Rückbenennung einer Straße: Familie Mosse kehrt zurück
▻https://taz.de/Rueckbenennung-einer-Strasse/!6097261
Nice, da hat die Dame nun auch ihr Sträßchen als Zusatz zur richtigen Berliner Rudolf-Mosse-Straße. Der Titel tâuscht, nix is mit „Rückbenennung“, das Sträßchen hieß noch nie wie jetzt. Egal, Präzision kommt weit nach Emotion beim bald-nur-noch-online Grünbürgerblättchen namens TAZ.
Die olle Kaiser-Bourgeoisie ist beliebt beim neuen Kleinbürgertum, vor allem wenn sie als Kulturtrâger feminin daherkommt. Ob das fortschrittlich oder bloß Elite im Kanonenbootreich war, egal, wen kümmerts, passt schon. Die Straße so überflüssig wie die Klasse, Urheber vom 1914-Schlamassel.
Gebrauchen könnte Berlin eine Straße zur Erinnerung an Willi Münzenberg. Der war ein wirklich bedeutender Verleger, kein kapitalistischer Geldschneider wie Mosse. Münzenberg machte Arbeiterkultur möglich,. Mit Geld aus Moskau finanzierte er Meilensteine der Zeitungsgeschichte. Ohne Münzenberg kein Heartfield. Vermutlich im Exil als Abweichler ermordet war Münzenberg Antifaschist und Opfer des Stalinismus. Er hätte eine offizielle Ehrung mehr als verdient.
AIZ - Arbeiter Illustrierte Zeitung, Jahrgang 1931, 27 Hefte
▻https://brandenburg.museum-digital.de/series/711?navlang=de
TAZ-Artikel übe die Frau-Mosse-Straße
13.7.2025 von Martin Krauss - In Berlin trug einst eine Straße den Namen des jüdischen Verlegers Rudolf Mosse. Seit Samstag ist ein Stück davon nach seiner Ehefrau Emilie benannt.
Berlin taz | Berlin hat seit Samstag eine Emilie-Mosse-Straße. „Sie liegt ziemlich genau da, wo früher die Rudolf-Mosse-Straße lag“, erklärt ein glücklicher Holger Siemann. Der Schriftsteller hatte vor Jahren bei Recherchen für einen Roman herausgefunden: Auf dem Gelände des heutigen Jahn-Sportparks in Prenzlauer Berg hatte es ab 1920 eine Straße gegeben, die an Rudolf Mosse (1843–1920) erinnerte.
Der jüdische Verleger hatte zusammen mit seiner Frau Emilie (1851–1924) mehr als nur einen Pressekonzern aufgebaut. Vor allem Emilie Mosse unterstützte ein Waisenhaus und eine Einrichtung für arbeitende Frauen. 1935 benannten die Nazis die Straße um. Nach 1945 entstand hier der spätere Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, doch weil der auf etwa zwei Millionen Kubikmeter Schutt errichtet wurde, liegt die alte Rudolf-Mosse-Straße etwa einen Meter tiefer.
Nur ein ganz kleines Stück dieser Straße, das direkt auf den Haupteingang des Jahn-Stadions zuläuft, existiert noch. Bislang zählten die Häuser zur Eberswalder Straße, nun zur Emilie-Mosse-Straße.
Der Verein „Mosse erinnern!“ hatte sich lange für die Rückbenennung der Straße eingesetzt. Dass sie nun nicht nach Rudolf Mosse heißt, liegt daran, dass es in Wilmersdorf bereits eine solche Straße gibt, und dass der Bezirk Pankow Straßen vor allem nach Frauen benennen möchte.
„Sie war auch Repräsentantin des Verlags“
Die Biografie von Emilie Mosse zeigt, dass sie nie nur die Frau an Rudolfs Seite war. Die Historikerin Elisabeth Wagner betont: „Sie war auch Repräsentantin des Verlags.“ Im liberalen Berliner Tageblatt des Mosse-Verlags fand sich etwa täglich eine Frauenseite, die auf Emilies Wirken zurückging, unter anderem war sie mit Bertha von Suttner und Alice Salomon befreundet.
„Ich wollte einfach nicht hinnehmen, dass die Nazis gewinnen“, sagt Holger Siemann zu seiner Motivation. Die Nazis hatten schließlich den Namen Mosse aus dem Stadtbild gestrichen. Dabei waren nach 1945 Umbenennungen üblich: Die Straße, die auf die Emilie-Mosse-Straße zuläuft, hatte seit 1937 Ludwigstraße geheißen, nach dem NS-Schläger Otto Ludwig. Seit 1952 ist es die Topsstraße, nach Hermann Tops, einem kommunistischen Widerstandskämpfer.
Noch deutlicher ist es beim Jahn-Sportpark. Der erinnert gleichfalls seit 1952 an den „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, einen Antisemiten und Franzosenhasser. Manuela Anders Granitzki (CDU), Stadträtin Ordnung und Öffentlicher Raum in Pankow, kann sich vorstellen, dass bald auch über den Namen Jahn diskutiert wird. Cordelia Koch (Grüne), die Pankower Bezirksbürgermeisterin wünsche sich eine „sensible Auseinandersetzung“ mit dieser Frage, sagt sie der taz.
Stephan Lahrem vom Verein „Mosse erinnern!“ hat einen pragmatischen Vorschlag. Aktuell liegt das Jahn-Stadion, das abgerissen und neu gebaut werden soll, offiziell in der Cantianstraße. „Ich wünsche mir, dass das Jahn-Stadion die Postadresse ‚Emilie-Mosse-Straße‘ bekommt.“
Am Samstag sollte dort ein Fußballturnier für Mädchen um den Emilie-Mosse-Pokal ausgespielt werden. Doch das musste kurzfristig wegen angekündigten Starkregens abgesagt werden. Auch nach der Umbenennung muss Gedenken mit Rückschlägen rechnen.
Mosse-Palais (1885)
▻https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mosse-Palais_(1885)
Es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen, an wen erinnert werden soll.
Das Mosse-Palais war das zwischen 1881 und 1885 als Stadtresidenz errichtete Wohnhaus des Verlegers und „Zeitungskönigs“ Rudolf Mosse, das 1945 bei einem alliierten Luftangriff zerstört wurde. Das Gebäude stand auf den Grundstücken Leipziger Platz 15 (Südseite) und Voßstraße 22 (Nordseite)
Rudolf Mosse
▻https://de.m.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Mosse
Nach der Novemberrevolution 1918/1919 forderte er in seinen Zeitungen, den Versailler Vertrag nicht zu unterzeichnen....1918 setzte er allerdings seine Unterschrift unter den Gründungsaufruf der Deutschen Demokratischen Partei (DDP).
Topsstraße - alter Eintrag im Kaupert am 14.7.2025
▻https://m.kauperts.de/Strassen/Topsstrasse-10437-Berlin
Details — Topsstraße
PLZ 10437
Ortsteil Prenzlauer Berg
ÖPNV Zone A Tram M1, M10, 12 — U‑Bahn 2 Eberswalder Straße
Verlauf von Schönhauser Allee und Cantianstraße bis Eberswalder Str, links Nr 1-35 ungerade
Falk Planquadrat H 17
Zuständigkeiten — Topsstraße
Arbeitsagentur Pankow
Jobcenter Pankow
Amtsgericht Mitte
Grundbuchamt Mitte
Familiengericht Pankow
Finanzamt Prenzlauer Berg
Polizeiabschnitt A 15
Verwaltungsbezirk Pankow
Geschichte — Topsstraße
Alter Bezirk Prenzlauer Berg
Alte Namen Ludwigstraße (1937-1952)
Name seit 31.1.1952
Info
Tops, Hermann, * 18.7.1897 Berlin, + 14.8.1944 Brandenburg, Werkzeugmacher, Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime.
Ab 1919 war er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes. Seit 1923 war Tops Mitglied der KPD und Betriebsratsvorsitzender. In den zwanziger Jahren wurde Tops in die Bezirksverordnetenversammlung von Prenzlauer Berg gewählt. Als Arbeitersportler übte er ab 1931 die Funktion des Turnwarts von Berlin-Brandenburg im Vorstand der Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit aus. Ab 1933 kämpfte Tops illegal gegen die NS-Diktatur. Im Oktober 1933 verhaftete die Gestapo ihn, und am 6.12.1934 wurde Tops zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Nach der Haftentlassung betätigte er sich in der von Robert Uhrig geführten Widerstandsorganisation. Am 4.2.1942 wurde er verhaftet und am 21.6.1944 zum Tod verurteilt. Er wohnte bis 1942 in der Kopenhagener Straße 46.
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