bleibt häufig nur Bares Wahres, was vor allem Touristen immer wieder an ihre Bezahlgrenzen bringt und auch all jene Berliner, die sich gerne vom Münzgeklimper in ihrem Portemonnaie verabschieden würden.

    Seit drei Jahren müssen alle Taxis in Berlin Kartenzahlung akzeptieren, Anfang des Jahres wurde auch der Aufschlag von 1,50 Euro für europäische Karten abgeschafft, trotzdem fahren immer noch genug Taxis durch die Stadt, deren Fahrer nur Bargeld akzeptieren.

    „Eigentlich müsste es der Fahrgast einfach drauf ankommen lassen und nicht vorher immer brav fragen, ob mit Karte gezahlt werden kann“, sagt ein Taxifahrer vor dem Hauptbahnhof. Als er mithört, dass ein Kollege keine Kartenzahlung anbietet, brüllt er los: „Dit is verboten!“
    Niemand sei verpflichtet, mit Bargeld zu bezahlen

    Rolf Feja von der Taxinnung Berlin sieht das genauso: „Wenn sich der Fahrgast auf eine Diskussion einlässt, stellt sich schnell heraus, dass das Gerät, das vorher noch kaputt war, auf wundersame Weise repariert ist.“ Ansonsten könnte man auch anbieten, dem Fahrer das Geld einfach zu überweisen, denn niemand sei verpflichtet, mit Bargeld zu bezahlen, so regele es das Gesetz. Warum sich manche Taxifahrer immer noch schwer tun mit dem Plastik, liegt für Rolf Feja auf der Hand: Die Transaktionen der Bezahlgeräte seien eben nachweisbar, bar könne man also leichter betrügen.

    Auch in der Gastronomie gibt es zahlreiche Restaurants und Bars, die „gerade leider nicht“ oder dauerhaft keine Kartenzahlung akzeptieren. Stichprobe in Mitte. In den Restaurants, die nur Bares möchten, heißt es: „Geht schneller“ oder: „Die Abgaben und die Miete des Lesegeräts lohnen sich für uns nicht.“ Oder man verweigert sich aus Prinzip, wie etwa bei „Becketts Kopf“, einer Bar in der Pappelallee. Drinks kosten hier ab 11 Euro aufwärts, wer lange bleibt, stößt mit seinem Bargeld schnell an Grenzen. Und trotzdem: keine Kartenzahlung. Warum? „Um den Charme von Berlin zu erhalten.“
    „Kartenzahlung erwünscht“

    Aber es gibt auch positive Gegenbeispiele: Die Bäckerei Von Luck – sie betreibt Filialen in Grunewald und Nikolassee – bevorzugt Kartenzahlung und vermittelt das auch den Kunden. „Kartenzahlung erwünscht“, steht auf der Tafel hinter der Theke. Das gilt auch, wenn jemand nur eine Schrippe kaufen möchte. „Für uns ist das am Ende günstiger“, sagt Adrian Mindak, Sohn der Bäckerfamilie. „Abrechnen, zählen, das Bargeld auf der Bank einzahlen, das kostet alles Zeit und am Ende auch Geld.“ Außerdem sei die Bankfiliale, bei der sie sonst ihre Einnahmen eingezahlt haben, geschlossen worden, so dass jetzt auch noch Spritkosten dazukämen. Kartenzahlung rechne sich, obwohl Miete für das Kartenlesegerät bezahlt werden muss und die Anbieter immer prozentual an jeder Zahlung mit Karte beteiligt werden. Inzwischen zahlen rund 35 Prozent der Gäste mit Karte, Tendenz steigend.

    Ganz auf Kartenzahlung will die Bäckerei umsteigen, wenn fast alle Gäste Lust hätten, mit Karte zu zahlen. Eine Herausforderung gibt es dennoch: „Wenn bei uns das Internet instabil ist, können wir keine Kartenzahlung anbieten. Für hundertprozentige Kartenzahlung braucht es auch stabilere Netze.“
    „Und die Kunden freuen sich, manche kommen deswegen zu uns“

    Der Spätkauf Hutfabrik in der Pappelallee in Prenzlauer Berg lässt seine Kunden ebenfalls gern bargeldlos bezahlen. „Für uns macht es keinen Unterschied“, sagt Gökhan, der gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder den Späti betreibt. „Und die Kunden freuen sich, manche kommen deswegen zu uns.“ Eigentlich kann man hier erst ab 10 Euro mit Karte zahlen, aber manchmal wird auch ein Auge zugedrückt.

    Das Konzept geht auf: Jeden Abend tummeln sich die Anwohner aus Prenzlauer Berg im Laden, sitzen draußen auf Bänken oder auf dem Boden und wissen, wenn das Bargeld für das nächste Bier nicht mehr ausreicht, können sie entspannt Plastik zücken.

    #Berlin #Taxi #Finanzen #Zahlungsweise #Bargel #Kreditkarte

  • Von der Teststelle in die Quarantäne: Wenn Corona-Patienten Taxi fahren
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/wenn-corona-patienten-taxi-fahren-5061010.html

    7.4.2024 von Ronja Ringelstein - Wer an Covid-19 erkrankt ist, ist unterwegs zur Teststelle eine Gefahr für andere. Krankentransporte wollen Fahrten übernehmen. Bislang nehmen viele das Taxi.

    Die Frage ist nach wie vor ungeklärt: Wie soll jemand, der Anzeichen der Lungenkrankheit Covid-19 aufweist, sich durch die Stadt bewegen, um den nötigen Test zu machen?

    Wer die Sorge hat, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben – Halskratzen, Fieber und Gliederschmerzen hat – der kann etwa nach einer telefonischen Erstberatung an einer der acht extra eingerichteten Untersuchungsstellen einen Test machen, ob er an Covid-19 erkrankt ist. Danach sollte er sich in die häusliche Quarantäne begeben.

    Aber wie, wenn er keinen eigenen Pkw hat? In die U-Bahn steigen? In den Bus? So wird jeder Infizierte zur Gefahr für andere.

    Aktuelles zum Thema Coronavirus in Berlin lesen Sie hier in unserem Blog.
    Ob Taxifahrer Corona-Patienten fahren, ist ihre Entscheidung

    Und darum steigen viele ins Taxi. Dem Tagesspiegel liegen Beispiele aus Taxirufzentralen vor. Da steht beispielsweise: „Vivantes Klinikum. Haupteingang. KD ist Corona positiv. Ist aber ausgerüstet mit Handschuhen und Mundschutz.“ Oder: „Mitte, Weydingerstraße 18. Vor dem Ärztehaus - Verdacht auf Corona.“

    Ob Taxifahrer diese Fahrten annehmen, sei ihre Sache, sagt der zweite Vorsitzende der Berliner Taxiinnung, Rolf Feja. Als Feja an diesem Montag ans Telefon geht, erzählt er, er sei gerade bei einer Firma in Neuruppin, die für Taxen Plastik-Trennwände herstellt.

    Sie werden mit Kabelbindern an der B-Säule des Wagens hinter den Vordersitzlehnen befestigt. Sind quasi ein durchsichtiger Spuckschutz. „Die bauen wir jetzt serienmäßig ein“, sagt Feja. Die Kosten beliefen sich auf rund 50 Euro, der Taxifahrer muss sie grundsätzlich selbst tragen, wobei Feja die Taxiunternehmer, die von Bund und Land Soforthilfen bekommen haben, dazu auffordert, sie ihren Fahrern zu erstatten.

    „Wir haben viele Anfragen von Corona-Patienten, das ist derzeit schon heikel. Aber mit dieser Schutzwand und Mundschutz, denke ich, kann das gehen“, sagt Feja.
    Wie groß ist die Ansteckungsgefahr im Taxi für die Gäste?

    So sehen die Trennscheiben etwa aus, die Taxifahrer und Fahrgast schützen sollen.

    © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

    Wie groß die Infektionsgefahr im Taxi für nacheinander einsteigende Fahrgäste ist, ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt ein gewisses Infektionsrisiko, wenn ein Infizierter im Taxi gehustet hat und die Viren-beladenen Tröpfchen auf dem Sitz oder den Armaturen landen.

    Der nächste Fahrgast könnte sich über die Hände, also über eine Schmierinfektion, infizieren, wenn er sich an Auge, Nase oder Mund fasst. Allerdings ließe sich ein Taxi nach dem Transport eines bekannt Infizierten mit einem Desinfektionsspray wenigstens teilweise säubern.

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    Weiter senken lässt sich das Infektionsrisiko, indem möglichst jeder Fahrgast, vor allem natürlich solche, die um ihre Infektion wissen, Maske zum Fremdschutz trügen – denn die meisten Tröpfchen bleiben darin hängen. Das Infektionsrisiko über noch in der Luft befindliche Tröpfchen dürfte sich zusätzlich über gutes Lüften minimieren lassen. Völlig ausschließen lässt sich das Infektionsrisiko jedoch nicht.
    Hilfsorganisationen hatten Sonderfahrten angeboten - aber die Senatsverwaltung antwortet nicht

    „Das ist für die Fahrer und die nachfolgenden Fahrgäste eine absolute Zumutung“, sagt Tim-Christopher Zeelen, Gesundheitsexperte der Berliner CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Zeelen verweist auf ein vorliegendes Angebot von den Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Malteser, Johanniter und ASB.

    Diese haben der Senatsverwaltung ihre Fahrdienste angeboten, um Menschen, bei denen der Verdacht auf eine Ansteckung durch das Coronavirus bestehe, von den Kliniken nach Hause zu transportieren.

    Das konkrete Angebot liegt dem Tagesspiegel vor. Es ist datiert auf den 5. März und Antwort auf eine mündliche Anfrage der Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). „Wir können Ihnen die Leistungen ab dem 09.03.2020 von Montag bis Freitag in der Zeit von 09:00 bis 19:00 Uhr zusagen.“ Sechs Kliniken könnten angefahren werden.

    „Die Kosten werden sich pro Einsatzstunde auf 120,00 Euro belaufen. In den Kosten sind die Fahrzeugkosten, Kraftstoff, Personal und die Desinfektionsmaßnahmen inbegriffen, die nach jedem Transport erforderlich sind“, heißt es in dem Angebot. Doch die Senatsverwaltung hat es bislang weder angenommen noch abgelehnt.
    Die Kosten für die Sonderfahrten wären vergleichsweise hoch

    Im Gesundheitsausschuss am Montag verwies Kalayci darauf, dass dieses und andere Angebote noch geprüft würden. „Seit über einem Monat liegt dieser Vertrag unterschriftsreif bei der Senatsgesundheitsverwaltung. Ich bin ratlos, warum an dieses Problem nicht einfach ein Haken gesetzt wird“, sagt Zeelen.

    Er glaubt, im schlimmsten Fall könnte nach dem Corona-Positiven noch ein Dialyse-Patient – also ein Teil der Risikogruppe – ins Taxi steigen und sich womöglich anstecken: „Das Krisenmanagement des Senats ist nicht da, wo es sein sollte.“

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    Ob die vergleichsweise hohen Kosten ein Faktor sein könnten, weshalb der Senat das Angebot bisher nicht angenommen hat, ließ die Senatorin offen. Im

    Gesundheitsausschuss am 23. März betonte Kalayci, dass nicht alle Menschen, die sich an den Untersuchungsstellen testen ließen, auch positive Fälle seien.

    Damals sagte sie: „Am Ende sind es etwa fünf Prozent der Getesteten, die positiv sind.“ Es wären also 120 Euro pro Stunde für 95 Prozent gesunde – beziehungsweise nicht an Covid-19 erkrankte – Fälle. Allerdings steigen die Zahlen der Infizierten schließlich nach wie vor stetig an.
    Grüne: Vieles bleibe derzeit liegen

    Catherina Pieroth, Gesundheitsexpertin der Grünen-Fraktion, glaubt, die Gesundheitsverwaltung sei von der Fülle der Aufgaben überfordert, „das Angebot ist nicht das einzige, was liegen geblieben ist“, sagt sie.

    Die Senatsverwaltung sei schlicht nicht wie ein Unternehmen auf Beschaffung und Logistik eingestellt – das sei eine neue Situation.

    Die CDU-Fraktion hatte im Gesundheitsausschuss beantragt, in jedem der zwölf Bezirke eine eigene Abklärungsstelle zu schaffen. „Diesen Antrag befürworte ich, so hätte jeder nah am Wohnort die Möglichkeit, sich testen zu lassen“, sagt Pieroth. „Denn es geht überhaupt nicht, dass die Leute durch die ganze Stadt fahren.“

    Mitarbeit: Sascha Karberg

    #Berlin #Taxi #Covid-19

  • Mit Uber in Berlin unterwegs: Wenn die Taxi-Innung die Konkurrenz testet
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/wenn-die-taxi-innung-die-konkurrenz-testet-3938722.html

    30.3.2018 von Thomas Loy - Der Tagesspiegel hat dem Vizechef der Berliner Taxi-Innung eine Fahrt mit dem US-Fahrdienstvermittler spendiert. Es hat ihm nicht gefallen.


    Mäßig begeistert. Taxi-Chef Rolf Feja (l.) an der Seite von Reporter Thomas Loy .

    Die App findet Rolf Feja gar nicht schlecht, wegen der süßen kleinen Autos, die über die Grafik schleichen. Das sind die Uber-Fahrer, die auf Fahrgäste warten, obwohl sie doch gar nicht warten dürfen, weil sie ja keine Taxifahrer sind. Aber davon später mehr.

    Rolf Feja fährt seit 40 Jahren Taxi, jetzt ist er der stellvertretende Chef der Taxiinnung und bezeichnet Uber als unlauteren Mitbewerber, als gefährlichen Parasiten, der das Taxigewerbe langsam aussaugt. Mehr als tausend Berliner Taxifahrer seien schon zu Uber abgewandert, weil sie dort nicht kontrolliert würden. Kein Taxameter, auch keines, das dem Finanzamt die Umsätze übermittelt, das sogenannte Fiskaltaxameter. Da ließen sich Einnahmen und Arbeitszeiten frisieren, um Steuern und Sozialabgaben zu sparen. Feja trägt Schiebermütze und Schnurrbart, redet viel und gern, verkörpert den klassischen Berliner Taxifahrer, den es auf den Straßen kaum noch gibt. Feja hat eingewilligt, zum ersten Mal in seinem Leben in ein Uber-Auto zu steigen, zu einem Fahrer ohne Taxischein und Taxameter. Das kostet schon etwas Überwindung, aber es geht ja um Aufklärung der Taxikunden, was es bedeutet, einfach mal bei Uber einzusteigen.

    Das Kennzeichen steht für ein großes Mietwagenunternehmen

    Per App ordern wir ein Uber-Auto zum Flughafen Tegel, bezahlt wird über Paypal. Die App zeigt an, dass Tarek* kommen wird, ein kleines Foto zeigt ihn und das Kennzeichen seines Autos. „Volltreffer“, freut sich Feja. Das Kennzeichen steht für ein großes Berliner Mietwagenunternehmen, dessen Chef er seit Langem kennt. „Schmutzige Geschäfte“, sagt Feja. Früher war der Chef Taxiunternehmer, jetzt fährt er vor allem für Uber und hat nebenbei einen Wachschutz.

    „Thomas?“ Tarek lächelt aus dem Seitenfenster seines schneeweißen Toyota Prius, er hat den Namen seines Gastes von der App bekommen. Er steigt aus, will Gepäck einladen, doch wir haben keins. Tarek hält mir stattdessen die Tür auf und fährt los. Wir nutzen die Fahrt für ein Interview.

    Ein Interview während der Fahrt

    Reporter: Was ist denn die Hauptkritik der Taxiinnung am System Uber?

    Feja: Das System Uber heißt, dass die Fahrer keinen Taxischein, also Personenbeförderungsschein mit Ortskundeprüfung, machen müssen. Die Prüfung, an der viele Fahrer scheitern, wurde im vergangenen Jahr auch in Berlin abgeschafft. Viele Mietwagenunternehmen, die für Uber fahren, sind in Brandenburg angemeldet, in ländlichen Regionen unter 50 000 Einwohner war auch bisher keine Ortskundeprüfung notwendig. Außerdem gibt es bei Uber keinen Wegstreckenzähler und kein Arbeitszeitprotokoll. Ihr Fahrer könnte schon 25 Stunden gefahren sein. Im Taxi sind sie praktisch gläsern, für den Fahrpreis gelten feste Tarife, im Fiskaltaxameter wird alles aufgezeichnet.

    Reporter: Aber Uber ist für den Kunden deutlich billiger. Die Tour vom Abgeordnetenhaus zum Flughafen Tegel kostet rund 20 Euro.

    Feja: Am Tag, als der Orkan Xavier den gesamten Bahnverkehr lahmgelegt hat, hätten sie 60 bis 70 Euro gezahlt. Was Sie zahlen, hängt von der Nachfrage ab, das berechnet Uber per Algorithmus.

    Reporter: Stimmt das alles, Tarek?

    Tarek zuckt mit den Schultern, er lächelt.
    Tarek: Ich kann nichts sagen.

    Reporter: Müssen Sie auch nicht.

    Feja: Warum fahren Sie denn nicht Taxi?

    Tarek: Ich war Jobcenter. Die wollten aber nicht zahlen, für Taxischein. Ich kann aber nichts Schweres arbeiten, habe kaputtes Knie.

    Feja: Woher wissen Sie denn, wie der kürzeste Weg zum Flughafen geht?

    Tarek: Da gibt es viele Wege ...

    Feja (lacht): Das weiß ich auch. Ich möchte aber den kürzesten Weg fahren.

    Tarek: Ich mach’, was das Navigationssystem sagt.

    Tarek möchte jetzt nichts mehr sagen. Er verrät nur noch, dass er aus dem Libanon kommt.

    Feja: Die Strecke ist okay, wäre ich auch gefahren. Aber lassen Sie ihn mal nach Köpenick fahren, im Berufsverkehr, da wird’s dann kompliziert. Und der Fahrer muss Sie gar nicht mitnehmen, wenn ihm Ihre Nase nicht passt. Anders als im Taxigewerbe. Wir sind Teil des öffentlichen Nahverkehrs und verpflichtet, jeden Fahrgast zu jedem gewünschten Ziel zu bringen.

    Am Saatwinkler Damm warten die Uber-Fahrer

    Unterwegs zeigt Feja auf den Burger King am Saatwinkler Damm. Da stünden häufig Uber-Fahrer und warteten auf die nächste Fuhre vom Flughafen. Schwarze oder weiße Limousine, Toyota oder Hyundai, Kennzeichen LC, LN, LDS, damit ist für Taxifahrer klar: jemand von Uber. Die Fahrt geht vorbei am vollen Taxiparkplatz mit knapp 400 Autos und endet am Hauptterminal.

    Am Flughafen zeigt die Uber-App vier Autos in der Nähe. Wir ordern eine Fahrt zum Kaufhaus Clou am Kurt-Schumacher-Platz. Feja glaubt, dass die Fahrt abgelehnt wird (vom Fahrer oder der App), weil sie zu kurz ist. Falsch. Abbas*, ein kräftiger Mann aus dem Libanon, gut gelaunt, empfängt uns nach vier Minuten Wartezeit und einem Anruf zur Vergewisserung, wo wir genau sind, in seinem Audi A6 mit LN-Kennzeichen.

    Erst zwei Fahrten seit sechs Uhr

    Diesmal bleiben wir inkognito. Abbas erzählt, dass er seit sechs Uhr am Flughafen auf Kunden wartet und erst zwei Fahrten hatte. Für einen Taxifahrer wäre das bitter, Abbas bleibt gelassen. Er sei angestellt, 800 Euro zahle ihm sein Chef im Monat. Was er für Frau und fünf Kinder sonst noch braucht, kommt von Jobcenter und Kindergeldkasse. Abbas bestätigt, was die Taxibranche kritisiert: Uber-Fahrer werden oft am Rande des Existenzminimus bezahlt und halten sich nicht an die Regeln. Als Mietwagenfahrer müssen sie nach jedem Auftrag an den Betriebssitz zurückkehren, so steht es im Personenbeförderungsgesetz. Nur wenn sie während der Rückfahrt einen neuen Auftrag bekommen, dürfen sie den annehmen.

    Vom Kurt-Schumacher-Platz wollen wir zurück zum Abgeordnetenhaus. Emre*, gebürtiger Türke um die 40, kommt mit einem grauen Toyota Auris, Kennzeichen LN. Neun Minuten Wartezeit, meldet die App. Emre ist schneller. Er erzählt, dass vor allem Touristen mit Uber fahren. Oft hört er nur „Hello“ und „Bye-bye“, sonst bleibt es still im Auto. Emre spricht kein Englisch, muss er auch nicht, denn alle wesentlichen Fragen regelt die App. Trinkgeld gebe es eher selten. Das findet Emre schade. Da hätte er dann auch Lkw-Fahrer bleiben können.

    Die Mietwagenfirma sei in der Nähe von Großziethen, doch das Auto fährt fast nur in Berlin herum. 40 bis 50 Fahrer würden inzwischen für die Firma arbeiten, Kumpels hätten ihn überredet, es auch mal zu versuchen. Fünf Fahrer wechselten sich auf seinem Auto ab, gefahren werde nur für Uber. Was er verdient, behält Emre lieber für sich.

    Mehr als ein Streit um Stundenlöhne

    Der Konflikt zwischen Emre und Herrn Feja, zwischen Uber und der Berliner Taxi-Innung ist mehr als nur ein Streit um Stundenlöhne, Ortskenntnisse oder konkurrierende Apps fürs Handy. Es ist der Konflikt zwischen einem bewährten Geschäftsmodell und gesetzlich verbrieften Privilegien, die in einer anderen Ära erdacht wurden – und einem amerikanischen Unternehmen, das sich mit digitalen Mitteln darüber hinwegsetzt.

    Das Unternehmen mit Sitz bei der Factory an der Brunnenstraße in Mitte empfängt in hellen Räumen voller Apple-Computer und mit italienischer Kaffeemaschine. Vor einem Jahr sagte Deutschland-Chef Christoph Weigler dem Tagesspiegel:

    „Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zum Taxi.“ Die Zielgruppe seien diejenigen, die noch immer jeden Tag alleine im Auto zur Arbeit fahren. Dafür sei der Preis die wesentlichste Stellschraube. Bei 20 Prozent unter dem Taxipreis würden Masseneffekte spürbar. Andere Bevölkerungsgruppen könnten sich dann leisten, sich fahren zu lassen. „Unsere Erfahrung ist, dass man mit dem Einsatz von Technologie eine wesentlich höhere Auslastung für die Fahrzeuge erreichen kann und dadurch niedrigere Preise möglich sind – bei stabilen Umsätzen für die Fahrer“, sagt Weigler.

    Weil die Uber-App etwa durch „Forward Dispatching“ schon während einer Fahrt mögliche Anschlusskunden in der Nähe des Ankunftsorts vermittelt und aktuelle Verkehrsdaten einbezieht, sei es möglich, Auslastungsquoten von über 50 Prozent zu erreichen. Bei den Taxifahrern liege diese Quote deutlich niedriger.

    Die Kapitalmärkte hingegen haben keinerlei Zweifel daran, wer aus diesem Duell siegreich hervorgehen wird. 2015 gelang es Uber, eine Kapitalerhöhung von fast einer Milliarde Dollar unter Dach und Fach zu bringen – obwohl Uber Quartal für Quartal dunkelrote Zahlen schreibt. Der Unternehmenswert stieg damit auf umgerechnet gut 45,5 Milliarden Euro. Das ist ein bisschen mehr als die Deutsche Post – und ein bisschen weniger als der Autokonzern BMW.

    Mit diesem gigantischen Finanzpolster im Rücken ging die Firma fortan nicht nur auf Konfrontationskurs zu Taxifahrern, sondern begann zudem mit der Suche nach Wegen, sie gleich ganz abzuschaffen. Uber ist eines von mehreren Dutzend Unternehmen, die eigene Systeme für autonom fahrende Autos entwickeln und auf öffentlichen Straßen in den USA testen.

    Kein Wunder also, dass der Konzern überall dort, wo er auftaucht, auf Ablehnung der Taxifahrer stößt – oder sogar Gewalt. Egal, ob in Paris, Istanbul oder Brisbane: Rund um den Globus wurden Uber-Fahrer bereits von Taxifahrern verprügelt. Aber es gibt auch viele, die mit Uber zusammenarbeiten und sich Kunden vermitteln lassen, via UberTaxi-App. Laut Uber sind 1500 Berliner Taxen dort aktiv, von insgesamt 8000.

    Reporter: Und, wie haben Ihnen die Uber-Fahrten gefallen?

    Feja: Na, die sprachlichen Barrieren waren sehr hoch. Wenn wir nicht ständig gefragt hätten, wäre es wohl ziemlich still geblieben im Auto. Von der Freundlichkeit und der Fahrstrecke her war alles in Ordnung, nur der Letzte ist ziemlich krumm gefahren.

    Taxifahrer Feja und das Unternehmen Uber, so viel steht fest, werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr.

    #Berlin #Uber #Taxi

  • Nachruf auf Rolf Feja: Einmal ein Auto aufs Dach legen!
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/nachrufe/nachruf-auf-rolf-feja-einmal-ein-auto-aufs-dach-legen-12201926.html

    Und wieder ist ein Teil unserer Geschichte verschwunden, untergegangen ohne Buch, ohne Film bleiben Erinnerungen von Kindern und Kollegen.

    5.9.2024 von Karl Grünberg - Rolfs Vater war LKW-Fahrer, von Montag bis Freitag war er unterwegs. Kam er nach Hause, fragte er als Erstes die Mutter, ob sich die sechs Kinder benommen hätten. Wenn nicht, setzte es erstmal was. In den Ferien aber nahm er die Kinder abwechselnd mit auf Tour, Fahrtwind schnuppern, andere Länder erkunden, im Lkw schlafen. In der Schule berichteten sie dann stolz, dass ihr Vater einen sehr großen Mercedes fährt, besser als jeder Porsche. Von Autos hatte ihr Vater sowieso die größte Ahnung.

    Sein erstes Geld hatte er verdient, indem er sich mit Wassereimer und Schwämmen vor eine Autowaschanlange gestellt und die verdreckten Felgen auf Hochglanz gebracht hatte, eine Mark pro Auto. Mit 18 machte Rolf seinen Führerschein und kaufte sich als Erstes einen schrottreifen NSU. Jede freie Minute schraubten Rolf und seine Kumpels an ihren Autos.

    Ihr liebster Sport: die Kurve zur Autobahn am Kreuz Schöneberg Richtung Steglitz so scharf nehmen, dass das Auto nur noch auf zwei Rädern fuhr. Ziel: wenigsten einmal ein Auto aufs Dach zu legen. Mit einer Ente schaffte Rolf es endlich. Weil auch das irgendwann langweilig wurde, fuhr Rolf bei Autorennen auf der Avus mit: heulende Motoren, Adrenalin, Benzingeruch, jubelnde Zuschauer.

    Im ersten Leben kutschierte Rolf Kranke, Getränke, Betonmischer durch die Gegend. Bis er seinen Taxischein machte, für Rolf eine Offenbarung. Er liebte es, mit dem Auto durch die Stadt zu cruisen, er liebte es, für andere Menschen da zu sein, sich mit ihnen zu unterhalten.

    Der Vater war früh gestorben, die Mutter kümmerte sich nun alleine um die Kinder. Waren die Jungs frech, mussten sie vor der kleinen Frau antreten und sich ihre Strafe abholen. Rolf wiederum war groß und kräftig, er boxte und machte was her. Als er noch zuhause wohnte, erlaubte die Mutter der Schwester ihre ersten Discobesuche - wenn Rolf dabei war. Er gab seiner Schwester in der Disco dann ein, zwei Küsse auf die Wange, und schon traute sich keiner mehr an sie ran.

    Rolf war eine rote Socke, spendete Geld für Salvador Allende, ging auf Demos gegen Atomkraft und Rasterfahndung, unterschrieb gegen die Isolation der RAF-Gefangenen. War am 9. November immer auf die Straße – in Erinnerung an die Opfer der Pogromnacht von 1938. Er war gegen Bush und gegen den Krieg in Afghanistan, kettete sich gegen Castortransporte an die Schienen. Den „Spiegel“ hatte er im Abo, alle Ausgaben seit 1970 hat er gesammelt. Stieg ein Abgeordneter in sein Taxi, wusste er, wer das war, und für was er stand.
    Keine echte Freiheit

    „Ich akzeptiere andere Meinungen, sie sind nur häufig falsch“, sagte er gerne. Einmal, als er schon Vorsitzender der Taxi-Innung war und mit Politikern in Talkrunden debattierte, soll einer von denen gesagt haben: „Wenn Sie das nächste Mal kommen, komme ich nicht.“ Gegenüber seinen Fahrgästen war Rolf alte Schule. Hielt die Tür auf, trug die Koffer von der Haustür zum Auto, scheute sich nicht davor, Besoffene aus der letzten Kneipe in Neukölln abzuholen. In einer „taz“-Reportage über Taxifahrer steht dies: Seit drei Jahen fährt Rolf Feja Helga zur Dialyse. Sie guckt ihn an. „Ich bin froh, dass ich dich hab.“ „Ach, ist doch gut Helga“, sagt Rolf. „Am Wochenende mache dir was mit Apfel und Streusel“, sagt Helga. Sie biegen in ihre Straße ein. „Ick fahr dich direkt vor die Haustür, dit is ja klar“, sagt Feja und manövriert sein Taxi durch die engen Gassen. Er nimmt ihre Hand: „Schönes Wochenende, meine Kleene.“

    Mitte der 80er lernte Rolf seine erste Frau kennen, bekam mit ihr zwei Jungs. Sie trennten sich, und Rolf bekam das Sorgerecht zugesprochen, und musste sich nun, selbstständiger Taxifahrer mit Anfang 30, um seine zwei Jungs allein kümmern. „Am Tag seines Todes habe ich mein Staatsexamen bestanden. Ich finde, das sagt, was unser Vattern geleistet hat“, sagt einer von ihnen.

    Streng war er als Vater, und er war viel arbeiten. Die Jungs mussten bald kochen, putzen, einkaufen. Doch Rolf schaffte es irgendwie, immer zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein. Fragte in der Schule bei den Lehrern nach, wie es läuft. Stand im Taxi vor der Schule, um zu schauen, ob die Jungs auch dort ankamen. Fuhr sie im Taxi zum Fußballtraining. Am Wochenende aber besuchten sie ihn bei seinen Spielen, denn Rolf war Schiedsrichter. Er pfiff bis zur Oberliga. In Neukölln, da wo er wohnte, trainierte er diverse Kindermannschaften.

    Ein Schulfreund seines Sohnes kam aus dem Libanon. Als seine Familie vom Flüchtlingsheim in die erste eigene Wohnung ziehen durfte, organisierte Rolf die Möbel. Als sein Sohn mit einem Schwerstbehinderten arbeitete, fuhr er beide von A nach B. Als der Krieg in der Ukraine losbrach, sammelte er Ukrainer an der Grenze ein und brachte sie nach Berlin.

    Etwas anderes als Taxifahren konnte er sich gar nicht vorstellen. Das Auto, beginnen und aufhören, wann er wollte. Obwohl es keine echte Freiheit war, das wusste auch Rolf. Der Verdienst so gering, dass man eine Frau braucht, um sich das Geschäft zu leisten - so ein gängiger Spruch unter Taxifahrern. Rolf liebte es, nicht zu wissen, mit wem er als nächstes ins Gespräch kommen würde. Er liebte es aber auch, am Flughafen Tegel mit den Kollegen Skat auf der Motorhaube zu spielen, um Centbeträge.

    Was Rolf weniger liebte, waren die neuen Fahrdienste à la Uber. Da konnte er fuchsig werden, wenn er die vielen neuen Wagen sah, die den Taxis die Kunden wegschnappen ohne Taxischein, Taxameter und Kontrolle. Immer wieder traf er sich mit Politikern, dann hatte der Innungsvorsitzende zwar ein Hemd an, darüber aber stets die Lederweste, auf dem Kopf die Schiebermütze und unter der Nase den großen Schnurbart. So sprach er auch auf Demos oder stürmte Veranstaltungen und schlug für die Taxifahrer und deren Zukunft Rabatz.

    Rolf in Rente? Niemand konnte sich das vorstellen. Kurz bevor es soweit war, starb er an einem Herzinfarkt.

    #Berlin #Taxi #Geschichte #Arbeit

  • Un nouveau #contrat_écologique

    Alors que notre époque est marquée par l’urgence climatique, la #transition_écologique peine à s’enclencher. Il existe bien d’autres #urgences économiques et sociales plus immédiates, bien d’autres aspirations et préoccupations. Comment concilier nos buts ? Régler ce qui nous divise ? Comment consolider notre unité dans l’action ?

    À travers une analyse profonde et percutante, l’ouvrage examine les échecs du passé et identifie une même mécanique : l’#approche_technocratique traditionnellement suivie mène à l’impasse, comme dans le cas emblématique de la #taxe_carbone.

    La focalisation excessive sur les #mesures_techniques empêche de prendre à bras le corps le véritable défi : la nécessité de revoir et de redéfinir le #contrat_social. La transition écologique nécessite une approche #politique et démocratique pour gérer les #conflits, les #désaccords et les #aspirations_divergentes au sein de la société.

    L’ouvrage plaide pour concerter la transition écologique et engager l’ensemble de la société dans la construction d’un #avenir_commun. Semblable à un processus constituant, ce changement d’approche vise à construire un nouveau contrat écologique, un compromis de société qui décloisonne les questions sociales, économiques et écologiques.

    https://www.puf.com/un-nouveau-contrat-ecologique

    #livre

  • Krankenfahrten-Anbieter Qrago kooperiert mit Free Now
    https://taxi-times.com/krankenfahrten-anbieter-qrago-kooperiert-mit-free-now

    Da hat wohl jemand den berühmten Zug der Zeit verpasst. Wenn Taxis als Krankenbeförderer ausfallen, übernehmen die Mietwagenbetriebe. An sich könnte das egal sein, hätte das nicht weitere Lohndrückerei bis zur Unterschreitung des gesetzlichen Mindestlohns zur Folge.

    Dafür gibt es zwei Gründe :

    – Wenn die prinzipiell illegal mit Lohndumping agierenden Betriebe der Mietwagenbranche ins Spiel kommen, können diese ihre wahrem Umsätze und Fahrer-Arbeitszeiten noch besser verschleiern als bei reinem Uber-Auftragsbetrieb.

    – Mit ihren Dumpinglöhnen runieren diese Betriebe die Taxibranche. Wenn der nun ein wichtiges Standbein wegbricht, werden die verbleibenden regelkonformen Normalarbeitspätze der Branche noch stärker gefährdet als bislang.

    So läuft das schon einige Jahre nicht nur in der Taxi- und Mietwagenbranche. Die Entwicklung war absehbar. FreeNow machte Anstalten, sich aus der Konkurrenz mit dem vollständig rechtswidrigen Uber-System zurückzuziehen, und musste ein neues Tätigkeitsfeld finden, in dem durch Vermittlungstätigkeit Gewinn gemacht werden kann. Als deutsches Unternehmen mit den staatsnahen Systemen gut vertraut hat der Konzern Kontakte und eine passend zugeschnittene Infrastruktur aufgebaut. Jetzt verspricht er Klinken und Kassen niedrigere Kosten als bei der Zusammenarbeit mit regionalen Taxiverbänden und -vermittlungen.

    Auf Seiten der medizinischen Ausstattung stößt das Bestreben der Krankenversicherungen, jeden Cent aus Dienstleistern herauszuquetschen, regelmäßig auf gut organisierten Widerstand von Gewerkschaften, Ärzteverbänden und Klinikonzernen. Die zersplitterte Taxibranche hingegen erweist sich erneut als unfähig, ihrer Konkurrenz etwas entgegenzusetzen.

    Gut für FreeNow, schlecht für alle Kolleginnen und Kollegen am Steuer. Wie immer wird der Kampf auf ihrem Rücken ausgetragen.

    Sinnvolle Regulierung müsste immer die Pflicht zur Zahlung von Tariflöhnen durch alle Wettbewerber beinhalten, und die rücksichtslose Ausbeutung der schutzlosen Arbeitnehmer zum Ziel haben.

    Sozialpartner, die frei Konditionen verhandeln könnten, gibt es in der Taxi- Und Mietwagenbranche schon lange nicht mehr. Staatliche Maßnahmen zur Echtzeit-Kontrolle der Mindestlohn-Zahlung sind erforderlich. Das hört sich komplizierter an, als es ist. Die Zuständigen sollten einfach mal miteinander ins Gespräch kommen.

    21.8.2024 von Jürgen Hartmann - Die Zahl der Krankenhäuser, die bei Taxibetrieben und Zentralen für ihre Patienten Fahrten bestellen, nimmt ab. Klinken nutzen zunehmend die Vermittlungsplattform Qrago. Der Anbieter hat eine Kooperation mit Free Now verkündet und zeigt damit den Taxizentralen die kalte Schulter.

    Der Stuttgarter Vermittler für Krankenfahrten Qrago ist eine digitale Plattform für Krankenfahrten aller Art, ob sitzend, liegend oder im Rollstuhl, in verschiedensten Fahrzeugen. Das Geschäftsmodell: Aufträge automatisiert weitergeben und für jede vermittelte Fahrt vom Leistungserbringer eine Provision kassieren – ähnlich agieren bekanntlich Uber, Bolt und Free Now. Mit letzterem hat Qrago nun eine Kooperation vereinbart. Das klingt für die Taxibranche nicht zwingend negativ, denn nach dem angekündigten Rückzug aus dem Geschäft mit dem illegalen taxigleichen Verkehr mit Mietwagen vermittelt Free Now seine Touren nun wieder verstärkt an die Taxiflotte.

    Mit der nun verkündeten „strategischen Partnerschaft für medizinische Taxifahrten“ will Free Now ab sofort im großen Stil Taxifahrten für den Gesundheitssektor vermitteln. Für eine „verbesserte Patientenversorgung“ integriert die Firma Qrago, die sich laut eigener Darstellung auf Mobilität und Logistik im Gesundheitswesen spezialisiert hat, die Taxivermittlung von Free Now, um einen „schnellen und zuverlässigen Patiententransport“ zu ermöglichen.

    Das Unternehmen mit der Eigenschreibweise „QRaGo“ ist 2019 gegründet worden und hat seinen Fokus auf die Bestellung, Überwachung und Dokumentation von Transportaufträgen gerichtet. Es kooperiert mit über 150 medizinischen Einrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seine Vermittlungsplattform „ermöglicht eine einfache und effiziente Fahrtenbestellung und ist damit der größte Anbieter von Mobilitätsleistungen im deutschen Gesundheitswesen“, wobei nicht nur Personenbeförderungen von sitzenden oder liegenden Patienten und solchen im Rollstuhl oder Tragestuhl vermittelt werden, sondern auch Transporte von Medikamenten, Labormaterialien und medizinischen Geräten.

    Der Vorteil, den Qrago seinen Kunden unter dem Strich bietet: Das Krankenhauspersonal muss beispielsweise bei einer sogenannten Entlassungsfahrt, bei der ein Patient bei Beendigung seines Aufenthaltes nach Hause befördert wird, nur noch eine App bedienen und nicht unter mehreren Fahrdiensten (meist telefonisch) den passenden Beförderer bestellen. „Wieder jemand, der sich dazwischenklemmt und einen Euro netto pro Auftrag bekommt, angeblich für eine DSGVO-konforme Vermittlung“ kommentiert Christian Hess, Geschäftsführer des Münchner IsarFunks.

    Qrago hat vor einiger Zeit schon Kontakt mit diversen Taxizentralen aufgenommen und eine Integration in die App vorgeschlagen – ebenso wie man das auch einzelnen taxibetrieben anbietet. „Wir konnten einen Mehrwert für uns nicht erkennen“, sagt dazu Christian Hess. Andere Taxizentralen haben durchaus Interesse an einer Anbindung der App an das Taxi-Vermittlungssystem gezeigt und sind auch schon tätig geworden. Die Tatsache, dass Qrago nun aber jenen Taxizentralen die kalte Schulter zeigt und stattdessen mit Free Now kooperiert, stößt dort auf Kritik. Thomas Kroker beispielsweise, Vorstand der Taxi München eG, bestätigt auf Nachfrage von Taxi Times, dass Qrago dem bundesdeutschen Taxigewerbe große Sorgen mache, insbesondere den Zentralen. „Wo früher der Pförtner auf’s Autobooking gedrückt hat, drückt er jetzt auf Qrago. Die kassieren kräftig mit, wir Zentralen bezahlen pro Auftrag, damit wir diese Aufträge nicht verlieren. Wir haben viel investiert in die Software-Anbindung, zigtausende Euro für die Schnittstellen-Entwicklung bezahlt, Manpower reingesteckt usw., in wöchentlichen Videocalls zur Abstimmung und zur Aufnahme des Echtbetriebs einen Termin nach dem anderen gemacht, und jetzt drehen sie uns die kalte Schulter zu.“ Man habe von der Kooperation mit Free Now nur durch die Presse erfahren, bestätigt Kroker – wie auch Ferdi Akcaglar, Vorstand der Taxi Augsburg eG, der sich ebenfalls mit Qrago schon länger im Austausch befindet.

    Genau hier wird aber auch das Dilemma sichtbar: Anstatt mit mehreren Taxizentralen und deren unterschiedlichen Vorstellungen zu verhandeln, hat Qrago mit Free Now einen Partner gefunden, der bundesweite Verfügbarkeiten verspricht (auch wenn beispielsweise im oben erwähnten Augsburg eine Bedienung mangels verfügbarer Free-Now-Taxipartner nicht gewährleistet sein dürfte).

    Dieser Wunsch nach nur einem An- und Abrechnungspartner, der eine flächendeckende Bedienung garantiert, erinnert an die Deutsche Bahn, die ihre Fahrten auch nur mehr mit einem Unternehmen digitalisiert abrechnet.

    Bei der Bahn ist dieser Partner allerdings der Bundesverband Taxi und Mietwagen, und die Umsetzung erfolgt über eine Zusammenarbeit zwischen den großen Taxizentralen und deren Apps.

    Insofern macht die jetzt zwischen Qrago und Free Now verkündete Kooperation deutlich, wo der Weg hinführt: Um Großkunden wie in diesem Falle Krankenhäuser nicht zu verlieren, müssen Taxizentralen unter einer gemeinsamen Dachmarke auftreten. Was mit der Bahn möglich ist, muss auch mit Qrago möglich sein. Der Wettlauf um solche Großkunden hat begonnen und Free Now im Falle von Qrago einen ersten Punktsieg errungen. jh/ar

    #Deutschland #Taxi #Kapitalkonzentration #Privatisierung

  • Pourquoi prendre le train coûte si cher

    Le lieu commun selon lequel prendre le train est un choix écologique, mais trop coûteux, est en partie fondé. Pour développer le rail, les pouvoirs publics doivent choisir de l’avantager résolument.

    Peu de gens le contestent : prendre le train pour partir en vacances ou aller travailler, c’est bon pour le #climat. En TGV, l’empreinte carbone est de 70 à 80 fois moindre qu’en avion ou en voiture sans passager. Même si l’on compare les émissions moyennes des TER (peu remplis et roulant pour partie au fioul) à celles d’une voiture bien remplie, le gain reste non négligeable.

    Néanmoins, ce choix est parfois coûteux. D’après une étude de Greenpeace (https://www.greenpeace.fr/espace-presse/nouveau-rapport-le-train-deux-fois-plus-cher-que-lavion-en-europe), pour relier de grandes villes européennes distantes de moins de 1 500 km, le train est en moyenne deux fois plus cher que l’avion. C’est même 2,6 fois en France ! En outre, le sentiment est répandu que les prix du rail empirent, selon un sondage mené pour le Réseau action climat (RAC).

    De fait, d’après l’Insee, le prix du train de voyageurs a nettement augmenté après la pandémie. Mais depuis 2019, cette hausse (13 %) n’est pas supérieure à l’inflation. Et même si certains trajets (comme Londres-Barcelone) sont terriblement chers en train, il ne faut pas généraliser trop vite. Le #rail reste globalement avantageux, si l’on en croit les chiffres de l’Autorité de régulation des transports.

    Ainsi, sur une même distance, le TAGV (TGV et autres trains « aptes à la grande vitesse ») est en moyenne moins coûteux qu’un #avion classique. L’avion low cost, certes, est bien meilleur marché, mais lorsqu’il existe, le TAGV low cost fait aussi bien. Quant au trajet en autoroute, il revient beaucoup plus cher s’il est effectué seul : il faut être plus de deux pour faire de vraies économies en prenant la voiture.

    Sur des distances courtes, là aussi, le prix du TER – très bas pour les abonnés – est en moyenne inférieur au coût de la voiture en solo (11,2 cts/km), conclut une étude de la Fédération nationale des associations d’usagers du train (Fnaut) (https://www.fnaut.fr/uploads/2020/09/281.pdf). Surtout qu’il ne s’agit que d’un coût marginal : le coût moyen, incluant l’achat et l’entretien de la voiture, l’assurance etc., est de plus du triple !

    De nombreuses variables

    Reste que ces moyennes cachent de grandes disparités. Dans certains cas, la voiture ou l’avion sont bel et bien moins chers. Les prix varient en effet selon la ligne, le moment du voyage, mais aussi celui de la réservation, augmentant en fonction du remplissage : c’est le #yield_management.

    Une pratique que la #SNCF défend car elle permet d’optimiser le remplissage et d’offrir des places à petit prix. Sauf pour ceux qui ne peuvent décaler leur voyage… ou qui n’arrivent pas à anticiper leur achat – un motif de renoncement au train presque aussi fréquent (16 % des sondés) que le prix dans l’absolu (22 %), selon le RAC.

    La #comparaison avec la voiture dépend du nombre de passagers. Celle avec l’aérien, de la distance parcourue. « Une fois en l’air, l’avion ne coûte presque rien », souligne l’économiste Yves Crozet.

    Le train, lui, a besoin de lourdes #infrastructures pour rouler. Elles sont financées par un #droit_d’usage_des_voies, qui augmente avec les kilomètres. Acquitté au gestionnaire du réseau, ce « #péage » constitue une grosse part du coût, qui monte à près de 40 % dans le cas des #TGV. Plus le trajet est long, donc, plus l’avion a l’avantage…

    « Le train, c’est très lourd et structurellement très cher », estime plus généralement le professeur à Sciences Po Lyon. Par exemple, explique-t-il, les compagnies à bas coût peuvent maximiser le remplissage des avions en effectuant un petit nombre de liaisons entre deux villes. Le train, lui, subit des flux déséquilibrés entre matin et soir, semaine et week-end, etc.

    Il y a aussi les #frais_de_personnel, environ un tiers des charges de la SNCF (hors formation). Ils seraient particulièrement élevés en France : ainsi, les coûts de roulage des TER sont supérieurs de 60 % à ceux de leurs équivalents allemands, selon un rapport du Sénat (https://www.senat.fr/rap/r21-570/r21-5706.html#fn18).

    Les contraintes de la SNCF – comme la faible polyvalence des salariés – sont aux antipodes des modèles « extrêmement agressifs » des compagnies aériennes low cost, qui « poussent les coûts sur les salariés – ceci sur la planète entière », souligne Christian Desmaris, également économiste à Sciences Po Lyon.

    Prendre en compte les #coûts_externes

    Ces conséquences négatives – pollution, épuisement des salariés – mais non assumées financièrement par les entreprises, appelées « coûts externes » en économie, ne font généralement pas l’objet de pénalités pour les transporteurs les plus polluants ou les moins respectueux de leurs salariés.

    Certes, les émissions de CO2 des vols internes à l’UE sont bien soumises à des quotas. Mais jusqu’ici, la plupart étaient alloués gratuitement (ils seront bientôt payants1). De plus, le kérosène n’est pas taxé, et les vols internationaux sont exonérés de TVA (10 % sur le train et les vols intérieurs), bien que soumis à la taxe « Chirac » de solidarité, soit 2,63 euros en « classe éco » vers l’UE2.

    La #route ne bénéficie pas a priori des mêmes avantages. Les automobilistes paient de multiples #taxes sur le carburant, incluant une #contribution_carbone. Néanmoins, les prélèvements sont loin de couvrir les coûts que chaque véhicule engendre pour la société, en particulier en ville, à en croire une étude du Trésor (https://www.tresor.economie.gouv.fr/Articles/2021/04/27/les-usagers-de-la-route-paient-ils-le-juste-prix-de-leurs-circu). Des « #externalités » qui comprennent, outre les émissions, l’usage de la route, le bruit, la pollution de l’air, les embouteillages et les accidents3.

    L’estimation des #coûts_externes dépend d’hypothèses et de valeurs discutables, souligne Yves Crozet dans un article. Elle éclaire néanmoins le besoin d’instaurer des prélèvements adaptés pour les compenser. Attention, toutefois, prévient le chercheur : même si le train engendre moins d’externalités, ses usagers ne paient pas non plus (et même encore moins) son coût pour la société. Il est en effet peu taxé et largement financé par les collectivités.

    Du moins… certains trains. Le transport ferroviaire conventionné avec les régions (TER) ou l’Etat (Intercités, trains de nuit) est ultra-subventionné : les pouvoirs publics assument les trois quarts de son coût. Lequel s’avère élevé, car ces trains emportent en moyenne peu de passagers. Difficile donc de les juger désavantagés face à leurs concurrents.

    Il en va autrement des #trains_à_grande_vitesse, dont le #modèle_économique historique est basé sur l’#autofinancement. Ce sont donc les passagers, en France, qui paient l’essentiel de l’infrastructure, les « péages » étant répercutés sur les billets. Et ces péages sont les plus élevés d’Europe, surtout pour les lignes à grande vitesse : 2 à 2,5 fois plus par train pour chaque kilomètre qu’en Espagne ou en Allemagne, presque 5 fois plus qu’en Italie.

    Même si l’écart par voyageur est moindre – car les TAGV en France emportent plus de passagers –, tout voyage est ainsi très coûteux pour les opérateurs, qui sont incités à limiter les circulations.

    C’est une des raisons pour lesquelles la SNCF a réduit son nombre de rames : la capacité totale de ses TGV a diminué de 14 % de 2013 à 2023, calcule le cabinet Trans-Missions (https://www.trans-missions.eu/y-a-t-il-moins-de-tgv-en-circulation-aujourdhui-quil-y-a-10-ans). Conséquence : avec la forte demande actuelle, ces trains sont souvent complets et les prix s’envolent vite. De nouvelles rames n’arriveront pas avant 2025.

    Promouvoir des #tarifs_sociaux et investir dans l’infrastructure

    Le coût des péages est aussi « une barrière à l’entrée » sur le marché français, ajoute Christian Desmaris. L’ouverture à la concurrence, lancée fin 2020, reste en effet timide : face au TGV, seules #Trenitalia et la #Renfe opèrent un petit nombre de trains. Sur le Paris-Lyon, l’arrivée de la compagnie italienne a été suivie d’une nette baisse de prix (https://www.alternatives-economiques.fr/concurrence-va-t-faire-baisser-prix-tgv-francais/00107606). Il est néanmoins trop tôt pour dire si la #concurrence produira à long terme les bénéfices espérés : plus de trains, des prix plus bas et un meilleur service.

    Un triptyque observé dans d’autres pays d’Europe, notamment en Italie. Mais chez le voisin transalpin, un coup de pouce décisif a joué : la baisse du tarif des péages décidée par l’Etat. Elle aurait même déclenché un cercle vertueux, la hausse du nombre de trains et de passagers accroissant au bout du compte les recettes pour le réseau. Le cabinet Sia Partners estime qu’une dynamique semblable serait possible en France si l’on baissait les péages de 20 % (https://afra.fr/actualites-afra/colloque-2023-comment-renforcer-le-rail-pour-reussir-la-transition-energetique).

    Or, pour l’instant, c’est tout le contraire qui est prévu : une hausse soutenue des péages jusqu’en 2030, avec déjà 8 % en 2024. Cette augmentation est critiquée. Dans le rapport cité plus haut, les sénateurs la jugent peu soutenable et appellent à un nouveau modèle dans lequel l’Etat financerait lui-même les #investissements dans le réseau, comme dans d’autres pays d’Europe, pour développer le train.

    Toutefois, serait-il juste que les impôts financent le TAGV ? Patricia Pérennes, du cabinet Trans-Missions, en doute, car la mobilité à grande vitesse bénéficie surtout aux plus favorisés. Si on veut la rendre plus accessible à certaines catégories de population, il vaut mieux « redynamiser les tarifs sociaux », aujourd’hui limités sur ce type de train, estime cette économiste.

    Mais pour développer l’usage du rail, la priorité selon elle est ailleurs : « Investir dans l’infrastructure classique » afin d’avoir des trains plus fiables, réguliers, sur des plages horaires étendues. Une meilleure offre, donc, notamment autour des métropoles.

    Sur ce sujet, le gouvernement a annoncé l’an dernier un plan de 100 milliards d’euros pour le ferroviaire, qui vise notamment à créer des « #RER » métropolitains. Son financement reste flou, mais une contribution fiscale des concessions autoroutières et des grands aéroports a été votée fin 2023.

    L’Etat a aussi lancé un « #Pass_Rail » destiné aux 16-28 ans. Coûtant 49 euros par mois et disponible entre juin et août 2024, il permet à ses détenteurs de prendre le train en illimité en France, hors TAGV et trains d’Île-de-France. Cependant, beaucoup d’économistes expriment des réserves sur ce type de mesures qui se traduisent parfois par une baisse des recettes et une saturation du réseau. En Allemagne, où une mesure similaire a été testée (sans limite d’âge), 5 % seulement des trajets effectués avec le Pass auraient été réalisés en voiture s’il n’existait pas. À court terme, le #report_modal s’avère donc limité.

    Plus largement, baisser le prix du train n’entraînerait pas de report massif vers le rail, juge Yves Crozet, qui note qu’aujourd’hui, « les TGV sont déjà pleins ». Pour vraiment limiter la part des transports les plus émetteurs, offrir une alternative, même bon marché, ne suffit pas. Il faut également les « embêter », affirme l’économiste : leur imposer des contraintes. Cela peut notamment passer par un prix plus élevé, qui prendrait vraiment en compte leurs externalités.

    https://www.alternatives-economiques.fr/prendre-train-coute-cher/00112094

    #prix #train #transport_ferroviaire #tarification

    • En tout cas, ça doit bien rapporter ! le toulouse-paris en TGV ouigo est toujours plein. Arrivée en gare de Montparnasse, tu peux compter jusqu’à 20 wagons avec un étage, à la louche près de 3000 personnes qui débarquent sur le quai. Et ni bar restaurant, ni même de bouteille d’eau, voire la veille du départ on t’annonce en pleine canicule que ton wagon risque d’avoir une clim en panne.

    • Au delà de la question de l’investissement, j’ai l’impression qu’il y a une impasse dans cet article sur la question de la tarification. Jusqu’aux années 90, en France, la tarification s’opérait au km, mettant en place une péréquation territoriale de fait. Brutalement on est passé au « yield management », la saloperie néolibérale qui veut que, plus il y a demande prévue sur un trajet, plus c’est cher.
      Avant cette révolution scélérate, je m’en rappelle très bien, le calcul était de dire que la bagnole c’était rentable à partir de 3 ou 4 (et non pas 2 ou 3 comme dit dans l’article, qui commence son raisonnement après le meurtre de la tarification kilométrique). Ça change pas mal la donne.

      Retour à la tarification kilométrique !

    • La « tarification au km » c’est encore le cas en Suisse (et je prie tous les dieux du ciel pour que ça reste ainsi pour toujours), égal quel train du prend, le prix est déterminé par les km que tu parcours. Tu peux donc faire un bout avec un train. Descendre, reprendre un autre train, tout cela avec le même billet que tu as dans la main et alors que tu ne pensais pas t’arrêter...
      Il y a des « billets dégriffés » sur certains trajets à certaines heures si tu les prends à l’avance (sur les trains moins fréquentés). Un rabais, mais même si tu achète ton billet 10 minutes avant de partir tu sais EXACTEMENT COMBIEN CELA COÛTE TON TRAJET. Il y a un prix qui est fixe et est calculé selon les km. Tu peux le trouver cher ou pas, mais au moins tu sais combien ton trajet va te coûter.
      Et tu sais aussi que si tu achètes le fameux « abonnement demi-tarif », eh bhein... les billets que tu achètes sont à demi-tarif, ce qui signifie exactement la moitié du prix de base. Point.
      Simple, non ?

      #service_public

  • « Surtaxer » les résidences secondaires pour enrayer la crise du logement, une méthode de plus en plus appliquée par les maires
    https://www.lemonde.fr/societe/article/2024/08/24/crise-du-logement-l-engouement-des-maires-pour-la-surtaxe-sur-les-residences

    La capitale s’affole, elle aussi, de l’espace gagné par les #résidences_secondaires en quelques décennies, passées de quelque 30 000 au tournant des années 1970 à près de 140 000 aujourd’hui (soit 10 % des logements). « On en compte chaque année 4 000 de plus. On court le risque que, dans quatre ou cinq ans, les logements privés à louer à Paris, en chute libre, deviennent moins nombreux que les résidences secondaires et #logements_vacants réunis », s’alarme Jacques Baudrier, adjoint à la maire de #Paris (Parti communiste français), chargé du logement. La ville applique la surtaxe maximale [sur la part communale de la #taxe_d'habitation]. Elle va lui rapporter 120 millions d’euros cette année, et coûter près de 900 euros, en moyenne, aux propriétaires de résidence secondaire.

    « Il y a urgence à ce que le futur gouvernement augmente cette surtaxe pour libérer des logements à Paris et en Ile-de-France. Il faudrait que la majoration soit de + 300 % [au lieu des +60% max actuels] pour avoir un effet. A 6 000 euros, ça commencerait à faire réfléchir un paquet de gens », argue M. Baudrier. Confrontés aux mêmes difficultés d’accès au logement de la population locale, des pays voisins ont opté pour des solutions radicales. En Suisse, les communes dont le taux de résidences secondaires dépasse le quota de 20 % refusent l’autorisation de toute nouvelle résidence secondaire.

  • 200 milliards : le #coût exorbitant des #aides_publiques_aux_entreprises

    Près de 200 milliards d’euros. C’est le montant des #aides_publiques versées aux grandes #entreprises_privées sans aucune contrepartie. Ce montant a été révélé par une étude de l’Institut de recherches économiques et sociales (Ires) et du Clersé (groupe de chercheurs de l’université de Lille). Il s’agit du premier #budget de l’État : plus de 30% de son budget total, et deux fois plus que le budget de l’Éducation nationale. #Subventions_directes, #niches_fiscales et sociales en tout genre ou encore #aides régionales et européennes, ces 200 milliards prennent des formes diverses, mais ont une même finalité : partir en poussière chez des intérêts privés, plutôt qu’au service de la collectivité.

    Le #capitalisme français est sous #perfusion, selon le titre même de l’étude de l’Ires. Il ne survit qu’avec l’aide d’un État qui lui donne tout sans rien attendre en retour. Une histoire d’amour et de dépendance donc ; au détriment d’une #politique_économique sensée. Toutes les études, y compris celles des services ministériels eux-mêmes, le montrent : les effets de ces milliards d’aides sont faibles voire inexistants. Pour la dernière étude de l’Ires : « L’#efficacité des allègements du coût du travail se trouve sans doute ailleurs : dans le soutien apporté aux marges de l’entreprises« . La puissance publique utilise donc l’argent du contribuable pour augmenter le profit du secteur privé.

    Résultat : pas de création d’emplois, pas de hausse des salaires, pas de relocalisations de l’industrie, mais une augmentation des dividendes des actionnaires. Pourtant, Emmanuel Macron et son gouvernement refuse toujours fermement de s’attaquer à ce premier poste de dépense. Il a même augmenté les niches fiscales de 10 milliards d’euros pour 2024, le même montant qu’il a retiré aux #services_publics. Une politique qui entraîne la #France droit dans le mur. Notre article.

    D’où viennent ces 200 milliards ?

    Le gâteau des #aides_aux_entreprises a considérablement grossi ces dernières années : l’État accorde 3 fois plus d’aides au #secteur_privé qu’en 1999. Et ce gâteau se découpe en plusieurs parts. Le magazine Frustration fournit un graphique de la répartition de ces aides (https://www.frustrationmagazine.fr/subvention-capitalisme). C’est environ 20% de #subventions directes de l’État ou des collectivités, 40% d’#exonérations de #cotisations_sociales, et 40% de niches fiscales et #baisses_d’impôts.

    Ces milliards d’aides ne tombent pas du ciel. Ils résultent très nettement des politiques des gouvernements libéraux depuis les années 2000. En particulier, des politiques d’Emmanuel Macron depuis 2017 et même avant, à la tête de l’Économie de François Hollande. Avant lui, les politiques de réduction des #cotisations_patronales des entreprises ont pavé le chemin sous Nicolas Sarkozy. Ensuite, le grand bond en arrière : la mise en place du #Crédit_d’Impôt_Compétitivité_Recherche (#CICE), qui a coûté à l’État plus de 100 milliards depuis 2013.

    Sa suppression permettrait de rapporter 10 milliards d’euros, a minima. La baisse pérenne des cotisations sociales est venue remplacer le CICE en 2019 par Macron, pour le même effet. D’autres dispositifs encore : le #Crédit_impôt_recherche (#CIR : sa suppression pour les grandes entreprises rapporterait 1.3 milliard), ou encore le #Pacte_de_Responsabilité (un ensemble de différents crédits d’impôts mis en place en bloc par François Hollande).

    Sous Macron, ces dispositifs perdurent et s’étendent. Ils cohabitent surtout avec d’autres milliards tendus par Macron aux entreprises. Par exemple, Macron a décidé seul de supprimer la #cotisation_sur_la_valeur_ajoutée_des_entreprises (#CVAE), qui bénéficiait aux collectivités territoriales, et de les rendre dépendantes aux recettes de la #TVA, l’impôt le plus injuste. Ce nouveau cadeau aux grandes entreprises coûte cette année 12 milliards d’euros, et coûtera 15 milliards en 2027.

    D’innombrables niches sont encore en vigueur : la niche « #Copé » (5 milliards d’euros) ou les niches fiscales défavorables au climat (19 milliards d’euros selon l’Institut d’étude pour le climat) pour ne citer qu’elles.

    200 milliards pour licencier ?

    Problème majeur : ces milliards d’aides aux entreprises se font sans contrepartie aucune. Bien souvent, elles permettent et encouragent même les attaques sociales des entreprises envers leurs salariés : baisses des salaires, #licenciements, #délocalisations, etc. Un exemple récent : l’entreprise #Forvia (ex-Forecia), fabricant français d’équipements automobiles. Depuis son lancement dans la filière de l’hydrogène, elle a touché 600 millions de subventions – et ce, hors CICE. Pourtant, le 19 février 2024, le directeur annonce d’une pierre deux coups le retour des bénéfices pour 2023 et la suppression progressive de 10.000 emplois pour les quatre prochaines années.

    Douche froide pour les salariés, dont l’entreprise annonce le même jour des bénéfices records et un grand #plan_de_licenciement qui ne dit pas son nom. L’Insoumission s’est entretenue avec des travailleurs de Forvia mobilisés contre la décision de leur direction. Ils dénoncent d’une même voix l’hypocrisie de leur direction mais aussi de la puissance publique :

    « On leur a donné 600 millions d’argent de l’Etat. Non seulement ils n’ont pas créé d’emplois mais en plus ils en suppriment. Ils touchent de l’agent pour virer les travailleurs, aussi simple que ça. C’était 600 millions pour un seul site de 300 salariés : ça fait 2 millions par salarié, et ils se permettent de fermer des sites. Juste pour leur marge. Et honnêtement, on a même l’impression que c’est nous qui payons le licenciement de nos collègues, puisqu’on va travailler plus pour compenser leur départ.« 

    Résultat direct et rationnel de l’absence de conditionnement social (et écologique) de ces aides publiques, les entreprises font ce qu’elles veulent de cet argent. Et Forvia est loin d’être la seule à profiter des aides d’entreprises pour augmenter ses marges au détriment des salariés, comme le soulignait l’étude de l’Ires. En 2019, le groupe #Michelin s’était déjà par exemple servi d’un crédit d’impôt (CICE) de 65 milliards d’euros pour délocaliser sa production en Pologne, en Roumanie et en Espagne.

    Et ces quelques exemples ne sont très certainement que l’arbre qui cache la forêt, au vu de l’ampleur des sommes engagées. D’une manière générale : beaucoup d’#argent_public pour les #actionnaires, qui aurait pu être consacré aux grands chantiers de #politiques_publiques. Combien d’écoles, d’hôpitaux, de lignes ferroviaires auraient pu être construits avec ces 200 milliards ? Combien de personnels soignants, de professeurs et d’AESH dans les écoles auraient pu être rémunérés ?

    Pour continuer d’arroser les entreprises, le Gouvernement fait les poches aux français

    Alors que le chantage à la dette et à la compression des dépenses repart de plus belle avec l’annonce des 5.5% de PIB de déficit, la #responsabilité de ces 200 milliards d’aides est immense. Le Gouvernement détourne les yeux de cette responsabilité et préfère concentrer ses attaques ciblées sur les dépenses sociales et les services publics. Les conséquences de ce récit politique sont déjà à l’oeuvre : moins 10 milliards d’euros passés par décret en février, multiples réformes de l’assurance-chômage, etc. Et d’autres coupes sont à venir pour atteindre les 3% de déficit d’ici 2027, jusqu’à 80 milliards d’euros de coupe selon Bruno Le Maire.

    Selon les mots de l’étude de l’Ires, « un État-providence caché en faveur des entreprises » se développe à l’heure où le Gouvernement détricote l’Etat-providence social. Romaric Godin résume la situation dans un article sur le chantage à la dette pour Mediapart : « L’épouvantail de la dette a pour fonction de démanteler ce qui reste de l’État social pour préserver les transferts vers le secteur privé et soutenir sa rentabilité face à une croissance stagnante.« 

    Plus encore, pour Benjamin Lemoine, sociologue et auteur de l’ouvrage L’Ordre de la dette (2022) : « Le maintien de l’ordre de la dette demande un dosage incessant entre le soutien au capital privé et une capacité à assurer sans chocs politiques le service de la dette, et depuis des années cette capacité repose entièrement sur le sacrifice de l’État social.« (https://www.editionsladecouverte.fr/l_ordre_de_la_dette-9782707185501)

    Derrière le refus du Gouvernement de s’attaquer aux aides aux entreprises, c’est donc tout un #modèle_économique qui ne veut être remis en cause par les macronistes. Le #capitalisme_français repose tout entier sur ce système de #soutien_public_au_capital. 200 milliards, cela commence à faire cher le fonctionnement de l’#économie.

    #Conditionnement_des_aides, suppression des niches fiscales inutiles : les recettes fiscales existent

    Un autre modèle est pourtant possible. Toutes les études sur les aides aux entreprises parlent d’une même voix : il faut conditionner les aides. Elles rejoignent ainsi les revendications de la France Insoumise depuis des années. La suppression du CICE est au programme de l’Avenir en Commun dès l’élection présidentielle de 2017. De même pour le CIR, et toutes les niches « anti-sociales et anti-écologiques ». La France Insoumise a ainsi publié ce 28 mars ses « 10 mesures d’urgence pour faire face à l’austérité » dans un document intitulé « Moins de dépenses fiscales, plus de recettes fiscales !« .

    Au programme : rétablir l’#ISF (+15 milliards), taxer les superprofits (+15 milliards), supprimer le CICE (+10 milliards), supprimer le CIR (+1.3 milliards), supprimer les niches fiscales les plus polluantes (+6 milliards), rétablir la CVAE (+15 milliards), mettre en place une #imposition_universelle_sur_les_entreprises (+42 milliards), renforcer la #taxe_sur_les_transactions_financières (+10.8 milliards) et mettre fin à la #flat_tax (+1 milliards). Un large panel qui vise à montrer une chose : « Les seules dépenses à réduire sont celles en faveur des plus riches » écrit la France Insoumise, pour qui les 200 milliards d’aides seraient un bon premier ciblage.

    Une chose est certaine : il existe, effectivement, de nombreux postes de dépenses sur lesquels le Gouvernement pourrait se pencher pour réduire le #déficit_public. Conditionner les aides aux entreprises paraît être une étape essentielle.

    https://linsoumission.fr/2024/04/05/200-milliards-aides-entreprises

    #alternative

    –—

    Le rapport est probablement celui-ci, datant de 2022, à moins qu’un nouveau n’a pas été publié depuis :

    Un capitalisme sous perfusion : Mesure, théories et effets macroéconomiques des aides publiques aux entreprises françaises

    La pandémie apparue à l’hiver 2019-2020 a souligné avec une acuité spectaculaire le rôle des aides publiques pour maintenir sur pied les entreprises face à la mise en arrêt artificiel de l’activité. Il ne s’agit cependant que d’une partie d’un processus plus ample et ancien de développement, par la puissance publique et depuis maintenant plusieurs décennies, de dispositifs de soutien des entreprises, dispositifs qui mobilisent les finances publiques et sociales (mêlant dépenses effectives et exonérations) mais qui ne sont pas recensés sous la forme d’une catégorie statistique dédiée.

    L’étude se penche sur cet enjeu des aides publiques aux entreprises en posant quatre grandes questions : Combien ? Pourquoi ? Pour quels effets ? Et enfin, à quelles conditions ?

    Les informations statistiques sur l’ensemble des mesures d’aide aux entreprises et leur évolution dans le temps existent, sont publiques mais souvent disséminées et parcellaires. En particulier, il n’existe pas de catégorie statistique qui les regroupe. Celles-ci sont constituées de trois composantes : les dépenses fiscales (avec notamment le crédit d’impôt pour la compétitivité et l’emploi et le crédit d’impôt recherche), les dépenses socio-fiscales (exonérations de cotisations sociales employeurs) et les dépenses budgétaires de subvention et d’aide à l’investissement. Comme le montre l’étude, alors qu’elles oscillaient en moyenne autour de 30 milliards d’euros par an dans les années 1990, elles représentaient un montant de plus de 100 milliards d’euros par an dès 2008, et culminaient à 157 milliards en 2019, avant même la mise en œuvre du « quoi qu’il en coûte ».

    Mises en place selon des arguments en termes de compétitivité, d’emploi, d’investissement ou d’innovation, la discussion autour des effets théoriques et la revue de la littérature empirique laissent subsister de sérieux doutes sur la pertinence de ces mesures. Ces politiques peuvent de surcroît entraîner des effets d’accoutumance et de dépendance pour les entreprises, assorti d’un coût permanent pour les finances publiques et sociales, ceci pour des effets réels, mais souvent transitoires. Il en ressort l’idée que notre système économique est de plus en plus « sous perfusion » d’aides publiques aux entreprises.

    L’étude met enfin en évidence grâce à un modèle macroéconomique les différentes (in)efficacités des mesures de baisse de prélèvements obligatoires sur les entreprises selon qu’elles s’accompagnent ou pas de contreparties (par exemple en termes d’investissement productif), comparativement notamment à la dépense publique directe. Elle envisage également une utilisation alternative des sommes dépensées.

    En conclusion, l’étude s’interroge sur la conditionnalité des aides publiques aux entreprises, en particulier l’application de critères sociaux et/ou environnementaux.

    https://ires.fr/publications/cgt/un-capitalisme-sous-perfusion-mesure-theories-et-effets-macroeconomiques-des-ai

  • Illegales Taxi-Imperium durch langsame Behörden
    https://taxi-times.com/illegales-taxi-imperium-durch-langsame-behoerden

    7.7.2024 von Hayrettin Şimşek - Im digitalen Zeitalter, wo Informationen schnell fließen, ist es erstaunlich, wie langsam manche Behörden arbeiten. Ein Fall aus Wien zeigt, wie jemand ein schläfriges System ausnutzen konnte.

    Wie österreichische Medien in dieser Woche übereinstimmend berichteten, betrieb ein 29-jähriger Serbe von Juni 2020 bis August 2022 ein nicht angemeldetes Taxigeschäft in Wien. Obwohl er arbeitslos gemeldet war und Arbeitslosengeld bezog, verdiente er netto rund 205.000 Euro im Jahr. Er nutzte gefälschte Zulassungen und Taxischeine, um Zugang zur Plattform von Bolt zu erhalten, und verlangte wöchentliche Gebühren von 250 bis 400 Euro von den Fahrern. Insgesamt soll er 39 manipulierte Fahrzeugpapiere und 44 gefälschte Taxischeine verwendet haben. Zudem fälschte er Strafregisterauszüge für Gewerbeanmeldungen.

    Trotz auffälliger Aktivitäten blieben die Behörden untätig, bis das Landeskriminalamt den Fall aufdeckte. Der Serbe wurde der Staatsanwaltschaft Korneuburg übergeben, Er wurde nun wegen groß angelegten Sozialbetrugs und gefälschter Dokumente angeklagt. Zudem wurden auch gegen die Fahrer Anzeigen erstattet.

    Solche Fälle zeigen die Schwächen eines Verwaltungssystems, bei denen Behörden mangels Digitalisierung und ausreichender personeller Ausstattung kontrollmäßig hinterherhinken. Die Langsamkeit der Behörden ermöglichte das florierende illegale Geschäft und Plattformen wie Uber und Bolt sind der Nährboden dafür. Wer weiß, wie viele solcher Fälle noch unentdeckt sind.

    Die Lösung liegt in einem verpflichtenden Datenabgleich zwischen den Behörden und den Plattformbetreibern. Durch den Einsatz moderner Technologien können Informationen in Echtzeit überprüft und illegale Aktivitäten schneller aufgedeckt werden, so wie es in Berlin seit kurzem praktiziert wird. Nur so kann das Vertrauen der Bürger in den Rechtsstaat wiederhergestellt werden und kann den legal agierenden Unternehmen geholfen werden. hs

    Beitragsfoto; Aufs Glatteis führte ein Bolt-Krimineller die Österreichischen Behörden, der jahrelang als Arbeitsloser illegale Taxis in Wien einsetzte. Foto: Axel Rühle

    Der Taxiunternehmer ist in Berlin in der Tagschicht im Einsatz. Neben eigenen Beiträgen unterstützt er die Redaktion bei der Themenrecherche, betreut die ‚sozialen Kanäle‘ von Taxi Times und übersetzt zahlreiche Beiträge ins Türkische.

    #Taxi #Wien #Betrug

  • Hamburg nimmt kleine Fachkunde auf eigene Faust in Angriff
    https://taxi-times.com/hamburg-nimmt-kleine-fachkunde-auf-eigene-faust-in-angriff

    12.7.2024 von Axel Rühle - Da im Land Hamburg die dreijährige Schonfrist für P-Schein-Neulinge abläuft, der Bundesgesetzgeber aber noch keine Fachkundeprüfung eingeführt hat, hat die Bürgerschaft jetzt eine eigene Umsetzung beschlossen.

    Der Antrag kam am 12. Juni von der SPD- und der Grünen-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft, dem Landesparlament der Freien und Hansestadt Hamburg, und war verständlich und nachvollziehbar begründet. Das lag unter anderem am guten Draht des Taxigewerbes zu den Politikern. Wie Jan Grupe, Vorsitzender der Taxen-Union Hamburg e. V. berichtet, hatten die – nach seiner Darstellung sehr Taxi-affinen – Abgeordneten Ole Thorben Buschhüter und Ali Şimşek, die sich auch häufig bei Veranstaltungen des Taxigewerbes über die aktuelle Lage informieren, sich des Themas angenommen, nachdem Grupe es angesprochen hatte. Auch Referatsleiter Dirk Ritter von der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) hatte sich für eine Lösung in Landesregie stark gemacht.

    Der Antrag, dem der grüne Koalitionspartner und die oppositionelle Linke sowie die CDU zustimmten, während AfD gegen ihn stimmte, hatte das Thema „Prüfung zum ‚Nachweis der Fachkunde’ für Fahrerlaubnis zur Personenbeförderung (Taxen, Mietwagen, gebündelter Bedarfsverkehr) einzuführen“.

    In ihrer ausführlichen Begründung stellt die SPD zunächst fest, dass die Taxibranche seit Jahrzehnten ein wichtiger Bestandteil des Hamburger Verkehrs ist. „Taxiverkehr ermöglicht Mobilität an Orten und zu Zeiten, an denen kein eigenes Auto und kein ÖPNV vorhanden oder die Fahrt damit nicht praktikabel ist.“ Der Tür-zu-Tür-Service, den ein Taxi bietet, sei besonders für ältere Fahrgäste, für Fahrten mit Gepäck, für mobilitätseingeschränkte Menschen und Besucher der Stadt eine gern genutzte Option.

    Zu den beförderungsrechtlichen Aspekten wird erwähnt, dass anstelle der Anfang August 2021 entfallenen Ortskundeprüfung im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) bzw. ein „Nachweis der Fachkunde“ für die Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung (weiterhin für Taxen und neuerdings auch für Mietwagen und für gebündelten Bedarfsverkehr) gefordert wird. Der Bundesgesetzgeber habe hierzu seitdem allerdings keine konkreten Anforderungen an einen solchen Nachweis festgelegt.

    In der Verordnung über die Zulassung von Personen zum Straßenverkehr (Fahrerlaubnis-Verordnung – FeV) heißt es in Paragraph 48, Absatz 4: „Die Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung ist zu erteilen, wenn der Bewerber – falls die Erlaubnis für Taxen, Mietwagen und den gebündelten Bedarfsverkehr gelten soll – einen Nachweis der Fachkunde vorlegt. Der Nachweis kann durch eine Bescheinigung einer geeigneten Stelle geführt werden. Die geeignete Stelle wird durch die für das Personenbeförderungsgesetz zuständige oberste Landesbehörde oder die nach Landesrecht bestimmten Stellen bestimmt.“ So viel zum Bundesrecht.

    Zudem wird in dem Antrag der SPD noch einmal auf die derzeitige Rechtslage auf Landesebene hingewiesen: „Bis eine bundeseinheitliche Regelung zur Ausgestaltung des sog. Fachkundenachweises vorliegt, gilt für das Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg vorläufig folgende Regelung: Wenn ab dem 2. August 2021 eine Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung (Taxen, Mietwagen, gebündelter Bedarfsverkehr) neu erteilt wird, erfolgt dies zunächst ohne den entsprechenden Fachkundenachweis erst einmal für drei Jahre. Mit der Einführung des Fachkundenachweises ist dieser verpflichtend, auch, wenn nach dem 2. August 2021 eine Fahrgastbeförderung erteilt worden ist. Sobald festgelegt ist, welche Stelle(n) in Hamburg für den Fachkundenachweis zuständig wird und das Ablegen einer Prüfung möglich ist, wird dieser in Hamburg bei Verlängerungen der Fahrerlaubnis vorzulegen sein. Der für die Ausstellung der Fahrerlaubnis zuständige Landesbetrieb Verkehr wird mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende den zeitlichen Übergang festlegen.“

    Dieser Sachstand gelte seit nunmehr drei Jahren, und noch immer seien die Bemühungen um eine bundesweite Lösung nicht abgeschlossen. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) bzw. die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) habe zwar bereits einen Fragenkatalog ausgearbeitet mit den Schwerpunkten „Verkehrsverhalten“, „Sicherer Transport für Personen mit Beeinträchtigungen – Inklusionsverkehre“ sowie „Überfallsicherheit“, dieser befände sich jedoch noch in der Abstimmung mit den Ländern und den Gewerbeverbänden.

    Momentan müssten angehende Fahrer daher für die Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung (Taxen, Mietwagen, gebündelter Bedarfsverkehr) lediglich einen gültigen Führerschein und ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und die gesundheitliche Eignung nachweisen. „Weitere Kenntnisse sind nicht erforderlich, weder aktuelles Wissen zum Straßenverkehrsrecht noch ein geschulter Umgang mit Fahrgästen – insbesondere den Fahrgästen mit Behinderung. Darunter droht mittelfristig die Qualität und Attraktivität der Branche zu leiden. Diese Situation ist weder im Interesse der Fahrgäste noch der Taxibranche, deren guter Ruf ihre wichtigste Visitenkarte ist.“

    Daher sei es geboten, zur Erfüllung der Vorgaben des PBefG und des Fahrerlaubnisrechts und in Ermangelung einer bundesweiten Regelung diese aus Hamburg voranzutreiben und für den Fall, dass dies zeitnah nicht gelingt, zumindest eine Hamburger Lösung zum „Nachweis der Fachkunde“ zu etablieren, die die Qualität bei der Personenbeförderung sicherstellt.

    Die SPD-Fraktion beantragte deshalb, dass die Bürgerschaft beschließen möge: „Der Senat wird ersucht, die Einführung einer bundeseinheitlichen Regelung voranzutreiben oder, falls dies nicht rechtzeitig gelingt, eine eigene Prüfung zum ‚Nachweis der Fachkunde’ im Sinne von § 48 Absatz 4 Nummer 7 FeV umzusetzen; sich dabei am bereits erarbeiteten Fragenkatalog des BMDV/der BASt zu orientieren; die geeignete Stelle im Sinne von § 48 Absatz 4 Nummer 7 FeV zu bestimmen; die Regelung des § 48 Absatz 7 FeV (Der Halter eines Fahrzeugs darf die Fahrgastbeförderung nicht anordnen oder zulassen, wenn der Führer des Fahrzeugs die erforderliche Erlaubnis zur Fahrgastbeförderung nicht besitzt oder die erforderliche Fachkunde nicht nachgewiesen hat) in Hamburg zeitnah umzusetzen; der Bürgerschaft bis zum 31. Dezember 2024 zu berichten.“

    Diesen Antrag hat die Bürgerschaft gestern auf einer langen Sitzung mehrheitlich angenommen. ar

    Beitragsbild: Gewerbevertreter Jan Grupe (vordere Reihe, 3. v. l.) mit den SPD-Politikern Ole Thorben Buschhüter (ganz links) und Ali Şimşek (daneben), Hansa-Taxi-Vertreter Jan Weber (mit Vollbart, in der Bildmitte) und weiteren Taxiunternehmern; Foto: Ali Şimşek

    #Taxi #Hamburg #Fachkundeprüfung

  • Prenzlauer Berg: Taxi überschlägt sich - fünf Verletzte
    https://www.berliner-zeitung.de/news/prenzlauer-berg-taxi-ueberschlaegt-sich-fuenf-verletzte-li.2234768

    11.7.2024 - Ein Mercedes prallt auf einer Kreuzung gegen ein Taxi. Durch die Wucht des Aufpralls überschlägt sich eines der Autos und bleibt auf dem Dach liegen.

    Bei einem schweren Verkehrsunfall in Prenzlauer Berg hat sich ein Taxi überschlagen. Dabei wurden laut Polizei fünf Menschen leicht verletzt. Laut bisherigen Erkenntnissen der Polizei war ein Mercedes am frühen Samstagmorgn auf der Kreuzung Danziger Straße/Prenzlauer Allee in das Taxi gefahren. Durch die Wucht des Aufpralls überschlug sich das Taxi und blieb auf dem Dach liegen.

    Die Insassen beider Fahrzeuge konnten sich nach dem Unfall selbstständig aus den Autos befreien, wie die Feuerwehr mitteilte. Die Rüstgruppe richtete das Taxi wieder auf. Die leicht verletzten Menschen wurden ambulant behandelt.

    #Berlin #Taxi #Unfall

  • #Espagne : l’embellie économique boostée par le #progrès_social

    Aux antipodes des prédictions des conservateurs, l’Espagne, gouvernée par une coalition progressiste, voit sa #croissance largement surpasser la moyenne des pays de la zone euro.

    Janvier 2020. Le socialiste #Pedro_Sánchez passe un accord de gouvernement avec #Unidas_Podemos (UP) – composé de partis situés à sa #gauche – sur la base d’un programme résolument progressiste. Un gouvernement de coalition est formé, il vise à faire de l’Espagne une « référence pour la protection des #droits_sociaux en Europe », soit résorber les mesures néolibérales et antisociales qui flagellent la population depuis plus de dix ans.

    (#paywall)

    https://www.humanite.fr/monde/coalition/espagne-lembellie-economique-boostee-par-le-progres-social

    #économie

    • Les fortes hausses du « #Smic » en Espagne et en #Allemagne ont-elles pénalisé l’emploi ?

      Les gouvernements allemands et espagnols ont fortement augmenté leurs salaires minimum respectifs ces dernières années. Mais dans ces deux pays, la différence avec le salaire médian reste bien inférieure à ce qu’on observe à l’heure actuelle en France.

      Un tassement des salaires autour du Smic, une perte de compétitivité et des destructions d’emplois ou bien encore un creusement des déficits si l’Etat aide les entreprises mises en difficulté. La hausse de 14,4% d’un coup du Smic souhaité par le NFP concentre de nombreuses critiques émanant d’économistes et d’entrepreneurs.

      Pourtant chez certains de nos voisins, le salaire minimum a fortement augmenté ces dernières années. C’est le cas en Espagne où la hausse cumulée sur six ans atteint 54% ou encore en Allemagne où le salaire minimum a progressé de 26% depuis le 1er octobre 2022. Ces mesures ont-elles été néfastes pour les économies des deux pays ?
      Un succès en Espagne

      Prenons d’abord l’Espagne. Le salaire minimum est passé de 750 euros nets par mois en 2018 à 1.200 euros en 2024. Les organisations patronales ainsi que la Banque d’Espagne craignaient une perte de compétitivité ainsi qu’une hausse du chômage dans un pays où le taux est déjà, de très loin, le plus haut en Europe. Six ans après le début de ses hausses massives, le bilan est pourtant plutôt positif.

      « Cela a été un des plus grands succès du gouvernement et aucune des prévisions alarmistes ne s’est réalisée », observe Guillem Lopez Casasnovas, professeur d’économie à l’Université Pompeu Fabra de Barcelone cité dans Ouest France.

      Si le bilan positif est peut-être à nuancer puisque le taux de chômage a tout de même bondi en un an de 0,5 point à 12,3% de la population active, il faut reconnaître que sur une période de cinq ans, la part des demandeurs d’emplois au sein de la population active a tout de même reculé (plus de 14% en 2019).

      La hausse du Smic a permis de soutenir un niveau de consommation élevé, et ce, dans un contexte propice. La période de Covid était déflationniste, donc le choc sur les prix a été limité. Et l’après-Covid s’est traduit par une importante hausse de la consommation, les Espagnols dépensant massivement ce qu’ils avaient économisé durant les confinements.

      « Le contexte a été particulièrement favorable et la mesure a permis d’amortir l’inflation, reconnaît l’économiste espagnol plutôt classé à gauche. Une mesure similaire appliquée dans une situation différente peut ne pas fonctionner ».
      Le Smic espagnol partait de très bas

      Les conséquences d’une forte hausse du Smic peuvent en effet être très différentes d’une situation à une autre. De nombreux paramètres entrent en ligne de compte comme le coût du travail global (en incluant les charges), la fiscalité sur les entreprises et surtout l’échelle des salaires et le niveau de qualification sur le marché du travail.

      En Espagne, le Smic est parti de très bas (750 euros par mois) avant de fortement augmenter. Pour autant son montant ne représente selon l’OCDE que 49,5% du salaire médian dans le pays contre 61%, aujourd’hui, en France.

      « Ce qu’il faut regarder ce n’est pas l’évolution du salaire minimum mais le prix normal du salaire des travailleurs non qualifiés, estime Jacques Delpla, économiste, ex-conseiller de Nicolas Sarkozy quand ce dernier était à Bercy et président-fondateur de Klimatek. Pour cela, il faut mesurer le salaire minimum par rapport au salaire médian. L’économiste et ancienne numéro 2 du FMI Anne Krueger estimait qu’au-delà de 50% c’était mauvais pour l’emploi. En France on est déjà significativement au-dessus et avec une hausse de 14%, on passerait à plus de 68%, ce qui fait vraiment beaucoup. »
      Un coût du travail qui reste attractif

      Par ailleurs, le niveau du salaire minimum est loin d’être le seul indicateur de la compétitivité. Le coût du travail reste ainsi en Espagne un des plus bas de l’Union européenne.

      Selon Rexecode et les données d’Eurostat, le coût de l’heure travaillée dans le secteur marchand est de 24,40 euros en moyenne en Espagne contre 29,70 euros en Italie, 36,30 euros en zone euro, 43,20 en Allemagne et 43,30 euros en France. Ainsi si la France attire le plus grand nombre d’investissements étrangers en Europe, c’est en Espagne que les investisseurs créent en moyenne le plus d’emplois.
      En Allemagne, les inégalités salariales ont été réduites

      Prenons cette fois l’Allemagne. Le pays a mis en place un salaire minimum en 2015 seulement et, depuis, il a -inflation oblige- fortement augmenté. Quel bilan ? L’institut Destatis (l’Insee allemand) a constaté que les hausses récentes avaient permis de réduire les inégalités salariales.

      Ainsi en avril 2022, les 10% de salaires les plus élevés étaient 3,28 fois supérieurs aux plus bas. Ce ratio est tombé à 2,98 un an plus tard après de fortes hausses du salaire minimum. Ces hausses du salaire minimum ont ainsi fait sortir en un an 1,1 million de salariés allemand du plancher des bas salaires allemands, a calculé Destatis, qui est inférieur à 13,04 euros brut de l’heure.

      L’emploi en a-t-il pâti ? Difficile de l’affirmer mais, en tout cas, il n’en a pas tiré bénéfice. Depuis un point bas atteint début 2022, le chômage remonte en Allemagne et frôle désormais les 6% de la population active selon l’Agence fédérale pour l’emploi (contre 5% en avril 2022).
      Un écart de 53% avec le salaire médian

      Malgré tout, le taux d’emploi dans le pays reste élevé et les moins bons chiffres du chômage depuis deux ans sont surtout la conséquence du ralentissement économique consécutif à la crise énergétique.

      Mais là encore, il convient de mesurer ce que représente ce « Smic » allemand par rapport au salaire médian. Au niveau actuel de 12,41 euros brut de l’heure, ce salaire minimum représente 53% du salaire médian. Le syndicat Ver.di et le parti d’extrême gauche Die Linke réclament une hausse assez sensible afin d’atteindre les 60% d’ici 2025, ce que le gouvernement refuse de faire. Or en France pour rappel, il est déjà à 61% et passerait à plus de 68% avec une hausse du Smic à 1.600 euros.

      On pourrait alors estimer que si le Smic est si « élevé » par rapport au salaire médian en France, c’est que le niveau des salaires est globalement trop bas et qu’il faudrait un nouveau partage de la valeur en faveur des salariés. Les données comparables montrent pourtant que c’est déjà en France que le partage de la valeur se fait en Europe le plus au bénéfice des salariés.
      « Le véritable problème en France c’est qu’on a un Smic élevé »

      Selon Eurostat, la part des rémunérations totales représente en France 65% de la valeur ajoutée brute contre 63% en Allemagne, 61% en Espagne et 59% en moyenne en Europe.

      « Le véritable problème en France c’est qu’on a un Smic élevé et qu’on subventionne le travail non qualifié avec des exonérations de charges, résume Jacques Delpla. Le coût de ces exonérations sur les bas salaires, c’est 3% du PIB, soit 80 milliards d’euros. C’est plus de trois fois le budget de l’université et de la rechercher qui est à 25 milliards. Ce qui est totalement absurde puisque notre coût du travail non qualifié ne sera jamais au niveau de celui de la Bulgarie. Pour augmenter le pouvoir d’achat, il faut améliorer la productivité et investir dans les compétences et surtout pas financer des trucs qui n’ont pas d’avenir ».

      https://www.bfmtv.com/economie/international/les-fortes-hausses-du-smic-en-espagne-et-en-allemagne-ont-elles-penalise-l-em

    • #Emplois, #inégalités... L’exemple réussi d’une Espagne gouvernée à gauche

      #PIB en hausse, #chômage en baisse, #taxation des riches… La politique de gauche menée en Espagne a des résultats positifs. Un exemple pour la France, où le programme du Nouveau Front populaire est décrié par la droite.

      Une politique économique de gauche ruinera-t-elle la France ? Le cas de l’Espagne nous démontre le contraire. Le désastre économique ne s’y est jamais produit, bien qu’il soit sans cesse annoncé par la droite depuis que la gauche est au pouvoir depuis 2018. Avec l’arrivée du Premier ministre socialiste Pedro Sánchez aux affaires la même année, en coalition avec des formations situées à sa gauche, le gouvernement a mené une politique économique de gauche. Et ce, malgré la pandémie et la guerre en Ukraine.

      Résultat : les grands indicateurs mesurant la santé d’une économie indiquent que nos voisins s’en sortent plutôt bien. La droite, le patronat et certaines institutions ont pourtant systématiquement freiné des quatre fers, justifiant leur rejet par le risque de conséquences graves. Voici quelques exemples.
      +54 % du salaire minimum depuis 2018

      Le salaire minimum a augmenté de 54 % depuis 2018, passant de 736 euros par mois en 2018, à 1 134 en 2024. Il y a six ans, la mesure a déclenché un débat acharné dans le pays. Représentants patronaux, politiques et presse de droite ainsi que de nombreux économistes ou encore la Banque d’Espagne martelaient que cela entraînerait une importante destruction d’emplois, accompagnée d’une réduction du nombre d’heures pour les bas salaires et la faillite de nombreuses entreprises.

      En 2023, la plupart des économistes s’accordaient pour dire que, s’il y avait un effet négatif sur les emplois, il était marginal, alors que le pays connaît actuellement une forte progression de l’emploi. Contrairement aux autres revenus dans le pays, le salaire minimum a augmenté de 26 % entre 2019 et mai 2024, soit plus que l’inflation. Cela se traduit par une augmentation de 6,5 % du revenu moyen des personnes affectées, estime une étude de l’OCDE.
      Un marché régulé, davantage d’emplois

      Une nouvelle loi Travail adoptée en 2022 a été conçue pour réduire la précarité dans un pays qui souffrait d’un taux d’emplois temporaires deux fois plus élevé que la moyenne de l’Union européenne (UE).

      « Si on change la législation relative au travail et que ces normes compliquent les choses pour les entreprises, peut-être qu’elles n’emploieront personne », expliquait en 2020 Antonio Garamendi, président de l’organisation patronale CEOE. « Les gens savent-ils que cette réforme va détruire ou arrêter de créer près de 1 million d’emplois ? » se demandait Pablo Casado, chef de file de l’opposition de droite jusqu’en 2022.

      Deux ans plus tard, si certains angles morts demeurent, la plupart des experts reconnaissent que ses effets ont été positifs. Le taux d’emplois à temps partiel est passé de 26 % à 15,7 %. Le nombre de personnes en poste n’a jamais été aussi élevé et le chômage est au plus bas depuis 2008.
      Des riches imposés, et encore plus riches

      En 2022, en pleine inflation, le gouvernement a lancé plusieurs impôts. Tout d’abord sur les grandes banques, dont les bénéfices ont explosé avec les hausses de taux d’intérêt visant à endiguer la montée des prix. Puis sur le chiffre d’affaires des grandes entreprises de l’énergie, dont les bénéfices ont augmenté brutalement avec l’inflation des prix de l’énergie.

      Il a également décidé d’une hausse généralisée pour les contribuables les plus aisés, une baisse pour les revenus les plus bas et d’un « impôt temporaire de solidarité sur les grandes fortunes ».

      Selon la droite et les patrons des secteurs concernés, cette politique détériorerait l’économie en général, puisque les banques et les énergéticiens répercuteraient ces hausses sur les clients, renforçant l’inflation. La Banque centrale européenne (BCE), entre autres, partageait les mêmes craintes. La droite martelait aussi que les plus fortunés fuiraient le pays. Pourtant en 2023, les banques ont enregistré des bénéfices records, les sociétés énergétiques sont revenues à des bénéfices de 2021 (records en leur temps). Quant aux riches, leur nombre a augmenté, leur patrimoine aussi. Le gouvernement envisage désormais de pérenniser ces impôts.

      De nombreuses autres mesures sociales ont été adoptées, un « revenu minimum vital » (équivalent au RSA), une limitation au prix du gaz qui a amplement participé à limiter l’inflation, ou la gratuité de nombreux transports en commun. Résultat : en 2023, le PIB de nos voisins a crû de 2,5 %, quand la hausse n’a été que de 0,3 % pour l’ensemble de l’UE (1,1 % pour la France). Le taux de chômage reste haut, à 11,7 % en 2023. Mais c’est un niveau historiquement bas depuis la crise de 2008.

      Difficile d’imputer ces résultats à la seule gestion du gouvernement. Mais une chose est sûre : elle n’a absolument pas fait sombrer l’économie espagnole. Les contextes espagnol et français sont, certes, différents. Mais l’exemple mérite d’être médité.

      https://reporterre.net/Emplois-inegalites-L-exemple-reussi-d-une-Espagne-gouvernee-a-gauche

  • EU cashes in on €130m in rejected visa applications

    EU governments rake in €130m per year in rejected visa application fees, dubbed as ’reverse remittances’, according to new analysis shared with EUobserver.

    The cost of Schengen visa rejections in 2023 was €130m, up from €105m in 2022, the data compiled by Marta Foresti and Otho Mantegazza at LAGO Collective finds. The total sum is likely to increase in 2024 since the visa application fee to travel to the EU will increase from €80 to €90 for adults on 11 June, following a recent decision by the EU Commission.

    The UK, meanwhile, raised £44m (€50m) in rejected fees.

    The fees are non-refundable, regardless of the outcome. The figures do not account for the costs incurred by not being able to travel for business and leisure, or bills for legal advice and private agencies involved in processing visa applications.

    African and Asian countries bear 90 percent of the costs for rejected Schengen visas.

    The data also shows that rejection rates of short-term visitor visas to Europe and the UK are higher for low and middle-income countries. African countries, in particular, are disproportionately affected, with rejection rates as high as 40-50 percent for Ghana, Senegal and Nigeria.

    The largest number of visa applications to the EU come from Morocco and Algeria, according to the data.

    “Visa inequality has very tangible consequences and the world’s poorest pay the price,” Marta Foresti, founder of LAGO Collective and senior visiting fellow at the ODI thinktank, told EUobserver.

    “You can think of the costs of rejected visas as ‘reverse remittances’, money flowing from poor to rich countries. We never hear about these costs when discussing aid or migration, it is time to change that,” she added.

    For its part, the EU estimates that about half of all irregular migrants within the bloc’s 27 member states result from visa overstays. Last year, over 83,000 people were returned to countries outside the EU, a return rate of 19 percent, according to the EU Commission.

    Over the past year, the EU has begun to use visa restrictions as a political tool, using Article 25a of its 2019 visa code — a provision which allows it to apply visa restrictions for countries with low rates of migrant returns.

    In April, the EU Council agreed to impose visa sanctions on Ethiopia, including a ban on obtaining visas for multiple entries into EU countries, while diplomatic and service passport holders will no longer be exempt from visa fees.

    EU ministers also extended the processing time for visas from 15 days to 45 days, citing Ethiopia’s lack of co-operation in the return of its nationals staying illegally in EU countries.

    Also in April, EU ministers lifted visa restrictions on Gambia, that had been imposed in 2021, after its migrant return rate increased from 14 percent in 2022, to 37 percent in 2023.

    Although the EU has promised to include legal pathways, student and work exchange programmes, and other mechanisms in its trade deals with African states, the focus of a series of recent economic support agreements with Tunisia, Mauritania and Egypt, worth over €8bn has been paying these governments to tighten migration control.

    https://euobserver.com/eu-and-the-world/ar1aabb08b

    #EU #Union_européenne #visa #visas #migrations #business #rejet #taxes #coût

    ping @reka @karine4 @_kg_

  • A New York Taxi Driver Took 20 Years 30 Years Ago To Photograph His Passengers
    https://www.demilked.com/in-my-taxi-new-york-after-hours-ryan-weideman

    A lot of things happen in the back seat of a taxi – people fall asleep after a long day at work, they make out after a date, or throw up after a wild night. Ryan Weiderman got to see it all and much more. The photographer moved to the New York City in the 80’s to fulfill his artistic dreams but was forced to take up driving a cab in order to pay his bills. Yet even then he didn’t give up on his dream. He attached his camera on the taxi meter with some rubber bands and started taking pictures of his passengers.

    He chose to drive around from 5pm to 5am on weekends because of the easy traffic, but it also allowed him to take pictures of the most colorful New York crowd of the 80’s and 90’s. He started by taking pictures of each passenger that got into his taxi, but soon he started to understand what he’s looking for exactly – “something awkward. powerful, idiosyncratic or bizarre” that inspires his vision.

    “I encounter people from all over the world, the ones battered by life in New York, others who exude the City’s aura,” said the photographer in the book In My Taxi: New York After Hours he released after the first 10 years of photographing his passengers.

    Take a look at his work that captured the essence of the 80’s and 90’s New York down below.

    Ryan Weideman | Bruce Silverstein Gallery | photography
    https://brucesilverstein.com/artists/67-ryan-weideman

    #New_York #Taxi #Fotografie

  • Partner statt Konkurrent - Uber baut Zusammenarbeit mit Taxis bundesweit aus
    https://www.n-tv.de/mediathek/videos/wirtschaft/Uber-baut-Zusammenarbeit-mit-Taxis-bundesweit-aus-article25006281.html

    11.06.2024 - Mit Mietwagen-Unternehmen arbeitet die Mobilitätsplattform Uber schon länger zusammen. Jetzt möchte der Konzern mehr und mehr auch für Taxis vom Konkurrenten zum Partner werden. Was Uber konkret plant und wie die Reaktionen ausfallen, fasst ntv zusammen.

    Video 01:32 min

    #Deutschland #Uber #Taxi

  • BVTM zur Ankündigung von Uber, künftig bundesweit mit Taxiunternehmen zusammenarbeiten zu wollen
    https://www.taxi-heute.de/de/news/unternehmens-wirtschaft-und-branchen-nachrichten-sonst-taxithemen-allg-bv

    26.06.2024 von Thomas Kanzler - Am 11. Juni verbreitete Uber eine Pressemeldung, wonach die Plattform künftig bundesweit mit Taxiunternehmen zusammenarbeiten wolle. In Beiträgen auf n.tv und im Tagesspiegel äußert sich Bundesverbands-Geschäftsführer zu Ubers Plänen.

    Die Pressemitteilung des amerikanischen Plattformbetreibers zitiert Deutschlandchef Christoph Weigler: „Mit der Öffnung unserer App für alle Taxifahrer deutschlandweit unterstreichen wir unser Interesse, Partner der Taxibranche in Deutschland zu sein“.

    Der Bundesverband hat hierauf unmittelbar reagiert. Geschäftsführer Michael Oppermann äußerte sich am gleichen Tag mittags beim Fernsehsender n.tv und wies die Avancen der Plattform zurück:

    „Kooperation kommt nur unter seriösen Geschäftspartnern in Frage. Und da bestehen bei Uber doch erhebliche Zweifel. Wir haben in Berlin zuletzt gesehen, dass ein Drittel der Uber-Partnerbetriebe vom Senat stillgelegt wurden wegen illegaler Strukturen und organisierter Kriminalität. Eine Kooperation kommt für das Taxigewerbe nicht in Frage, solange Uber weiter illegalen Mietwagen eine Plattform bietet."

    (hier ist der Link zum Fernseh-Beitrag bei n.tv)
    https://www.n-tv.de/mediathek/videos/wirtschaft/Uber-baut-Zusammenarbeit-mit-Taxis-bundesweit-aus-article25006281.html

    Nachrichtenagenturen und Zeitungen griffen diese Äußerung auf. Unter der Überschrift „Uber Bolt, Free Now: Hauen und Stechen um das Taxi“ berichtet die FAZ am 17. Juni ausführlicher und fokussiert dabei auf den Wettbewerb zwischen Uber und Free Now. Aber auch die Reaktion des Bundesverbands wird dargestellt:

    „Welchen Widerhall der Vorstoß ins klassische Taxigewerbe haben wird, ist umstritten. Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Taxi, erwartet keine großflächige oder systematische Zusammenarbeit der Taxiunternehmer mit Uber. Über 80 Prozent der Taxiflotte seien schon heute per App buchbar, sagt er, darunter auch eigene Angebote der Zentralen wie die App taxi.eu.“

    Im Tagesspiegel Background, der verkehrspolitischen Fachpublikation des Berliner Tagesspiegel, konnte Oppermann nun in einem „Standpunkt“ ausführlich die Position des Taxigewerbes darstellen, einschließlich einer selbstbewussten Darstellung der Leistungen des Gewerbes:

    „Seit die Plattform Uber 2016 auf den deutschen Markt gekommen ist, hat die Branche gemeckert, protestiert und vor Gerichten prozessiert. Weniger bekannt: Die Branche hat sich auch berappelt. Sie hat sich in rasantem Tempo modernisiert und digitalisiert. Sie hat ihre Hausaufgaben gemacht und sich neu erfunden."

    Heute sind von 50.000 Taxis bundesweit 42.000 digital per App bestellbar. Aber nicht – wie man meinen könnte – bei Uber und Bolt, sondern über gewerbeeigene Apps wie Taxi Deutschland und taxi.eu. Die Flotte ist integriert in Apps internationaler Buchungsplattformen wie Sixt und lokale ÖPNV-Angebote wie Jelbi (Berlin) oder LeipzigMOVE (Leipzig). Die Buchung und Abrechnung ist bundesweit problemlos möglich, die Hürden der hergebrachten lokalen Struktur hat das Gewerbe in den letzten Jahren digital überwunden. Uber ist die Lösung für ein Problem, das es nicht (mehr) gibt.“

    (hier geht’s zum Tagesspiegel-Background Artikel)
    https://background.tagesspiegel.de/verkehr-und-smart-mobility/briefing/die-stadt-der-zukunft-braucht-das-taxi

    Für die Taxiunternehmen hat der Bundesverband darüber hinaus plakativ fünf Gründe zusammengestellt, nicht mit der Uber-App zu arbeiten. Unter der Überschrift „Sei kein Idiot. Fahr nicht für Uber“ sind sie aufgeführt:

    Uber will das Taxi töten
    Sie haben es klar gesagt: „ein Arschloch namens Taxi“ ist ihr Gegner. Willst du mit solchen Leuten arbeiten?
    Uber will deinen Umsatz
    Die Plattform will Provision. Auf Dauer bis zu 25% von deinem Geld. Hast du was zu verschenken?
    Uber macht dich zum Komplizen
    Bei jeder Bestellung sieht dein Gast: billiger wäre der Mietwagen. Glaubst du, das hat für dich Zukunft?
    Uber macht dich abhängig
    Wenn die Gäste nur noch von Uber kommen, dann brauchst du Uber. Willst du dich abhängig machen?
    Uber kriegt nie genug
    Mehr als 10 Jahre lang haben sie Geld verloren. Jetzt wollen sie abkassieren. Was glaubst du, wer am Ende zahlt?

    #Deutschland #Uber #Taxi

  • Uber kündigt künftige bundesweite Zusammenarbeit mit Taxiunternehmen an
    https://www.taxi-berlin.de/news/uber-kuendigt-bundesweite-zusammenarbeit-mit-taxiunternehmen-an

    26.6.2024 - Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    am 11. Juni verbreitete Uber eine Pressemeldung, wonach die Plattform künftig bundesweit mit Taxiunternehmen zusammenarbeiten wolle. Dort lässt sich Uber-Deutschlandchef Christoph Weigler zitieren: „Mit der Öffnung unserer App für alle Taxifahrer deutschlandweit unterstreichen wir unser Interesse, Partner der Taxibranche in Deutschland zu sein“.

    Der Bundesverband hat hierauf unmittelbar reagiert. Geschäftsführer Michael Oppermann äußerte sich am gleichen Tag mittags beim Fernsehsender n.tv und wies die Avancen der Plattform zurück:

    „Kooperation kommt nur unter seriösen Geschäftspartnern in Frage. Und da bestehen bei Uber doch erhebliche Zweifel. Wir haben in Berlin zuletzt gesehen, dass ein Drittel der Uber-Partnerbetriebe vom Senat stillgelegt wurden wegen illegaler Strukturen und organisierter Kriminalität. Eine Kooperation kommt für das Taxigewerbe nicht in Frage, solange Uber weiter illegalen Mietwagen eine Plattform bietet.“

    SEHEN SIE HIER DAS INTERVIEW

    Nachrichtenagenturen und Zeitungen griffen diese Äußerung auf.
    Unter der Überschrift „Uber Bolt, Free Now: Hauen und Stechen um das Taxi“ berichtet die FAZ am 17. Juni ausführlicher und fokussiert dabei auf den Wettbewerb zwischen Uber und Free Now. Aber auch die Reaktion des Bundesverbands wird dargestellt:

    „Welchen Widerhall der Vorstoß ins klassische Taxigewerbe haben wird, ist umstritten. Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Taxi, erwartet keine großflächige oder systematische Zusammenarbeit der Taxiunternehmer mit Uber. Über 80 Prozent der Taxiflotte seien schon heute per App buchbar, sagt er, darunter auch eigene Angebote der Zentralen wie die App taxi.eu.“

    Im Tagesspiegel Background, der verkehrspolitischen Fachpublikation des Berliner Tagesspiegel, konnte Oppermann nun in einem „Standpunkt“ ausführlich die Position des Taxigewerbes darstellen, einschließlich einer selbstbewussten Darstellung der Leistungen des Gewerbes:

    „Seit die Plattform Uber 2016 auf den deutschen Markt gekommen ist, hat die Branche gemeckert, protestiert und vor Gerichten prozessiert. Weniger bekannt: Die Branche hat sich auch berappelt. Sie hat sich in rasantem Tempo modernisiert und digitalisiert. Sie hat ihre Hausaufgaben gemacht und sich neu erfunden.

    Heute sind von 50.000 Taxis bundesweit 42.000 digital per App bestellbar. Aber nicht – wie man meinen könnte – bei Uber und Bolt, sondern über gewerbeeigene Apps wie Taxi Deutschland und taxi.eu. Die Flotte ist integriert in Apps internationaler Buchungsplattformen wie Sixt und lokale ÖPNV-Angebote wie Jelbi (Berlin) oder LeipzigMOVE (Leipzig). Die Buchung und Abrechnung ist bundesweit problemlos möglich, die Hürden der hergebrachten lokalen Struktur hat das Gewerbe in den letzten Jahren digital überwunden. Uber ist die Lösung für ein Problem, das es nicht (mehr) gibt.“

    LESEN SIE HIER DEN GANZEN BEITRAG

    Für die Taxiunternehmen hat der Bundesverband darüber hinaus plakativ fünf Gründe zusammengestellt, nicht mit der Uber-App zu arbeiten. Unter der Überschrift „Sei kein Idiot. Fahr nicht für Uber“ sind sie aufgeführt:

    Uber will das Taxi töten
    Sie haben es klar gesagt: „ein Arschloch namens Taxi“ ist ihr Gegner. Willst du mit solchen Leuten arbeiten?

    Uber will deinen Umsatz
    Die Plattform will Provision. Auf Dauer bis zu 25% von deinem Geld. Hast du was zu verschenken?

    Uber macht dich zum Komplizen
    Bei jeder Bestellung sieht dein Gast: billiger wäre der Mietwagen. Glaubst du, das hat für dich Zukunft?

    Uber macht dich abhängig
    Wenn die Gäste nur noch von Uber kommen, dann brauchst du Uber. Willst du dich abhängig machen?

    Uber kriegt nie genug
    Mehr als 10 Jahre lang haben sie Geld verloren. Jetzt wollen sie abkassieren. Was glaubst du, wer am Ende zahlt?

    Hier ein Kurzvideo vom Bundesverband zum Thema, welches wir ausdrücklich empfehlen und unterstützen möchten:
    https://www.ag-taxi.de/IMG/mp4/bvtm_stop-uber.mp4

    Mit freundlichen Grüßen

    Hermann Waldner
    und das Team von Taxi Berlin
    Vizepräsident Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V.

    #Deutschland #Uber #Taxi

  • Uber will künftig in ganz Deutschland Taxis vermitteln – auch auf dem Land
    https://www.businessinsider.de/wirtschaft/uber-will-kuenftig-bundesweit-taxis-vermitteln-auch-auf-dem-land

    11.6.2024 - Uber öffnet seine App für alle Taxiunternehmen in Deutschland, um zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen.

    Bisher war Uber nur in 16 deutschen Städten verfügbar; nun können sich Taxifahrer und Mietwagenunternehmen bundesweit vermitteln lassen.

    Uber tritt damit im Kampf gegen Bolt und Freenow auch in Konkurrenz zu traditionellen Taxi-Ruf-Zentralen.

    Der Fahrdienstvermittler Uber öffnet seine App nun für alle Taxiunternehmen in ganz Deutschland. Bisher war es nur möglich, in 16 deutschen Städten Fahrten mit Uber zu buchen. Ab sofort können sich Taxifahrer und Mietwagenunternehmen bundesweit von Uber vermitteln lassen. Dadurch können die Unternehmen ohne monatliche Mitgliedsgebühren oder langfristige Verträge zusätzliche Einnahmequellen erschließen und ihre Auslastung und Umsätze deutlich steigern, so das Unternehmen.

    Uber hat seine Strategie weltweit bereits vor einigen Monaten geändert. Ursprünglich vermittelte Uber vor allem die Dienste von Fahrern und machte klassischen Taxis Konkurrenz. Inzwischen versucht das Unternehmen, auch Taxifahrer selbst auf seine Plattform zu holen.

    In Städten wie Berlin und München lassen sich bereits Taxis über die App des in den USA gegründeten Unternehmens buchen. In der Hauptstadt kooperieren nach Angaben von Uber bereits etwa 20 Prozent aller Taxis mit der Plattform. Deutschlandweit sind es mehr als 4000 Taxifahrer.
    Uber Deutschland-Chef: „Auch Taxis können von der Digitalisierung profitieren“

    Christoph Weigler, Deutschland-Chef von Uber, sagte, die Öffnung der App für alle Taxifahrer in Deutschland unterstreiche Ubers Interesse, Partner der Taxibranche in Deutschland zu sein. „Auch Taxis können von Digitalisierung, aktivem Werben um Kunden und der hohen Nachfrage auf unserer Plattform profitieren.“ Das digitale Buchen von Dienstleistungen sei zum Standard geworden. „Mit der Uber-App bieten wir die technologische Lösung und vermitteln den Taxifahrern einfach und transparent zusätzliche Aufträge.“

    Mit dem neuen bundesweiten Angebot tritt Uber einerseits in Konkurrenz zu traditionellen Taxi-Ruf-Zentralen, die Fahrten für Taxifahrer vermitteln. Andererseits steht das Uber-Angebot im Wettbewerb mit Plattformen wie Bolt und Freenow, die hauptsächlich Dienste von Mietwagenfirmen vermitteln. Das traditionelle Taxi-Gewerbe wie die Berliner Taxiinnung wirft diesen Mietwagenfirmen vor, sich nicht an die gesetzlichen Bestimmungen zu halten und teilweise Sozialbetrug zu begehen.

    Uber betonte, man kooperiere ausschließlich mit lokalen, lizenzierten Taxi- und Mietwagenunternehmen, die die Beförderungsleistung durchführen. „Die Fahrer der Partnerunternehmen besitzen ausnahmslos einen Personenbeförderungsschein und erfüllen sämtliche Voraussetzungen für die gewerbliche Personenbeförderung. Alle Fahrten sind dementsprechend vollständig versichert.“

    #Deutschland #Uber #Taxi