• 25 Jahre nach Barlows „Unabhängigkeitsdeklaration des Cyberspace“ | Telepolis
    https://www.heise.de/tp/features/25-Jahre-nach-Barlows-Unabhaengigkeitsdeklaration-des-Cyberspace-5054608.html?

    15. Februar 2021, von Wolfgang Kleinwächter - Von den Bergen der Visionen in die Täler der Realitäten

    Am 8. Februar 1996 veröffentlichte John Perry Barlow in Davos seine „Unabhängigkeitserklärung des Cyberpace“. Inspiriert von der „Informationsrevolution“ und dem „Dot-Com-Boom“ der 1990er Jahre prophezeite er eine „andere Cyberwelt“ und forderte eine neue „Heimstatt des Geistes“ (New Home of Mind), wo sich die „Community“ ohne Einmischung, Bevormundung oder gar Unterdrückung von Regierungen frei entfalten könne.

    „Regierungen der industriellen Welt“, schrieb er, „ihr müden Riesen aus Fleisch und Stahl, ich komme aus dem Cyberspace, dem neuen Zuhause des Geistes. Als Vertreter der Zukunft bitte ich euch aus der Vergangenheit, uns in Ruhe zu lassen. Ihr seid nicht willkommen unter uns. Ihr habt keine Souveränität, wo wir uns versammeln.“

    25 Jahre später wissen wir, dass Barlow Recht und Unrecht hatte. Er hatte Recht mit der Prophezeiung einer „neuen Welt“. Aber er hatte Unrecht, dass dies eine Welt ohne Regierungen sein würde. Die Klärung der Frage, ob Barlow recht oder unrecht hatte, ist aber gar nicht so wichtig. Interessanter als seine Projektionen sind die Prozesse und der Kontext seiner Proklamation.
    Die „Geschichte des Internets“

    Um die „Geschichte des Internets“ und damit auch die Quelle der digitalen Revolution zu verstehen, sollte man bis zum 4. Oktober 1957 zurückgehen. Der „Sputnik-Schock“ veranlasste die Eisenhower-Regierung, nicht nur die Nasa, sondern auch Arpa, die „Advanced Research Project Agency“, zu gründen. Arpa operierte unter dem US-Verteidigungsministerium und wurde beauftragt, die Vereinigten Staaten widerstandsfähiger gegen ausländische Angriffe zu machen. Beide Agenturen wurden zu Erfolgsgeschichten: Im August 1969 schickte die Nasa den ersten Mann zum Mond. Und im Oktober 1969 präsentierte Arpa ein dezentrales Kommunikationsnetzwerk.

    In den 1960er Jahren erkannte man in den USA die Verwundbarkeit zentralisierter und hierarchisch aufgebauter Kommunikationsnetze. Nicht umsonst wurden bei Revolutionen und Staatsstreichen Rundfunkstationen und Telegraphenämter zuerst besetzt. Wer die Kommunikation kontrolliert, kontrolliert die Gesellschaft. Die Arpa-Idee war, ein dezentrales Netzwerk aufzubauen, bei dem ein zerstörter Server problemlos durch einen anderen Server ersetzt werden kann, ohne dass die End-zu-End-Kommunikation darunter leidet.

    Wenn ein solches Netz mehr Server als die Sowjets Raketen hätte, wäre de facto dieses Netz in einem Nuklearkrieg unzerstörbar. Am 29. Oktober 1969 verband Arpanet vier Computer in Stanford, Los Angeles, Santa Barbara und Utah. Für manche ist dies der Geburtstag des Internets.

    1969 war auch das Jahr, in dem Verhandlungen über die Begrenzung strategischer Atomwaffenarsenale (Strategic Arms Limitation Talks/Salt) zwischen den USA und der Sowjetunion begannen. Nach den riskanten Erfahrungen der Kuba-Krise, die die Welt 1962 an den Rand eines Atomkrieges gebracht hatte, wollten beide Seiten das nukleare Wettrüsten unter Kontrolle bringen. Dies hatte Konsequenzen für Arpanet. Das Projekt verschwand zwar nicht, hatte aber für das Pentagon nicht mehr vorrangige Priorität.

    Die interessante Nebenwirkung dieses Prioritätenwechsels war, dass das Pentagon zwar weiterhin einen Großteil der Forschung finanzierte, die Anwendungen sich aber mehr und mehr vom militärischen in den akademischen Bereich verlagerten. Die Doktoranden, die an Arpanet beteiligt waren, hatten schnell das Potential der bahnbrechenden Erfindung dezentraler and interoperabler Netzwerke erkannt.

    Die Idee, ein Netzwerk zu haben, das Macht nicht zentralisiert, sondern Wissen an den Rändern akkumuliert, ein Netzwerk, das die freie Kommunikation zwischen jedermann, jederzeit and jeden Ort von Text, Bild und Ton unabhängig von Grenzen ermöglicht, das war ein ebenso attraktives wie geniales Konzept für eine Generation, die nach den schmerzhaften Jahren des Vietnam-Krieges ihre eigene Vorstellung von Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmung hatte.

    Vor allem für die „Youngsters“ von der US-Westküste wurde in den 1970er und 1980er Jahren dieses Forschungsprojekt zu einem Werkzeug, mit dem sie eine völlig neue und zwar virtuelle Welt aufbauten. Diese basierte auf bis dato unbekannten Protokollen und Codes: RFCs, TCP/IP, IPv4, DNS, ccTLDs, gTLDs, GIFs, das „@“, die „Dot’s“ und vieles mehr, einschließlich der Netzwerk-Institutionen wie IETF und IANA, wurden zu Eckpfeilern einer Welt, die damals außerhalb dieser „Community“ kaum einer verstand.

    Diese „virtuelle Welt“ gründete sich auf Selbstregulierung und dem Konzept einer grenzenlosen, individuellen Freiheit. Sie war eine elitäre Welt, die von den „Guten“ ("Good Guys") bevölkert wurde. Wer sich falsch verhielt und die „Netiquette“ verletzte, wurde „geflamed“. Ausschluss aus der Community war die Höchststrafe. Kaum einer, der Zugang zum Netz hatte, riskierte das damals.

    Diese sehr elitäre virtuelle Welt schuf eine Illusion eines Abgehobenseins von den Niederungen der Alltagsprobleme. Dabei war gab es eigentlich keine Trennung von der „realen Welt“, aber zu jener Zeit interessierte sich im „Rest der Welt“ kaum jemand für das Gehabe der „Geeks“ and „Freaks“ im Cyberspace.
    Und die Politik verstand gleich gar nicht, worum es dabei ging. Minister oder Parlamentarier hatten keine Ahnung, welche potenzielle Macht mit diesem „Netzwerk von Netzwerken“ da heranwuchs.

    Als etwa Jon Postel im Jahr 1986 einen vertrauenswürdigen Manager für eine deutsche Top Level Domain (ccTLD) unter dem Kürzel „.de“ suchte, reichte ein Telefonanruf und ein Handschlag für die Delegation. Keine Partei im Bundestag hat sich damals mit der Vergabe einer Ressource beschäftigt, die heute von 17 Millionen Internet-Nutzern als virtuelles Zuhause genutzt wird.

    Die leicht begehbare Brücke in die „reale Welt“ baute 1991 Tim Berners Lee mit seinem „HTTP-Protokoll“. Das World Wide Web erweiterte nicht nur die Freiheitsräume für akademische Diskussionen, es schuf auch neue Geschäftsmöglichkeiten.

    Die 1990er Jahre sahen den „Dot-Com-Boom“ und die Vision einer „New Economy“. Plötzlich war das Internet in aller Munde, zumindest in den USA.

    Die EU war beschäftigt mit der Privatisierung der Telekommunikation und der Aufnahme neuer Mitglieder aus Osteuropa. In dem vom damaligen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors 1993 veröffentlichen 298-seitigen Zukunftspapier, dem „Weißbuch zu Wachstum, Wettbewerb und Beschäftigung“, taucht das Wort „Internet“ kein einziges Mal auf.

    Die Clinton-Regierung (1993-2000) hingegen erkannte sehr wohl, dass „das Internet“ viel mehr ist als ein „technisches Spielzeug“. Die „National Information Infrastructure Initiative“ (NII) von US-Vizepräsident Al Gore (1993) räumte alle politischen und regulatorischen Hindernisse für eine dynamische Entwicklung des Internet beiseite und startete den „Digitalen Tornado“.
    Von „Technologies of Freedom“ bis zum „Darkening Web“

    Barlow war nicht der erste, der über die „digitale Revolution“ und ihre wirtschaftlichen, politischen und sozialen Auswirkungen reflektierte. Zbginiew Brezsinski (The Technotrocic Era), Ithiel Sola de Pool (Technologies of Freedom) und Alvin Toffler (The Third Wave) hatten bereits seit den 1970er Jahren die Diskussion angeheizt. In den 1990er Jahren waren Manuel Castell (Network Society), Nicholas Negroponte (Being Digital), Francis Cairncross (Death of Distance) und Larry Lessing (Code and other Laws of Cyberspace) Augenöffner für die gesellschaftlichen Konsequenzen der vor der Tür stehenden globalen Digitalisierung.

    Das 1999er „Cluetrain Manifesto“ – publiziert von vier Silicon Valley Pionieren – erinnerte gar an die 95 Thesen von Martin Luther, der 500 Jahre zuvor die europäische Reformation in Gang gesetzt hatte. Wir lehnen Könige, Präsidenten und Wahlen ab. Wir glauben an „rough consens and running code“, sagte David Clark bereits 1993.

    Mit anderen Worten: Barlows 1996er Cyber-Unabhängigkeitserklärung war zu jener Zeit eigentlich gar nicht so neu. Trotzdem war seine Aussage eine besondere. Sein Verweis auf die US-amerikanische „Unabhängigkeitserklärung“ von 1776 machte sie viel politischer. Barlow wusste, wie man Worte benutzt und mit Menschen spricht. Er schrieb Songs für die Rockband „Grateful Dead“.

    Barlow’s Vision hat viele inspiriert. Ich selbst erinnere mich an eine Diskussion in Harvard, bei der Charles Nesson die Vorstellungskraft seines Publikums mobilisierte, sich an den historischen Moment in der „Hall of Independecne“ von Philadelphia zu erinnern, als 1776 die US-Verfassung ausgearbeitet und die Institutionen der US-Demokratie entworfen wurden. „Wir müssen jetzt die demokratischen Institutionen für ein digitales 21. Jahrhundert aufbauen“, sagte er.

    Es war die Zeit, als Icann als das Pilotprojekt für „Cyberdemokratie“ galt und „globale Wahlen“ für sein Direktorium vorbereitete. „Governance without Governments“. Das war neu. Entscheidungen bei Icann werden von den unmittelbar „Betroffenen und Beteiligten“, den Anbietern und Nutzern der Dienste getroffen. Regierungen sitzen bei Icann in einem, beratenden Ausschuss, dem „Governmental Advisory Committee“ (Gac). Und ein „Gac-Advice“ ist für das Icann Direktorium nicht verbindlich.
    Barlow argumentierte in seiner Erklärung:

    Wir haben keine gewählte Regierung und werden wahrscheinlich auch keine haben. Deshalb spreche ich Sie mit keiner größeren Autorität an als der, mit der die Freiheit selbst immer spricht. Ich erkläre den globalen sozialen Raum, den wir aufbauen, für natürlich unabhängig von den Tyranneien, die Sie uns aufzwingen wollen. Sie haben weder ein moralisches Recht, uns zu regieren, noch besitzen Sie Durchsetzungsmethoden, die wir wirklich befürchten müssen. Regierungen leiten ihre gerechten Befugnisse aus der Zustimmung der Regierten ab. Sie haben unsere weder angefordert noch erhalten. Wir haben Sie nicht eingeladen. Sie kennen uns nicht, noch kennen Sie unsere Welt. Der Cyberspace liegt nicht innerhalb Ihrer Grenzen. Wir werden eine Zivilisation des Geistes im Cyberspace schaffen. Möge es humaner und fairer sein als die Welt, die Ihre Regierungen zuvor geschaffen haben.

    Es dauerte jedoch keine fünf Jahre und die von den Schweizer Bergen verkündeten Visionen landeten in den Tälern der Realitäten. Im Jahr 2001 platzte die „Doc-Com-Blase“ und der 11. September verwandelte die mehr theoretische Debatte um „Cyberdemokratie“ in eine sehr realpolitische Diskussion über „Cybersicherheit“.
    Innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl der Internetnutzer von einer Million auf eine Milliarde. Die grenzenlosen Möglichkeiten der vernetzten Welt wurden nicht mehr nur von den „Good Guys“ genutzt. Das Internet bot die gleichen Freiheiten auch für Kriminelle, Vandalen, Hassprediger, Pädophile, Terroristen, Geldwäscher und andere „Bad Guys“.

    Die neuen Buchpublikationen hatten eher pessimistische Titel: „Die Zukunft des Internets und wie man es aufhält“ (Jonathan Zittrain) oder „The Darkening Web“ (Alexander Klimburg). Jeff Moss, der Gründer von Black Hat, argumentierte einmal: „Wir haben Innovationen geschaffen, um die Regierungen fernzuhalten. Mit den neuen Anwendungen kam viel Geld herein. Großes Geld zog die Kriminellen an. Und bei Kriminellen im Cyberspace ist es nur natürlich, dass die Regierungen zurückgekommen sind.“
    Rückblickende Bewertung auf Barlows „Unabhängigkeitserklärung“

    Hatte Barlow unrecht? Ja und nein. Denn selbst wenn Regierungen heute „zurück“ sind, sie sind es auf andere Weise. Die Welt ist heute tatsächlich eine Cyberwelt. Die Wirtschaft ist eine digitale Wirtschaft. Die neue Komplexität des globalen Internet Governance-Ökosystems kann nicht mehr auf herkömmliche Weise verwaltet werden.

    2005 – auf dem Weltgipfel der Vereinten Nationen zur Informationsgesellschaft (WSIS) – akzeptierten die Staatsoberhäupter von 193 UN-Mitgliedstaaten in der „Tunis Agenda“, dass für die Steuerung des Internets alle Beteiligten, einschließlich des Privatsektors, der technischen Gemeinschaft und der Zivilgesellschaft, einbezogen werden müssen. Das sogenannte Multistakeholder-Modell wurde zur Blaupause für die globale Internet-Governance.

    Auch wenn das Multistakeholder-Modell noch viele konzeptionelle Schwächen hat und immer wieder herausgefordert wird, gibt es praktisch dazu keine Alternative. Regierungen allein werden keine Lösungen für die Probleme des digitalen Zeitalters finden können. Das von UN-Generalsekretär Antonio Guterres eingesetzte „High Level Panel on Digital Cooperation“ titelte seinen 2018er Abschlussbericht mit einem indirekten Bezug zu Barlow’s Cyberunabhängigkeitserklärung „Das Zeitalter der Cyberinterdependenz“ (The Age of Cyberinterdependence).

    Insofern ist die „Rückkehr der Regierung“ in den Cyberspace mehr als das bloße Zurückschwingen eines Pendels. Es geht jetzt nicht mehr um „Regierung oder Community“, es geht um „Regierung und Community“. Es geht um neue innovative und erweiterte Politikmodelle, um die Entwicklung innovativer Mischformen einer sinnvollen Kombination von Elementen der „repräsentativen Demokratie“ und einer „partizipativen Demokratie“.

    Vertikale Hierarchien müssen zu horizontalen Netzwerken werden bei denen, je nach Sachverhalt Prozesse mal „Bottom Up“ und mal „Top Down“ gemanagt werden. Stakeholder müssen sich auf gleicher Augenhöhe begegnen und ihre sich gegenseitig ergänzenden Rolle spielen. Keiner kann das System allein managen. Regierungen nicht. Unternehmen aber auch nicht. Die Grundphilosophie des Multistakeholder-Modelles ist die, das das Internet von Anfang an hatte: Teilhabe (Sharing), und zwar auch bei der Entwicklung von Politiken und deren Durchsetzung.

    Es ist ein großes Problem und es geht um mehr als Tablets, Smartphones und 5G. Mit der digitalen Revolution bewegt sich die Menschheit auf eine neue Ebene. Noch weiß man eigentlich nicht, wie diese grenzenlose digitale Cyberwelt funktioniert, wie sie gemanagt und reguliert werden soll. Die Noten für diese Zukunftsmusik müssen erst noch geschrieben werden. Die 2020er Jahre haben ja aber auch gerade erst begonnen.
    Lehren aus der industriellen Revolution?

    Die digitale Revolution wird heute oft als „4. Industrielle Revolution“ bezeichnet. Natürlich gab es eruptiven Phasen, die Wirtschaft und Gesellschaft rockten, schon früher? Einiges kann man z.B. von den Diskussionen lernen, die aufpoppten, als sich die Welle der „1. Industrielle Revolution“ ausbreitete.

    Das Industriezeitalter nahm in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Fahrt auf. Als die Begleiterscheinungen für das tägliche Leben sichtbarer wurden, rüttelte ein 30-jähriger Deutscher die Welt auf, indem er argumentierte, dass diese industrielle Revolution mehr sei als Dampfschiffe, Eisenbahnen, Elektrizität, Telegraph und Textilfabriken. Er prognostizierte eine „New Economy“ und eine „New Society“ und entwickelte einen Plan, wie diese zu bauen sei. 1848 nannte Karl Marx seine Deklaration das „Kommunistische Manifest“.

    Aber auch Marx wurde bald mit den Realitäten seiner Zeit konfrontiert. In einer Rede in London am 14. April 1856 erkannte er die tiefen Widersprüche: „In unseren Tagen scheint jedes Ding mit seinem Gegenteil schwanger zu gehen. Wir sehen, dass die Maschinerie, die mit der wundervollen Kraft begabt ist, die menschliche Arbeit zu verringern und fruchtbarer zu machen, sie verkümmern lässt und bis zur Erschöpfung auszehrt.

    Die neuen Quellen des Reichtums verwandeln sich durch einen seltsamen Zauberbann zu Quellen der Not. Die Siege der Wissenschaft scheinen erkauft durch Verlust an Charakter. In dem Maße, wie die Menschheit die Natur bezwingt, scheint der Mensch durch andre Menschen oder durch seine eigne Niedertracht unterjocht zu werden. Selbst das reine Licht der Wissenschaft scheint nur auf dem dunklen Hintergrund der Unwissenheit leuchten zu können.

    All unser Erfinden und unser ganzer Fortschritt scheinen darauf hinauszulaufen, dass sie materielle Kräfte mit geistigem Leben ausstatten und das menschliche Leben zu einer materiellen Kraft verdummen.
    Dieser Antagonismus zwischen moderner Industrie und Wissenschaft auf der einen Seite und modernem Elend und Verfall auf der anderen Seite, dieser Antagonismus zwischen den Produktivkräften und den gesellschaftlichen Beziehungen unserer Epoche ist eine handgreifliche, überwältigende und unbestreitbare Tatsache.“

    Wir wissen heute, dass die Geschichte nicht so verlaufen ist, wie sie sich Karl Marx vorgestellt hat. Seine Erkenntnisse waren wohl begründet. Der Plan hat nicht funktioniert. 100 Jahre später war die Welt aber dennoch „voll industrialisiert“. Und die Königreiche, die die Welt beherrschten als Marx noch ein junger Journalist war, waren verschwunden. Stattdessen existierten nun Republiken, wenngleich diese sehr unterschiedlich waren. Auf der einen Seite Demokratien, pluralistische Marktwirtschaften, die sich an Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit orientierten.

    Auf der anderen Seite Autokratien, staatswirtschaftliche Ein-Parteien-Systeme mit einem „General“ an der Spitze, der dem Rest des Landes diktierte, was zu tun ist. Schlimmer noch, nach zwei verheerenden Weltkriegen begann 1948 ein kalter Krieg zwischen den beiden Blöcken. Und es dauerte fast ein halbes Jahrhundert, bis die Staatsoberhäupter der „zwei Blöcke“ die Demokratie zum Sieger des Industriezeitalters erklärten.

    Ihre Vision in der „Charta von Paris“ (1991) lautet wie folgt:

    Unsere ist eine Zeit, um die Hoffnungen und Erwartungen zu erfüllen, die unsere Völker seit Jahrzehnten hegen: unerschütterliches Engagement für Demokratie auf der Grundlage von Menschenrechten und Grundfreiheiten; Wohlstand durch wirtschaftliche Freiheit und soziale Gerechtigkeit; und gleiche Sicherheit für alle unsere Länder. Wir verpflichten uns, die Demokratie als einziges Regierungssystem unserer Nationen aufzubauen, zu festigen und zu stärken. Die demokratische Regierung basiert auf dem Willen des Volkes, der regelmäßig durch freie und faire Wahlen zum Ausdruck gebracht wird. Die Demokratie hat als Grundlage den Respekt vor der menschlichen Person und der Rechtsstaatlichkeit. Demokratie ist der beste Schutz der Meinungsfreiheit, der Toleranz aller Gesellschaftsgruppen und der Chancengleichheit für jeden Menschen. Demokratie mit ihrem repräsentativen und pluralistischen Charakter beinhaltet die Rechenschaftspflicht gegenüber den Wählern und die Verpflichtung der Behörden, die unparteiisch geltenden Gesetze und Gerechtigkeiten einzuhalten. Niemand wird über dem Gesetz stehen.

    Ist das nicht eine schöne Vision: Frieden und Verständnis, Wohlstand, wirtschaftliche Freiheit und soziale Gerechtigkeit für alle von Vancouver bis Wladiwostok? Diese „Vision“ kam von Regierungen, nicht von Träumern wie John Perry Barlow. Aber auch diese Vision überlebte den Stresstest der Realität nicht.

    Warten auf die Enkelkinder?

    1991, als die „Charta von Paris“ unterzeichnet und das Industriezeitalter beendet wurde, öffnete das World Wide Web die Tür zum „digitalen Zeitalter“. 30 Jahre später sind die „Väter des Internets“ nun Großväter. Ihre Kinder haben den Cyberspace kommerzialisiert, politisiert und militarisiert.

    Die Visionen von gestern sind hinterm Horizont verschwunden. Heutige Realität ist, dass all die großen Errungenschaften, die neuen Anwendungen und digitalen Dienste, die unser Leben freier, einfacher, reicher und komfortabler gemacht haben, eine dunkle Kehrseite haben. Soziale Netzwerke laufen Gefahr, Zensoren zu werden. Suchmaschinen riskieren, zu globalen Wachhunden zu mutieren.

    Wir sind umgeben von Massenüberwachung, biometrischen Kontrollsystemen und einem Sumpf gefälschter Nachrichten und Hassreden. Neue profitable Anwendungen zerstören traditionelle Unternehmen und es ist unklar, ob diese Erfindungen eine „konstruktive Zerstörung“ (Schumpeter) sind oder ob sie den Weg bahnen in eine sich immer tiefer spaltende Gesellschaft.

    Wir müssen uns rumschlagen mit Cyberkriminalität, Fehlinformationen, Marktbeherrschung, digitalen Handelskriegen und tödlichen autonomen Waffensystemen. Es scheint wie 1856 zu sein, als „jedes Ding mit seinem Gegenteil schwanger“ ging.

    Werden Plattformregulierung, digitale Steuern, Datenschutz, Normen des staatlichen Verhaltens im Cyberspace und Regeln für einen ethischen Ansatz für künstliche Intelligenz unserer Zukunft besser machen? Was werden die „Enkel des Internet“ mit dieser neuen Generation von Problemen anfangen, die in John Perry Barlow’s Unabhängigkeitserklärung gar nicht vorkommen?

    Geschichte wiederholt sich nicht. Niemand weiß, wie unsere Welt in 25 Jahren aussehen wird. Man kann sicher davon ausgehen, dass im Jahr 2046 die Welt „vollständig digitalisiert“ sein wird. Aber wird diese Welt eine „Zivilisation des Geistes“ sein? Wird jeder Einzelne einen erschwinglichen Zugang zum Internet haben?Können wir den Erfolg des „grünen und digitalen Deals“ genießen? Hat der digitale Fortschritt unsere Umwelt, Bildung und Gesundheitsversorgung verbessert? Wird es für alle „menschenwürdige Arbeit“ geben? Wird die Welt „menschlicher und fairer“ sein? Oder haben wir einen digitalen „Kalten Krieg“ zwischen Cyberdemokratien und Cyberautokratien mit Internet-basierten Drohnen und Killerrobotern?

    Visionen und Träume für die Zukunft zu haben, ist immer eine gute Sache. Es ist notwendig, Menschen zu inspirieren, ihre Ansichten zu erweitern und die Fantasie anzuregen. Man sollte sich aber auch bewusst sein, dass die Realität einen anderen Weg einschlägt. Das Heute ist Ergebnis von gestern; das morgen Ergebnis von heute.

    Dieser simple Sinnspruch ist eine alte buddhistische Weisheit. Heinrich Heine hat es - etwas poetischer - mal so formuliert: „Der heutige Tag ist ein Resultat des gestrigen. Was dieser gewollt hat, müssen wir erforschen, wenn wir zu wissen wünschen, was jener will“. Und Winston Churchill meinte „Eine Nation, die ihre Vergangenheit vergisst, hat keine Zukunft“. Insofern würde ich den Professoren von morgen empfehlen, Barlows „Unabhängigkeitserklärung im Cyberspace“ auf die Leseliste der Studenten von übermorgen zu setzen.

    #internet #politique #web_indépendant

  • N°4 #Zelig RTM - (H)acktivismes : l’information veut toujours être libre - samedi 17 mars 2018, 11h-13h

    Conception : Peggy Pierrot (chercheuse indépendante), Philippe Rivière (journaliste), animation : Peggy Pierrot @supergeante, intervenant.es : Geert Lovink (théoricien des média @geert), Aris Papatheodorou (Réseau Samizdat @aris), Philippe Rivière (@fil), Marie Lechner (Gaîté lyrique)

    Peggy Pierrot rappelle la genèse des rencontres Zelig au début des années 2000 qui ont permis de développer un discours alternatif aux média dominants et de créer des « média tactiques ». Puis le court « Internautes » de #Nathalie_Magnan est projeté. Les intervenant.es abordent alors la nécessité pour les « réseaux des réseaux » de développer un discours critique, des actions stratégiques (s’extraire du Cloud, créer des plateformes opensource, relever le défi d’un web ouvert), des positions dialectiques (lien entre machines/usages et identités/subjectivités), des réseaux de pairs égaux, le tout face aux GAFA. Il est également question de ponts entre les générations et de préservation des lieux indépendants dont certaines initiatives (Lundi matin, Rebellyon, Seenthis, Mastodon, Framasoft, Les Chatons, Ronja, Mesh, Guifi, Freifunk, Athens Wireless Metropolitan Network, Consume.net, Call, etc.) sont des exemples.

    https://archive.org/details/n6linternetcritiqueentredesillusionsetspeculationssamedi17mars201817h19h329

    #conférence #internet #web_indépendant #cccp

  • Pour des états généraux de l’Internet indépendant - Libération
    http://www.liberation.fr/debats/2016/12/15/pour-des-etats-generaux-de-l-internet-independant_1535520

    L’espace social se réduit, l’espace discursif se réduit, l’espace de consultation (nos écrans de smartphones) se réduit, le temps d’attention se réduit et se fractionne à l’avenant.

    L’histoire des sciences et des techniques algorithmiques est devenue celle des ruses de la persuasion technologique permettant aux plateformes de s’assurer que rien ne pourra leur être caché ou dissimulé alors même qu’elles auront tout loisir de nous imposer tel ou tel déterminisme algorithmique. Ce que l’on nous vendait hier comme de l’« empowerment », de la « capacitation » est devenu, en quelques années, une impuissance, une aliénation.

    La seule solution consiste à donner corps à l’idée du chercheur en sciences de l’information Dirk Lewandowski, en créant un index indépendant du Web. Car tout part de là, à commencer par la fin des monopoles et des effets de rente actuels. C’est techniquement possible, à court terme, et à un coût raisonnable. Ce n’est pas une utopie mais une nécessité pour s’éviter, collectivement, un gouvernement mondial des Gafa (Google, Apple, Facebook, Amazon) à la solde de quelques lobbys.

    Toutes les conditions sont réunies pour que se réunissent des états généraux du Web pour construire cet index indépendant qui seul pourra nous rendre nos libertés et nos illusions perdues.

    Sinon ? Sinon, l’essentiel de l’avenir du monde connecté se jouera à New York, où les patrons de Google, de Facebook, d’Amazon, d’IBM, d’Oracle, de Microsoft, de Cisco et d’Apple ont rencontré mercredi Donald Trump.

    #Olivier_Ertzscheid #web
    Il y a urgence.

    • Il y a une difficulté logique dans cet article :
      “Ce que l’on nous vendait hier comme de l’« empowerment », de la « capacitation » est devenu, en quelques années, une impuissance, une aliénation.”

      "On nous vendait", ça signifie quoi ? Que celleux qui défendaient "hier" le #web_indépendant préparaient en fait le terrain pour Facebook ? Et ça justifierait de défendre aujourd’hui le web indépendant ?

      Je m’interroge sur la manière de présenter le sujet, et sur l’impensé qui est derrière.

  • Chronique des jours courts | Le Monolecte
    http://blog.monolecte.fr/post/2017/01/20/chronique-des-jours-courts

    Pour passer le temps entre deux aller-retour chez le grossiste du bricolage, j’ai décidé de nettoyer mon immense collection de flux RSS. Entre 800 et 1000 sources, je ne sais plus, certaines suivies depuis plus de 15 ans. Il y en a un gros paquet qui est aux abonnés absents depuis très longtemps. Mais là, beaucoup de plateformes d’hébergement ont fait le ménage et ça me crée des alertes un peu chiantes dans mon agrégateur. Du coup, j’ai retrouvé là des URL de gens que j’avais adoré lire, qui m’avaient fait rire ou pleurer, avec lesquels j’avais parfois eu de véritables échanges… pendant un temps, tout au moins.

    #chroniques #Internet #moment #mort

  • La rose, le renard et le Petit Prince - Kozeries en dilettante
    http://www.kozlika.org/kozeries/post/2016/06/10/La-rose-le-renard-et-le-Petit-Prince

    On se connaît trop, vous et moi. J’ai rencontré la plupart de ceux qui me lisent encore, beaucoup sont devenus des amis. Les amis non blogueurs, mon entourage et même les collègues avec lesquels je m’entends le mieux sont peu à peu devenus presque tous des lecteurs de ce blog. « Pire » encore, vous vous connaissez les uns les autres.

    Alors voilà. Je n’ai pas perdu les clés d’ici, je ne les jetterai pas non plus mais je ne sais pas trop quels liens j’ai envie de retisser avec mon premier amour.

  • Make and host your webpages at home.
    http://superglue.it

    Superglue provides you with an independent, end-to-end solution for creating and hosting your webpages at home. In this way, it promotes the original Do-It-Yourself ethos of the Internet.

    On a raté le Superglue Launch Party mais on peut quand même tester ce serveur web pour € 30.-
    http://v2.nl/lab/blog/superglue-launch-party

    Choosing your personal server device
    http://discourse.superglue.it/t/howto-choosing-your-personal-server-device/10

    Currently two devices are supported: the D-Link DIR-505 (left) and the TP-LINK TL-WR710N (right). It doesn’t matter which model you get: both offer the same functionality and are priced around €25 / $30

    Adding a usb storage device and creating first web page
    http://discourse.superglue.it/t/adding-a-usb-storage-device-and-creating-first-web-page/55

    Introducing SuperGlue
    http://superglue.hotglue.me

    Web 2.0 promised that everyone could become a media publisher, but had exactly the opposite result: Today, most people’s web content is locked into the proprietary services of only a handful of Internet social media giants. The early Web culture of self-made and self-hosted homepages has almost disappeared.

    SuperGlue is a user-friendly platform, which allows you to make your own websites and run them from a mini-server installed in your home. What this means is that SuperGlue bypasses dependence on unnecessary mid-service providers, which cost money and control your data. SuperGlue allows you to create highly personalized web and define how you share it with the others.

    dev base
    http://git.superglue.it/public

    documentation
    http://git.superglue.it/superglue/documentation/wikis/home

    #diy #serveur #autarcie #web_indépendant

  • Michiel de Jong - Unhosted · redecentralize.org
    http://redecentralize.org/interviews/2014/03/26/12-michiel-unhosted.html

    https://unhosted.org ou le renouveau du #Web_indépendant ?

    the new war that’s going on in software is for the personal storage. So there’s obviously Dropbox (...) iCloud (...) Google Drive, SkyDrive for Microsoft — (...) even Ubuntu (...) [has] a proprietary platform which they want people to store their data on.

    So we have all these storage platforms, and this is like the new software freedom war, right?

    et un mode intéressant de #financement des devs :

    [two foundations] just gave some more money, so we’ve said ten euros per hour, which is what — we used to say a thousand euros per month, which is sort of what we live on, and now we say ten euros per hour so it’s more flexible. So somebody could say, ‘Okay, I’m coming for a few weeks,’ doing some work, publishing that, and then you say, ‘Okay, I worked 26 hours,’ and then you just get €260. So that’s the system we’re using now. So if any developer wants to try it out, we’ve got this funding.

    #unhosted #cccp

  • FUCK YOU(TUBE)
    https://www.youtube.com/watch?v=8C4LnIy-2Hg

    À quoi ça va ressembler Youtube si les gens peuvent plus y mettre des vidéos utilisant des œuvres protégées par les ardents défenseurs du copyright ?

    J’imagine un endroit plein de Let’s play de jeux indépendants, de critiques d’œuvres sous CC, de musiques libres, etc.

    Un endroit chouette en fait ^_^

    Finalement au lieu de faire #NoTube et de leur montrer qu’on a besoin d’eux pour nous divertir, si on les laissait s’enfouir dans leur caca ?(Permalink)

    #f #t

  • Development of the Social Network Usage in Germany
    http://www.emarkets.tu-darmstadt.de/forschung/social-network-usage-in-germany-study

    Le web indépendant menacé

    http://www.tu-darmstadt.de/media/illustrationen/referat_kommunikation/pressebildarchiv/pressebilder_2013/Infografik_SocialMediaReport_TU.jpg

    We have compiled a few descriptives on the Social Media Usage of Facebook, Twitter and Google+ and continuously track their development over time.

    http://www.emarkets.tu-darmstadt.de/fileadmin/user_upload/download/Development_of_the_Social_Network_Usage_in_Germany_in_2012-Jan


    Figure 1 from the lastet report showing “Number of Likes, Tweets and PlusOnes (Twitter and Google+ on secondary scale) per Day”

    #web_independant #web_2.0 #allemagne

  • 14.11.2012: Deutsches Indymedia vor dem Aus (neues-deutschland.de)
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/804167.deutsches-indymedia-vor-dem-aus.html

    http://www.neues-deutschland.de/img/o/66188.jpg

    Leserkommentar:

    amenpanufer, 13. Nov 2012 13:25
    time to say good bye

    der artikel spiegelt mehr den anspruch denn die realität wider. aufrufe oder gar bekennerschreiben sind extrem ungern gesehen. oft wurden sie ersetzt oder mit einem kritisierenden text versehen. vor jahren konnten auch schon mal artikel einfach verschwinden, zb. wenn nazis genannt wurden oder aber israel für seine besatzungspolitik kritisiert wurde. dafür fanden sich lange zeit traktate, die jeden krieg der usa und jeden angriff israels rechtfertigten, bis hin zur folter an gefangenen. das war möglich, weil indymedia damals den sog. antideutschen nahestand. zwar hat sich dieses bündnis wohl erledigt, aber immer noch finden sich in indymedia überwiegend traktate, die die szeneinterne schlammschlacht der radikalen linken abbilden. es ist ein unproduktives forum für die verschiedenen zirkel. darüber hinaus aber kann jeder staatsanwalt, jeder polizeibeamte und jeder nazi seinen mist ablegen, und oftmals bleibt der auf indymedia stehen, weil er genau den verfeindeten zirkel angreift. so war es auch möglich, dass die existenz der drogenmafia am kottbusser tor in berlin-kreuzberg bejubelt wurde mit dem argument, jeder habe ein recht auf drogen. das hat mit streitkultur gar nichts mehr zu tun. und besonders peinlich: manche naziprovokation, sei sie nun ein porno-link oder schlimmste hetze, bleibt sogar tagelang auf den seiten bestehen, wohingegen missbilligte äußerungen der linken sofort verschwinden.
    das gute an indymedia ist: es hat sowohl gezeigt, dass diese gesellschaft nicht fähig ist, eine kontrollfreie internetplattform zu betreiben, als auch bewiesen, dass dieser teil der linken nicht fähig ist, eine kontrollfunktion auszuüben. damit aber tendiert auch jede organisierungsfähigkeit gegen null und damit die option auf befreiung.
    da mittlerweile viele linke, teilweise auch als einzelperson, ihre internetwandzeitung machen, sehe ich ein ende von indymedia eher positiv. das informationsangebot weitet sich, oder: demokratisiert sich. das ist doch gut.

    #indymedia_de #gegenoeffentlichkeit #web_independant

  • La fin de Indymedia Allemagne ?

    de.indymedia.org | Deadline für de.indymedia.org
    http://de.indymedia.org/2012/10/336058.shtml

    Les militants du site de.indymedia.org annoncent la fin du projet pour 2013 parce qu’il ya de moins en moins d’utilisateurs actifs.

    Die Gründe

    JedeR von uns ist natürlich von den Möglichkeiten der Web-2.0-Welt verwöhnt. Das 11 Jahre alte CMS von de.indymedia.org kann da verständlicherweise nicht mehr mithalten. Ein Symptom ist hierfür beispielsweise, dass viele zu Artikeln keine Bilder mehr auf Indymedia hochladen, da es schneller geht, sie auf einer kommerziellen Bilder-Seite zu speichern. Ferner ist eigentlich die Aufteilung in ModeratorInnen und UserInnen ohne Zwischenstufen überholt. Sehr viele NutzerInnen würden gerne die Seite mehr mitgestalten, z.B. Artikel von Nazis löschen oder Artikel ins Newswire setzen, jedoch nicht gleich mit den kompletten AdministratorInnen-Rechte für die Seite zu erhalten. Das ist vielen zu viel Verantwortung. Hier könnte ein feiner skaliertes System mehr Menschen einbinden. Auch ist mensch es gewohnt, seine / ihre eigenen Inhalte wieder zu verändern und zu aktualisieren. Dies geht jedoch mit der derzeitigen Software nicht.

    Quelques raisons : CMS trop compliqué, avec une gestion des droits qui ne correspond plus aux attentes des utilisateurs.

    Die Alternative

    Viele IMCs haben auf Standard-OpenSource-CMS umgestellt: Drupal oder HyperActive als Indymedia-Lösung basierend auf Ruby on Rails. Eine Neuentwicklung für de.indymedia.org kommt bei der derzeitigen Personaldecke allerdings nicht mehr in Frage. Derzeit sind einige Unentwegte daran, Drupal so weit aufzubereiten, dass eine sogenannte UserInnen-Moderation möglich ist. D.h. dass UserInnen über bestimmte Artikel abstimmen können und ihre Artikel ändern können. Drupal ist ein sehr aktives Projekt einer großen Software-Entwicklergemeinde. Daher fällt die Hauptentwicklung nicht IMC-AktivistInnen sondern OpenSource-Entwicklern zu. Derzeit werden sogenannte Module getestet und an dem CSS für die de.indymedia.org-Seite gearbeitet (Projekt auf GitHub). Die UserInnen-Moderation sehen viele als den Schlüssel zum Weiterbestehen des Projekts. Hierdurch können viele Leute sporadisch eingebunden werden und müssen sich auf keine starre Mitarbeit festlegen. Die Kernmoderation kann dann nur mit ein paar wenigen erfolgen.

    On espère trouver une solution sous Drupal qui faciliterait la gestion du projet.

    Pourtant dans les commentaire on trouve d’autres raisons qui dépassent le cadre technique : Le monde a changé dans les 11 année depuis le début d’Indymedia, aujourd’hui on peut publier partout et plus simplement, mais c’est surtout le profil des activistes qui a changé.

    Voire aussi Qu’avons-nous fait des « bonshommes bleus » ? Les utilisateurs d’aujourd’hui ne sont plus ceux d’hier
    http://romy.tetue.net/qu-avons-nous-fait-des-bonshommes-bleus?lang=fr

    #indymedia_de #gegenoeffentlichkeit #web_independant

    • Je pense que le problème de sites comm Indymedia n’est pas la diminution du nombre d’activistes mais le fait qu’ils changent d’activité. Quand je regarde un site comm filmsforaction.org (http://seenthis.net/messages/92865) je constate que c’est beaucoup mieux fait qu’Indymedia, ce qui serait sans importance si les militants voulaient continuer à communiquer à la manière d’Indymedia, c’est à dire par écrit.

      On observe deux éléments qui sont à mon avis essentiels pour le déclin des projets « traditionnels » :

      – La démocratisation de l’accès à la production multimedia permet aujourd’hui aux militants de produire des documents plus susceptibles de toucher un grand nombre de personnes qu’avant.

      – En même temps le caractère des militants a changé. Être militant aujourd’hui ne signifie plus de faire partie d’un petit groupe d’activistes qui partagent les mêmes habitudes vestimentaires et idéologiques tout comme le même type de langage.

      Pour répondre aux exigeances qui en résultent les sites web militants tout comme les auteurs des logiciels utilisés sont obligés de s’ouvrir vers de nouveaux formats et interfaces. Un exemple pour cette nouvelle approche est Mediaspip des Kent1 http://www.mediaspip.net

      Mais en fin de compte ce n’est pas tant une question de plateforme technique. L’enjeu est surtout constitué par les causes qui nous font bouger ou pas.