• Getöteter Taxifahrer in Berlin: Verdächtiger war bereits wegen Tötungsdelikt in Belgien flüchtig
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/04/schweigeminute-spendensammlung-fuer-getoeteten-taxifahrer-berlin.html

    11.4.2023 von P. Höppner - Im Fall des niedergestochenen Taxifahrers in Berlin-Grunewald gibt es neue Details über den mutmaßlichen Täter: Der 24-Jährige war bereits wegen eines Tötungsdelikts in Belgien auf der Flucht, die belgische Justiz hat seine Auslieferung beantragt.

    Mutmaßlicher Täter war bereits wegen Tötungsdelikt in Belgien auf Flucht
    Spendenaktion für Familie des Taxifahrers bei Film-Premiere
    Schweigeminute abgehalten
    Taxifahrer fahren mit Trauerflor am Fahrzeug

    Der Verdächtige im Fall des getöteten Taxifahrers in Berlin soll bereits wegen eines anderen Tötungsdelikts in Belgien auf der Flucht gewesen sein. Gegen den 24-Jährigen sei bei der Kölner Generalstaatsanwaltschaft ein Auslieferungsverfahren anhängig, sagte ein Behördensprecher am Dienstag.

    Ein 49-jährige Berliner Taxifahrer war am Donnerstagmorgen nach einer Messerattacke im Berliner Villenviertel Grunewald gestorben. Ein Passant hatte ihn gefunden. Zeugen versuchten noch, den Mann zu retten. Der Taxifahrer starb jedoch im Krankenhaus.

    Der Verdächtige befindet sich laut Berliner Staatsanwaltschaft seit vergangenem Samstag in Schleswig-Holstein in Untersuchungshaft. Von der Flensburger Justiz hieß es am Dienstag, der 24-Jährige sei nach einer Anordnung des Amtsgerichts Flensburg festgenommen worden. Dies erfolgte im Zusammenhang mit dem Auslieferungsverfahren, das bei der Kölner Justiz läuft, wie es hieß. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll der 24-Jährige am 4. April in Belgien seine Lebensgefährtin umgebracht haben und geflohen sein.
    Tötungsdelikt in Berlin hat Vorrang für deutsche Justiz

    Parallel ist der 24-Jährige von den Ermittlern in Berlin als Verdächtiger im Fall des getöteten Taxifahrers identifiziert worden. Die Staatsanwaltschaft Berlin will nun nach Angaben eines Sprechers einen weiteren Haftbefehl gegen den Mann beantragen, damit er nach Berlin überstellt wird.

    „Unser Verfahren wird dann in den Hintergrund treten“, erklärte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Köln. Zunächst müssten die Vorwürfe der Berliner Staatsanwaltschaft geklärt werden, bevor das Auslieferungsersuchen aus Belgien weiter geprüft werden könne.

    Schweigeminute und Spendenaktion für Taxifahrer

    Am Dienstagabend wurde im Cinema Paris eine schon länger geplante Vorführung des französischen Films „Im Taxi mit Madeleine“ zur Erinnerung an den 49-Jährigen genutzt. Unter anderem gab es eine Schweigeminute. Von Seiten des Kinos hieß es, dass knapp 200 Menschen teilnahmen.

    Es wurde dazu aufgerufen, für die Hinterbliebenen des Getöteten zu spenden. Zugesagt seien bisher 5.000 Euro vom Gustav-Hartmann-Unterstützungsverein und 20.000 Euro von der Taxistiftung-Deutschland. Das Unternehmen Taxi Berlin will nach Angaben des Geschäftsführers 5.400 Euro spenden.

    Zuvor hatte die Berliner Taxi-Innung angekündigt, der Familie des Taxifahrers mit einer Spendenaktion zu helfen. Taxifahrerinnen und Taxifahrer würden auch mit Trauerflor an ihren Fahrzeugen an das Opfer erinnern, sagte der Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung, Leszek Nadolski, am Dienstag der rbb24 Abendschau.

    Sendung: rbb24 Inforadio, 11.04.2023, 16:00 Uhr

    #Berlin #Charlottenburg-Wilmersdorf #Grunewald #Brahmsstraße #Kurfürstendamm #Kino #Taxi #Arbeit #Kriminalität

  • Haftbefehl nach tödlicher Messerattacke auf Taxifahrer
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/04/berlin-taxifahrer-tot-messerattacke-haftbefehl-grunewald.html


    Mitarbeiter der Berliner Polizei steht vor einem Taxi in Berlin-Grunewald in dem es zu einer tödlichen Messerattacke kam

    13.4.2023 von Natascha Gutschmidt - Berlin-Grunewald - Haftbefehl nach tödlicher Messerattacke auf Taxifahrer

    Eine Woche nach der tödlichen Messerattacke auf einen Taxifahrer im Berliner Grunewald hat das Amtsgericht Flensburg Haftbefehl wegen Totschlags gegen einen 24-Jährigen erlassen.

    Das Gericht sei damit dem Antrag der Berliner Staatsanwaltschaft gefolgt, teilte ein Sprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Der Beschuldigte solle nun nach Berlin überstellt werden. Der Mann war am vergangenen Samstag in Schleswig-Holstein festgenommen worden und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

    Verdächtiger war bereits wegen anderem Delikt flüchtig

    Hintergrund war zunächst ein Auslieferungsverfahren wegen eines anderen Tötungsdelikts, das bei der Generalstaatsanwaltschaft Köln anhängig ist. Der Mann soll am 4. April seine Lebensgefährtin in Belgien getötet haben und nach Deutschland geflohen sein. Am 6. April soll er dann in Berlin den 49 Jahre alten Taxifahrer getötet haben.

    Das Opfer war von einem Passanten im Grunewald gefunden worden. Zeugen versuchten noch, den Mann zu retten. Der Taxifahrer starb jedoch im Krankenhaus. Die Familie hat am Donnerstag bei einer Beerdigungszeremonie in der Sehitlik-Moschee in Berlin-Neukölln Abschied von ihm genommen. Bestattet werden soll der Vater eines 14-jährigen Sohnes und einer 22 Jahre alten Tochter in seinem Heimatdorf am Schwarzen Meer, wie seine Nichte sagte.

    Sendung: rbb24 Abendschau, 13.04.2023, 19:30 Uhr

    #Berlin #Charlottenburg-Wilmersdorf #Grunewald #Brahmsstraße #Taxi #Arbeit #Kriminalität

  • Unterwegs für Uber, Bolt und Freenow in Berlin: Betrug bei Mietwagen nimmt immer größere Ausmaße an
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/unterwegs-fur-uber-bolt-und-freenow-in-berlin-betrug-bei-mietwagen-nimm

    16.4.2023 von Christian Latz - Erneut verhängt das Land Berlin hohe Bußgelder, weil Firmen im Namen von Uber oder Bolt Menschen durch die Stadt fahren – allerdings oftmals ohne Genehmigung.

    Wegen Betrügereien in der Mietwagenbranche hat das Land Berlin gegen mehrere Fahrdienste, die über Uber, Bolt und Freenow tätig sind, sechsstellige Bußgelder verhängt. Das teilte die Senatsverkehrsverwaltung auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Die Strafen für die Firmen lägen demnach „zwischen 265.000 und 550.000 Euro“. Zunächst hatte der Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint darüber berichtet.

    In einem ähnlichen Fall hatte das Land bereits im August 2022 ein Bußgeld von 500.000 Euro gegen ein Unternehmen wegen eines „besonders schwerwiegenden Falls von illegalem Mietwagen-Betrieb“ verhängt. Damals hatte die Firma zwischen August 2021 und März 2022 mehr als 100.000 Fahrten mit rund 160 Fahrzeugen durchgeführt, ohne die dafür nötige Genehmigung zu besitzen.

    Unternehmen fahren ihre Kunden ohne Genehmigung

    Ähnlich lauten die Vorwürfe auch in den neuen Fällen. „Wie bereits in dem ersten Fall, konnte auch hier nachgewiesen werden, dass durch die jeweiligen Unternehmen Mietwagen-Fahrten durchgeführt wurden, ohne dass den Unternehmen hierfür eine entsprechende Genehmigung erteilt wurde“, teilte die Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung, Sara Lühmann, mit.

    In der öffentlichen Wahrnehmung wird das taxiähnliche Mietwagengeschäft von den großen Anbietern Uber, Bolt und Freenow geprägt, auch weil viele Autos mit deren Schriftzügen in der Stadt unterwegs sind. Jedoch führen die Unternehmen selbst keinerlei Fahrten durch. Die Plattformen treten lediglich als Vermittler zwischen den Nutzern und Mietwagenfirmen auf, die in ihrem Auftrag fahren.

    Offenbar geschieht es jedoch immer wieder, dass den Mietwagenfirmen die dafür vom Landesamt für Ordnungsangelegenheiten notwendige Genehmigung fehlt. „Die Nachweisführung dieser illegalen Aktivitäten ist deshalb besonders schwierig, weil die Unternehmen gegenüber den Mobilitätsplattformen falsche Angaben zu den Fahrzeugen machen“, sagte Lühmann.

    Weitere Verfahren wegen Betrugs bei Mietwagen laufen bereits

    Da die Plattformbetreiber mit dem Land Berlin kooperieren und dessen Ermittlungen unterstützen würden, könnten die Machenschaften jedoch „sukzessive aufgedeckt und in der Folge auch geahndet werden“.

    Die neuerlichen Betrugsfälle dürften allerdings nicht die letzten in der oftmals kritisierten Branche gewesen sein. „Es sind noch weitere Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen des Verdachts der ungenehmigten Personenbeförderung anhängig, in denen die Ermittlungen aber noch andauern“, so die Sprecherin.

    In Berlin gibt es aktuell 4321 Mietwagen. Seit Ende 2021 ist ihre Zahl damit relativ stabil geblieben. Anders beim Berliner Taxigewerbe. Auch wegen der stetig wachsenden Konkurrenz durch Uber und andere Fahrdienste sank die Zahl der Fahrzeuge in den vergangenen Jahren um mehrere tausend. Derzeit sind noch 5406 Taxis auf Berlins Straßen unterwegs.

    #Berlin #Taxi #Uber #Mietwagen #Statistik

  • Berlin: Duo soll Taxifahrer mit Trick bestohlen haben
    https://www.berliner-zeitung.de/news/polizei-berlin-tiergarten-zwei-maenner-stehlen-portemonnaie-von-tax

    3.4.2023 von David Vilentchik - Zwei Männer stehen unter Tatverdacht, einem Taxifahrer das Portemonnaie geklaut zu haben. Einer der beiden mutmaßlichen Diebe konnte geschnappt werden.

    Ein Taxifahrer ist in der Nacht zum Montag in Berlin-Tiergarten bestohlen worden. Wie die Polizei mitteilte, soll gegen 23.30 Uhr ein junger Mann am Taxistand im Bereich Pohlstraße Ecke Potsdamer Straße an seinem Wagen geklopft und auch gestikuliert haben.

    Daraufhin soll er den 51-Jährigen Fahrer aufgefordert haben, aus dem Taxi auszusteigen. Als der Taxifahrer dies tat, bemerkte er, wie eine weitere Person sich in die Fahrerkabine gelehnt und sein Portemonnaie ergriffen haben soll. Kurz darauf sollen die Tatverdächtigen geflüchtet sein.

    Polizisten konnten anschließend in unmittelbarer Nähe zum Tatort einen 20-Jährigen festnehmen, der den Taxifahrer zum Verlassen des Wagen aufgefordert hat. Bei der Befragung machte der Mann widersprüchliche Angaben und wurde zu einer Polizeistation gebracht. Wo sich die zweite Person befindet, ist bislang unklar. Die Ermittlungen dauern an.

    #Berlin #Taxi #Kriminalität

  • Rumpler-Tropfenwagen
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rumpler-Tropfenwagen#Fahrzeug

    Wegen technischer Probleme – der Sechszylindermotor war unzuverlässig und die Lenkung mangelhaft konstruiert – und des fehlenden Kofferraumes war das Fahrzeug kein kommerzieller Erfolg, weswegen bis 1925 nur etwa 100 Exemplare in den Rumpler-Werken in Berlin-Johannisthal gebaut wurden. Die meisten davon liefen in Berlin als Taxis.

    Metropolis
    https://de.wikipedia.org/wiki/Metropolis_(Film)#Sonstiges

    Für die Dreharbeiten kaufte die Ufa den bankrotten Rumpler-Werken die Restbestände des legendären futuristischen Tropfenwagens als Requisiten ab. Die Fahrzeuge sind gegen Ende des Films in einer Straßenszene zu sehen und wurden in der finalen Szene zerstört – sie dienten als Sockel des Scheiterhaufens, auf dem der Maschinen-Mensch verbrannt wird.

    #Berlin #Taxi #Geschichte #Aerodynamik

  • Beerdigung eines ermordeten Berliner Taxifahrers am 13.4.2023

    Der Kollege ist am 6. des Monats zu Tode gekommen. (cf. https://seenthis.net/messages/998698). Die Trauerfeier und die anschließende Überführung konnten erst am 13. des Monats geschehen, da zuvor kriminaltechnische Untersuchungen gemacht wurden.

    Zur Trauerfeier nach islamischem Ritus gekommen waren der Botschafter der Türkei, 50 bis 80 Taxikollegen und Mitglieder des Vorstand von zwei Taxiverbänden.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Islamische_Bestattung#Das_Totengebet

    Das Totengebet kann zu jeder Zeit, nur nicht beim Aufgang oder beim Untergang der Sonne gesprochen werden. Dies geschieht nach der abgeschlossenen Herrichtung des Verstorbenen für Allah. Für die Schiiten ist dazu der Erbberechtigte oder ein von ihm Beauftragter verpflichtet. Nach der sunnitischen Tradition kann dies von der verstorbenen Person schon zu Lebzeiten bestimmt worden sein. Das Totengebet kann auch von dem Scheich des Viertels übernommen werden.

    Wer das Totengebet verrichtet, steht an der rechten Seite am Kopfende der Bahre und gibt zunächst seine Absicht bekannt. Die verschiedenen Glaubensrichtungen des Islam kennen unterschiedliche Wortlaute. Die Männer des Trauergefolges stellen sich in Richtung Mekka auf und vollziehen diese Gebete anders als beim fünfmaligen täglichen Pflichtgebet stehend mit.

    Das Islamische Totengebet • Wie schaut das genau aus?
    https://www.islamische-bestattungen-muenchen.de/islamisches-totengebet

    Das islamische Totengebet, auch (arabisch: Salat-ul-Janazah, türkisch: cenaze namazi) genannt, ist eine Pflicht der Muslime gegenüber Ihrem verstorbenen Glaubensbruder bzw. Glaubensschwester, und kann minimum von einer Person verrichtet werden. Es ist erwünschenswert, dass die zuständige muslimische Gemeinschaft so viele betende Muslime wie möglich zur Verrichtung des islamischen Totengebets eingeladen werden, da der Prophet Mohammed (Friede und Segen auf ihm) sagte: "Wenn ein Muslim stirbt, und 40 Leute (oder drei Reihen) am Totengebet teilnehmen,so wird Gott deren Fürsprache und Bittgebete annehmen (Ihm seine Sünden vergeben, und ins Paradies eintreten lassen)."Hierzu listen wir Ihnen die wichtigsten Fragen und Antworten zum islamischen Totengebet bei einer islamischen Bestattung.

    Wann verrichtet man das Totengebet?

    Das islamische Totengebet wird üblicherweise kurz vor der Beerdigung verrichtet.

    Wo findet das islamische Totengebet gewöhnlicherweise statt?

    Gewöhnlicherweise wird das Totengebet in einer nahe liegenden Moschee oder am Grab verrichtet.

    Müssen die Muslime etwas spezielles beachten, um am Totengebet teilzunehmen?

    Wenn ein Muslim an einem islamischen Totengebet teilnehmen möchte, muss dieser sich in einem rituell reinen Zustand befinden. Von daher muss man die Gebetswaschung vorher durchführen.

    Wie läuft eine islamische Totengebet ab?

    Nachdem einige der muslimischen Gemeinschaft mit ihrem Vorbeter, auch (Imam | Hodscha) genannt sich am Gebetsplatz versammelt haben, wird die Verstorbene Person in Richtung Mekka (Qibla genannt) aufgestellt. Der Imam stellt sich in Kopfhöhe vor dem Leichnam und hinter ihm in mehreren Reihen gestellt die muslimischen Teilnehmer.

    Anschließend erinnert der Imam die Teilnehmer an die Bittgebete, und erklärt kurz noch den Gebetsablauf bevor es anfängt.

    Daraufhin wendet sich der Imam dem Leichnam wieder zu , sodass er mit dem Rücken zu den betenden steht, und ruft mit erhobenen Händen als Gebetsanfang „Allahu Akbar“ Gott ist groß. Und dies vier mal im ganzen Totengebet. Das islamische Totengebet besteht auf vier Takbirat (4 Gebetseinheiten), wobei jede Gebetseinheit mit „Allahu Akbar“ anfängt und endet.

    Gebetseinheit: Das rezitieren der eröffneten Sura vom Koran (Surat Al-Fatiha)
    Gebetseinheit: Das rezitieren der Friedens- und Segenswünsche auf den Propheten Abraham und Mohammed.
    Gebetseinheit: Aufrichtige Bittgebete von jedem betenden an den Verstorbenen.
    Gebetseinheit: Der Abschlussgruß rechts dann links. Man sagt: „As-salamu-aleikum-wa-rahmatullah“.

    Daraufhin wird der /die Verstorbene sofort beerdigt, und es werden vom Imam einige Verse vom Koran rezitiert und zum Abschluss eine Grabrede gehalten. Somit ist das islamische Totengebet erfolgreich beendet.

    Der Leichenzug
    https://de.wikipedia.org/wiki/Islamische_Bestattung#Der_Leichenzug

    Der Tote auf der Bahre in seinem Leichentuch kann noch mit einem feinen Teppich bedeckt werden. Die Bahre wird auf den Schultern oder bloß mit den Händen in der Kniehöhe getragen. Es ist im Islam für den Mann Pflicht, sich dem Leichenzug anzuschließen und den Toten sogar ein paar Schritte mitzutragen. Der Leichenzug mit dem Imam geht voran, ihm folgt der Tote. Fortwährend wird die Schahada laut wiederholt.

    Heute wird bei den weiten Entfernungen zwischen den Wohnungen und den Friedhöfen die Bahre auf ein dafür bestimmtes Auto gesetzt. Die Teilnehmer folgen dann im Auto oder auf dem Motorrad.

    Der Gottesdienst und das Begräbnis
    https://de.wikipedia.org/wiki/Islamische_Bestattung#Der_Gottesdienst_und_das_Begr%C3%A4bnis

    Der Tote soll innerhalb eines Tages begraben werden. Heute werden dafür meistens hygienische Gründe genannt. Der ursprüngliche Sinn für diese Eile liegt darin, dass der Todesengel die Seele nach dem Tode zum Himmel geleitet, damit sie dort eine Art Zwischengericht erfahren und anschließend wieder zum Körper ins Grab zurückzukehren kann. Tritt der Tod am Abend oder in der Nacht ein, soll das Begräbnis am kommenden Morgen erfolgen. In muslimischen Ländern wird der Verstorbene nach dem Anlegen des Totengewandes in die Moschee gebracht oder vor der Moschee aufgebahrt.

    In den Moschusduft oder in den von Kampfer oder Rosenöl mischt sich der Weihrauch durch das Abbrennen von Räucherstäbchen. Mitunter wird über den Toten noch eine kostbare Decke gelegt, die allerdings nicht ins Grab gegeben wird.

    Dann spricht der Imam, der islamische Geistliche, viermal aus der Sure 17 den Vers 111. Das ist der Beginn des täglichen Pflichtgebetes. Die üblichen Verbeugungen unterbleiben, die Anwesenden bleiben stehen. Diese Sure erinnert an die Nachtreise Mohammeds von der Kaaba nach Jerusalem, an seine Himmelsreise. Die Rezitation wird durch das persönliche Gebet „O Gott vergib ihm, sei ihm gnädig“ bzw. „O Gott vergib ihr und sei ihr gnädig“ unterbrochen. Für kleine Kinder, die als noch nicht für ihr Tun verantwortlich gelten, enthält das Totengebet keine Bitte um Sündenvergebung.

    Nach einem kurzen Trauergottesdienst begleitet der Imam die vier Männer, die den Verstorbenen auf einer Bahre gewöhnlich auf der Schulter tragen, und diejenigen, die ihm das Geleit geben, zum Grab. Wird eine Frau zu Grabe getragen, nehmen an ihrem Begräbnis nur Männer teil. Eine öffentliche Totenklage der Frauen ist nach der Scharia, dem islamischen Recht, nicht zulässig.

    #Taxi #Berlin #Arbeit #Beerdigung #Islam

  • Schweigeminute und Spendenaktion für getöteten Taxifahrer - dpa - FAZ
    https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/schweigeminute-und-spendenaktion-fuer-getoeteten-taxifahrer-18813072.html

    11.4.2023 - Die Berliner Taxi-Innung gedenkt des getöteten Taxifahrers und will dessen Familie mit einer Spendenaktion helfen. Taxifahrerinnen und Taxifahrer würden mit Trauerflor an ihren Fahrzeugen an das Opfer erinnern, sagte der Vorsitzende der Innung, Leszek Nadolski, am Dienstag. Bei einer Veranstaltung am Abend sei eine Schweigeminute geplant. Zuvor hatte die «Berliner Zeitung» berichtet. Der Gustav-Hartmann-Unterstützungsverein werde Spenden sammeln, sagte Nadolski. Er habe die Zusage, dass auch die Taxistiftung helfen wolle. Die Organisationen helfen Taxifahrern, die Opfer einer Straftat geworden sind.

    Den Aufruf zum Spenden will der Chef der Taxi-Innung bei der Preview des französischen Kinofilms «Im Taxi mit Madeleine» im Cinema Paris bekanntgeben. Die Veranstaltung ist laut Nadolski seit längerem geplant. Nun werde das Treffen, zu dem auch Politiker erwartet würden, genutzt zur Erinnerung an den getöteten Kollegen. Der 49-Jährige sei kein Innungsmitglied gewesen und nach seiner Kenntnis erst seit zwei bis drei Monaten Taxi gefahren in Berlin.

    Der Mann war am Donnerstagmorgen nach einer Messerattacke im Berliner Villenviertel Grunewald gestorben. Ein Passant hatte ihn zuvor gefunden. Zeugen versuchten noch, den Mann zu retten. Der Taxifahrer starb jedoch im Krankenhaus. Der mutmaßliche Täter befindet sich in Schleswig-Holstein in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft wurde der 24-Jährige am Sonntag in Norddeutschland festgenommen. Gegen ihn habe bereits ein Haftbefehl vorgelegen. Die Staatsanwaltschaft will nun einen weiteren Haftbefehl gegen ihn beantragen, damit er nach Berlin überstellt wird.

    #Berlin #Taxi #Arbeit #Kriminalität #Taximord

  • View of street showing segregated taxi cab sign
    https://digitalcollections.nypl.org/items/9e8d39a4-cf9b-7f26-e040-e00a18066977

    Date Created 1935 - 1965
    Division Schomburg Center for Research in Black Culture, Photographs and Prints Division
    Image ID 2015165
    Permalink https://digitalcollections.nypl.org/items/9e8d39a4-cf9b-7f26-e040-e00a18066977

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    #Rassismus #USA #Taxi

  • Getöteter Taxifahrer: Verdächtiger soll auch Partnerin umgebracht haben
    https://www.berliner-zeitung.de/news/berlin-grunewald-getoeteter-taxifahrer-verdaechtiger-soll-auch-part

    11.04.2023 - Der 24-Jährige soll am 4. April in Belgien seine Lebensgefährtin getötet haben und geflohen sein. Er war bereits zur Fahndung ausgeschrieben.

    Der Verdächtige im Fall des getöteten Taxifahrers in Berlin soll nach einem anderen Tötungsdelikt in Belgien auf der Flucht gewesen sein. Gegen den 24-Jährigen sei bei der Kölner Generalstaatsanwaltschaft ein Auslieferungsverfahren anhängig, sagte ein Behördensprecher am Dienstag auf Anfrage. Es gehe um den Vorwurf eines Tötungsdelikts. Weitere Angaben wollte der Sprecher mit Verweis auf die zuständige Justiz in Brüssel nicht machen.

    Nach dpa-Informationen soll der 24-Jährige am 4. April in Belgien seine Lebensgefährtin umgebracht haben und geflohen sein. Seit dem 5. April war er zur Fahndung ausgeschrieben. Am 6. April soll er dann in Berlin den Taxifahrer getötet haben.

    Neues zum Grunewalder Taximörder: Was wir über Tat und Täter wissen

    Der 49-Jährige war am Donnerstagmorgen nach einer Messerattacke im Berliner Villenviertel Grunewald gestorben. Ein Passant hatte ihn gefunden. Zeugen versuchten noch, den Mann zu retten. Der Taxifahrer starb jedoch im Krankenhaus.

    Verdächtiger in Schleswig-Holstein U-Haft

    Der Verdächtige befindet sich laut Berliner Staatsanwaltschaft seit vergangenem Samstag in Schleswig-Holstein in Untersuchungshaft. Von der Flensburger Justiz hieß es am Dienstag, der 24-Jährige sei nach einer Anordnung des Amtsgerichts Flensburg festgenommen worden. Dies erfolgte im Zusammenhang mit dem Auslieferungsverfahren, das bei der Kölner Justiz läuft, wie es hieß.

    Parallel ist der 24-Jährige von den Ermittlern in Berlin als Verdächtiger im Fall des getöteten Taxifahrers identifiziert worden. Die Staatsanwaltschaft Berlin will nun nach Angaben eines Sprechers einen weiteren Haftbefehl gegen den in Tunesien geborenen Mann beantragen, damit er nach Berlin überstellt wird.

    „Unser Verfahren wird dann in den Hintergrund treten“, erklärte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Köln. Zunächst müssten die Vorwürfe der Berliner Staatsanwaltschaft geklärt werden, bevor das Auslieferungsersuchen aus Belgien weiter geprüft werden könne.
    Taxi-Innung in Berlin gedenkt ihres getöteten Kollegen

    In Berlin gedenkt unterdessen die Taxi-Innung des getöteten Kollegen und will dessen Familie mit einer Spendenaktion helfen. Taxifahrer und Taxifahrerinnen würden mit Trauerflor an ihren Fahrzeugen an das Opfer erinnern, sagte der Vorsitzende der Innung, Leszek Nadolski, am Dienstag. Bei einer Veranstaltung am Abend sei eine Schweigeminute geplant.

    Der Gustav-Hartmann-Unterstützungsverein werde Spenden sammeln, sagte Nadolski. Er habe die Zusage, dass auch die Taxistiftung helfen wolle. Die Organisationen helfen Taxifahrern, die Opfer einer Straftat geworden sind.

    Den Aufruf zum Spenden will der Chef der Taxi-Innung bei der Preview des französischen Kinofilms „Im Taxi mit Madeleine“ im Cinema Paris bekanntgeben. Die Veranstaltung ist laut Nadolski seit längerem geplant. Nun werde das Treffen, zu dem auch Politiker erwartet würden, genutzt zur Erinnerung an den getöteten Kollegen. Der 49-Jährige sei kein Innungsmitglied gewesen und nach seiner Kenntnis erst seit zwei bis drei Monaten Taxi gefahren in Berlin.

    #Berlin #Taxi #Arbeit #Kriminalität #Taximord

  • Neues zum Grunewalder Taximörder: Was wir über Tat und Täter wissen

    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/neues-zum-taximoerder-was-wir-ueber-den-mord-in-grunewald-und-den-t

    10.4.2023 von Katrin Bischoff - Gegen den mutmaßlichen Mörder des in Grunewald getöteten Mannes soll Haftbefehl beantragt werden. Es geht um Heimtücke-Mord. Was mittlerweile bekannt ist.

    Die Brahmsstraße in Grunewald liegt in einem ruhigen Villenviertel. An diesem Montagvormittag sind nur wenige Passanten auf den Gehwegen unterwegs, obwohl die Sonne scheint. Meist sind es Hundebesitzer, die mit ihren Tieren Gassi gehen. Oder Gäste des Schlosshotels by Patrick Hellmann, das sich in dieser Straße befindet.

    Auf dem Bürgersteig gegenüber der Fünf-Sterne-Herberge liegen Gerbera, Tulpen und weiße Rosen neben drei Grablichtern. Darüber hängt an einem Laternenpfahl ein in Druckbuchstaben verfasstes Schreiben: „An dieser Stelle starb am 06.04.2023 mein Onkel“, ist dort zu lesen. Er sei ein lustiger, weltoffener und liebevoller Mensch gewesen, schreibt offenbar seine Nichte. Nusstorte habe er geliebt und ihr keine Bitte abgeschlagen.

    Eine ältere Frau mit Hund bleibt stehen, sie liest das zwei Seiten lange Schreiben. „Furchtbar“, sagt sie und fügt hinzu, dass das hier eigentlich eine ruhige Gegend sei. Am Donnerstag jedoch war die Brahmsstraße abgesperrt, machten sich Polizisten und Spürhunde auf Spurensuche.

    Denn dort, wo die Blumen liegen, wurde am vergangenen Donnerstag gegen 8.30 Uhr ein 49-jähriger Taxifahrer in seinem Fahrzeug offenbar mit einem Messerstich in den Hals lebensgefährlich verletzt. Ein Passant fand den Mann. Er alarmierte Polizei und Feuerwehr. Trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnahmen und einer Notoperation verstarb der Taxifahrer in einer Klinik. Das Taxi wurde zur Untersuchung auf Spuren sichergestellt.

    Sehr schnell konnten die Ermittler der 2. Mordkommission den Tatverdächtigen ausmachen. Er war offenbar am Bahnhof Südkreuz in das Taxi gestiegen und hatte sich in die neun Kilometer weit entfernte Brahmsstraße fahren lassen. Nach der Messerattacke soll er zum Bahnhof Südkreuz zurückgekehrt sein.

    Der Mann sei durch Spezialbeamte der Polizei, sogenannte Super-Recognizer, identifiziert worden, so berichtete es die BZ. Die Beamten haben besondere Fähigkeiten, Gesichter zum Beispiel auf Videomaterial wiederzuerkennen. Sie wurden auch bei den Ermittlungen zu den Silvesterkrawallen eingesetzt.

    Bei dem mutmaßlichen Mörder des Taxifahrers handelt es sich nach Angaben der Berliner Generalstaatsanwaltschaft um einen 24-jährigen Mann. Der Tatverdächtige sei zwei Tage nach der Tat in Flensburg wegen eines bereits bestehenden Haftbefehls in anderer Sache festgenommen und dort einem Ermittlungsrichter vorgeführt worden, sagt Sebastian Büchner, der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, am Montag.

    Derzeit sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Warum der Tatverdächtige den Taxifahrer angegriffen habe, sei noch völlig unklar, erklärt Büchner. Dass sich der Geschädigte und sein Fahrgast um die Höhe des zu zahlenden Beförderungsgeldes gestritten hätten, könne er nicht bestätigen. „Das sind wilde Spekulationen“, sagt Büchner zu entsprechenden Medienberichten. Bisher sei ihm zu den Tatvorwürfen aus Berlin noch kein rechtliches Gehör gewährt worden.

    Indes sorgt die Bluttat für Trauer und Entsetzen unter den Kollegen des getöteten Taxifahrers. Von einer Tragödie spricht Leszek Nadolski, der Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung. Einmal mehr habe sich gezeigt, wie gefährlich die Arbeit der Taxifahrer sei, sagt er. Immer wieder komme es vor, dass Kolleginnen oder Kollegen überfallen werden. „Aber ein Tötungsdelikt, mit solcher Brutalität ausgeführt, gab es in Berlin lange nicht mehr“, sagt Nadolski der Berliner Zeitung.

    Bei dem getöteten Taxifahrer handelt es sich nach seinen Informationen um den Vater zweier Kinder – 19 und 20 Jahre alt. „Wir werden die Familie unseres Kollegen unterstützen“, sagt Nadolski. Dafür werde der Gustav-Hartmann-Unterstützungsverein Spenden sammeln. Der Verein hilft Taxifahrerinnen und Taxifahrern, die Opfer einer Straftat geworden sind. „Ich rechne damit, dass wir 4000 bis 5000 Euro an Spenden zusammenbekommen“, erklärt der Chef der Taxi-Innung.

    Den Aufruf zum Spenden wird Nadolski am Dienstagabend bekannt geben – zur Preview des französischen Kinofilms „Im Taxi mit Madeleine“ im Cinema Paris. „80 bis 100 Taxifahrer werden bei der Veranstaltung dabei sein und Leute aus der Politik. Wir werden dabei auch eine Schweigeminute für unseren getöteten Kollegen einlegen“, sagt Nadolski. Taxifahrerinnen und Taxifahrer würden zudem mit Trauerflor an den Fahrzeugen an das Opfer erinnern.

    Bessere Sicherheitsvorkehrungen wie etwa Trennscheiben, die den Fahrer gegen hinten sitzende Fahrgäste abschirmen könnten, nennt Nadolski keine gute Lösung. „So eine Scheibe ist für Fahrgäste, die hinten nicht angeschnallt sind, bei Vollbremsungen gefährlich“, erklärt er.

    Und der Tatverdächtige? „Wir werden im Laufe der Woche Haftbefehl gegen den 24-Jährigen beantragen“, sagt Sebastian Büchner. Wegen eines Heimtücke-Mordes. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der mutmaßliche Täter frühestens Ende dieser Woche von Flensburg nach Berlin überstellt wird.

    Am Tatort hat eine junge Frau ein Grablicht angezündet. Dann studiert sie den Brief, der mit „Deine Nichte“ unterzeichnet ist. Ihr Onkel sei IT-Mann gewesen, ist über den Toten zu lesen. Jede Woche habe er eine neue Idee gehabt, „was man arbeiten könnte, was man lernen könnte, was man leben könnte. Er entschied sich, Taxi zu fahren nebenbei. Das wurde ihm zum Verhängnis.“

    #Berlin #Taxi #Arbeit #Kriminalität #Taximord

  • Hätten Sie das gedacht? Berlin hat angeblich den besten Nahverkehr der Welt
    https://www.berliner-zeitung.de/news/aktuelle-umfrage-bvg-deutsche-bahn-nahverkehr-oeffentliche-verkehrs

    Eigentlich ist egal, ob es stimmt, dass Berlin so toll ist. Es kommt nur darauf an, wie man sich fühlt.

    Was fehlt? Viele Taxis, die bei niedrigen Preisen gutes Geld verdienen, weil sie ordentlich zu tun haben.

    Was es zuviel gibt? Überfüllte Nachtbusse, in denen ausser dem Fahrer kaum jemand Deutsch spricht. Wer nachts zum Dienst oder von der Arbeit nach Hause muss, leidet unter den Touristenmassen, die sich in den wenigen für vereinzelte Nachtarbeiter und Nachtschwärmer ausgelegten Bussen drängeln.

    Wie das zu ändern wäre? Wir brauchen Taxigutscheine für alle, die zwischen 22:00 und 06:00 Uhr Schichtbeginn oder -ende haben.

    Teuer sowas? Wo Milliarden Sondervermögen fürs Kriegführen drin sind, sollten Peanuts für systemrelevante Nachtarbeiter kein Problem sein, oder liebe neue Koalition?

    Ausserdem wäre das nichts Neues. RIAS, SFB, Post und viele Industriebetriebe zahlten bis 1989 ihren Gästen, Mitarbeitern und vor allem ihren Mitarbeiterinnen das Nachttaxi. Warum nicht heute? Schickt man die jungen Frauen einfach so in die Nacht? Die Stadt ist nicht ungefährlicher geworden als zu Mauerzeiten.

    Angeblich sind Fachkräfte selten, und man bemüht sich um sie. Ist dem wirklich so?

    6.4.2023 von Maria Windisch - Laut einer aktuellen Umfrage sind die Bewohner Berlins vom öffentlichen Nahverkehr der Stadt regelrecht entzückt. 97 Prozent sehen demnach nur Vorteile.

    Berlin ist für viele Dinge berühmt. Menschen aus aller Welt schwärmen für Kultur, Szene-Kieze und Currywurst. Nun verrät eine aktuelle Umfrage, dass die Hauptstadt Deutschlands mit noch etwas auftrumpfen kann – nämlich dem Nahverkehr.

    Wer in Berlin von A nach B kommen möchte, kann auf zahlreiche Transportmittel zurückgreifen. Das Netz aus Tram, Bus, Bahn oder auch Fähre ist offenbar so gut ausgebaut, dass zahlreiche Umfrageteilnehmer es als das beste der Welt bewerten. Time Out, der Herausgeber globaler Stadtführer, befragte dazu laut einem CNN-Bericht 20.000 Menschen in 50 Städten. Diese sollten dann erklären, wie sie über das jeweilige Nahverkehrssystem ihrer Stadt denken.

    Auf dem Treppchen – und auch den dahinterliegenden Plätzen – landen dabei ausschließlich europäische und asiatische Städte. Erst ab Platz 15 gesellt sich die amerikanische Großstadt New York hinzu.

    Um überhaupt in die Liste des Stadtführers aufgenommen zu werden, muss der Großteil der Befragten von Nützlichkeit und Vorteilen des öffentlichen Nahverkehrs überzeugt sein. Wie CNN schreibt, mindestens 80 Prozent der befragten Einwohner.

    Diesen Daten zufolge sind satte 97 Prozent der Berlinerinnen und Berliner zufrieden mit dem öffentlichen Nahverkehr. Die Infrastruktur ist demnach gut ausgebaut, zuverlässig, komfortabel und sicher.

    Diese Städte haben den besten Nahverkehr der Welt

    1. Berlin, Deutschland
    2. Prag, Tschechische Republik
    3. Tokio, Japan
    4. Kopenhagen, Dänemark
    5. Stockholm, Schweden
    6. Singapur
    7. Hongkong
    8. Taipeh, Taiwan
    9. Schanghai, China
    10. Amsterdam, Niederlande
    11. London, Vereinigtes Königreich
    12. Madrid, Spanien
    13. Edinburgh, Vereinigtes Königreich
    14. Paris, Frankreich
    15. New York City, USA
    16. Montreal, Kanada
    17. Chicago, USA
    18. Peking, China
    19. Mumbai, Indien

    #Berlin #ÖPNV #Taxi

  • „Eine S-Klasse und ein 7er BMW dürften im Carsharing-Geschäft eher unrentabel sein“
    https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/mobilitaets-app-von-mercedes-und-bmw-eine-s-klasse-und-ein-7er-bmw-duerften-im-carsharing-geschaeft-eher-unrentabel-sein/29053214.html

    28.3.2023 von Stephan Knieps - Freenow heißt die App, die von Mercedes’ und BMWs Träumen als Mobilitätsdienstleister geblieben ist. Im Interview erklärt Firmenchef Thomas Zimmermann, wie der ÖPNV bei seinen Kunden ankommt und warum er gegen Uber stichelt.

    Freenow wurde 2009 in Hamburg unter dem Namen „one touch Taxi“ gegründet, kurz darauf erfolgte die Umbenennung in „Mytaxi“: Anfangs digitalisierte die Anwendung bloß die Taxibestellung. 2014 übernahm Mercedes die Mehrheit an Mytaxi; 2019 verschmolzen Mercedes und BMW ihre Mobilitätsdienstleistungen in einem Gemeinschaftsunternehmen namens Freenow. Heute kann man über die App neben Taxifahrten auch Elektroroller, Elektrofahrräder sowie Chauffeur-Dienste buchen. Freenow beschäftigt rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und operiert in zehn Ländern. In Hamburg und Barcelona unterhält die Firma je einen Tech Hub. Seit April 2022 ist Thomas Zimmermann (39) der Freenow-CEO.

    Wirtschaftswoche: Herr Zimmermann, Sie haben mit der „Rheinbahn“ und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) vor vier Monaten erstmals den ÖPNV auf Ihrer Plattform integriert. Wie läuft das Experiment bislang?

    Thomas Zimmermann: Es ist noch relativ früh für ein Fazit. Mit diesem Testpiloten wollen wir erstmals zeigen, wie gut wir als Mobilitätsplattform die komplette Bandbreite urbaner Verkehrsmittel abbilden können. Darüber hinaus ging es uns auch um die Frage, wie die technische Integration funktioniert. Wir machen das zusammen mit Tranzer, einem niederländischen Dienstleister für Programmierschnittstellen, spezialisiert auf Mobilitätsapps. Die ÖPNV-Unternehmen verfügen nämlich oftmals nicht über allzu große Tech-Abteilungen. Also: Die technische Integration klappt gut.

    Wie viele VRR-Tickets haben Sie über Freenow bisher verkauft?

    Absolute Zahlen kann ich noch nicht nennen. Aber klar ist: Die Leute, die ihre VRR-Monatskarte haben, sind nicht unsere Hauptzielgruppe. Sondern eher diejenigen, die den ÖPNV eher noch sehr sporadisch nutzen, oder Touristen und Geschäftsreisende, die Einzelfahrt- oder Tagestickets kaufen. Und da sehen wir, dass es gut angenommen wird. Im Vergleich zu den ersten beiden Monaten sehen wir aktuell ein Wachstum von knapp 90 Prozent bei den verkauften Tickets. Zwei Drittel aller verkauften Tickets entfallen dabei auf Neukäufer. Dies verdeutlicht, wie wir auch neue Kundengruppen für den ÖPNV erschließen können. Wobei wir anfangs lernen mussten: Es ist vielen Leuten nicht klar, dass man über eine überregionale App wie Freenow auch ÖPNV-Tickets buchen kann. Das sogenannte Ride-Hailing via App, also das digitale Buchen von Taxi- und Mietwagenfahrten, ist mittlerweile gelerntes Verhalten – aber der Kauf einer Straßenbahn-Fahrkarte über dieselbe App noch nicht. Wir sehen hier aber auf jeden Fall eine wachsende Adaptionskurve.

    Wann folgen die nächsten Verkehrsverbunde?

    Wir möchten natürlich weitere deutsche und europäische Verbunde auf unserer Plattform haben, aber das liegt nicht allein in unserer Hand. Die Verkehrsverbunde haben auch ihre Eigeninteressen. Größere Städte haben inzwischen eigene Verkehrs-Apps, die sie pushen wollen. Wir argumentieren in den Verhandlungen, dass wir die Mobilitätswende nur gemeinsam schaffen, und ganz sicher nicht mit staatlich geschützten Monopolstellungen. Und daneben gibt es noch besagte technische Integration, deren Umsetzung sich zum Teil stark von Stadt zu Stadt unterscheidet. Also: Wir sind mit mehreren ÖPNV-Verbunden in Gesprächen und sind optimistisch, dass wir zeitnah weitere Integrationen vermelden können.

    Sie sind in zehn Märkten aktiv. Wie sieht es diesbezüglich außerhalb Deutschlands aus?

    Es gibt leichte Unterschiede. In England und zum Teil auch in Italien setzt sich mehr und mehr das Bezahlen mit dem Handy durch. In London verdrängt es etwa langsam die bekannte Oyster-Karte. Also: Beim Ein- und Aussteigen der Tube hält man das Handy vor den Kartenleser und via Apple-Pay oder Google-Pay wird der Betrag abgebucht. Die technischen Details unterscheiden sich also zu jenen in Deutschland. Aber bezogen auf die Prozesse: Es sticht in den europäischen Märkten, in denen wir aktiv sind, kein Land besonders hervor, wo die Integration des ÖPNV super einfach ist. Sonst wären wir dort gestartet mit unserem ÖPNV-Test.

    In Deutschland soll es bald aber sehr viel einfacher werden: mit dem berühmten 49-Euro-Ticket. Wird man das Ticket über Freenow kaufen können?

    Das hoffe ich! Wir arbeiten daran, es anbieten zu dürfen. Der Grund für das 49-Euro-Ticket ist ja, das Verkehrsnutzungsverhalten der Leute positiv zu verändern. Das gelingt am besten, wenn man es auf möglichst vielen Kanälen zur Verfügung stellt.

    Mit wem verhandeln Sie hierzu?

    Natürlich nicht mit allen deutschen ÖPNV-Verbünden, es reicht ja, wenn einer es uns technisch ermöglicht, denn das Ticket gilt ja deutschlandweit. Wir sprechen aber auch mit der Deutschen Bahn. Die sind ja das einzige Unternehmen in Deutschland, das das Ticket außerhalb der ÖPNV-Verbunde auch noch verkaufen darf.

    Wird man eines Tages auch ICE-Tickets bei Freenow kaufen können?

    Wir konzentrieren uns ganz klar auf die urbane Mobilität und nicht auf den Fernverkehr. Ähnlich wäre es bei Tickets für Fernverkehrsbusse, die wir ebenfalls nicht anbieten. Zudem ist die Bahn bei ICE-Tickets auch eher restriktiv. Wir haben jüngst mit unserer Mobility Benefits Card ein Produkt an den Start gebracht, mit dem es auch jenseits von unserer App möglich ist, sämtliche Mobilitätsangebote über Freenow zu buchen, auch ICE-Tickets.

    Freenow vermittelt Taxifahrten, E-Scooter, Elektroräder, Carsharing-Fahrzeuge sowie Mietwagen mit lizenzierten Fahrern, das sogenannte Ride-Hailing. Wie viel steuert jedes Segment zum Gesamtumsatz bei, was ist das wichtigste Segment?

    Unser Rückgrat ist definitiv das Taxi- und Ride-Hailing-Geschäft. Damit ist das Unternehmen vor 14 Jahren gestartet, und das macht zwischen 70 und 80 Prozent unseres Umsatzes aus. Das Geschäft ist im vergangenen Jahr um rund 50 Prozent gewachsen. Gleichzeitig ist der neue Mobilitätsbereich, zum Beispiel in Deutschland, um mehr als das Dreifache gewachsen. Die Verteilung kommt dabei stark auf die Stadt und die Saison an. Bei schlechtem Wetter werden Taxi und Carsharing stärker nachgefragt. Bei gutem Wetter sind es Elektro-Scooter und Elektro-Räder.

    Inzwischen haben sich viele Autohersteller wieder von der Idee verabschiedet, Mobilitätsdienstleister zu werden. Vergangenes Jahr haben sowohl BMW und Mercedes ihr Carsharing-Angebot „Share Now“ an Stellantis verkauft, als auch VW sein Unternehmen „Weshare“ an das Berliner Carsharing-Unternehmen Miles Mobility. Sind Sie froh, nur eine Vermittler-Plattform zu betreiben, ohne Verantwortung für all die E-Scooter, Autos und Räder übernehmen zu müssen? Wenn wieder mal E-Scooter aus dem Rhein gefischt werden müssen, ist das nicht Ihre Aufgabe.

    Das ist richtig. Unsere Stärke liegt in der Vermittlung von Mobilitätsdienstleistungen. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, keine eigenen Fahrzeuge zu betreiben. Und zu den genannten Beispielen: BMW und Mercedes sind Premium-Hersteller. Eine S-Klasse und ein 7er BMW dürften im Carsharing-Geschäft eher unrentabel sein. Daher verstehe ich die strategische Entscheidung zum Verkauf.

    BMW und Mercedes sind auch die Eigentümer Ihrer Firma. Wieso haben die mit „Share Now“ eigentlich einen Wettbewerber aufgebaut, der auch noch sehr ähnlich klingt? Wie sinnvoll ist das?

    Als Wettbewerber betrachte ich Share Now keineswegs. Das Unternehmen ist ein wichtiger Partner in ganz Europa. Richtig ist, dass es mit „Charge Now“, „Reach Now“ und auch „Park Now“ eine komplette Markenfamilie gegeben hat, die es in dieser Form heute nicht mehr gibt. Mercedes hatte „Car2Go“ und BMW hatte „Drivenow“. 2019 haben sie beide Unternehmen zusammengelegt, daraus ist „Share Now“ entstanden. Da gab es uns ja schon zehn Jahre, allerdings als reinen Anbieter fürs Ride-Hailing-Geschäft. Über unsere App kann man die Carsharing-Flotte von „Share Now“ buchen – für uns spielt es demnach keine Rolle, ob das Unternehmen nun BMW und Mercedes oder Stellantis gehört. Das gleiche gilt übrigens auch für Miles und die „Weshare“-Flotte. Wir wollen einfach möglichst viele Angebote in unserer App zur Auswahl bereitstellen.

    Andere Anbieter betrachten Sie aber sehr wohl als Wettbewerber. Zusammen mit dem Taxiverband forderten Sie kürzlich zahlreiche deutsche Stadtverwaltungen auf, die dort tätigen Vermittlungsplattformen von Mietwagen zu überprüfen, ob sie die Vorgaben des Personenbeförderungsgesetzes einhalten. Diese Spitze zielte doch eindeutig auf Uber. Wollen Sie so den Konkurrenten loswerden?

    Wir appellieren daran, dass sich alle Marktteilnehmer an die gültigen Regeln halten. Freenow setzt seit jeher auf den engen Dialog und Austausch mit Vertretern der Städte, um gemeinsam die bestmöglichen Lösungen zu finden. Andere versuchen es hingegen mit dem Vorschlaghammer, Dumping-Preisen oder mit Geschäftsmodellen, die eben nicht im Einklang zur hiesigen Gesetzeslage stehen.

    Es hieß, „Share Now“ wie auch „Weshare“ sollen Verluste geschrieben haben. Wie ist es bei Ihnen?

    Der Großteil unserer Märkte ist profitabel. Unser Ziel ist es, im nächsten Jahr insgesamt als Unternehmen profitabel zu werden.

    Passend dazu erhöhen Sie zum 1. April die Gebühren.

    Hier muss man unterscheiden: Die Preise der Taxis sind ja geregelt übers Taxameter und werden festgelegt vom Staat oder den Kommunen. Zurzeit werden die Taxipreise in vielen europäischen Ländern erhöht, darauf haben wir keinen Einfluss. Bei Fahrten mit Privatfahrern gibt es eine gewisse Preisflexibilität: Hier legt der Mietwagenunternehmer den Preis fest. Wir flexibilisieren ab April unsere Gebühr für die Vermittlung solcher Fahrten, einen kleinen Aufschlag beim Endverbraucher. Das machen wir sowohl für private als auch für geschäftliche Fahrten in verschiedenen Ländern. Im Übrigen ermöglicht uns die aktuelle Anpassung, die Servicegebühr je nach Marktlage auch nach unten zu korrigieren, um mitunter die Nachfrage nach Taxifahrten kurzfristig zu stimulieren.

    Welcher ist Ihr stärkster Markt?

    Deutschland gehört zur Spitze, aber auch England, Irland und – von der Anzahl der Fahrten – Polen.

    Vor der Pandemie erwirtschafteten Sie rund zwei Milliarden Euro. Wieviel ist es heute?

    Oberhalb einer Milliarde Euro.

    #Deutschland #Uber #FreeNow #Taxi #Business

  • Berlins ungewöhnlichste Taxis: London Taxi LTI TX4 (2007) - Siebensitziger Brite mit Mini-Wendekreis
    https://www.motor-talk.de/news/siebensitziger-brite-mit-mini-wendekreis-t6350926.html

    Manchmal steht ein besonderes Taxi am Stand. Diese Autos und ihre Fahrer stellt MOTOR-TALK vor. Diesmal ein originales London Taxi: als Rechtslenker, aber in Hellelfenbein.

    Von Haiko Prengel

    Berlin - Wenn es im Taxi von Wolfgang Slipek voll wird, müssen die Fahrgäste auf Klappstühlen mit Schaumstoffpolsterung Platz nehmen. Das mag für manche nicht die feine englische Art sein - die originale englische Art ist es allemal. Und ungemein praktisch, wie der Berliner Taxifahrer findet. „Das ist das ideale Großstadtauto!“, sagt er über sein etwas klobiges britisches Gefährt.

    Der 58-Jährige fährt London Taxi, mitten in Berlin. In der britischen Heimat heißen die Autos der London Taxi Company (LTI) im Volksmund „Black Cabs“. Wichtigste Eigenschaft: Auch der Hut oder gar Zylinder tragende Gentleman reist in den hoch aufragenden Karosserien bequem.

    1899 wurde LTI in Coventry gegründet und baut seitdem Taxis für die Millionenmetropole London und andere Städte im Vereinigten Königreich. Für Touristen und Alteingesessene sind die schwarzen Taxis ein Markenzeichen der Stadt an der Themse. Die dieselangetriebene Droschke von Wolfgang Slipek ist dagegen an der Spree zuhause und trägt die gleiche Farbe wie alle anderen 8.000 Droschken der Bundeshauptstadt: Hellelfenbein.

    Bis zu sechs Mitfahrer

    Wir treffen uns in Alt-Stralau. Das ist zwar nicht der Hyde Park, aber auch schön grün. Und die Immobilienpreise auf der mit Neubauten bestückten Halbinsel sind auch schon fast auf Londoner Niveau. „Oh, ein London Taxi in Berlin. Schön!“, freut sich eine Spaziergängerin, als Wolfgang Slipek mit seinem Taxi vorfährt. Solche Kommentare hört er oft. Und sie schmeicheln ihm. „Ich bin wirklich gerne Taxifahrer“, sagt Slipek, der nicht nur Deutsch, sondern auch fließend Englisch spricht.

    Wir nehmen im Fond hinter einer dicken Trennwand Platz, der Beifahrersitz auf der linken (!) Seite ist nur ein Notsitz, falls mal sechs Leute mitfahren müssen. Normalerweise würden Wolfgang Slipeks Worte an der gläsernen Trennscheibe verhallen, aber es gibt ein Mikrofon im Wagen und Lautsprecher im Fond. So kann sich der Taxifahrer mit seinen Fahrgästen unterhalten - wenn er denn möchte.

    Größter Pluspunkt seines London Taxis: Im riesigen Fond können sich - dank Klappsitzen - bis zu fünf Leute gegenüber sitzen wie in einem Zugabteil. Eine sechste Person findet auf dem Beifahrersitz Platz. Auch Fahrräder oder einen Kinderwagen schluckt das zwei Tonnen schwere Mobil problemlos, zudem ist es ab Werk rollstuhlgerecht ausgebaut. Trotzdem hat sein Modell LTI TX4 (Baujahr 2007) einen sensationellen Wendekreis von bloß 25 Fuß beziehungsweise 8,3 Metern. „Das kann ein VW oder ein Mercedes nicht“, meint Slipek.

    Berliner Taxi-Karriere

    Dabei hat der Mann mit dem grauen Dreitagebart Mercedes einiges zu verdanken. 1984 kam er als junger Mann nach Berlin, weil er trotz Lehramtsstudiums (Mathe, Sport) keine Anstellung fand und als abgelehnter Kriegsdienstverweigerer nicht zur Bundeswehr wollte. Ein Taxibetrieb ermöglichte ihm den P-Schein. Anschließend wechselte Slipek in ein Taxikollektiv, wo sich 25 Kollegen drei 123er Mercedes (die später gegen 124er ausgetauscht wurden) als Arbeitsautos teilten.

    Für den Schritt zum Ein-Mann-Betrieb entschied sich Wolfgang Slipek nach dem Mauerfall. Im November 1990 bekam er seine eigene Konzession und fuhr zunächst ein Jahr lang einen gebrauchten 123er Mercedes. 1991 gönnte sich Slipek dann einen nagelneuen 190 D. An den „Baby-Benz“ erinnert er sich gerne zurück: „Das war ein sehr sehr haltbares Auto. Solide und sparsam.“

    Dass er den 190er nach elf Jahren aufgab, lag weniger am Benz als vielmehr an den Fahrgästen. Beziehungsweise an ihrer Art zu kommunizieren. „Ende der 90er Jahre fingen die Leute an, immer und überall mit ihren Handys zu telefonieren“, erklärt Wolfgang Slipek. Manche seien so beschäftigt, dass sie ein Taxi als Büroraum nutzten. Verstehen könne er diese Betriebsamkeit könne vielleicht noch. „Aber ich muss nicht dabei sein."

    Endlich eine Trennscheibe!

    Slipeks Entschluss: Er wollte mehr Trennung von seinen Fahrgästen. Und das einzige Auto auf dem Markt, das eine dicke Trennwand und einen guten Schutz vor allzu nervigen Passagieren biete, sei das London Taxi der Traditionsfirma LTI. 2002 war es dann so weit: Slipek kaufte sich sein erstes London Taxi, ein gebrauchtes Exemplar von 1997. Damals wurde das alte, seit 1953 praktisch unverändert gebaute Fairway-Modell vom TX1 abgelöst.

    Wegen der Trennwand kommuniziert Taxifahrer Slipek per Mikrofon und Lautsprecher mit seinen Fahrgästen Wegen der Trennwand kommuniziert Taxifahrer Slipek per Mikrofon und Lautsprecher mit seinen Fahrgästen

    Seit dem TX1 sind alle LTI-Modelle rollstuhlgerecht, und der Motor von Nissan sei nicht totzukriegen gewesen, sagt Wolfgang Slipek. Das änderte sich mit dem TX2, wo unter der Haube ein Aggregat vom Ford Transit steckte - „eine Katastrophe, der hat nur Probleme gemacht.“

    Vor allem wegen seiner Praxistauglichkeit war Slipek mit dem London Taxi so zufrieden, dass er 2007 einen Neuwagen kaufte: einen TX4. Der wird von einem 2,5-Liter-Dieselmotor des italienischen Herstellers VM Motori angetrieben. Der 102 PS starke Selbstzünder hat seine Mühe, den zwei Tonnen schweren Stahlkoloss anzuschieben. Auf 140 km/h Spitze hat es Wolfgang Slipek auf der Autobahn einmal gebracht, was er seitdem kein zweites Mal versucht hat. Viel mehr Freude bereite das Auto in der Stadt - auch, weil es ein Rechtslenker ist. Aussteigen kann Wolfgang Slipek auf der gefahrlosen Seite am Bürgersteig.

    Der Nachfolger fährt mit Hybrid

    Als rechtsgelenktes TX4-Modell ist Wolfgang Slipeks Auto das einzige London Taxi seiner Art in Deutschland. Regelmäßig wird sein LTI deshalb für Film- und Fernsehproduktionen gebucht. Die Barefoot Films von Til Schweiger etwa haben laut Slipek schon öfters gebucht, in der TV-Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ sei sein Taxi sogar über ein Jahr lang in die Story eingesponnen worden. Darüber hinaus bietet er Hochzeits- und andere Sonderfahrten mit seinem zumindest in Deutschland skurrilen Gefährt an.

    Zehn Jahre will Wolfgang Slipek noch in Berlin Taxi fahren, dann möchte er „runter vom Bock“. Am liebsten wäre ihm, wenn sein TX4 so lange durchhält. Momentan stehen 273.000 Kilometer auf der Uhr. Die Türen haben bereits sichtbar Rost angesetzt.

    Ein wenig liebäugelt der 58-Jährige mit dem Nachfolgemodell TX5, das seit einigen Monaten auf dem Markt ist. Die London Taxi Company (LTI) musste zwar im Jahr 2012 Insolvenz anmelden. Doch ein Jahr später stiegen chinesische Investoren ein, inzwischen gehört das Traditionsunternehmen dem Geely-Konzern, der auch schon Volvo gekauft hatte. Geely setzt auf alternative Antriebe. Das hat seinen Grund: Londons versmogte Innenstadt soll zur Umweltzone werden, seit Anfang des Jahres werden dort nur noch Taxis mit Elektro- oder Hybridantrieb neuzugelassen.

    Mit Ledersitzen kann das London Taxi leider nicht aufwarten, immerhin gibt es eine Armlehne Mit Ledersitzen kann das London Taxi leider nicht aufwarten, immerhin gibt es eine Armlehne

    Den TX4 verkauft London Taxi, inzwischen LEVC, zwar noch. Inzwischen mit Euro-6-Zulassung, für umgerechnet 52.000 Euro. Der Neue, nur noch „TX“, ist ein Plug-in-Hybrid. Der Dreizylinder-Verbrenner kommt von Volvo, die Lithium-Ionen-Batterie für den Elektromotor kann via Steckdose oder unterwegs über Benzin nachgeladen werden. Die Gesamtreichweite soll mit vollem Tank und aufgeladenen Akkus 1.400 Kilometer betragen.

    Taxifahrer Wolfgang Slipek ist von der neuen TX-Generation sehr angetan. Ein Elektroauto sei nicht nur vom Antrieb her zeitgemäß, sagt er. Als Taxi sei der TX5 auch noch praktischer, noch geräumiger, schwärmt Slipek: Statt zwei gebe es im Fond nun sogar drei Klappsitze. Very British!

    Technische Daten: London Taxi LTI TX4 (2007)

    Motor: Vierzylinder-Turbodiesel
    Leistung: 102 PS (75 kW)
    bei U/min: 3.800
    Getriebe: Automatik
    Antriebsart: Heckantrieb
    Höchstgeschwindigkeit: ca. 140 km/h
    Leergewicht: 1.900 kg
    Länge: 4,580 m
    Breite: 2,036 m
    Höhe: 1,834 m
    Radstand: 2,886 m
    Wendekreis: 8,3 m

    #Berlin #London #Taxi

  • Eine linke Karriere
    https://taz.de/!504356

    10.12.2005 von CHRISTOPH VILLINGER - taz Serie „1980, 1990 – besetzte Zeiten“ (Teil 5): In den 80er-Jahren startete Rainer Klee .als Taxikollektivist in einem besetzten Haus. Daraus entwickelte sich eher beiläufig die Titanic-Reisebüro-Kette und der heute größte Flugtickethändler Europas.

    „Ich möchte nichts missen!“ Stolz schwingt in der Stimme von Rainer Klee, wenn er von den Ursprüngen seiner Firma erzählt. Heute ist der 47-jährige gelernte Speditionskaufmann Vorstandsvorsitzender der Aerticket AG, Europas größtem Flugticket-Großhändler. Insgesamt 300 Menschen arbeiten dort, allein 180 in der Zentrale in der Kreuzberg Zossener Straße. Etwa eine Million Tickets liefern sie pro Jahr an rund 6.000 Reisebüros.

    Angefangen hatte alles Mitte der 80er-Jahre. Rainer Klee war gerade aus einem besetzten Haus in Charlottenburg ins Kerngehäuse an der Kreuzberger Cuvrystraße gezogen. „Zusammen wohnen und arbeiten“ war in dem schon legalisierten Hausprojekt angesagt, oben gab es große Wohngemeinschaften, unten die Autowerkstatt für fünf Taxikollektive. Klee arbeitete bei den „Schwarz-Roten Reifen“. Die Farben standen für den in einer anarchosyndikalistischen Tradition stehenden Flügel der Hausbesetzer, aber auch für die damaligen Befreiungsbewegungen in Nicaragua und El Salvador.

    „Selber machen“ meinte damals nicht nur das Instandsetzen von Häusern oder das Reparieren der Taxis. Auch mit Kaffeeimporten aus Nicaragua wurden die Strukturen des Weltmarkts umschifft. Einige Taxigenossen gründeten die Berliner Kaffeegenossenschaft, die Marke „Sandino Dröhung“ war schnell etabliert und Rainer Klee als Geschäftsführer der Importfirma mehrmals in Nicaragua.

    Dorthin zog es hunderte Menschen aus der Lateinamerika-Solidaritätsszene. Allein durch ihre Anwesenheit vor Ort bildeten sie bei der Kaffeeernte einen menschlichen Schutz vor den von den USA finanzierten Konterrevolutionären. Auch die Flugtickets für die europäischen Freunde der Sandinisten wurden selbst organisiert. Das Lateinamerika-Zentrum in der Crellestraße vermittelte in diesen Jahren über 1.000 Flugscheine.

    Neben der politischen Arbeit stellten sich persönliche Fragen. „Will man seinen Lebensunterhalt perspektivisch weiter mit Taxifahren verdienen?“, überlegte sich nicht nur Rainer Klee. Manche stießen an ihre gesundheitlichen Grenzen. „Wir orientierten uns in Richtung Reisebüro“, erinnert sich Klee. Das war damals eine Marktlücke im Wrangelkiez. Zu sechst gründete man 1988 das „Titanic-Reisebüro“ in der Oppelner Straße. Arbeit und Politik blieben verknüpft. Das Büro diente etwa als Info-Laden für die Kampagne gegen die Berliner Tagung des Internationalen Währungsfonds im Herbst des gleichen Jahres.

    Allein von dem Laden konnte in den ersten beiden Jahren jedoch niemand leben. „Wir arbeiteten alle noch nebenher, ich zum Beispiel machte Nachtdienste im Krankenhaus“, erzählt Gründungsmitglied Ilona Paschke. „Dafür war das Reisegeschäft noch sehr ruhig. Es gab die drei alliierten Fluggesellschaften ab Tegel und die Interflug ab Schönefeld“, sagt die heute 41-Jährige Geschäftsführerin. In der Aufbauzeit arbeiteten alle gut „60 bis 70 Stunden die Woche“. Für Klee ging dies nicht mehr mit seiner großen WG zusammen. Er zog aus.

    Der Mauerfall brachte dem Titanic-Reisebüro den ersten Großkunden, den Deutschen Rundfunk der DDR. Und fast folgerichtig aus der umfangreichen Solidaritätsarbeit gewann man eine Ausschreibung des Deutschen Entwicklungsdienst (DED), der laut Paschke „größten Organisation, die Menschen in die Dritte Welt schickt“. Mit der Übernahme weiterer Reisebüros endete 1991 die „Aufbau- und Kollektivphase“. Dann bekam die erste Frau ein Kind. Andere wollten „etwas vorantreiben“ und damit „auch ein höheres Maß an Verantwortung tragen“, erinnert sich Paschek. Das brachte auch Enttäuschungen mit sich. Schon zuvor war ein Kollektiv mit 10 bis 15 Leuten schwierig genug, nun war es bei vielen nicht mehr angesagt. Die Beziehung, die Kinder, monatelanger Urlaub und anderes hatte Vorrang. „Es gelang uns nicht mehr, jemanden vom Kollektiveintritt zu überzeugen“, sagt Klee. Titanic wurde ein normales Unternehmen im gemeinschaftlichen Besitz der Betreiber, zwar noch bis 1996 mit Einheitslohn, aber mit Angestellten.

    Konflikte und Streit gab es eher, als man merkte, dass ein Reisebüro „eine noch blödere Dienstleistung als Taxifahren sein kann“. Kunden meckern rum. „Ökotourismus in die Toskana verkaufte sich überhaupt nicht, zu viele wollten einfach nur billig nach Mallorca, egal wie. Wieder andere schimpften wegen Flugreisen in die Dominikanische Republik. „Wegen des dortigen Sextourismus“, sinniert Paschke über die damaligen Auseinandersetzungen.

    Doch man expandierte weiter, ein Reisebüro am Ku’damm brachte sich ein, die Menschen aus den Reisebüros von Artu am Heinrichplatz und in der Zossener Straße wurden Mitgesellschafter. Leute aus einem anderen Taxikollektiv stiegen ins Geschäft mit Bahntickets ein. Daraus entstand das vor allem auf Eisenbahnfahrten spezialisierte Reisebüro „Kopfbahnhof“ in der Yorckstraße. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich aus dem kleinen Reisebüro Titanic eine Kette mit heute 45 Angestellten und sieben Eigentümern. Als der DED nach Bonn umsiedelte, zog eine der zehn Filialen mit. „Gemessen daran, dass alle anderen aus dem studentischen oder alternativen Milieu kommenden Reisebüros inzwischen von großen Konzernen aufgekauft oder pleite sind, geht’s uns ganz gut“, kommentiert Klee.

    Aber die Devise, „das können wir doch selber machen“, galt weiterhin. Eher beiläufig bot sich an, Flugtickets auch für andere Reisebüros auszustellen, bald waren allein damit drei Leute beschäftigt. Etwa 50 alternative Reisebüros und Mitfahrzentralen gründeten einen Verein, aus dem sich bald „eine Art Einkaufsgenossenschaft“ entwickelte. Spätestens „ab diesem Moment wurden wir von den Fluggesellschaften ernst genommen“, schaut Klee zurück. Heute hat der Verein 600 Mitglieder. Das Ausstellen der Tickets gliederte man in eine Tochtergesellschaft aus, die heutige Aerticket AG, deren Vorstandsvorsitzender Klee nun ist.

    Zwar gebe es kollektive Entscheidungen im Vorstand, sagt Klee. „Aber wir sind kein Kollektiv mehr.“ Mitarbeiter würden inzwischen bei jedem gut geführten Unternehmen in die Entscheidungen miteinbezogen. „Unser Problem ist, in einer Firma zu arbeiten, hinter der man steht. Um die am Leben zu halten, kann man nicht immer das Beste für alle machen“, meint auch Petra Wybieralski. Mitte der 80er-Jahre war auch sie beim „schwarz-roten“ Taxikollektiv und Buchhalterin im Kerngehäuse. „Sich in alles Mögliche reinfummeln zu können“, das sei die größte Stärke des Betriebs, meint die gelernte Germanistin. Ohne je Betriebswirtschaft studiert zu haben, leitet die 51-Jährige die Personalverwaltung und ist Mitarbeitervertreterin. Als solche verteilt sie gerade die hereinkommenden Weihnachtsgeschenke der Fluggesellschaften.

    Politisch greife man nur noch per Spenden ein, erzählt Klee. „So sind wir zum Beispiel der größte Einzelspender von Christian Ströbele“, dem Kreuzberger und Friedrichshainer Vertreter im Bundestag. Drei Stunden lang diskutierte vor kurzem die Betriebsversammlung mit ihm.

    Als verpasste Jahre empfindet Rainer Klee die Zeiten im besetzten Kerngehäuse nicht. Vielmehr „bin ich ein wenig darüber frustriert, wie sie jetzt alle unterm Tannenbaum sitzen“. Früher sei er gerne an Heiligabend Taxi gefahren. Da widerspricht Paschke ihrem langjährigen Kompagnon vehement. „Unsere Weihnachtsfeiern im Betrieb sind für die Mitarbeiter Ausdruck des familiären Betriebsklimas und ganz wichtig“. Rainer Klee erlebt den Unterschied in der Firmenkultur an anderer Stelle: „Bei den großen Treffen mit den Vertretern der Fluggesellschaften werde ich immer ein wenig belächelt“, sagt Klee. „Aber ich bin weiter der Meinung, zusammen wohnen und kollektive Strukturen aufzubauen ist richtig. Mir fehlen dazu eher die Leute.“

    #Berlin #Taxikollektiv

  • Kein Helden im Klassenkampf -Vorgestellt von Michael Schmitt
    https://www.deutschlandfunk.de/kein-helden-im-klassenkampf-100.html

    15.09.2013 - Berlin, Nähe Savigny-Platz, kurz nach dem Mauerfall. Eine Gegend, die ein paar Jahre später als alter Westen bezeichnet werden wird, jetzt aber noch der selbstverständliche Mittelpunkt eines Biotops von in der Wolle gefärbten Linken, vage-linksgerichteten Bohemiens und intellektuell beschlagenen Lebenskünstlern ist. Auf der einen Seite der Straße liegt die Kneipe, in der ein Aushilfslektor sein Bier trinkt, auf der anderen liegt das etwas edlere Etablissement, in dem der Leiter eines kleinen Verlages die Welt erklärt.

    Bei Betriebsfeiern wird auf das alte Jahr angestoßen, und der Chef erläutert die absehbaren nationalen Konflikte in den auseinanderbrechenden Ländern des Ostens. Das Recht der DDR auf Fortbestehen wird verfochten – vermutlich auch, weil das den Status quo am Savigny-Platz sichert. Die kritischen Geister diskutieren über das Verhältnis von medial vermittelten Bildern zur Wirklichkeit hinter den Nachrichten. Ein Lebenslauf kann nun kurzgefasst und mit schönster Selbstverständlichkeit als Weg vom „radikalen Demokraten über den proletarischen Internationalisten zum libertären Europäer“ beschrieben werden – als nicht minder folgerichtig wie der Verlauf der Geschichte selbst.

    Und als Leser ahnt man aus der Distanz eines Vierteljahrhunderts: An diesem Ort und in solchen Gedanken kehrt der Hegel’sche Weltgeist zurück, hier vollzieht sich gerade die Revision von Karl Marx‘ einstigem Versuch, die Hegelsche Philosophie vom Kopf auf die Füße zu stellen. Es droht ein Umbruch mitten in Deutschland, gerade auch für eine Denkungsart, deren heroische Tage im Wendejahr schon zwei Jahrzehnte zurückliegen.

    Altersprozess einer Generation

    „Aus nächster Nähe“ heißt Jürgen Theobaldys aktueller Roman, der sich einige eingefleischte Mitglieder dieser Gesellschaft genauer anschaut und eine kleine Rückschau auf den Alterungsprozess einer Generation inszeniert, der er selbst, weil etwas früher geboren, zwar nahe steht, aber nicht wirklich angehört. Deren ideologische Koordinaten in seinen literarischen Werken, in Gedichten, Prosa, Erzählungen und Romanen auch niemals ungebrochenen Eingang gefunden haben. „Aus nächster Nähe“ ist dabei als Erzählhaltung wörtlich zu nehmen – es geht um eine teilnehmende Beobachtung, um die kleinen sprechenden Details, aus denen eine ganze Haltung zum Leben herausschauen kann, wenn sie in die richtigen Sätze gekleidet werden. Thesenhafte Zuspitzungen oder gar Urteile braucht Theobaldy dafür nicht.

    Im Nachwort zu einer programmatischen Lyrikanthologie, „Und ich bewege mich doch … Gedichte vor und nach 1968“ hat er 1977 erklärt, es gehe in den Gedichten, die er als Herausgeber von Freunden und Altersgenossen zusammengetragen hat, nicht um den Wunsch, „das eigene Innenleben als eine exotische Landschaft zu präsentieren“. Dieser Satz hat auch für den neuen Roman seine Gültigkeit.

    Als Lyriker wie auch als Erzähler hat Jürgen Theobaldy seit seinen literarischen Anfängen im Kreis um Walter Höllerer in den frühen siebziger Jahren das Alltägliche, das Unscheinbare aufgesucht, hat dafür geworben, zur Beschreibung eine einfache Sprache zu nutzen, das Pathos und den vornehmen hohen Ton aufzugeben. Er war ein Weggefährte und Freund von Nicolas Born, der ein vergleichbares literarisches Ziel verfolgte und auch eine vergleichbare Vita mit windungsreichem Bildungsweg hinter sich hatte. „Neue Subjektivität“ oder „neue Innerlichkeit“ waren seinerzeit Begriffe für diese Erzählhaltung – das Politische in der Literatur wurde nicht abgelehnt, Dichtung und Prosa aber sollten sich vom politisch-belehrenden Engagement der Mitglieder der Gruppe 47 genauso abgrenzen wie von der abstrakt-revolutionären Gestik der 68er. Die Welt sollte nicht mehr erklärt werden, Erlebnisse rangierten höher als Ideen, die Umgangssprache sollte die Chiffren ersetzen:

    Hinter den geschlossenen Augen wusste Richard das ungeheizte Zimmer, das seinen ersten Buden ähnelte, die Kleider verstreut auf dem Boden, Wäsche genau genommen, eine leere Tasse, die auf dem Schreibtisch angetrocknet war, zwischen Broschüren, Teilen von Zeitungen und beschriebenen Blättern Papier. Die beiden 2-Wege-Boxen, von einem bekannten, der auf größere umgestiegen war, fast geschenkt, waren auf das Bett ausgerichtet, die Regale standen eher behelfsmäßig da, unbehandelt und verstaubt, sie knarzten wie ein müdes Baugerüst, wenn Richard ihnen zu nahe kam. Eine Sitzecke gab es nicht, kein Polster oder so etwas, damit Richard oder eine Besucherin den Gemeinschaftsraum meiden konnten, kein Gar nichts, worauf er und sie zueinander rücken konnten, im rechten Moment.

    Richard blickt auf eine fast vierzigjährige Jugend zurück

    Dieser Richard ist die zentrale Gestalt in Theobaldys neuem Roman, ein Mann, der auf eine fast vierzigjährige Jugend zurückblicken kann, auch auf eine Liebschaft, die ihn im Innersten niemals losgelassen hat; weiterhin auf ein paar mehr oder weniger glücklose Beziehungen sowie auf eine perspektivlose Berufstätigkeit in einem kleinen Verlag, der unter anderem soziologisch-politische Bücher mit deutlichem Gegenwartsbezug veröffentlicht. Richard ist erschütterbar aber zäh in seiner Bindung an die erworbenen Lebensweisen und haust fast noch wie ein Student; in einem gewissen Sinne ist er seiner Sozialisation treu, aber er wirkt auch schon ein bisschen abgehängt und kultiviert eine Intensität der Selbstbespiegelung, die derjenigen in nichts nachsteht, die heute oft den Dreißigjährigen oder der ebenfalls nicht mehr ganz jungen Prenzlauer-Berg-Kultur nachgesagt wird. Unsympathisch macht ihn das nicht.

    Richard ist ein Antiheld, die liebevolle Ironisierung einer Spielart jener Geburtsjahrgänge, die sich und ihre glamouröse Rolle in der bundesrepublikanischen Geschichte bislang meist selbst und in eigener Sache beschreiben durften – mal als Literatur, mal als Autobiographie oder Biographie. Vor wenigen Monaten hat etwa Ulrike Edschmid mit viel Resonanz an die Anfänge des Terrorismus der RAF erinnert. Auch Bernd Cailloux, der erste erfolgreiche deutsche Hippie-Unternehmer, hat in bislang zwei Büchern, stets mit einiger Selbstgefälligkeit, seine Generation porträtiert. Und die Handlungsmächtigeren unter den Genossen haben spät aber nachhaltig den Weg von der Rebellion zum politischen Tagesgeschäft und beispielsweise unter Rot/Grün auch zum Umbau der Sozialsysteme und zum militärischen Engagement des wieder geeinten Deutschlands gefunden – und sich dafür feiern lassen.

    Jürgen Theobaldys Richard ist von ganz anderem Zuschnitt – er ist kein Held im Klassenkampf und allenfalls ein mittlerer Held der Liebe, er ist die unscheinbare Verkörperung einer moderaten Erneuerung der Lebensformen bei gleichzeitiger Verwirrung der Rollenmuster. Ein Mensch, durch den Geschichte hindurchfließt, wie es im Roman einmal heißt; die Inkarnation einer Erfahrung, die eigentlich jeder Mensch macht – ihn aber ganz anders trifft, weil die Jahrgänge, denen er angehört, die Geschichte nicht erleiden, sondern gestalten wollten. Und er erkennt das auch und trägt seine Zweifel an sich selbst recht offen vor sich her. Das ist immerhin eine Errungenschaft. Und es ist auch nicht untypisch, denn 1988 haben die 68er sich anlässlich ihres zwanzigjährigen Dienstjubiläums meist noch kollektiv als Generation im Wartestand und mit Durchsetzungsschwächen wahrgenommen:

    Richard sah seine Generation mit vielerlei Skrupeln vor der Führerschaft zögern, und das mochte etwas Lauteres haben, war letztlich aber kindisch, ein Verzagen statt ein Verweigern, war also ein Versagen, ein Verlust des Augenmaßes für das Kreative an dem, was sie (…) und Tausende um sie herum einmal begrenzte Regelverletzungen genannt hatten.

    Klima in der WG wird kritisch

    Richard ist vor allem, so scheint es, ein etwas antriebsloses Menschenkind, das seinen Lebensumkreis in einer Männer-WG mit dem ungefähr gleichaltrigen Freund Gunter kultiviert, weil ihm sonst wenig einfällt. Er passt zu Gunter, solange dieser noch einem Taxikollektiv angehört, das auf den ehemaligen Idealen aufbaut. Kritisch wird das Klima in der WG, als Gunter davon zu träumen beginnt, statt der Rundfahrten mit Touristen lieber eine kleinen Restaurantbetrieb aufzumachen, sich weiter zu entwickeln, womöglich hin zu mehr Geld und mehr Stil:

    Seit dem Besuch seines Vaters spürte Gunter Nudelmaschinen nach, ebenso Teigwaren in vielerlei Formen und Formaten. Ein ausgesuchter Imbissladen schwebte ihm vor, ein halb privater Tortelloni-Club, in dem er selbst kochen und nur Hausgemachtes anbieten würde, während an der nächsten Ecke die Schlange vor dem Discountladen langsam vorrückte und in den Eingängen der Häuser daneben gewiefte Handelspioniere ihre Kartons umpackten, damit sie, von ihren Lasten kaum behindert, zurück zu den Bussen unter der Hochbahn des zentralen Bahnhofs zwischen Minsk und Mailand fanden. Obwohl die Grenze löchrig bis zur Oder-Neiße geworden war, schien sich das östliche Ausland dahinter nur zu vergrößern und mehr und mehr irgend erleichterte Menschen freizugeben. Ihnen allen, die von dorther bei ihm vorbeikämen, würde Gunter mit seiner überschaubaren, so kleinen wie noblen Speisekarte die Stirn bieten: Sie würden lernen müssen, auf den Geschmack zu kommen, und dann wäre Gunter der Letzte, der nicht auch sie willkommen hieße.

    Hier – wie an vielen anderen Stellen des Romans auch – greifen das Private und das Politische in ganz neuer Weise ineinander. Die Erosion des real existierenden Sozialismus beflügelt den kapitalistischen Geist ehemaliger Rebellen. Gunter kann bei seinen Plänen sogar mit der Unterstützung seines Vaters rechnen, der in Bonn als Anwalt ein sehr auskömmliches Leben führt und seinem Sohn die früheren, meist nur verhalten geführten Debatten um die Schuld der Väter am nationalsozialistischen Terror nicht weiter nachzutragen scheint.

    Auch Richard hat nie allzu energisch mit seinem Erzeuger über dieses Thema gestritten – nur: Sein Vater hätte kein Geld, wenn Richard vergleichbare Pläne wie Gunter machen würde. Dem Umbruch, der sich im Kleinen in Gunters Idee von einer veredelten Imbissbude ausdrückt, begegnet Richard weniger handgreiflich, dafür aber soziologisch geschliffen stattdessen in den Manuskripten, die er im Verlag abholt, um sie zuhause zu bearbeiten:

    Die Arbeit versprach eine Art pulverisierten Sinn, Korrekturen sollte Richard sofort eintragen, sofort löslich und innerhalb eines Tags zum Abschluss bestimmt, sonst Geschmackseinbuße. In den Fahnen, die er im Verlag abgeholt hatte, ging es um den Wandel des Sozialcharakters, ein Prozess, der Osteuropa erst bevorstehe, den die Menschen dort schneller durchlaufen müssten, als alle im Westen es getan hatten, solange die Wirtschaft und mit ihr alle gewachsen waren oder umgekehrt. Heute übernahmen die Einzelnen nur noch schwach umrissene soziale Rollen und damit verbundene Werte, sie fühlten sich sich weniger krass und selten endgültig an einen bestimmten Platz in der Gesellschaft gestellt.
    (…)
    Scheitern und Erfolg wurden mehr und mehr aus aus den kollektiven Bindungen gelöst, das ganze machte beide Größen zum rein privaten Risiko, was dem Ganzen vorderhand nur zu bekommen schien, abzulesen am DAX, am Dow Jones oder am Konjunkturbarometer.
    (…)
    Authentizität, das war ein Rückstand aus einem vergangenen Jahrzehnt.

    Rückschau auf die 80er und frühen 90er Jahre

    Eine Rückschau auf die In diesen wenigen Zeilen verpackt Jürgen Theobaldy einen ganzen Abriss der Sozialgeschichte der Bundesrepublik. In der Rückschau auf die 80er und frühen 90er Jahre weiß der Leser heute, dass es nicht mehr weit ist bis zu Gerhard Schulzes Begriff von der „Erlebnisgesellschaft“, mit dem seit 1992 alle zeitgeist-soziologischen Debatten ein neues Koordinatensystem erhalten, weil der Konsum über die Kritik als dominierende Haltung zu obsiegen scheint. Und noch ein Jahr später wird auch Botho Strauß in seinem „anschwellenden Bocksgesang“ der alten Linken gewaltig die Leviten lesen. Mit diesem Vorwissen des Lesers spielt der Roman von Jürgen Theobaldy und bezieht daraus einen erheblichen Teil seines Reizes. Was Richard 1989/90 nur ahnen kann, ist mittlerweile selbst schon wieder zu „Geschichte“ geronnen. Der Roman schickt seinen Helden wie eine Sonde zurück an einen Wendepunkt deutscher Befindlichkeit, lädt den Leser ohne große Worte zu einer Pendelbewegung zwischen damals und heute ein, nimmt nichts allzu ernst, diffamiert aber auch nichts und niemanden.

    „Wie hatte es im Reich der Großen Proletarischen Kulturrevolution geheißen? Tunnel graben und Vorräte anlegen!“, an diese Parole kann sich Richard noch erinnern – aber welche K-Gruppe sie einmal ausgegeben hat, das weiß er nicht mehr. Ohnehin ist er auch in jüngeren Jahren niemals ein verlässlicher Revolutionär gewesen und hat sich bei Demonstrationen zuletzt stets dort am wohlsten gefühlt:

    (…) wo er dann auch an Gunter geraten war: bei einem spontan zusammengewürfelten, nahezu volkstümlichen Ensemble mit offenen Rändern, das mit Trommeln und Trompeten, mit Saxophonen und mit hausgemachten Instrumenten die Kundgebungen teils rhythmisch, teils melodisch untermalte, von Richards Chef neulich Spielmannszüge geheißen und ins Karnevalistische abgeschoben.
    (…)
    Überzeugen, das wusste schließlich jede und jeder, war unfruchtbar, es kam darauf an, sich selbst zu verändern und dies ohne Scheu nach außen zu zeigen.

    Im Politischen könne man nicht aufgehen, versichern sich Menschen wie Richard mittlerweile, man könne es zwar eine Weile aushalten, aber aber nach zwei, drei oder fünf Jahren schlage dann eben die „Stunde der Diktatoren“. Wem das nicht liegt, dem bleibt das Private – und daran leidet Richard gegen Ende seines vierten Lebensjahrzehnts erkennbar intensiver. Ist es milder Spott oder auch schon eine Diagnose, wie Jürgen Theobaldy seinen Richard nicht nur vor gesellschaftspolitischem Fragen, sondern auch vor den Forderungen der Liebe verzagen, manchmal auch versagen lässt? Es steht jedenfalls in der langen Tradition von Theobaldys früheren Romanen und Erzählungen, die ebenso wenig Sätze brauchen, wie dieser schmale neue Roman, wenn sie Milieus und Verhaltensweisen ausleuchten.

    Verwirklichung der emotionalen Selbstbestimmung

    In „Sonntags: Kino“ von 1978 beschreibt er beispielsweise die Welt seiner Jugend in Mannheim in den Fünfzigern, Stickigkeit, Aufmüpfigkeit und verklemmte Sexualität in einem Milieu, das man heute neudeutsch mit dem Wort „bildungsfern“ geißeln würde. Von solchen Verhältnissen, von unbeholfenen Knutschereien in Hausfluren oder Schlägereien unter Gleichaltrigen ist Richards Biotop weit entfernt – das immerhin ist ein Erfolg der angestrebten Befreiungen –, aber souverän ist er in Beziehungsfragen deswegen noch lange nicht.

    Die Verwirklichung der emotionalen Selbstbestimmung hinkt den Idealen und dem Verbrauch von Lebensabschnittspartnern deutlich hinterher, aus vielen guten Absichten und kräftigen Impulsen scheinen vor allem Liebesleid und eine gewisse Unverbindlichkeit im Alltagsleben hervorzugehen. In einem Roman von Michel Houellebecq würde das dramatisch zugespitzt – Jürgen Theobaldy skizziert das mit leichter Hand, in dem er einige der Formeln herbeizitiert, in denen diese Generation gelernt hat, sich selbst ihre Beziehungsmuster zu erklären.

    Als junger Mann hat Richard Mona kennengelernt, sich an ihrer Freizügigkeit berauscht und eine kurze Zeit intensiver Zweisamkeit mit ihr erlebt. Aber schon nach zwei Sommern droht das Interesse aneinander nachzulassen, die Phasen des Schweigens zwischen den beiden bedeuten nicht mehr, dass die Nähe wächst, sondern dass die Distanz zunimmt- und in seinem eigenen Notizbuch kann Richard Jahrzehnte später nachlesen, dass das wohl auch an ihm gelegen hat:

    Einmal wollte Mona wissen, was ich an ihr liebe, wenn ich schon nicht sagen könne, warum ich sie liebte, weil mir alles, was mit dazu einfiel, zu floskelhaft war. Und ich war erleichtert, dass sie sich von dem, was ich aufzählte, entzücken ließ.

    Richard verklärt Mona

    Sie gehen auseinander, Mona verlässt die Stadt und verschwindet im fernen Südamerika, Richard unternimmt keinen Versuch mehr, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Mona wird ihm zur Ikone – er hat ein einziges Foto von ihr, achtzehn Jahre alt, mit offener Bluse, das steht auch 1989/90 noch immer neben seinem Bett. Andere Bilder von Mona hat er nicht – seine Verklärung, seine immer wieder mal aufflammenden inneren Dialoge mit ihr, mit der fernen Frau, ranken sich um eine Gestalt, die nur mehr in seiner Imagination zu bestehen scheint. Gunter erklärt ihm, er solle endlich loslassen, denn das führe zu nichts. Richard aber wahrt eine seltsame Art von Treue im Geist, wenn auch nicht im Körperlichen. Ganz im Reinen ist er dabei mit sich selbst aber nicht:

    Tatsächlich, räumte er ein, als er mit der Ofenklappe die schmauchende Luke schloss und Gunter hinten in der Küche die leere Tüte wegpackte, all die Jahre war er ohne sie, ich war, Mona, durchaus und ganz gut ohne dich ausgekommen. Jedes dieser Worte sprach er sich insgeheim vor, während er sich in sein Zimmer zurückzog und Gunter wohl eben die Reihe Gewürzdosen durchging. Aber es war dir nur scheinbar gut dabei gegangen, so flüsterte ihm die Gegenstimme zu, die auch nach seiner Stimme klang, und Richard kam sich überboten vor, ein verkannter Wohltäter, der im Keller eines Abbruchhauses hauste, sich selbst gut zuredete, solange er die Hände über dem Flämmchen einer mickrigen Kerze rieb. Dass sich die einmal mit Mona genossenen Freuden später mit anderen Frauen nicht bruchlos hatten fortsetzen, geschweige denn verfeinern lassen! So wenig hatte er gewusst von dem, worauf es ihm selbst vor allem ankam, er hatte nicht einmal erahnt, wie viel ihm damals schon zugekommen war. Dennoch hatte er, auch um seinen Empfindungen für Mona zu trotzen, nie an die eine einzige, ihm und allen vorbestimmte Liebe glauben wollen, die Liebe war nicht nur einmal zu durchleben, sie blieb das unwiederbringliche Abenteuer, das gegen alle soziologischen Erhebungen nicht in einer Zweckgemeinschaft mit erlöschenden Zwecken auslaufen musste.

    Die wahren Empfindungen und die Ansprüche an die Selbstverwirklichung fern von aller bürgerlichen Routine kollidieren. Erst weht Richard sich gegen die Gefühle für Mona, die ihn zu überwältigen drohen, und als es mit der Liebe dann vorbei ist, verklärt er Mona so sehr, dass keine andere Frau neben dem Bild von ihr bestehen kann. Die Liebe wird in der Theorie ins Übermenschliche erhöht, in der Praxis schrumpfen die nachfolgenden Paarbildungen zu befristeten Arrangements.

    Als er dann aber hört, Mona sei nach Jahren in die Stadt zurückgekehrt, läuft er durch die Stadt als könne an jeder Ecke seines Kiezes ihr Gesicht wieder auftauchen, als müsse er sie überall suchen, wo sie – so hofft er – auch nach ihm suchen wird. Er sucht sie in Kneipen und lässt andere Frauen umstandslos fallen, er hofft auf ein Lebenszeichen von der fernen Mona, wenn er anonym einen kurzen Brief mit der Aufforderung zu einem Date erhält – und weiß nicht, was er denken soll, als er merkt, dass diese Nachricht nicht von der ihr, sondern von der sehr nahe gerückten Johanna stammt, die er als Freundin seines WG-Genossen schon ziemlich gut kennt:

    Sicher war es romantischer Irrglaube, die Begehrte verspüre immer etwas von den Empfindungen, die sie im Begehrenden wecke, in sich selbst. Aber nicht nur darum hatte Richard fast nur dann einer Frau in die Augen geschaut, wenn er sich von ihr dazu ermuntert fühlte; er wollte niemanden belagern, nicht am Widerstand die eigene Lust an der Eroberung anstacheln und steigern (…). Er wollte weder verführen noch sich bestimmen lassen und suchte diese Spannung aufzulösen in einem Zusammensein mit gleichen Ansprüchen für beide, und so langsam schien das sogar mehrheitsfähig zu werden.

    Richard müsste erst einmal sich selbst etwas abfordern

    Klingt vernünftig, aber bestimmt nicht leidenschaftlich – und ist deshalb wohl als „Rationalisierung“ einzustufen. Richard ist schon zufrieden, wenn er das Gefühl hat, dass er und eine aktuelle Freundin sich nicht nur „als Ersatz“ für jemand anderen betrachten. Sein WG-Genosse Gunter überwirft sich dagegen meist schon im ersten Urlaub mit seinen Freundinnen, schimpft auf Frauen, die zu oft das Wort „Kind“ im Gespräch fallen lassen, geht aber, so scheint es Richard, durch sein Leben, wie einer, der nichts bedauert, sich nicht langweilt und jederzeit Verantwortung übernehmen kann, wenn das gefordert ist. Was lässt sich daraus lernen? Lässt sich daraus etwas lernen?

    Richard müsste erst einmal sich selbst etwas abfordern, auch wenn in ihm niemals ein Macher, sondern eher ein Künstler, ein Dichter, verborgen ist. Wie es dahin kommt, dass ihm das gelingt, soll nicht verraten werden – nur soviel: Es dauert. Und es sind viele kleine Schritte, die Jürgen Theobaldy schon in den Überschriften der kurzen Kapitel seines Romans in ihren Qualitäten deutlich macht. Sie reichen von „Winterlicht“ bis zur „Mittagssonne“ und setzen Richards Schicksal in ein freundliches Licht.

    Am Ende lässt er ihn sogar mit einer der vielen Frauen, die in dem Buch eine Rolle spielen, glücklich vereint auf der „stadtabgewandten Seite des Tages“ zurück. Wer will, darf darin einen Nachhall von Nicolas Borns hochgelobtem Roman von 1976, „Die erdabgewandte Seite der Geschichte“ erkennen, damals einer äußerst bitteren Bilanz der Liebesunfähigkeit und der neuen Freiheiten der jüngeren Generation. „Aus nächster Nähe“ wendet das gleiche Thema nun gnädig und sanft ins Positive und versöhnt den Helden mit all den Unzulänglichkeiten, die ihn ausmachen, und die er deshalb auch nie wird ablegen können:

    Schluss mit Ausflüchteleien! Richard würde sich schon durchschlagen bis zum Bleibtreu, er war vielleicht gar nicht verwundbar auf diesem Weg, und ein Termin, der sich nicht hätte aufschieben lassen, stand weder heute noch morgen an. Mochte die Person, diese Frau, auch pokern, Richard wollte ihre Karten offen auf dem Tisch sehen. Er war vogelfrei, ha, wenngleich kein Prinz.

    Jürgen Theobaldy: Aus nächster Nähe.
    Roman, Verlag Das Wunderhorn, Juni 2013, 184 Seiten, Hardcover, 19,80 Euro

    #Berlin #Taxikollektiv #Roman

  • Faust in der Tasche
    https://www.spiegel.de/politik/faust-in-der-tasche-a-222ec4d1-0002-0001-0000-000014327877

    22.2.1981 - DER SPIEGEL 9/1981 - Die Sozialdemokraten versuchen, Kontakte zur alternativen Szene zu knüpfen.

    Sie gründeten Mietervereine und Genossenschaften, inszenierten Theaterstücke und stählten ihren Leib in eigenen Vereinen. Sie ließen ihren Nachwuchs in Kinderrepubliken Demokratie erproben und sorgten in Wohlfahrtsorganisationen für sozial Benachteiligte — die Sozialdemokraten zu Anfang dieses Jahrhunderts.

    Sie bauen Wärmepumpen und Windräder, plombieren in genossenschaftlichen Praxen Zähne, kümmern sich um alleinstehende Alte. Sie instandbesetzen leerstehende Häuser, holen Fixer von der Droge, verwalten ihre eigene Kreditbank — die Alternativen, achtzig Jahre später.

    Doch über den gemeinsamen Ausgangspunkt hinaus verbindet Genossen und Alternative bislang wenig. Für die meisten Sozialdemokraten ist die neue Gegenkultur Schwärmerei, der Rückzug aus herkömmlicher Politik eine S.42 »bürgerlich-romantische Antwort auf die Krise unseres Industriezeitalters« (der schleswig-holsteinische SPD-Fraktionschef Klaus Matthiesen). Dem Durchschnittsgenossen steht der Arbeitersohn aus Gelsenkirchen, der täglich zur Uni Bochum pendelt, näher als die Industriellentochter, die in einer Frauenbudike Berlin-Kreuzbergs Mollen zapft.

    Was die Jugendlichen ihrerseits von der Politik der SPD halten, schildert Thomas Krüger, Berliner Alternativer: »Ein neues Jugendzentrum kann die arbeitslosen Hauptschulabgänger nicht über die Trostlosigkeit ihrer Situation hinwegtrösten, die neueste Hochschulreform den Studenten nicht eine sinnvolle Perspektive geben, ein neues Krankenhaus nicht den zunehmenden Streß am rationalisierten Arbeitsplatz wegkurieren, ein saniertes Stadtviertel nicht die zunehmende Isolation verhindern.« Die SPD sei, so Krügers Schluß, für die Alternativen »langweilig«.

    Der designierte SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Glotz: »Es ist so, als ob sich Chinesen mit Japanern verständigen sollten.«

    Jetzt beginnen allmählich Versuche zu dolmetschen. Seit einigen Monaten sind die Genossen bemüht, die Kluft zu überwinden. Minister laden Alternative zu Diskussionen in ihre Amtsstuben, Funktionäre debattieren in Programmkommissionen über die Bewegung, Parlamentarier besuchen Wohngemeinschaften und Arbeiterkollektive in den Mietskasernen und Hinterhöfen von Berlin, Frankfurt oder Köln.

    Die Sozialdemokraten haben erkannt, daß in dem Milieu der Alternativen mittlerweile über 200 000 Bürger praktizieren, was ihrer Partei nicht immer fern war: Suche nach neuen Lebensformen, Solidarität ohne bürokratische Hemmnisse — etwa wenn die Berliner »Fabrik für Kultur, Sport und Handwerk« in einer von Eltern verwalteten Privatschule neue Unterrichtsformen für Grundschulkinder erprobt, das Berliner Taxi-Kollektiv NeTaKo »nicht profitorientiert« die Mitbestimmung im kleinen versucht oder die Gruppe »Offensives Altern« sich um Seniorinnen bemüht.

    Johano Strasser, Mitglied der SPD-Grundwertekommission: »Wir brauchen den Kontakt zu den Gruppen, um unser Fortschrittskonzept zu überdenken.« Hamburgs Bürgermeister Hans-Ulrich Klose assistiert: »Von den alternativen Gruppen können wir lernen.«

    Die Sozialdemokraten treibt freilich nicht nur Sympathie für die Gegenkultur um, sondern auch Sorge um die Nachwuchslinken.

    Die alternative Bewegung, befand der linke SPD-Bundestagsabgeordnete Karsten Voigt bereits 1979, sei zwar zu klein, um parlamentarische Mehrheiten bilden zu können, aber: »Sie ist groß genug, um auf lange Zeit hinaus eine parlamentarische Mehrheitsbildung unter Führung der SPD blockieren zu können.«

    Der damalige Berliner Wissenschaftssenator Peter Glotz im gleichen Jahr: Es sei eine »tödliche Gefahr«, wenn zwischen drei und fünf Prozent des linken Potentials »auf Dauer ausfielen«, wenn 20 oder 30 Prozent der jungen Generation sich daran gewöhnten, »alternativ« oder gar nicht zu wählen.

    In einer Analyse zu den Abgeordnetenhauswahlen im März 1979, bei denen die Alternative Liste 3,7 Prozent S.44 erhielt, sahen die Berliner Sozialdemokraten durch die neue Konkurrenz gar »die Existenzgrundlage der Sozialdemokratie« gefährdet.

    Das Problem ist auch nach dem Zerfall bei den Grünen nicht aus der Welt. Zwar haben bei den Bundestagswahlen im Oktober letzten Jahres 48,9 Prozent der Jung- und Erstwähler die Genossen gewählt, aber nur, so weiß der neue Parlamentarische Staatssekretär im Bonner Bildungsministerium, Eckart Kuhlwein, »mit der Faust in der Tasche«.

    Bernd Schoppe, Referent in der SPD-Zentrale: »Der hohe Anteil der Jungwählerstimmen für die SPD ist eher ein Indiz für die Ablehnung von Strauß als ein Indiz für eine starke positive Orientierung des Jugendlichen auf die SPD.«

    Nach den jüngsten Erkenntnissen im Erich-Ollenhauer-Haus würden unter den 18- bis 25jährigen derzeit rund acht Prozent keine der etablierten Parteien wählen. Vor allem in den Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin komme das Problem, so ein SPD-Stratege, »ganz massiv auf uns zu«.

    Meinungsforscher ermittelten, bei dem Berliner Votum am 10. Mai könnten die Alternativen 13 Prozent erreichen — und damit im Parlament die dritte Kraft spielen, als Koalitionspartner der Etablierten oder als Oppositionspartei, die eine Große Koalition des Partei-Establishments erzwingt.

    Eine Hoffnung haben sich die Genossen jedoch schon abgeschminkt: Innerhalb kurzer Zeit können die abgedrifteten Jugendlichen für die Partei nicht wiedergewonnen werden. Schoppe: »Auf der Tagesordnung steht nicht, junge Leute von der Richtigkeit sozialdemokratischer Positionen zu überzeugen — dieser Zug ist längst abgefahren.« Zunächst müßten die Sozialdemokraten versuchen, mit den jungen Leuten wieder ins Gespräch zu kommen.

    Um seinen Genossen die Scheu zu nehmen, macht Strasser bei seinen Vorträgen in Ortsvereinen und Arbeitsgemeinschaften »Reklame für die Alternativen«. Zudem versucht der linke Parteitheoretiker auf Seminaren der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung Jugendliche aus dem Sub-Milieu und Sozis einander näherzubringen.

    Einen anderen Weg geht Bildungsminister Björn Engholm. Noch als Parlamentarischer Staatssekretär bot er an, »bildungspolitisch relevante« Projekte aus der alternativen Szene mit 200 000 Mark aus seinem Etat zu fördern -um ein »bescheidenes Beriechen« zu ermöglichen, »ohne politische Hintergedanken oder Vorbedingungen«.

    Über Szenen-Kenner wie den einstigen SDSler Bernd Rabehl und den Politologen Tilman Fichter gelang es den Ministerialen, Fäden ins Milieu zu spinnen und ein paar Alternativler unter dem Siegel der Verschwiegenheit zu einem Treffen im Jugendbildungszentrum Oberursel zu bewegen. Es kamen unter anderen: die Arbeiterselbsthilfe Frankfurt, ein von ehemaligen Arbeitslosen verwalteter Handwerksbetrieb, die Schäfereigenossenschaft Finkenhof, das Autonome Bildungszentrum (ABC) Hamburg, spezialisiert auf Seminare für Jugendliche.

    Doch die Diskussion blieb ergebnislos: Die Bonner blieben auf ihrem Geld sitzen, ihre Gesprächspartner verweigerten sich. Zu groß war die Furcht, durch die »Staatsknete« (Szenen-Jargon) korrumpiert zu werden. Das Ministerium, so das ABC Hamburg, S.46 wolle doch nur versuchen, »die Jugend wieder stärker in dieses Gesellschaftssystem zu integrieren«. Zudem stifte »ein so großer Batzen Geld Unruhe bis hin zur Zwietracht«.

    Mittlerweile aber deutet sich ein Sinneswandel an. Die »Fabrik« akzeptierte 100 000 Mark des Berliner Senats sowie einen Kredit in gleicher Höhe, um gemeinsam mit der Technischen Universität eine Wärmepumpe zu entwickeln. Und ein Arbeitskreis »Finanzierung von Alternativprojekten« schlug in Berlin vor, die Bewegung müsse »den Kampf um Steuergelder aufnehmen — bei gleichzeitiger Wahrnehmung der Autonomie«.

    Kämpfen wollen unter anderem soziale Gruppen wie der Verein zur Beratung Drogenabhängiger, der Arbeitslosenladen Kreuzberg, die Beratungsstelle für Schwule und Lesben, der Stadtteilladen »Langer Erdmann«, aber auch politische Vereinigungen wie die Arbeitsgemeinschaft »Bürger beobachten die Polizei« oder das »Komitee für Grundrechte und Demokratie«.

    Ihre »gesellschaftlich sinnvolle Arbeit«, so die Begründung, leisteten sie zur Zeit unter Bedingungen, die »persönlich, beruflich und politisch auf längere Sicht kaum oder nur sehr schwer durchzuhalten« seien. Denn es fehle häufig selbst am Nötigsten, für Miete und Porto. Wenn sich die Lage nicht ändere, befand der Arbeitskreis, bestehe die Gefahr, daß die Berliner alternative Szene »zum omnibus-verglasten Zoo-Programm« für Touristen verkomme.

    Ein Befürworter der Staatsknete ist der Berliner Sozialwissenschaftler Peter Grottian, Mitglied des »Netzwerks Selbsthilfe«, eines Hilfsfonds für alternative Projekte (SPIEGEL 40/1980). Wenn die Sozialdemokraten in größerem Umfang Projekte förderten, so seine These, könnten sie in den von ihnen regierten Ländern bessere und effektivere Sozialarbeit leisten.

    So unwahrscheinlich ist dies nicht. Denn die Alternativen haben sich Sektoren erschlossen, in denen staatliche Helfer weitgehend machtlos sind. Beispiel: Während Sozial-Inspektoren gegen prügelnde Eltern nur mit Anzeigen oder dem Entzug des Sorgerechts vorgehen können, versucht das Berliner Kinderschutz Zentrum unter strenger Diskretion mit Beratung und Therapie zu helfen.

    Noch aber sind selbst die Bedingungen einer Finanzhilfe für alternative Projekte nicht geklärt. So muß die staatliche Seite aus haushaltsrechtlichen Gründen prüfen, ob die Mittel sinnvoll ausgegeben werden, einige Gruppen dagegen wollen aus Angst um ihre Unabhängigkeit lieber ohne Auflagen kassieren.

    Einen Befürworter haben sie bereits in den Reihen der SPD: den Vorsitzenden der Jungsozialisten Willi Piecyk: »Wir sollten die Musik bezahlen«, so der Juso-Chef, »aber die Leute spielen lassen.« Auf diese Weise könne die SPD beweisen, daß sie es mit ihrem Dialog-Wunsch ernst meine.

    Um die Glaubwürdigkeit der Partei geht es auch SPD-Referent Bernd Schoppe. Er plädiert dafür, daß sich Mandatsträger in Zukunft häufiger in Jugendzentren sehen lassen und mehr mit jungen Leuten diskutieren.

    Vor allem sollten die Funktionäre öfter Themen ansprechen, die Jugendliche besonders berühren, etwa Umweltschutz, Friedens- und Abrüstungspolitik.

    Da haben die Genossen derzeit freilich schlechte Karten.

    #Berlin #Politik #Alternative_Liste #SPD #Taxi #Taxikollektiv #1981

  • Taxifahrer in Madrid und Barcelona im unbefristeten Streik
    https://motorvehiclekingdom.com/de/7092-taxi-drivers-in-madrid-and-barcelona-on-indefinite-strike

    21.10.2021 - Der Taxidienst ist ab heute, dem 21. Januar, in Madrid auf unbestimmte Zeit unterbrochen. wie wir letzte Woche erwartet hatten. Damit schließt sich die Gruppe dem Protest und den seit mehreren Tagen andauernden Streiktagen in Barcelona an.

    Die Taxifahrer von Madrid und Barcelona führen sektorale Streiks mit einer einzigen Absicht durch: Druck auf die Regierungen beider Regionen auszuüben, damit sie eine wirksame Regelung für den Service von VTC-Fahrzeugen festlegen. Das musst du dir merken, Seit Oktober 2018 ist die Regulierung in diesem Bereich von der nationalen auf die regionale Ebene übergegangen, der fokus des protestes liegt nun also auf regionalen institutionen.

    Die Hauptforderung ist die gleiche, die diese Gruppe seit Monaten fordert: ein Ordnungsrahmen, der das einschränkt, was Das Taxikollektiv sieht „unlauteren Wettbewerb“ durch VTC-Plattformen wie Uber und Cabify. Darüber hinaus nutzen diese Berufstätigen diese Streiks, um eine klare Verurteilung der Ausbürgerung des Transportfahrzeugdienstes mit Chauffeur zu zeigen, die mit ihrer sofortigen Einstellung dank Handyanwendungen verblasst ist. Von Apps wie Uber und Cabify wurde die Unmittelbarkeit der Telekommunikation ausgenutzt, um das Konzert des Dienstes praktisch automatisch zu machen, was von der Taxibranche kritisiert wird.
    Proteste, Forderungen und unbefristeter Streik
    142119 834

    Um ihren Dienst zu unterstützen, sind Taxifahrer in Madrid und Barcelona in einen unbefristeten Streik getreten, um gegen das zu kämpfen, was sie als „Arbeitseingriffe und unlauteren Wettbewerb“ bezeichnen. Streiks, Konzentrationen und Demonstrationen wurden als Beschwerden in den zentralsten Gebieten beider Städte definiert.

    Während in Barcelona die Taxigruppen versuchen, die bisherige Mietdauer des VTC zu verlängern von den 15 Minuten, die der Generalitat-Entwurf sammelt, bis zu den 24 Stunden, die Taxifahrer wollen , in Madrid fordert die Gruppe eine ähnliche Regelung. Um die Positionen näher zusammenzubringen, treffen sich die Madrider Arbeitgebervertreter heute mit Präsident Ángel Garrido.

    Abgesehen von den Unannehmlichkeiten für die Benutzer haben viele Menschen in den sozialen Netzwerken die Unruhen wiederholt, die durch diese Tage der Proteste verursacht werden. Der berüchtigtste war der, den der Formel-1-Fahrer enthüllte Carlos Sainz, der angeprangert hat, dass das Uber-Fahrzeug, in dem seine Schwester unterwegs war, von einem Taxifahrer hinzugefügt wurde.

    Diese Unterbrechungen fallen mit der Feier wichtiger Ereignisse in der Hauptstadt zusammen, da diese Woche zwei der relevantesten Ereignisse im Ifema-Kalender ihre Türen öffnen: die Internationale Tourismusmesse Fitur (vom 23. bis 27. Januar) und der Laufsteg der Mercedes-Benz Fashion Week (vom 24. bis 29. Januar).

    #Spanien #Madrid #Barcelona #Taxi #Uber #Streik #2021

  • Rauer Wind in der Nische
    https://jungle.world/artikel/2003/27/rauer-wind-der-nische

    Jungle World 2003/27 von Christoph Villinger - Das Kreuzberger Prinzenbad ist auch bei 30 Grad im Schatten leer. Einsam kann man seine Bahnen im großen Becken ziehen. Man muss nur das nötige Kleingeld haben. Denn inzwischen kostet der Eintritt vier Euro, wer Anspruch auf Ermäßigung hat, zahlt immer noch 2,50 Euro. Dauerkarten sind abgeschafft. Nach den Protesten im vergangenen Jahr führten die Berliner Bäderbetriebe immerhin eine Spätschwimmerkarte ein, ab halb sechs Uhr kostet der Eintritt nur noch zwei Euro.

    Doch die ökonomische Krise ist nicht nur im Prinzenbad präsent. Immer weniger BewohnerInnen von Kreuzberg, das nach der Bezirksreform zum Ost-West-Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gehört, haben genügend Geld. In der Oranienstraße wirbt inzwischen selbst die Edelpizzeria Ossena mit einer Happy Hour von 18 bis 20 Uhr, um Hungrige anzulocken: »Alle Pizzas zum halben Preis.« Die Café-BesitzerInnen klagen über deutliche Umsatzrückgänge, nur am Wochenende sind die Kneipen noch voll. Und wenn man sich mal einen Cappuchino genehmigt, kommen zwei etwa zehnjährige Schulkinder an den Tisch, um selbstgebastelte Kerzen zur Finanzierung ihrer Klassenfahrt zu verkaufen. Man glaubt ihnen, denn sie sehen nicht so aus, als ob sie das Geld an der nächsten Straßenecke in Drogen umsetzen würden.

    Nebenan unterhält man sich über die 100 Euro, die ab Herbst für die Schulbücher der Kinder zu bezahlen sind. Und dass »die beste Freundin nach jahrelangem Suchen endlich einen Job gefunden hat« – in Schwäbisch Hall. Die seit zehn Jahren von den Linken befürchtete »Vertreibung der Armen aus Kreuzberg« ist ausgeblieben, vielmehr »findet ein Prozess der Binnenverarmung« statt, sagt der Kreuzberger Baustadtrat Franz Schulz von den Grünen. So nehme seit wenigen Jahren die Bevölkerung in Kreuzberg sogar wieder zu, insbesondere die deutsche. Das Problem sei der früher gut verdienende Selbstständige, der immer weniger Aufträge erhalte und dessen Geld deshalb knapp werde.

    So hat die auf mittelständische Käuferschichten ausgerichtete Supermarktkette Reichelt ihr Ladenlokal nahe dem Kottbusser Tor schon vor Jahren an den Billigdiscounter Lidl übergeben. Und keine tausend Meter weiter hat Lidl am Oranienplatz vor wenigen Monaten eine weitere Filiale neben dem edel restaurierten AOK-Hochhaus eröffnet. Das steht dafür völlig leer.

    Ebenfalls leer fahren nachts unzählige Taxen auf der Suche nach nicht vorhandenen Fahrgästen durch die Oranienstraße. Ein Kreuzberger Taxikollektiv kann sich inzwischen nur noch gut zwei Drittel des seit 1980 üblichen Stundenlohns von 7,50 Euro auszahlen. Für den Taxifahrer Tilman G. ist sein Job inzwischen »nichts weiter als eine schlecht getarnte Arbeitslosigkeit«.

    Über 30 Prozent beträgt die Arbeitslosenquote in Kreuzberg, 26 000 der etwa 147 000 EinwohnerInnen beziehen Sozialhilfe. Ein Drittel der KreuzbergerInnen hat keinen deutschen Pass. Im SO 36 genannten Teil Kreuzbergs betrug im Jahr 2001 das durchschnittliche Haushaltseinkommen nur 850 Euro, der Berliner Durchschnitt liegt immerhin bei 1 100 Euro. Knapp 3 500 Jugendliche unter 25 Jahren sind im Gesamtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg arbeitslos gemeldet, genauere Aufschlüsselungen nach einzelnen Wohngebieten gibt es angeblich nicht. Zumindest wehrt der Sprecher des Landesarbeitsamtes von Berlin-Brandenburg, Olaf Möller, eine entsprechende Anfrage der Jungle World wortreich ab.

    Doch Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer (PDS) berichtet von einzelnen Straßenzügen, »in denen bis zu 60 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund ohne Arbeit oder gar Ausbildungsplatz sind«. Deshalb ist Talibe Suzen vom Immigrantinnenverein Akarsu e.V. so empört, dass das Arbeitsamt Mitte die Mittel für Berufsvorbereitungskurse zusammengestrichen hat. 45 Teilnehmerinnen nicht deutscher Herkunft sollten dort auf einen Beruf vorbereitet werden, um einen Ausbildungsabschluss zu erreichen. Durch spezielle Angebote und muttersprachliches Fachpersonal entwickelten die Migrantinnen in den seit 14 Jahren angebotenen Kursen schnell mehr Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit.

    Noch im vergangenen Jahr wurde der Bildungsträger von Bundespräsident Johannes Rau und der Bertelsmann-Stiftung als eines der zehn besten Projekte unter 1 300 Mitbewerbern in Deutschland ausgezeichnet. Jetzt muss der Verein, um die Insolvenz zu vermeiden, bis Ende August allen Mitarbeiterinnen kündigen, berichtet Talibe Suzen. Falls dann bis Mitte September das Arbeitsamt den von zwölf auf neun Monate verkürzten Kurs doch noch genehmigt, können sie wieder angestellt werden. Aber am 31. Juli des nächsten Jahres müssen sie wieder entlassen werden. »Das ist doch absurd«, empört sich Suzen.

    Auch die Beschäftigungsagentur Stellwerk ist von den Kürzungen betroffen. Hier werden SozialhilfeempfängerInnen Wege zum Job gezeigt. »Wir verlieren damit 350 Förderplätze«, befürchtet Kerstin Bauer (PDS), die Sozialstadträtin des Bezirks. »Mit sehr großer Besorgnis«, formuliert sie diplomatisch, sehe sie »das rein haushaltspolitische Durchsetzen der Politik der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg«. Sie fordert »mehr Sensibilität«.

    Vor Jahren wurden diese Beschäftigungsagenturen von der radikalen Linken noch als Zwangsarbeitsanstalten bekämpft. Inzwischen beugen sich einige dem Widerspruch: Lieber ausgebeutet drin als ganz draußen. Kreuzberg ist in der ganz normalen kapitalistischen Realität angekommen, mit der man in anderen Teilen Deutschlands schon immer konfrontiert war. Sind dort ABM und die anderen Programme des Arbeitsamtes schon seit längerem Fremdwörter, ermöglichten sie in Kreuzberg vielen eine Nischenexistenz, deren Finanzierung nun weggekürzt wird. Zwar sind die Mieten in Kreuzberg im Vergleich zu Stuttgart oder München immer noch niedrig, doch auch hier steigen die Preise. Ein immer höherer Anteil des geringen Einkommens wird für das Wohnen ausgegeben, manchmal machen Miete und Nebenkosten schon weit über 30 Prozent aus.

    Nun soll ausgerechnet die längst verstorbene New Economy den Bezirk retten. Für die Bezirksbürgermeisterin Reinauer hat er »überhaupt nur eine Chance, wenn sich die Medienindustrie im Spreeraum weiter ansiedelt«. Vor einem Jahr zog Universal-Musik von Hamburg an das Friedrichshainer Spreeufer, demnächst will der Musiksender MTV folgen.

    Links und rechts der Spree ist ein riesiges Medienviertel mit 50 000 Arbeitsplätzen geplant. Für viele knüpft sich daran die Hoffnung, dass dort kleinere Kreuzberger Firmen im Dienstleistungssektor einen Markt finden könnten.

    Doch statt von der Teilnahme am unteren Dienstleistungsbereich zu träumen, könnte man sich auch wehren. Am vergangenen Sonntag veranstaltete die Kampagne Berlin-umsonst eine Fahrraddemo von Schwimmbad zu Schwimmbad in Kreuzberg und Mitte »gegen die unbezahlbaren Eintrittspreise«. Wer umsonst ins Prinzenbad kommt, braucht auch vorher den Medienarbeitern nicht die Schuhe zu putzen. Also wurden die Badehosen eingepackt, die Strandbälle aufgepumpt und die Wasserpistolen durchgeladen, um endlich freies Plantschen in den Fluten zu erkämpfen. Immerhin ein Anfang.

    #Berlin #Kreuzberg #Taxi #Arbeit #2003

  • An der falschen Halte
    https://taz.de/Archiv-Suche/!456999

    23.3.2006 - In den 80er-Jahren konnte man mit Taxifahren mehr verdienen als bei einem guten Bürojob. Heute ist es oft nur versteckte Arbeitslosigkeit. Dennoch hat das kurze Kutschieren fremder Menschen seinen Reiz: Für Sigrid Sokoll ist es „pures Abenteuer“

    Statt alle vier Jahre ein neues Taxi zu kaufen, müssen die Wagen heute bis zum Zusammenbruch halten

    von CHRISTOPH VILLINGER

    Warten. Taxifahren heißt warten. Mindestens drei Viertel ihrer Zeit stehen die Berliner TaxifahrerInnen im Schnitt an der „Halte“ – so die allgemeine Erfahrung – und langweilen sich. Lesen Zeitung, lösen Sudoku-Rätsel. Frieren manchmal. Und warten. „Steigt dann nach einer Stunde endlich jemand in die Taxe, geht’s auch nur für 5,40 Euro ins nahe Urban-Krankenhaus“, erzählt Sigrid Sokoll, die an der Halte „Zossen“, Ecke Gneisenaustraße, mitten in Kreuzberg, wartet. „Davon kannst du nicht leben“, sagt die 57-Jährige.

    Einen Stundenlohn von 10 Euro brutto hält sie für ihre Arbeit für angemessen. Ihr Taxikollektiv, die Kreuzberger Taxigenossenschaft (KTG), für die sie seit 1998 fährt, kann ihr gerade noch 6 Euro brutto ausbezahlen – und das mit Mühe. Das entspricht bei den angestellten FahrerInnen etwa 40 Prozent der Tageseinnahmen.

    „Sicher gibt es Ausnahmen“, erzählt ihre Kollegin Christel Janke, die seit 20 Jahren Taxi fährt. An diesem Morgen hatte die 58-Jährige zum Beispiel Glück. „Eine Tour von Kreuzberg nach Hennigsdorf macht 38 Euro.“ Aber am Nachmittag waren es nach acht Stunden Arbeit auch nur 68 Euro Umsatz auf dem Taxameter. „Hast dich eben an die falsche Halte gestellt“, scherzt ihre Freundin.

    An der falschen Halte stehen die über 6.500 Taxen in Berlin viel zu häufig. Wenige Ausnahmetage, wie zurzeit der Berlinale oder der Grünen Woche, lösen das strukturelle Problem des Berliner Taxigewerbes nicht. Die Mehrheit der Bevölkerung hat schlicht und einfach nicht das Geld für „diesen Luxus“. Zudem gebe es rund 1.000 Taxen zu viel in der Stadt, sagt der Taxiverband Deutschland.

    Im alten Westberlin war es kein Problem, in wenigen Stunden 200 Mark Umsatz zu machen und davon als von der Sozialversicherung befreite Studentin sogar über 50 Prozent behalten zu dürfen. Der Stundenlohn der KTG betrug bereits Anfang der 80er-Jahre um die 15 Mark, und trotzdem erwirtschaftete der Betrieb Gewinne.

    Damals hatten die Menschen einfach mehr Geld zum Ausgeben – auch für Taxis. Heute muss jede Fahrerin einen vollen Tag oder eine Nacht arbeiten, um mühsam und mit Glück über 100 Euro Umsatz zusammenzufahren. Die schwierige finanzielle Lage der Branche zeigt sich inzwischen auch an den Autos: Statt alle vier Jahre einen neuen Wagen zu kaufen, müssen sie heute halten bis zum Zusammenbruch. Über 650.000 Kilometer hat das liebevoll nach seiner Funknummer „1432“ genannte Mercedes-Taxi der KTG inzwischen auf dem Buckel.

    „Trotzdem macht mir der Job eigentlich Spaß – damals wie heute“, sagt Christel Janke. 1986 hat sie nach drei Monaten Lernen ihren P-Schein, den Personenbeförderungsschein, gemacht. Janke studierte damals Landschaftsplanung, später stieg sie auf Politikwissenschaft um, aber das Taxifahren wurde immer mehr zum Mittelpunkt des Erwerbslebens. „Nachdem ich eine Weile bei diversen Kleinbetrieben und einem Frauen-Taxi-Kollektiv gefahren bin, hab ich mich 1991 exmatrikuliert und dann selbstständig gemacht“, erzählt Janke. Ihr Wunsch damals: ohne allzu große Aufregung und Stress als Alleinfahrerin den Lebensunterhalt sichern.

    Das ist inzwischen eine Illusion. Auch sie kann von der Fahrerei nicht leben: „Ohne einen finanziellen Zuschuss der Familie würde es nicht gehen.“ Und wegen ihrer Gesundheit darf sie auch nicht endlos in der Taxe sitzen „wie andere Kollegen, die täglich zehn bis zwölf Stunden auf dem Bock hocken und trotzdem ihre Familie nicht ernähren können“. „Eigentlich hätten viele TaxifahrerInnen Anrecht auf ergänzendes Arbeitslosengeld II“, meint sie. Sigrid Sokoll, die vor zwölf Jahren ihren P-Schein gemacht hat, gehört zu dieser Gruppe. Sie fährt noch 15 Stunden die Woche, den fehlenden Rest deckt sie mit „ergänzendem Arbeitslosengeld II“ ab.

    Mit wildfremden Menschen für kurze Zeit in ein intensives Gespräch kommen zu können, das macht für Sokoll den Reiz am Taxifahren aus. Reihenweise Anekdoten kann sie darüber erzählen. Etwa die von dem über 90-jährigen Rentnerpaar, das Sokoll vor einigen Jahren an der Love Parade vorbeifuhr. „Ach, wir haben schon den Rock ’n’ Roll nicht verstanden, was sollen wir uns darüber aufregen“, kommentierten die zwei das Techno-Event. Diese Erlebnisse und die gewisse Anerkennung, die sie immer wieder für ihre Arbeit erfährt, sind Sokoll wichtig.

    Da widerspricht Christel Janke. Sie hat oft das Gefühl, in die „unterste Kaste gesteckt zu werden“. Die scheinbare Bewunderung, wie mutig es sei, als Frau Taxi zu fahren, verletze sie eher. Sie fühlt sich weniger gesellschaftlich anerkannt, „eher verkannt“. Besonders seit die Bundesregierung nach Berlin gezogen sei, spüre sie einen Drang zur Elitenbildung, die am Beruf gemessen werde. „Wie oft werde ich gefragt, was ich vorher gemacht habe – als wäre Taxifahren ein Hilfsarbeiterjob.“ Dabei ist sie heilfroh, nicht in einem Büro sitzen zu müssen – und Pause machen zu können, wann sie will.

    Sigrid Sokoll würde am liebsten viermal pro Monat am Wochenende fahren, „so wäre es das pure Abenteuer“. Doch inzwischen schränkt auch sie ihre Gesundheit ein: Der körperlich sehr belastende Job fordert seinen Tribut. „Ich bin um 6 Uhr morgens bei minus 8 Grad am Innsbrucker Platz gestanden und schwitzte im Hochsommer bei Plus 35 Grad am Ostbahnhof in der Sonne.“

    Die Hoffnung auf einen anderen Job hat Sokoll aufgegeben. „Und ich kann jedem Taxifahrer, der einen anderen Job findet, nur empfehlen, diesen anzunehmen“, sagt Sokoll. Melancholisch erzählt sie von einer anderen Kollegin, die in den 80er-Jahren ihren normalen Beruf hinschmiss, weil sie mit Taxifahren genauso viel verdiente, ja sogar noch etwas für die Rente sparen konnte. „Heute zahlt sie von dem Gesparten ihre Miete. Nichts wird’s mit der Rente.“

    An eine arbeitsfreie Altersruhe glauben beide nicht mehr. „So oder so werde ich arm sein“, meint Sokoll, „und deshalb weiterfahren müssen. Ich habe dann aber wenigstens zwei, drei Tage bezahlte Unterhaltung im Alter.“

    #Taxi #Berlin #2006 #Arbeit #Taxikollektiv

  • Aus in erster Lage : „Reinhard´s am Kudamm“ schließt Ende Juni
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/aus-in-erster-lage-reinhard%20s-am-kudamm-schliesst-ende-juni-9574277.h


    In erster Laje, diticknichlache. Früha war mehr Nuttenbullewar. Hat sich wat mit Kempi, schon länga. Die Kneipe hats nie jebracht und det Hotel isset och schon lange nich mehr. Kempi oda Fasanenku, dit lief imma. Bis dann Schluss war. Inne Münstersche jehts von da imma noch, aber nich mehr ins spendable Rasputin. Erstet Jedeck 40 Steine, warn fürn Kutscha. Mal vier Hurenböcke macht 160 und die Scicht war ohkeh. Inne jeizije Synagoge will der New Yorker mit de Schläfenlöckchen. Hamse richtich jehört, die jehm keen Schmalz, sinn och keene richtijen Amis. Macht nüscht, wir fahrn allet, och wenns nur zum Beten hinta Panzajlas jeht. Neunfuffzich. Scheiss drauf

    28.3.2023 von Bernd Matthies - Auf der Website des Restaurants wird unter „Neuigkeiten“ noch fröhlich zum Silvestermenü 2022 eingeladen – und es gibt angeblich viele Stellen zu besetzen. Die wirkliche Neuigkeit aber steht dort nicht: „Reinhard’s am Kurfürstendamm“, das zweigeschossige Restaurant in erster Lage, wird seinen Betrieb Ende Juni einstellen. Die rund 70 Beschäftigten seien entsprechend informiert worden, heißt es in der „B.Z.“, die als erstes darüber berichtete.

    Die Reinhard’s-Gruppe, geführt von Thomas Weiand, schrumpft bereits seit Jahren, zuletzt schloss 2019 die Filiale im Nikolaiviertel in Mitte. Dort hatte es allerdings nie die Bedeutung des Restaurants an der Ecke Fasanenstraße/Kurfürstendamm, das 1952 zusammen mit dem Hotelneubau – damals „Bristol Kempinski“ – als „Kempinski-Eck“ entstanden war. Auf der Gästeliste standen praktisch alle Prominenten, die im seinerzeit ersten Haus am West-Berliner Platze logierten.

    Es sollte ein Ersatz für das „Kranzler“ werden

    Der Abstieg von Hotel und Restaurant begann mit dem Mauerfall und der Verlagerung des Szene-Lebens nach Osten. Deshalb galt es als mutiger Befreiungsschlag, als das Restaurant 2005 umgebaut und um einen Boulevard-Balkon im Obergeschoss ergänzt wurde; es sollte ein Ersatz für das abgewickelte Kranzler werden. Doch ein Jahr später zog sich Kempinski aus der Bewirtschaftung zurück und übergab an Reinhard’s, der Name „Kempinski-Eck“ verschwand im Kleingedruckten. 2017 gab die Hotelgruppe auch nebenan auf, das Hotel firmiert seitdem nur noch als „Bristol“.

    Das aktuelle Reinhard’s ist eine unspektakuläre, solide geführte Brasserie, deren Geschäft auf Touristen beruht, wenngleich manch alteingesessener West-Berliner hier den Erinnerungen an alte, verschwundene West-Berliner Gastro-Institutionen nachhing. Bemerkenswert sind die Öffnungszeiten: Täglich ohne Ruhetag oder Ferien von 6.30 Uhr bis um 1 Uhr in der Nacht, das ist eine Ansage auf einem Boulevard, der entgegen seinem Ruf schon weit vor Mitternacht in Schlaf sinkt.

    Möglicherweise war es der durch Corona bedingte Touristenschwund, der nun das Ende einleitete. Auf dem Kurfürstendamm gibt es nichts Vergleichbares mehr, dort dominiert längst die Systemgastronomie, und auch die Zahl asiatischer Restaurants scheint immer noch weiter zu steigen. Über das Schicksal der Räume ist noch nichts bekannt – im Trend läge der Auftritt einer weiteren Edel-Burger-Kette oder eines anderen Konzepts mit hoher Umsatzrendite.

    Reinhard’s am
    10719 Kurfürstendamm 27
    https://www.openstreetmap.org/node/254307080

    #Taxihalteplatz FasanenKu
    https://www.openstreetmap.org/node/317190476

    #Charlottenburg #Kurfürstendamm #Fasanenstraße #Gastronomie #Restaurant

  • L’Espagne va récolter 6 milliards d’euros via la taxe sur les superprofits de la finance et de l’énergie
    https://lareleveetlapeste.fr/lespagne-va-recolter-6-milliards-deuros-via-la-taxe-sur-les-superp

    En plus de ces taxes sur les superprofits, le gouvernement Espagnol a mis en place un impôt de solidarité sur les grandes fortunes pour faire progresser la « justice fiscale » et lutter contre les inégalités

  • Kein Taxi für Selenskyj
    https://seenthis.net/messages/993955
    Anscheinend können wir dem Mann auch nicht helfen. Munition hamwanich. Aber wir fahren gerne seine Landsleute in Berlin. Nur als Kutscher ohne Ortskenntnis können wir sie hier nicht brauchen. Davon gibt es schon zu viele.

    Did Zelensky say, ’I need ammunition, not a ride’? - The Washington Post
    https://www.washingtonpost.com/politics/2022/03/06/zelenskys-famous-quote-need-ammo-not-ride-not-easily-confirmed
    ...
    The AP story on Feb. 25 made a key point — that Zelensky uttered this remark as he rejected a U.S. offer of an immediate evacuation.

    Ukrainian President Volodymyr Zelensky was asked to evacuate Kyiv at the behest of the U.S. government but turned down the offer. Zelensky said in response: “The fight is here; I need ammunition, not a ride,” according to a senior American intelligence official with direct knowledge of the conversation, who described Zelensky as upbeat.

    The attribution was a single source, but on the surface it appears to be a good one — a senior U.S. official “with direct knowledge of the conversation.” That suggests a person with access to a transcript or who had even listened in on the call.

    #Taxi #Berlin #Ukraine