Taxi

Reality Check - Geschichten rund ums Taxi in Berlin und weltweit - Materialsammlung, Bilder, Videos, Texte

  • Mindesttarife für uber & Co.! Schluss mit illegalem Lohndumping! - Online petition
    https://www.openpetition.de/petition/online/mindesttarife-fuer-uber-co-schluss-mit-illegalem-lohndumping

    Petition
    zur Beseitigung der katastrophalen Lage
    im Berliner öffentlichen Personennahverkehr,
    Bereich Taxi und Mietwagen:

    Die Unterzeichneten fordern:

    1. die zügige Einführung von kontrollierbaren, gesetzlichen Mindesttarifen für Mietwagen (Grund-, Strecken-, Zeit-Preis, Zuschläge), und zwar in einer Höhe über den Taxi-Tarifen, die einen „hinreichenden Abstand“ (§51a (2) PBefG) zwischen dem preisgünstigen ÖPNV-Taxi-Sektor und einem privaten Mietwagen-Limousinen-Service sicherstellt. Dies soll analog zu den Taxitarifen umgesetzt werden, also auch über Taxameter kontrolliert, aber auf einem Niveau über den Taxi-Tarifen, das den Mehrkosten der Mietwagen Rechnung trägt, und zwar bei Provisionsgebühren (25 % bei uber vs. 5 - 7 % beim Taxifunk) und Umsatzsteuer (19 % vs. 7 %), also eine Anhebung um ca. 30 % über den Taxi-Tarifen. Nur so kann fair auch bei Mietwagen der Mindeslohn gezahlt, und können, wie früher, sauber die Geschäftsbereiche getrennt werden.
    2. ein wirksames Verbot von Werbung an Mietwagen, die einer ’Verwechslung’ von Mietwagen gezielt Vorschub leistet bzw. das illegale Ausführen taxi-gleicher Dienste (Aufnehmen von ’Einsteigern’) erst ermöglicht;
    3. strenge Anforderungen an die Betriebssitze von Mietwagenfirmen und deren Kontrolle, sodass ’Briefkastenfirmen’ zur Umgehung der Rückkehrpflicht ausgeschlossen werden;
    4. die zuständigen Stellen mögen öffentlich ihre Untätigkeit erklären bei der Nutzung der Möglichkeiten des PBefG zur Regulierung des Mietwagen-Geschäfts und des daraus resultierenden Schadens für den ÖPNV-Taxen-Sektor, warum sie also ’uber & Co.’ ’den roten Teppich ausrollen’.
    5. Alternative und ergänzende Forderungen: s. ausführliche PDF-Version der Petition; Link unten.

    Kurzbegründung:

    Unhaltbare Marktlage und Entlohnungspraxis:

    Die herrschende Praxis, sogenannten „Vermittlungsplattformen“ zu gestatten, mit (gesetzlich definierten) Mietwagen taxi-ähnliche oder taxi-gleiche Dienste auszuführen, hat dazu geführt, dass auf dem Markt für entsprechende „Personentransporte“ (als Ergänzung zum Linienverkehr) ein Überangebot vorliegt, sodass in Verbindung mit Preis-Dumping durch die Mietwagen-Firmen die Umsätze so weit zurückgegangen sind, dass Unternehmen mit Angestellten den Mindestlohn kaum noch regelkonform zahlen können. Dies gilt sowohl für Taxis, als auch und um so mehr für Mietwagen (wie man annehmen muss). In der Folge sind tausende von Taxi-Unternehmen in Berlin Konkurs gegangen. Die Umsatzentwicklung der letzten Zeit deutet auf eine Verstärkung dieses Trends hin.
    Um die so entstandene, unsoziale Situation – sowohl im Taxi- als auch im Mietwagen-Sektor – verstehen zu können, ist ein Einblick in die vorherrschende Entlohnungspraxis notwendig: ... (Fortsetzung s. PDF-Link unten!)

    Deshalb sind unsere Devisen:

    MINDESTTARIFE FÜR MIETWAGEN!
    Schluss mit illegalem Lohndumping!
    Schutz für soziale & legale Taxis!

    Die Möglichkeiten des Gesetzes (PBefG) müssen endlich genutzt werden!

    Ausführliche Begründung:

    Wer eine ausführliche, fachkundliche Begründung einsehen möchte, inkl. Daten zur Sozial-, Markt- und Rechtslage sowie praktische Vorbilder, wer sich als Politiker, Fachperson, Betroffener oder interessierter Bürger in der sachlich gebotenen Ausführlichkeit professionell mit dem Thema befassen will, möge bitte den folgenden Link auf ein PDF nutzen (da hier nur 5.000 Zeichen möglich sind). Es folgt ein Inhaltsverzeichnis.

    Link auf eine ausführliche, detailliert begründete PDF-Fassung der Petition:
    https://www.panoramaviewcars.com/doc/PetitionMindesttarifFuerUberUndCo.pdf

    Inhaltsverzeichnis:

    Inhaltsverzeichnis:
    – Forderungen
    – Ausführliche Begründung:
    o Unhaltbare Marktlage und Entlohnungspraxis
    o Verschlechterung der Versorgungslage für die Bürger durch die Mietwagen-Konkurrenz
    – Alternative und ergänzende Forderungen
    – Vorbilder:
    o Lörrach
    o Leipzig
    o Heidelberg
    o Nürnberg
    o Hamburg
    – Gesetzliche Grundlagen:
    o für Mindesttarif
    o für „hinreichenden Abstand“ des
    Mindesttarifs für Mietwagen vom Taxi-Tarif
    o für Werbeverbot
    o für Anforderungen an Betriebssitze
    – Rechtsgutachten:
    o Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer
    o Anwaltskanzlei Zuck
    o Kanzlei Kleiner
    o Professor Dr. Stefan Korte
    – Zur wirtschaftlichen Lage im Taxi- und Mietwagen-Gewerbe und die Konsequenzen daraus
    – Fazit
    o Mindesttarife für Mietwagen!
    o Werbeverbot für Mietwagen!
    o Strenge Anforderungen an Betriebssitze und strenge
    Prüfung von Mietwagen-Firmen!
    o Schluss mit illegalem Lohndumping!
    o Schutz für soziale & legale Taxis!

    Link auf ein Flugblatt zum Thema:
    https://www.panoramaviewcars.com/doc/FlugblattPetitionMindesttarifFuerUberUndCo.pdf
    Weitere Materialien zur Verbreitung (Unterschriften-Sammelbögen, Abrisszettel, Code zum Einbinden auf Websites, Animationen), Fachtexte zum Thema sowie Video- und Radio-Beiträge auf:
    https://www.PanoramaviewCars.com

    Die Lage ist unhaltbar! Die ’Mietwagen-Pest’ breitet sich wie ein Ölfleck aus und verursacht irreversible Schäden. Die Politik muss handeln! Und das schnell! Die gebotenen Maßnahmen sind klar: wo eine ’saubere’, legale Praxis gewünscht wird, wo der Mindestlohn wirklich gezahlt werden soll, und wo der Plan ist, Menschen ohne Ausbeutung, sicher und angenehm an ihr Ziel zu bringen!

    1. Mindesttarife für Mietwagen!
    2. Werbeverbot für Mietwagen!
    3. Strenge Anforderungen an Betriebssitze und strenge Prüfung von Mietwagen-Firmen!

    Deshalb sind unsere Devisen:

    Schluss mit illegalem Lohndumping!
    Schutz für soziale & legale Taxis!

    Die Möglichkeiten des Gesetzes (PBefG) müssen endlich genutzt werden!

    Eine ausführliche Begründung findet sich in der PDF-Fassung der Petition:
    https://www.panoramaviewcars.com/doc/PetitionMindesttarifFuerUberUndCo.pdf

    #Berlin #Taxi #Uber #Tarif

  • Mietwagenfirmen in Berlin entfernen nach Überprüfung 1.700 illegale Autos
    https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2024/05/berlin-mietwagen-illegale-autos-bolt-uber-freenow.html

    Mo 27.05.24 - Der Berliner Senat ist nach eigenen Angaben erfolgreich gegen illegale Autos der Firmen Uber, Bolt und Freenow vorgegangen. Demnach sind nun rund ein Drittel weniger Fahrzeuge in Berlin unterwegs - unter anderem wegen fehlender Genehmigungen.

    Die Unternehmen Uber, Freenow und Bolt haben eigenen Angaben zufolge knapp 1.700 Mietautos aus dem Angebot entfernt.

    „Das bedeutet, dass rund ein Drittel weniger Mietwagen auf Berlins Straßen unterwegs sind als vor der Bestandsüberprüfung“, teilte die Senatsverwaltung für Verkehr am Montag in Berlin mit.

    Grund für die Sperrung der Fahrzeuge waren demnach fehlende, abgelaufene oder falsche Genehmigungen, die das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) bei einer nun abgeschlossenen Überprüfung festgestellt hatte.

    Eine Frau öffnet eine Autotür. (Quelle: imago-images/Pond5 Images)
    imago-images/Pond5 Images
    Berlin sperrt ein Viertel der Mietwagen auf Plattformen
    Insgesamt habe die Verwaltung knapp 4.300 Mietwagen verzeichnet, die auf mindestens einer der drei Vermittlungsplattformen registriert waren. Fast 39 Prozent dieser Fahrzeuge beanstandete die Behörde nun laut dem aktuellen Stand.

    Der Prüfung vorausgegangen war ein Bericht des rbb und Erkenntnisse, wonach zahlreiche der auf den Plattformen angebotenen Autos ohne Genehmigung des Labo unterwegs sind. Schon im August vergangenen Jahres hatte der Senat deshalb veranlasst, dass jeder neu bei den Plattformen registrierte Mietwagen vom Landesamt überprüft und im Zweifel ausgeschlossen wird. Nun schaute sich die Behörde auch die Fahrzeuge an, die schon länger dort registriert sind.

    Sendung: rbb24 Abendschau, 27.05.24, 19:30 Uhr

    #Berlin #LABO #Uber

  • Miles, Tier und Co.: Das dreckige Geschäft mit Car- und Roller-Sharing in Berlin
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/miles-tier-und-co-das-dreckige-geschaeft-mit-car-und-roller-sharing


    Akkordarbeit und voller Körpereinsatz: Im Reinigungszentrum von Miles in Berlin werden Autos rund um die Uhr geputzt. Emmanuele Contini

    28.5.2024 von Sophie-Marie Schulz - Überall in Berlin stehen die kleinen Flitzer: immer einsatzbereit, immer sauber. Aber wer reinigt sie, wer lädt die Akkus auf? Ein Streifzug durch die Nacht.

    In Berlin teilt sich die Leute nicht nur Wohnungen oder Partner, auch Autos und E-Roller werden gemeinschaftlich genutzt. Ganz selbstverständlich sind in Berlin an jeder Straßenecke verschiedenste Fahrzeuge verschiedenster Größen und Formen zu finden, mietbar für ein paar Minuten oder auch für Stunden. Bei solchen auf Zeit erworbenen Fortbewegungsmittel werden bestimmte Dinge immer erwartet: Die Autos sollen blitzsauber sein und am E-Scooter sollen die Batterie bis zum Anschlag aufgeladen sein.

    Doch nur die wenigsten machen sich Gedanken darüber, wer wohl die unsichtbaren Helfer im Geschäft mit dem Car- und Roller-Sharing sind, wann und wie sie arbeiten. Zwei Mitarbeiter der beiden in Berlin gegründeten Unternehmen Tier- und Miles-Mobility haben von ihren Erfahrungen erzählt. Während das eine Unternehmen durch gute Arbeitsbedingungen überzeugt, kämpft Tier scheinbar nicht ohne Grund ums Überleben.

    E-Scooter oder Mietwagen?

    Wenn man abends oder nachts durch die Straßen von Berlin läuft, dann werden die unsichtbaren Mitarbeiter von Tier plötzlich sichtbar. Dann sieht man einen Sprinter voller E-Roller-Batterien. Junge Männer schleppen die sperrigen Roller in ein Fahrzeug und fahren davon.

    Der Wirbel um die neuartigen Fortbewegungsmittel war groß und der Druck unter den Mitbewerbern ebenfalls. Tier, Lime & Co. überboten sich mit Spottpreisen. Aber wie kann ein Unternehmen profitabel bleiben, wenn es dauerhaft Fahrten für 0,1 Cent anbietet? Dann bleibt oftmals nur eine Option: Die Mitarbeiter müssen indirekt dafür zahlen.

    Einerseits stieg die Zahl der Unfälle, auch die Kritik an den E-Rollern wurde immer lauter und dutzende Kleinfahrzeuge wurden aus der Spree gezogen, andererseits fingen Mitarbeiter an, über die dortigen Arbeitsbedingungen zu reden. Bis dahin hatte sich kaum jemand gefragt, wie und wann die Akkus der Rolle aufgeladen werden. Die Antwort ist simpel – abends, vor allem nachts. Schnell machte vor Jahren der Begriff des „Juicers“ die Runde.

    Es ist die Rede vom schnellen Geld: Die nächtlichen freischaffenden Ladehelfer tauschen die Akkus und können pro geladenem Roller bis zu 5 Euro verdienen. Doch schnell heißt es auch wieder, dass diese Rechnung so nicht stimmt. Fahrtkosten, Strom, Mehrwertsteuer und die Autoversicherung müssen vom Juicer selbst gezahlt werden, sodass in der Regel weniger als 2,50 Euro übrigbleiben. Aber stimmt das wirklich?

    Wer mit wachem Blick durch Berlin läuft, der hat die Chance, eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen. Wir hatten Glück. Als wir Martin Steiner* in Mitte über den Weg laufen, ist es kurz nach 20 Uhr. Der Kofferraum seines Autos steht offen, denn Steiner muss sich beeilen. Als wir ihn ansprechen und fragen, ob er ein Juicer ist, schüttelt er mit dem Kopf: „Mit denen haben wir nichts zu tun.“

    Steiner arbeiten nicht für die Firma Lime, sondern für den aktuellen Marktführer Tier. Das 2018 von Lawrence Leuschner und zwei Freunden gegründete Berliner Unternehmen arbeitet mit anderen Begriffen. Derzeit ist das Unternehmen nach eigenen Angaben in mehr als 260 Städten und 22 Ländern in Europa und dem Mittleren Osten aktiv.


    Die elektronischen Roller werden nicht nur auf Fußwegen abgestellt, sondern landen auch in Flüssen und Seen. Marcus Brandt/dpa

    Wenn Steiner über seine Kollegen redet, dann spricht er von den sogenannten Tierpflegern, die kleinere oder größere Arbeiten an den Rollern vornehmen. Mal wird nur der Akku getauscht, mal wird nur eine Schraube oder andere Dinge ersetzt oder repariert. Er kennt sich gut aus. Drei Jahre war er direkt bei Tier angestellt, mittlerweile arbeitet er für ein Sub-Unternehmen, das im Auftrag von Tier die Akkus auswechselt.

    „Das Geschäft mit den E-Rollern ist ein dreckiges Geschäft“, sagt Steiner und blickt auf seine verschmutzten Hände. Damit ist aber nicht nur der Austausch der Akkus gemeint, denn diese Arbeit ist schnell getan.
    Ständig werden neue Investoren gesucht

    „Es hat sich in den letzten Jahren vieles verändert. Zum Glück müssen wir nur noch den Akku tauschen und nicht mehr den ganzen Roller einladen“, sagt er. Eine App leitet die Tierpfleger zu einem ladebedürftigen Roller, dort entfernen sie die Batterie und setzen eine neue ein. „Nach wenigen Sekunden ist alles vorbei“, sagt er.

    Dreckig sei das Geschäft aber bis heute, denn Steiner hat den Arbeitgeber nicht ohne Grund gewechselt. Früher, als er noch bei Tier direkt angestellt war, arbeitete er zehn Stunden am Stück. Entweder war er auf der Straße unterwegs oder im Lager. Doch nach und nach hat der Druck zugenommen, erzählt der Tierpfleger. „Das Unternehmen musste profitabel bleiben, hat unglaublich viele Mitarbeiter gekündigt und war ständig auf der Suche nach neuen Investoren“, sagt er.

    Tatsächlich wurde Tier zu Bestzeiten mit 1,7 Milliarden Euro Marktwert bewertet. Nach dem rasanten Aufstieg folgte eine Krise auf die andere, sodass das Unternehmen Ende vergangenen Jahres mehr als 400 Stellen streichen musste und mit dem Wettbewerber Dott fusionierte. Aktuell wird das Unternehmen nur noch mit 150 Millionen Euro bewertet. Ein enormer Verlust.

    „Man versucht, immer effizient zu arbeiten, aber die Chefetage hat einfach irgendwann den Überblick verloren“, sagt Steiner. Irgendwann fängt das Unternehmen an, Sub-Unternehmen zu beauftragen. In Verträgen wird genau festgelegt, wie viele Akkus pro Monat oder Jahr von dem Drittanbieter aufgeladen werden müssen. Tier ist an diesem Punkt raus. Das beauftragte Unternehmen muss sich um die Mitarbeiter kümmern, Autos mieten, Versicherungen und Steuern bezahlen. Ein guter Deal?
    „Das kann und wird von den falschen Leuten sehr schnell ausgenutzt“

    „Ich verdiene mittlerweile deutlich besser“, erzählt der ehemalige Tier-Mitarbeiter. Seine Arbeitsstunden haben sich reduziert, sein Gehalt aber nicht. Er sagt aber auch, dass nicht alle Sub-Unternehmen so gut bezahlen und faire Arbeitsbedingungen gewährleisten, wie sein Arbeitgeber. „Tier gibt die Verantwortung komplett ab, indem ein anderer den Auftrag erhält. Das kann und wird von den falschen Leuten sehr schnell ausgenutzt“, sagt er. Wer kein Deutsch spricht und sich nicht gut auskennt, der wird die vorgefundenen Arbeitsbedingungen für normal halten. Steiner sieht sich aktuell nach Alternativen und einem neuen Job um. Der Carsharing-Markt wäre eine Option, erzählt er.

    Das eigene Fahrzeug durch ein gemietetes zu ersetzen, ist keine neue Idee. Weltmarktführer Hertz gibt es in den USA seit 1918, Deutschlands Marktführer Sixt wurde sogar schon 1912 gegründet. Doch viele finden solche Anbieter zu teuer, die Anmietung nimmt auch viel Zeit in Anspruch: Die Buchung erfolgt über eine Website, der Schlüssel muss persönlich abgeholt und auf gleichem Wege zurückgegeben werden. Wieso so kompliziert, wenn es auch einfach geht?

    https://berliner-zeitung.imgix.net/2024/05/26/930a4bd0-1809-45c1-83bf-0237f53caedf.jpeg?auto=format&fit=ma
    Tagsüber in der Uni und abends im Cleaning-Hub: Anna arbeitet seit über einem Jahr für Miles und studiert BWL. Emmanuele Contini

    Die Gründer des Unternehmens Miles, Alexander Eitner und Florian Haus, haben genau diese Lücke geschlossen. Sie setzten voll und ganz auf das sogenannte Freefloating-Modell: Sie verzichten auf feste Stationen, die Nutzer können die Autos ganz einfach über eine App mieten. Heute ist das Unternehmen Marktführer in Deutschland, hat mehr als 900.000 aktive Kunden und ist aktuell in elf deutschen und drei belgischen Städten vertreten.

    Aber auch hier steckt eine ganze Menge Logistik dahinter, die schnell übersehen wird. In diesem Fall sogar noch deutlich größer und umfangreicher als bei einem E-Roller. Bei dem kann lediglich die Batterie getauscht werden und es gibt keinen Innenraum. Da fällt bei einem Auto deutlich mehr Arbeit an. Im Reinigungszentrum von Miles in Neukölln arbeitet Werkstudentin Anna seit mehr als einem Jahr.
    Eine vollständige Innenreinigung dauert knapp 15 Minuten

    Von außen sieht das Gelände aus wie eine gewöhnliche Autowerkstatt. Aber sofort fällt auf, dass ausschließlich Fahrzeuge mit der Aufschrift Miles dicht nebeneinander stehen. Eine Gruppe von jungen Leuten steht am Eingang zum Cleaning-Bereich. Die letzte Zigarette wird geraucht, es ist 15 Uhr – Schichtwechsel. Anna ist gerade angekommen und macht sie für die Spätschicht bereit. Sie kommt aus Russland, studiert BWL und verdient sich bei Miles etwas dazu.

    „Wir sind hier alle eine große Familie“, sagt sie und läuft in den Innenbereich der Reinigungsabteilung. Auch hier steht ein Auto am anderen. „Hier werden die Autos hereingefahren und geparkt“, erklärt Anna. Anschließend schnappt sie sich ihren Staubsauger, einen Putzlappen und Reinigungsmaterial. Nur knapp 15 Minuten braucht sie für ein Auto. „Gerade haben wir wieder sehr viele Autos mit Tierhaaren, dann kann die Reinigung auch mal länger dauern“, sagt sie.

    https://berliner-zeitung.imgix.net/2024/05/26/06b641ee-1f52-4d39-8db6-fc8c1034b090.jpeg?auto=format&fit=ma
    Staubsauger, Putztuch und Allzweckreiniger: Nur knapp 15 Minuten braucht Anna für ein Fahrzeug. Emmanuele Contini

    Eigentlich ist die Mitnahme von Tieren nicht gestattet. Da aber die Übergabe des Mietautos nicht persönlich erfolgt und die Nutzer das Fahrzeug einfach irgendwo in Berlin parken können, wird daran kein Gedanke verschwendet. „Ich habe ja zum Glück keine Tierhaarallergie“, sagt Anna und lacht. Routiniert greift sie nach einem Reinigungsgerät für Fußmatten und zeigt, wie man diese am besten und schnellsten wieder sauber bekommt.

    „Und wenn ich hier mit allem fertig bin, dann wird das Auto in die Waschanlage gefahren“, sagt sie und zeigt in die nächste Halle, die direkt gegenüber ist. Auch dort wird rund um die Uhr gearbeitet. Denn im Gegensatz zum E-Roller-Business, das überwiegend in der Nacht stattfindet, arbeiten die Miles-Mitarbeiter in drei Schichten. Den ganzen Tag werden Autos abgeholt, gereinigt, getankt und wieder zurückgebracht.

    Der Arbeitsaufwand ist deutlich höher und es ist eine ausgefeilte Logistik nötig. Im Gegensatz zu Tier arbeitet Miles aber nicht mit Sub-Unternehmen zusammen und hat sich von Anfang an vollständig auf das Carsharing-Modell fokussiert. Das soll auch so bleiben, erzählt Nora Goette, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation von Miles in Berlin.

    Ähnlich wie der E-Roller-Markt ist auch das Geschäft mit Mietfahrzeugen hart umkämpft. Die Kundschaft klagt über Preissteigerungen. Trotzdem wollen die Unternehmen profitabel bleiben und sicherstellen, dass der Service nicht an Niveau verliert, ungünstig wäre auch wenn steigende Benzin- und Produktpreise auf Kosten der Mietarbeiter gehen.
    Arbeit, die nicht auf den ersten Blick zu sehen ist

    Denn neben Anna und ihrem Reinigungsteam sind da noch die Mitarbeiter im Call-Center, die Fahrer und viele mehr. Sie alle arbeiten im Verborgenen, müssen aber von den 0,87 Cent pro Kilometer bezahlt werden. Das vergessen viele ganz schnell, wenn sie in eines der Autos springen und es wenig später auch schon wieder verlassen.

    Anna und Martin macht es nichts aus, dass ihre Arbeit nicht auf den ersten Blick zu sehen ist. Beide machen ihren Job gern. „Trotzdem wäre es manchmal schön, wenn die Autos nicht ganz so schmutzig abgestellt werden“, sagt Anna. Mittlerweile ist es 16 Uhr. Anna wird noch bis kurz vor Mitternacht viele Autos saugen und die Seitenspiegel vom Staub der Blütenpollen befreien.

    *Name geändert.

    #Berlin #gigworking #Arbeit #Plattformökonomie #Startup #Mietwagen #Verkehr

  • Robert-Rössle-Straße in Pankow: Die unsichtbaren Frauen
    https://taz.de/Robert-Roessle-Strasse-in-Pankow/!6010065

    26.5.2024 von Carlotta Kuhlmann

    Die Robert-Rössle-Straße soll umbenannt werden. Und zwar in Cécile-Vogt-Straße. Angekündigt wurde dieses Vorhaben bereits vor zwei Jahren.

    Berlin ist eine von Männern dominierte Stadt. Den Eindruck bekommt man jedenfalls, wenn man beim Schlendern und Shoppen auf die Namen der Straßen und Plätze achtet. Blochplatz, Böttgerstraße, Charles-Corcelle-Ring, um nur ein paar Namen in Wedding zu nennen. Egal aber ob Mitte oder Marzahn, erinnert wird vor allem an historische männliche Persönlichkeiten, mal bekannter, mal weniger bedeutend. Wer war noch gleich Otto Franke, Namensgeber einer Straße in Treptow-Köpenick? Auch egal, Hauptsache männlich.

    Es ist logisch, dass viele alte Straßennamen männlich geprägt sind, einfach aufgrund der Zeit, aus der sie stammen. Wenn Bezirke dann aber doch mal Straßen umbenennen, bleiben diese häufig männlich, was eine Form der strukturellen Diskriminierung von Frauen darstellt. Ein Blick in die Tabellen von Straßen und Plätzen der verschiedenen Bezirke führt das Problem vor Augen. „w“ steht für historische weibliche Personen, „vw“ für weibliche Vornamen, „fw“ für fiktive weibliche Personen.

    Die Kürzel brauchen sich Be­trach­te­r*in­nen eigentlich nicht merken, denn sonderlich häufig tauchen sie in den Tabellen nicht auf. Den Frauenanteil bei Straßennamen von 50 Prozent, wie er zum Beispiel von Friedrichshain-Kreuzberg angestrebt wird, erreicht kein einziger Bezirk. Das Problem: Straßennamen sind eben nicht nur „Schall und Rauch“. Wir erinnern uns täglich an die Namensgeber, wenn wir durch die Straßen laufen.

    Sie finden sich auf Anschriften von Briefen, Paketen und Ausweisen wieder. Sie spiegeln die Gesellschaft wider, in der wir leben. Und die ist, wie auch die Straßennamen, geprägt von Männern. Nach Neubenennungen wie dem Rio-Reiser-Platz in Kreuzberg könnte es nun einen Hoffnungsschimmer für die Sichtbarkeit von Frauen geben: Die Robert-Rössle-Straße im Pankower Ortsteil Buch soll in Cécile-Vogt-Straße umbenannt werden.

    Keine Straßen für Nazis

    Robert Rössle ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Umbenennung von Straßen schneller vonstatten gehen sollte. Denn Rössle war ein Arzt der NS-Zeit, der sich, wenn auch offiziell kein NSDAP-Mitglied, für die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ – wie er es nannte – einsetzte. Hinzu kamen Forschungen über die Pathologie der Familie, wobei er von den jüdischen Familien profitierte, die das Regime in den Suizid trieb. Dies begrüßte er auch ausdrücklich in einem Schreiben, über das die taz berichtete.

    Kurzum: Robert Rössle war kein Mensch, dem man gedenken möchte. Dementsprechend sollte auch die Umbenennung eigentlich vom Bezirksamt vorangetrieben und erwünscht sein. Ein Gutachten über die Hirnforscherin Cécile Vogt sollte dem Bezirksamt Pankow bis Ende März vorliegen. Tatsächlich ist es auch gut zwei Monate später noch nicht fertig. Auf Nachfrage teilt die zuständige Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) jetzt mit, dass das Gutachten für Juni erwartet wird.

    Der Bezirk will vermutlich einen weiteren Fauxpas à la Rössle vermeiden und geht dementsprechend akribisch bei dem neuen Gutachten vor. Alles streng nach Plan. Was übersetzt auch bedeutet: Es hat sich ewig fast nichts getan. Und das schon seit zwei Jahren. Bereits im Juni 2022 wurde über den neuen Namen abgestimmt. Das Bezirksamt verweist auf die vielen bürokratischen Schritte, an denen es sich entlang hangeln muss, bevor die Straße umbenannt werden kann.

    In einem Schreiben aus dem vorangegangenen Jahr, das der taz vorliegt, ist die Rede von Abstimmungen mit dem Vermessungsamt Pankow, einer Widerspruchsfrist, die abgewartet werden muss, und so weiter und so fort. Selbst wenn Änderungen von Straßennamen mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden sind – bei anderen Bezirken scheint die Hürde geringer zu sein.

    Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg teilt auf Anfrage der taz mit, der Prozess zur Umbenennung von Straßen würde erfahrungsgemäß in etwa 12 Monate dauern. Das Bezirksamt Pankow erklärt, dass sich der Prozess um eine „nicht einzuschätzende Zeit“ verlängern kann, wenn eine Straße nach historischen Persönlichkeiten benannt werden soll und Gutachten erstellt werden müssen. Cécile-Vogt-An­hän­ge­r*in­nen warten jedenfalls schon deutlich länger als 12 Monate auf ihre neuen Straßenschilder.

  • Robert-Rössle-Straße in Pankow: Die unsichtbaren Frauen
    https://taz.de/Robert-Roessle-Strasse-in-Pankow/!6010065

    26.5.2024 von Carlotta Kuhlmann

    Die Robert-Rössle-Straße soll umbenannt werden. Und zwar in Cécile-Vogt-Straße. Angekündigt wurde dieses Vorhaben bereits vor zwei Jahren.

    Berlin ist eine von Männern dominierte Stadt. Den Eindruck bekommt man jedenfalls, wenn man beim Schlendern und Shoppen auf die Namen der Straßen und Plätze achtet. Blochplatz, Böttgerstraße, Charles-Corcelle-Ring, um nur ein paar Namen in Wedding zu nennen. Egal aber ob Mitte oder Marzahn, erinnert wird vor allem an historische männliche Persönlichkeiten, mal bekannter, mal weniger bedeutend. Wer war noch gleich Otto Franke, Namensgeber einer Straße in Treptow-Köpenick? Auch egal, Hauptsache männlich.

    Es ist logisch, dass viele alte Straßennamen männlich geprägt sind, einfach aufgrund der Zeit, aus der sie stammen. Wenn Bezirke dann aber doch mal Straßen umbenennen, bleiben diese häufig männlich, was eine Form der strukturellen Diskriminierung von Frauen darstellt. Ein Blick in die Tabellen von Straßen und Plätzen der verschiedenen Bezirke führt das Problem vor Augen. „w“ steht für historische weibliche Personen, „vw“ für weibliche Vornamen, „fw“ für fiktive weibliche Personen.

    Die Kürzel brauchen sich Be­trach­te­r*in­nen eigentlich nicht merken, denn sonderlich häufig tauchen sie in den Tabellen nicht auf. Den Frauenanteil bei Straßennamen von 50 Prozent, wie er zum Beispiel von Friedrichshain-Kreuzberg angestrebt wird, erreicht kein einziger Bezirk. Das Problem: Straßennamen sind eben nicht nur „Schall und Rauch“. Wir erinnern uns täglich an die Namensgeber, wenn wir durch die Straßen laufen.

    Sie finden sich auf Anschriften von Briefen, Paketen und Ausweisen wieder. Sie spiegeln die Gesellschaft wider, in der wir leben. Und die ist, wie auch die Straßennamen, geprägt von Männern. Nach Neubenennungen wie dem Rio-Reiser-Platz in Kreuzberg könnte es nun einen Hoffnungsschimmer für die Sichtbarkeit von Frauen geben: Die Robert-Rössle-Straße im Pankower Ortsteil Buch soll in Cécile-Vogt-Straße umbenannt werden.

    Keine Straßen für Nazis

    Robert Rössle ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Umbenennung von Straßen schneller vonstatten gehen sollte. Denn Rössle war ein Arzt der NS-Zeit, der sich, wenn auch offiziell kein NSDAP-Mitglied, für die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ – wie er es nannte – einsetzte. Hinzu kamen Forschungen über die Pathologie der Familie, wobei er von den jüdischen Familien profitierte, die das Regime in den Suizid trieb. Dies begrüßte er auch ausdrücklich in einem Schreiben, über das die taz berichtete.

    Kurzum: Robert Rössle war kein Mensch, dem man gedenken möchte. Dementsprechend sollte auch die Umbenennung eigentlich vom Bezirksamt vorangetrieben und erwünscht sein. Ein Gutachten über die Hirnforscherin Cécile Vogt sollte dem Bezirksamt Pankow bis Ende März vorliegen. Tatsächlich ist es auch gut zwei Monate später noch nicht fertig. Auf Nachfrage teilt die zuständige Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) jetzt mit, dass das Gutachten für Juni erwartet wird.

    Der Bezirk will vermutlich einen weiteren Fauxpas à la Rössle vermeiden und geht dementsprechend akribisch bei dem neuen Gutachten vor. Alles streng nach Plan. Was übersetzt auch bedeutet: Es hat sich ewig fast nichts getan. Und das schon seit zwei Jahren. Bereits im Juni 2022 wurde über den neuen Namen abgestimmt. Das Bezirksamt verweist auf die vielen bürokratischen Schritte, an denen es sich entlang hangeln muss, bevor die Straße umbenannt werden kann.

    In einem Schreiben aus dem vorangegangenen Jahr, das der taz vorliegt, ist die Rede von Abstimmungen mit dem Vermessungsamt Pankow, einer Widerspruchsfrist, die abgewartet werden muss, und so weiter und so fort. Selbst wenn Änderungen von Straßennamen mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden sind – bei anderen Bezirken scheint die Hürde geringer zu sein.

    Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg teilt auf Anfrage der taz mit, der Prozess zur Umbenennung von Straßen würde erfahrungsgemäß in etwa 12 Monate dauern. Das Bezirksamt Pankow erklärt, dass sich der Prozess um eine „nicht einzuschätzende Zeit“ verlängern kann, wenn eine Straße nach historischen Persönlichkeiten benannt werden soll und Gutachten erstellt werden müssen. Cécile-Vogt-An­hän­ge­r*in­nen warten jedenfalls schon deutlich länger als 12 Monate auf ihre neuen Straßenschilder.

  • Berlin : Staatssekretärin Stutz tritt zurück
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1182463.verkehr-berlin-staatssekretaerin-stutz-tritt-zurueck.html

    27.5.2024 von Marten Brehmer - Claudia Elif Stutz tritt als Staatssekretärin für Mobilität zurück – Auslöser könnte ein Streit mit der neuen Verkehrssenatorin sein

    Das Personalkarussell im schwarz-roten Senat dreht sich weiter: Claudia Elif Stutz (CDU), Staatssekretärin in der Senatsverkehrsverwaltung, tritt zurück. Dies geht aus einer Abschiedsmail hervor, die Stutz am Montag an die Mitarbeiter der Verwaltung schickte. Der Rücktritt soll nun zeitnah auch formal erfolgen. Zunächst hatte die »B.Z.« berichtet.–

    Zu den Gründen für ihren Rücktritt hielt sich Stutz weitgehend bedeckt. Gegenüber dem »Tagesspiegel« gab sie an, künftig »fachliche Führungsverantwortung« im Bundesverkehrsministerium übernehmen zu wollen. Dort hatte sie bereits vor ihrer Zeit in der Berliner Verkehrsverwaltung gearbeitet. In ihrer Abschiedsmail bedankt sie sich für ihre Zeit in der Verkehrsverwaltung und verweist auf Erfolge beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und bei der Sanierung der Verkehrsinfrastruktur.

    Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

    nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

    Erst am Donnerstag war Ute Bonde (CDU) als neue Verkehrssenatorin vereidigt worden, nachdem zuvor Manja Schreiner (CDU) nach einer Plagiatsaffäre zurückgetreten war. Bonde und Stutz waren sich zuvor bereits begegnet: Bonde war zuletzt Vorsitzende des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg. In dieser Funktion verhandelte Bonde mit Stutz über die Einführung des 29-Euro-Tickets. Stutz war persönlich keine Anhängerin des Tickets, war aber durch den Koalitionsvertrag mit der SPD gebunden. Bonde wiederum, die auch die Interessen der Brandenburger Verkehrsbetriebe im Blick behalten musste, soll sich in den Verhandlungen skeptisch gegenüber dem Ticket geäußert haben.

    Ob der Streit in den Verhandlungen das Verhältnis zwischen den beiden Verkehrspolitikerinnen so sehr belastete, dass nun keine Zusammenarbeit mehr möglich ist, ist unklar. Von anderer Stelle heißt es, dass Bonde ohnehin einen Wechsel bei den Staatssekretärsposten geplant hatte, dem Stutz nun zuvorgekommen ist. So oder so belastet der Rücktritt den Beginn von Bondes Amtszeit. »Der Start könnte besser sein«, heißt es lakonisch aus Koalitionskreisen.

    Für den Berliner Politikbetrieb kommt der Rücktritt überraschend. »Das ist der maximal ungünstige Zeitpunkt«, sagt Tino Schopf, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, zu »nd«. Eigentlich hat die Senatsverkehrsverwaltung aktuell mit der Novelle des Mobilitätsgesetzes, der Auflösung der Pauschalen Minderausgaben im Ressort und der Erstellung des Nahverkehrsplans alle Hände voll zu tun. Schopf fordert nun, den Posten »innerhalb weniger Tage« neu zu besetzen. Dabei sollte möglichst eine Person mit Fachkompetenz als neuer Staatssekretär eingesetzt werden, um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen.

    »Sollte es zutreffen, dass der Schritt aufgrund des Streits um das 29-Euro-Ticket erfolgte, wäre das ein hoher Preis, den Frau Stutz nachträglich dafür bezahlt, das 29-Euro-Ticket für Senatorin Giffey und die SPD erkämpft zu haben«, sagt dagegen Kristian Ronneburg, verkehrspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, zu »nd«. »Tragisch für den Verkehrsbereich ist, dass nach kurzer Zeit wieder ein kompletter Wechsel der Hausspitze erfolgt. Die Senatsverwaltung kommt nicht zur Ruhe.«

  • Das Märkische Viertel feiert Geburtstag: Fil erinnert sich an seine Punk-Gang
    https://www.berliner-zeitung.de/panorama/das-maerkische-viertel-feiert-geburtstag-fil-erinnert-sich-an-seine

    27.5.2024 von Nicole Schulze

    Vor 60 Jahren, im August 1964, zogen die ersten Mieter ein, 1974 galt das XXL-Ensemble als fertiggestellt: Das Märkische Viertel in Reinickendorf feiert in diesem Jahr einen doppelt runden Geburtstag.

    Die insgesamt mehr als 17.000 Wohnungen in den Hochhäusern wurden ab 1963 errichtet. Mit einer Fläche von etwas mehr als drei Quadratkilometern war das MV die erste große Neubausiedlung West-Berlins und bietet heute mehr als 40.000 Menschen ein Zuhause.

    Märkisches Viertel: Millionen für den guten Ruf

    Von Prenzlauer Berg nach Weißensee: Der Komiker Philip „FIL“ Tägert weiß, was Glück mit Fanta, Hubba Bubba und Pokémon zu tun hat

    Es gibt dort eine Schwimmhalle mit einem richtig guten orientalischen Imbiss, eine coole Bowlinghalle, Open Air Skaterbahnen, eine Jugendkunstschule, viel Grün und Shoppingmöglichkeiten, aber auch eine Graphothek – sozusagen eine Bibliothek für Kunstwerke: Man kann sich Gemälde aus der Kunstsammlung des Bezirkes Reinickendorf ausleihen (siehe unten).

    Das Märkische Viertel ist an vielen Stellen besser als sein Ruf. Viele Berlinerinnen und Berliner rümpfen die Nase: Drogen, Kriminalität, anonyme Hochhausschluchten. Ganz unwahr ist das nicht. Deutschlandweit bekannt wurde das MV durch den Sido-Song „Mein Block“ aus dem Jahr 2004.
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    Darin rappt der gebürtige Ost-Berliner Paul Würdig: „Hier krieg ich alles // Ich muss hier nicht mal weg // Hier hab ich Drogen, Freunde und Sex // Die Bullen können kommen, doch jeder weiß Bescheid // Aber keiner hat was gesehen, also könnt ihr wieder gehen.“ Eine der harmloseren Zeilen.

    Hochhäuser, viel Grün: Blick auf das Märkische Viertel

    Hochhäuser, viel Grün: Blick auf das Märkische ViertelSabine Gudath

    Eine ganz andere Welt, als Philip Tägert sie erlebt hat. Der 1966 geborene Bühnenkünstler, Comiczeichner (Didi & Stulle) und Buchautor ist als Fil bekannt, tritt unter anderem seit Jahren im Mehringhof-Theater in Kreuzberg auf (siehe unten). „Sido war ja nur zugezogen“, sagt Fil und meint das aber „nullinger abwertend“.
    Sidos Song kam bei den Alteingesessenen nicht gut an

    Standesdünkel oder die Unterscheidung zwischen hier geborenen Berlinern und Wahlheimat-Neulingen interessieren ihn nicht. Was er ausdrücken will, ist der Umstand, dass Sido nicht im Märkischen Viertel groß geworden ist, dass er nur einen Ausschnitt kennengelernt hat und dass das MV eben mehr ist als ein Haufen 16-Geschosser mit flackerndem Flurlicht und zwielichtigen Gestalten.

    „Meine Freunde fanden das gar nicht witzig, dass der sowas rappt“, erzählt Fil, der 14 Jahre älter ist als Sido. „Es wirkte, als sei das MV so irgendwie wie in Amerika, und das passte nicht dazu, wie unser Leben dort war.“

    Denn das, woran der Künstler sich besonders gut und gerne erinnert, ist der Zusammenhalt damals: „Man hatte viele Freunde, aus mehreren Freundeskreisen, und jeder kannte jeden, man konnte sich aufeinander verlassen. Und wenn es mal eine brenzlige Situation gab, hat man gesagt: ‚Ich bin ein Freund von Christiane‘ – und dann kam man davon. Damals hießen alle Mädchen Christiane.“
    Ghetto-Gang: Punker-Dasein im Märkischen Viertel

    Fils Eltern waren seinerzeit „bewusst ins Märkische Viertel gezogen. Zuvor haben wir in Tegel gelebt, wo ich auch geboren bin“, erinnert er sich. Groß geworden ist er im Wilhelmsruher Damm, im 2. Stock eines Gesobau-Hauses. „Die aus’m Senftenberger Ring waren der Adel. Die Häuser waren weiß, drumherum viel Grün. Für mich sah das aus wie ein Nobelhotel im Urlaub. Und ich dachte: So sieht die Stadt der Zukunft aus.“

    Der Wilhelmsruher Damm war in seiner Wahrnehmung nicht so schön und futuristisch: „Das war unser Ghetto. So haben wir das genannt“, erzählt der Künstler. „Ich war ja in einer Gang, und wir waren alle Punks. Wir hießen DCDP, kurz für: Der Club der Peinlichen, gemeint war das aber eher so fishing-for-compliments-mäßig.“

    Sechs Leute gehörten zu der Bande, wie Fil weiter erzählt: „Wir trugen graue Hosen, Stiefel, schwarze Lederjacken und wollten gefährlich wirken, obwohl wir das gar nicht waren.“ Ein Kumpel war ein Skinhead, „aber kein Nazi“, wie Fil betont. „Der hat immer aufs Maul gekriegt. Nazis gab’s bei uns nicht, mal abgesehen von den alten Hausmeistern, die noch von früher da waren …“

    Vorbild für Fils Club der Peinlichen waren die Ghetto Rats. „Die fand ich so super. Das waren die ersten Skater in Berlin, alles Punks, richtig sportlich und lustig.“ Anders als heute gab es in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern keine Skaterparks, man fuhr einfach irgendwo, wo eben Platz war.

    Gegenspieler der Punks waren die Biker; berüchtigt war seinerzeit eine Gruppe namens Phönix, wie Fil berichtet: „Die mochten uns nicht, und ich hatte auch echt Angst vor denen. Die saßen immer an der einen Treppe, und wenn ich da mit meinem Iro vorbeilief, hatte ich tierischen Schiss. Die waren nicht ungefährlich.“

    Man ging sich also so gut wie möglich aus dem Weg. „Meine Gang und ich, wir trafen uns immer ‚an der Ecke‘, so nannten wir die eine Bushaltestelle. Da saßen wir und hörten Ghettoblaster“, so Fil. „Kürzlich habe ich einen Mann getroffen, der mir erzählte, wir hätten sein Leben versaut, weil er direkt obendrüber gewohnt hat und es immer so laut war.“

    Punk in der DDR: Mit Schleimkeim gegen den Staat und mit der Axt gegen den Vater

    Mark Reeder: Der Soundtrack meiner Jugend in West-Berlin

    Man hört, dass ihm das ein bisschen unangenehm ist. Aber als junger Mensch denkt man über so etwas wie Lärmbelästigung und Nachtruhe nicht nach. Was nicht heißt, dass Fils Gang kein Unrechtsbewusstsein hatte. Im Gegenteil sogar, wie er sagt: „Irgendwann kamen die Punks aus Kreuzberg und Schöneberg zu uns. Die haben dann sowas gemacht, wie: sich einfach Bier von einer Party mitnehmen. Das fanden wir voll asi. Sowas macht man nicht.“

    Diese Punker seien „aus dem Westen gekommen, um sich vor dem Bund zu drücken und in Berlin neu zu erfinden. Die waren der Meinung, man könne sich so benehmen. Die fanden das cool. Für uns waren die nur arrogant. Das war voll affig. Bei uns gab’s Punks mit Schnurrbart und welche mit Glatze, aber so kalt und überheblich wie die war keiner von uns.“

    Mit 15 Jahren ist Fil mit seiner Familie aus dem MV weggezogen, nach Frohnau. Seit Ewigkeiten war er nicht mehr dort. Nach vielen Jahren in Prenzlauer Berg lebt er heute mit seiner Familie in Weißensee.

    Als das MV im Jahr 2013 offiziell 50. Geburtstag feiert, war er nochmal in seinem alten Kiez. „Und danach noch einmal mit meiner Frau, um es ihr zu zeigen, aber ansonsten … was soll ich da?“, fragt er. Von seinen früheren Freunden ist niemand mehr dort. „Die sind alle da weg. Und als ich zuletzt vor zehn Jahren da war, gab es keine Jugendgangs, sondern nur noch Rentner.“
    Was kann man im Märkischen Viertel sehen und erleben?

    Der Skaterpark am Senftenberger Ring, gelegen am nördlichen Ausgang der Shoppingmeile Märkische Zeile, wurde 2012 fertiggestellt und im Jahr darauf feierliche eingeweiht. Seither ist die 2000 Quadratmeter große, abwechslungsreich gestaltete Fläche (Kosten: 400.000 Euro) ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche, aber auch Anwohner bleiben gern stehen und gucken zu, wie die Skater ihre Tricks üben.

    Ähnlich laut, wild und spannend geht es in der Motawi Bowlinghalle mit den 18 Bahnen zu (Zerpenschleuser Ring 37). An jedem letzten Freitag eines Monats gibt’s Kinderdisco mit Schwarzlicht, Mitsingliedern und Bonbonregen. Und sonntags findet immer ein Bowling-Frühstück mit üppigem Büffet statt.

    Auch Schultüten-Parties und Senioren-Training stehen auf dem Plan. Vor der Tür gibt’s übrigens einen großen Parkplatz; Sie müssen nicht rumkurven und suchen!

    Berlin-Reinickendorf: Deutschlands erste Einsamkeitsbeauftragte seit Februar im Dienst

    Berlin-Reinickendorf: Ein Besuch bei den letzten Cowboys der Stadt

    Lust auf Kunst und Kultur? Im 1976 eröffneten Fontane-Haus (Königshorster Str. 6) befindet sich neben einer Musik- und der Volkshochschule auch die Stadtteilbibliothek sowie die Graphothek. Gegen ein, wie es heißt „geringes Entgelt“ kann man sich dort gerahmte Bilder bis zu einem Jahr ausleihen. „Die Anzahl der entleihbaren Bilder pro Person ist unbegrenzt“, steht auf der Website.

    Eine Jahreskarte kostet 25 Euro; damit sind die Kosten für bis zu drei Grafiken gedeckt. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Firmen, Kanzleien und Praxen dürfen sich Kunst für ihre Räume mieten.

    Mehr als 5000 Werke stehen zur Auswahl: „Schwerpunkte der Sammlung sind die Klassische Moderne mit Künstlern wie Marc Chagall, Salvador Dalí, Fernand Léger, Joan Miró oder Wassily Kandinsky und die zeitgenössische Kunst mit Werken von Elvira Bach, A.R. Penck, Peter Foeller, Heike Ruschmeyer, Klaus Fussmann, Horst Janssen und Gerhard Richter“, schreibt die Graphothek.

    Im Fontane-Haus gibt es ein Amerikanisches Restaurant im Saloon-Style. Dort werden auch Line Dance Kurse angeboten.

    Im Fontane-Haus gibt es ein Amerikanisches Restaurant im Saloon-Style. Dort werden auch Line Dance Kurse angeboten.Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Das Stadtbad Märkisches Viertel ist auch im Sommer geöffnet. Es gibt 25-Meter-Bahnen mit Sprungtürmen (ein und drei Meter), aber auch ein 27 Grad warmes Nichtschwimmerbecken mit Rutsche. Die Schwimmhalle ist barrierefrei, hat aber keine Sauna.

    Direkt neben dem Eingang befindet sich das kleine Restaurant Orient Kitchen, wo die Bedienung nicht nur sehr freundlich, sondern auch ausgesprochen schnell ist. Ein Schawarma-Avocado-Sandwich kostet 7,50 Euro, ein veganer Falafel-Teller 10,50 Euro, eine frisch gebackene Waffel mit Apfelmus 3,50 Euro.

    Falls Sie sich für die Geschichte des Märkischen Viertels interessieren, sei Ihnen der 30-minütige Deutschlandfunk-Podcast „Astra Zarina - Die Architektin des Märkischen Viertels“ empfohlen. Oder mögen Sie sich das MV lieber live und in Farbe erschließen?

    Die Stadtführerin und Kunsthistorikerin Dr. Gerhild Komander bietet geführte Architektur-Touren an. Diese dauern rund zwei Stunden und kosten pro Gruppe (bis zu 20 Personen) 160 Euro. Startpunkt ist Fils alte Straße, der Wilhelmsruher Damm; Termine gibt’s nach Absprache.

    Fil auf der Bühne: Im Mehringhof-Theater (Gneisenaustr. 2a) zeigt Fil sein aktuelles Programm „Wege zum Glück und wieder zurück“. Termine: 30. und 31. Mai, 1. Juni sowie 6. bis 8. Juni, jeweils 20 Uhr. Es gibt noch Karten (ab 17 Euro, je nach Anbieter).

  • Berliner Ortslagen
    https://fbinter.stadt-berlin.de/fb/?loginkey=alphaDataStart&alphaDataId=s_atkis_AX_ortslage_f@sens

    Ortslagen sind eine Unterkategorie der Berliner Ortsteile, die nur eine recht undiffrenzierte Lagebeschreibung von städtischen Objekten erlauben. Im Bewußt sein der Bevölkerung vermischen sich Bezirke, Ortsteile und Ortslagen, was immer wieder zu Mißverständnissen führt. Das ist besonders beachtensweet, wenn die verbreitete Wahrnehmung von Lage und Ausdehung eines Stadtgebiets im Widerspruch zu seiner offiziellen Definition steht. Eine inoffizielle und vollkommen unscharfe Bezrichnung für Mikro-Stadteile ist der Kiez. Das mangelde Verständnis der Bewohner, die sich einem „Kiez“ zugehörig fühlen, und das freizügie Neu- und Umbenennen von Plätzen und Gebieten durch den Volksmund, schaffen weitere Unklarheiten für die Orientierung im Stadtraum.

    Letztlich hilft zur präzisen Orientierung im Zweifelsfall nur der Rückgriff auf offizielle Verzeichnisse und historische Belege. Weder Google Maps noch andere private Stadtplandienste, geschweige denn Wikipedia oder Oprnstreetmap können als autoritative Quelle gelten. Die Internetausgabe des alteehrwürdigen Kaupert kommt einer praktisch nutzbaren offiziellen Quelle immer noch am nächsten, jedoch wird auch er nicht mehr ausreichend gepflegt, um als letzte Instanz bei Unklarheiten zu gelten. Dazu taugen nur noch die als Open Date zur Verfügung gestellten Daten der Stadt Berlin, ihrer politischen und öffentlich-rechtlichen Institutionen.

    Komisch, Witzleben fehlt on der Liste der Ortslagen.

    #Berlin #Bezirk #Ortsteil #Ortslage #Kiez #Witzleben

  • Autofahrer wünschen sich Knöpfe statt Bildschirm - infosperber
    https://www.infosperber.ch/gesellschaft/technik/autofahrer-wuenschen-sich-knoepfe-statt-bildschirm

    19.5.2024 von Esther Diener-Morscher - Bord-Computer lenken ab – und sind unbeliebt. Laut einer Umfrage wollen die meisten Autofahrer richtige Schalter betätigen.

    Autoradio, Navi, ja sogar Blinker, Scheibenwischer und Licht lassen sich in modernen Autos oft nur noch via Bildschirm betätigen. Fachleute finden das gefährlich. «Man ist zu 100 Prozent nicht mehr mit dem Verkehrsgeschehen beschäftigt», sagt der Verkehrssicherheitsexperte Christoph Lauterwasser in einem Interview mit der Automobil-Revue. Beim Manipulieren am Bordcomputer würden Autofahrer «für mehrere Sekunden völlig wegtauchen».

    Lauterwasser fordert: «Alles, was sicherheits- oder zeitkritisch ist, muss ohne Zwischenschritt erreichbar sein, also entweder über Tasten und Schalter oder auf der obersten Menüebene im Display», sagt er. Denn: Je länger die kognitive Abwendung vom Strassenverkehr dauere, umso gefährlicher werde es.
    Das Resultat der Umfrage ist eindeutig: 97 Prozent wünschen sich Tasten und Knöpfe zum Bedienen.Das Resultat der Umfrage ist eindeutig: 97 Prozent wünschen sich Tasten und Knöpfe zum Bedienen. © Automobil-Revue

    Jetzt zeigt sich: Was der Sicherheitsfachmann sagt, ist auch ganz im Sinn der Autofahrer. Die Automobil-Revue wollte in ihrer «Frage der Woche» wissen, ob Tasten und Knöpfe im Auto überhaupt noch erwünscht seien. Das Resultat war eindeutig: 97 Prozent der Teilnehmer und Teilnehmerinnen sagten ja, weil die Bedienung einfacher sei. Nur gerade 2 Prozent fanden, dass ein Touchscreen und ein Sprachassistent genüge.

  • Bär von Berlin: Wie das Wappentier im Titel der Berliner Zeitung bekämpft wurde
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/baer-von-berlin-wie-das-wappentier-im-titel-der-berliner-zeitung-be


    Berliner Original: 2008 lebten neben der 1979 im Berliner Zoo geborenen Bärin Petzi dort auch ihre Tochter Siddy (geb. 1991) und Bärenmann Bernie (gest. 2009). Petzi wurde berühmt, als sie 1983 ihrem Gehege entkam und durch den Zoo promenierte. Sie starb 2014 im hohen Bärenalter von 35 Jahren. imagebroker/imago

    21.5.2024 von Maritta Adam-Tkalec - Zum 79. Zeitungsgeburtstag: Der Berliner Bärenkrieg gegen „die berlinischste aller in Berlin erscheinenden Zeitungen“. Erinnerungen an eine Posse aus dem Kalten Krieg.

    Große Schnauze, dickes Fell, feines Gehör, guter Riecher. Mal wild, mal gemütlich – der Bär ist das Tier zur Stadt. Wäre er nicht seit 700 Jahren das Berliner Wappentier, man müsste ihn dazu machen.

    Berlin ohne Bär? Nicht vorstellbar. Die Stadt ist voller Bären: Buddy-Bären, Brunnen- und Brückenbären, Bären auf Polizeiuniformen, Briefköpfen, Dokumenten. Als Pandabären aus China in die Stadt kamen, war das eine Staatsaktion. Als Eisbär Knut aufwuchs, schmolzen die Berliner schneller dahin als das Eis der Arktis. In Zoo und Tierpark leben Malaienbären, Brillenbären, Schwarzbären. Die Berlinale verteilt goldene, silberne, bronzene …

    Aber ein Braunbär? Ein einziger? Sieben Jahre lang, 2016 folgende, lebte die Stadt ohne einen leibhaftigen Vertreter der einst heimischen Art. Die Stadt glaubte, ohne ihr Maskottchen auszukommen. Das konnte nicht gutgehen. Den letzten freien Bären Preußens traf übrigens 1741 eine Kugel – bei Stettin, das seinerzeit zu Brandenburg gehörte.

    Um 1280 war der Bär zum ersten Mal in einem Siegel der Stadt Berlin aufgetaucht. Von dem Historiker Werner Vogel, bis 1995 Direktor des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem, stammt die These, die selbstbewussten Bürger der aufblühenden Kommune Berlin hätten in ihrem Siegel den Stadtnamen symbolhaft ausdrücken wollen und dafür volksetymologisch die erste Silbe gewählt – die klang wie Bär. Ursprünglich leitet sich der Stadtname allerdings ab von slawisch Brlo: trockene Stelle im Sumpf.

    Wie der Bär von Berlin auszusehen habe, darüber herrschte durch die Jahrhunderte Streit – man zankt ja gerne um Symbole! Mal lief er auf allen Vieren, mal zu voller Größe aufgerichtet. Mal sah er eher aus wie ein borstiges Wildschwein, mal wie glatt gestriegelt. Als der Hohenzoller Friedrich II., genannt Eisenzahn, den Berliner Bürgern 1433 ein kurfürstliches Schloss vor die Nase setzte und ihre profitablen Privilegien beschnitt, verpasste er auch dem Wappenbären ein Halsband samt Kette – auf dass sich die meckernden, stolzen Berliner gut merken, wer fortan der Herr in der Stadt war.

    Es war ein großer Moment, als vier Jahre nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 schließlich auch der Bär, nunmehr Symbol der kaiserlichen Reichshauptstadt, von seiner Kette befreit wurde und zum Zeichen der zunehmenden bürgerlichen Macht eine fünftürmige Mauerkrone aufs Haupt bekam.


    Am 22. August 1945 erschien die letzte Ausgabe der Berliner Zeitung ohne das Bärensignet im Titel.B erliner Zeitung.


    Einen Tag später, am 23. August 1945, hatten die Berliner die neu gestaltete Ausgabe in der Hand: mit der prägnanten Schrift im Zeitungstitel und dem Bärenwappen. Die Artikel künden von der dramatischen Lage im Sommer 1945. Berliner Zeitung.

    In den Titel der Berliner Zeitung trat der Berliner Bär am 23. August 1945, drei Monate nach dem Ersterscheinen am 21. Mai 1945. Das war genau vor 79 Jahren. Einer der Redakteure der ersten Stunde, er zeichnete mit dem Kürzel H.E., erinnerte sich zehn Jahre später: „Als es 1945 darum ging, für die Berliner Zeitung einen Zeitungskopf zu entwerfen – zunächst halfen wir uns mit den großen Lettern einer zwischen Trümmern aufgefundenen Plakatschrift – war man sich darüber einig, dass im Zeitungskopf selbstverständlich auch der Berliner Bär, das Stadtwappen der deutschen Hauptstadt seinen Platz finden müsste.“

    Der Zeichner Gunter Lupinski setzte ihn in die Mitte des Titels, und dabei blieb es. Er wählte die Form mit der fünftürmigen Mauerkrone und dem aufrecht gehenden Bären mit ausgestreckten Pranken und herausgestreckter Zunge.

    Um irrigen Geschichtsumdeutungen vorzubeugen: Das war kein russischer Bär, den die sowjetische Besatzungsmacht in den Titel befohlen hätte. Vielmehr wollte die erste Generation der Redakteure – eilig zusammengerufene, aus dem Untergrund aufgetauchte Antifaschisten und erste Exilheimkehrer – nach eigenem Bekunden zeigen: „Wir machen die berlinischste aller Zeitungen.“ Mit Wappenbär und im Bewusstsein von Berliner Traditionen.

    Rudolf Herrnstadt, legendärer Chefredakteur der Berliner Zeitung, war seit 20. Juni 1945 in diesem Amt (und sollte es bis 1949 ausüben). An eben jenem Tag übergab die sowjetische Kommandantur die Zeitung in die Verantwortung des Berliner Magistrats. Herrnstadt war also maßgeblich an der Aufnahme des Bären in den Titel beteiligt – und am Einsatz der kräftig-markanten und zugleich eleganten Frakturschrift, die seit dem 23. August 1945 die Zeitung unverwechselbar macht.

    1948 brach dann der Berliner Bärenkrieg los. Was da los war, teilte das angegriffene Blatt am 21. Januar mit – unter der Überschrift „Haben die Sorgen?“ und in betont spöttischem Tonfall: West-Berliner-Blättchen seien wieder einmal veranlasst worden, ihre Leser mit dem „ungewöhnlich zeitgemäßen und erschütternden Problem des Bären“ im Kopf der Berliner Zeitung zu behelligen: „Ausgeruhte Köpfchen des Magistrats waren in der Tat einfältig genug, die offensichtlich arbeitslose Rechtsabteilung der Stadt mit der feierlichen Eröffnung eines Bärenkrieges zu beauftragen.“

    „Auf in den Bärenkrieg“

    Als erste Kampfhandlung habe ein Rechtsanwalt die Berliner Zeitung beauftragt, den Bären zu entfernen, andernfalls werde man vor Gericht ziehen. Ein Rechtsgrund für die Forderung liege nicht vor. Der Magistrat arbeite in aller Eile an einem neuen Wappengesetz, „das offenbar als ‚Lex Berliner Zeitung‘ den lächerlichen Forderungen wenigstens nachträglich eine juristische Begründung verschaffen“ sollte. Der kampfeslustige Schlusssatz lautet: „Auf in den frischfröhlichen Bärenkrieg!“

    So putzig das klingen mag, so ernst waren die politischen Hintergründe – global wie lokal: Der Kalte Krieg war just in den Monaten davor voll ausgebrochen. Am 12. März 1947 hatte US-Präsident Harry S. Truman die sogenannte Truman-Doktrin verkündet. Ihr Kern, die Zwei-Lager-Theorie, garantierte allen Staaten, die sich von der Sowjetunion bedroht fühlten, die militärische Unterstützung „im Kampf um die Freiheit“.

    In Berlin hatten freie Wahlen am 20. Oktober 1946 der SPD einen Sieg beschert. Im April 1947 wählte die Stadtverordnetenversammlung Ernst Reuter zum Oberbürgermeister: Die sowjetische Kommandantur legte ihr Veto ein, Reuter konnte sein Amt vorerst nicht antreten. Bis zum 7. Dezember 1948 war deshalb die Sozialdemokratin Louise Schroeder Oberbürgermeisterin von Berlin. In ihre Amtszeit fiel der Bärenkrieg.

    Er endete am 10. November 1948 und die Berliner Zeitung titelte „Der Bär bleibt“. Das Kammergericht, das als letzte Instanz über die Klage des Magistrats auf Entfernung des Bärenwappens zu entscheiden hatte, hob das erstinstanzliche Urteil des Landesgerichts Zehlendorf (Der Bär soll weg) auf, wies die aus politischen Gründen und ohne Rechtsgrundlage geführte Klage des Magistrats ab. Die Kosten wurden dem Magistrat auferlegt – also dem Steuerzahler. Der Kommentator des siegreichen Blattes übermittelt den unterlegenen Klägern im Westen süffisant „herzliches Beileid“.


    Täglich erschien das „Bärchen“, eine Lokalglosse, ganz nah dran am Berliner Alltag. Mal brummte Bärchen, mal freute es sich. Hier (17. Dezember 1975) bekommt es Antwort nach einer Bärchen-Kritik am Service im Mitropa-Restaurant im Ostbahnhof. Berliner Zeitung

    Weil der Bärenkrieg den Redakteuren viel Spaß gemacht hatte, boten sie dem Petz vom Titel auch im redaktionellen Teil eine tragende Rolle: Von Dezember 1948 an erschien als tägliche Lokalglosse die „Bärchen-Ecke“. Da brummte Bärchen, wenn es etwas Ärgerliches zu berichten gab. Oder Bärchen freute sich, wenn es Löbliches sah. Bärchen wurde bald zur populärsten Rubrik im Ost-Berliner Zeitungswesen, es kamen Leserbriefe mit der Bitte „Bärchen brumm doch mal“ über dieses und jenes Ärgernis. Die gut gelaunte Kritik machte offenbar so manchem Amt Beine.

    Im Herbst 1949 entschloss sich der Berliner Verlag, den Berlinern zwei echte, lebende Wappentiere zu schenken: Jette und Nante zogen am 30. November in den seit 1945 verwaisten Bärenzwinger im Köllnischen Park, gleich neben dem Märkischen Museum. Sechs Jahre später wird berichtet: „Nante und Jette sind inzwischen dick und rund geworden und das lebende Beispiel dafür, dass es seither vorwärts und aufwärts geht.“ Zehntausend Menschen besuchten den Zwinger jedes Jahr, ein Verein feierte die Bärengeburtstage.

    Die letzte Stadtbärin, Schnute, starb 2015. Eine Nachfolge im Bärenzwinger durfte es aus Tierschutzgründen nicht geben. Das Interesse an dieser Art von Tierhaltung war ohnehin abgeflacht. Zudem bekommt man es seit ein paar Jahren ja wieder mit dem wilden Raubtier zu tun – und das kostet Sympathie: Als der sogenannte Problembär Bruno 2013 Bayern erschreckte, wurde er bald erschossen. Als 2023 Bärin Gaia in Norditalien einen Mann tötete, der durch ihr Revier gejoggt war, wurde sie gefangen genommen.


    Lucifer heißt einer der drei Braunbären-Brüder, die ein naturnah gestaltetes Gehege im Zoo Berlin bewohnen.

    Neu in der Stadt: Bärenbrüder im Zoo

    Seit Herbst 2023 bevölkern wieder drei Exemplare den Berliner Zoo: Die Bärenbrüder Lucifer, Lillebror und Momoa (jeweils vier Jahre alt) wurden aufgenommen, weil ihre Heimat, der schwedische Raubtierpark Orsa, schloss. Sie bekamen ein bäriges Gehege mit Felshöhlen, Totholz und einem Honigbaum. Braunbären leben übrigens die meiste Zeit vegetarisch. Tierpark- und Zoodirektor Andreas Knieriem freute sich und sagte: „Der Braunbär hat als Wahlzeichen der Stadt nicht nur einen Platz im Herzen der Berlinerinnen und Berliner, sondern nun auch wieder im Zoo Berlin ein Zuhause.“

    In der Berliner Zeitung hatte er immer einen Platz, zuletzt – in aller Bescheidenheit – als Stütze des Ganzen an der Basis der Titelseite. Und wer weiß, ob er nicht eines Tages zu neuer Größe wächst.

    #Berlin #Geschichte #Kalter_Krieg #SPD #Zehlendorf #Presse

  • Veranstaltung der Berliner Taxiinnung am 25. März.
    https://www.taxi-heute.de/de/news/unternehmens-wirtschaft-und-branchen-nachrichten-sonst-taxithemen-allg-ta


    Von links: Hermann Waldner, Gabriele Bischoff, Leszek Nadolski, Tino Schopf, Moderator Rolf Wiegand von Verdi, Lutz Kaden (IHK Berlin), Alexander Mönch.| Foto: Jürgen Jänen

    Um das Dauerbrenner-Thema der Missstände im plattformgetriebenen Mietwagengeschäft und die neue EU-Plattform-Richtlinie ging es auf einer Veranstaltung der Berliner Taxiinnung am 25. März.

    27.03.2024Matthias Roeser
    „Berlin ist immer vorne, im Guten wie im Schlechten“, sagte Hermann Waldner, Vizepräsident des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen (BVTM) und Chef der größten Berliner Taxizentrale.

    „Wir haben in Berlin durch den Marktangriff von Uber & Co. mehr Taxis verloren als andere Großstädte je Taxis hatten. Und wir erleben hier einen Wildwuchs, wie es ihn in diesem Ausmaß sonst nirgends gibt.“

    In Berlin stünde inzwischen die Hälfte der Taxis vor der Pleite. Nur wenn man mit harten Kontrollen die schwarzen Schafe auf dem Personentransportmarkt aussortiere, habe das ehrliche Taxigewerbe eine Chance, zu überleben und Teil der individuellen Personennahverkehrs zu bleiben.

    Damit spielte Waldner unter anderem auf die Erkenntnisse zu zweifelhaftem Geschäftsverhalten im plattformbasierten Mietwagengeschäft an, die der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Tino Schopf bei Recherchen in der Genehmigungsbehörde Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO) gewonnen hatte. „Den Wildwuchs aber hat Berlin nicht exklusiv, den sehen wir auch in Städten wie München, Frankfurt, Düsseldorf oder Köln.“

    Tino Schopf selbst beschrieb die Zustände in Berlin als „beschämend“. Es gebe einen gewaltigen kriminellen Sumpf. Das LABO, eigentlich zuständig für das Trockenlegen dieses Sumpfes, nannte er ein „Teil des Problems“. Er sei kein Verwaltungsfachmann, aber selbst ihm sei aufgefallen, dass Firmen einen 19-jährigen Menschen für 960 Euro Brutto angestellt haben, um 50 Mietwagen rund um die Uhr zu organisieren. Erst recht müsse dies doch den Fachleuten des LABO auffallen, bemängelte Schopf..

    Schopfs Parteifreundin, die Europa-Abgeordnete Gabriele Bischoff, berichtete unter anderem über die EU-Richtlinie zur Plattformarbeit, für die sie mitverantwortlich war. Die Richtlinie spare das Taxi-Geschäft weitgehend aus, treffe aber Plattformen wie Uber und Bolt. Bischoff warnte, den enormen Lobby-Druck von Uber, Bolt und anderen nicht zu unterschätzen. Ein solcher Druck sei in der Intensität ungewöhnlich und werde nun bei der nationalen Umsetzung der EU-Richtlinie in den kommenden zwei Jahren sicher erneut zum Tragen kommen.

    „Deshalb ist es wichtig, dass wir weiter am Ball bleiben, und alle Rechtsmittel ausschöpfen, damit diese Strukturen, die prekäre Beschäftigung fördern und dulden, abschaffen. Das Taxigewerbe hat mich an seiner Seite, um bessere Bedingungen zu schaffen, damit es wieder fair und gerecht im Mobilitätsbereich vor sich geht“, betonte Bischoff.

    Alexander Mönch von FreeNow als Vertreter der Plattformwirtschaft gab selbstkritisch zu Protokoll, dass das, was Freenow vor zehn Jahren angestoßen habe, sich zu illegalen Strukturen entwickelt habe, die so nicht vorherzusehen waren. Er begrüßte die Initiative zum Datenaustausch zwischen Jobcenter und Finanzamt.

    „So können wir wenigstens versuchen, unsere Plattform sauber zu halten.“ Er sprach von einem „illegalen Gewerbezweig“, der sich hier entwickelt habe, und bekannte: „Ich kann hier ja nicht so tun, als wäre nichts gewesen.“

    Er bekräftigte, dass FreeNow die Zukunft im Taxi sehe und der taxiähnliche Mietwagen in der jetzigen Form keine Zukunft habe.

    Zum Abschluss dankte Leszek Nadolski, der Vorsitzende der Berliner Taxiinnung, für die rege und ehrliche Debatte und versprach, sich weiter für das Taxigewerbe in Berlin einzusetzen. Ein richtiger Schritt sei die Einführung von Festpreisen in Berlin. Diese sollen ab dem Frühsommer in Berlin möglich sein.

  • Schimmel, Ratten, gefangen im Kredit: Bauträger in Berlin treibt Wohnungskäufer in Verzweiflung
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/schimmel-ratten-gefangen-im-kredit-bautraeger-in-berlin-treibt-wohn


    Lisa Hohneck schaute fünf Jahre lang durch ihr Fenster auf ein Baugerüst. Markus Wächter/Berliner Zeitung

    20.5.2024 von Niklas Liebetrau - Immobilienkäufer in Berlin stehen vor dem Ruin, weil sie einer Firma vertrauten, die Häuser nicht fertigstellt: Hedera Bauwert. Deren Chef ist in der Stadt kein Unbekannter.

    Manchmal, wenn ihr alles zu viel wird, stellt sich Lisa Hohneck vor, wie sich plötzlich ein Riss im Boden auftut und ihr Haus darin untergeht. Ihre Wohnung in Berlin-Friedrichshain, die sie sich vor sechs Jahren kaufte, würde dann verschwinden. Und mit ihr all der Ärger: die Feuchtigkeit, die durch die Schlafzimmerwände kriecht, die Obdachlosen, die in den Hausfluren und Kellerräumen hausen. All das wäre weg, und für einen Moment denkt sie, dann hätte sie endlich Ruhe.

    Dann fällt ihr ein, dass zwar die Wohnung weg wäre – nicht aber der Kredit. „Finanziell wäre das mein Ruin“, sagt sie.

    Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. Lisa Hohneck, eine 33-jährige IT-Projektmanagerin aus der Nähe von Trier, hatte sich gleich nach dem Master und frisch im ersten Job entschieden, eine Eigentumswohnung in Berlin zu kaufen. Ihr bester Freund hatte ihr dazu geraten, auch er wollte in der Stadt, in der sie jetzt lebten, etwas erwerben. Besser einen Kredit abbezahlen, sagte er, als sein Leben lang zur Miete wohnen.

    Kurz darauf, im November 2017, entdeckten sie das Haus in der Weserstraße. Die Wohnung, für die sich Hohneck interessierte, lag im Hinterhof: 65 Quadratmeter im Erdgeschoss, drei Zimmer, Küche, Bad, 200.000 Euro. Ein Schnäppchen, auch damals schon. Die Maklerin sagte: „Mein Tipp, warten Sie nicht zu lange.“ Es gebe andere Interessenten, täglich Anfragen. Sie illustrierte, wie es in dem gelben Altbauhaus bald aussehen werde: gläserne Aufzüge, stählerne Balkone, ein begrünter Innenhof, eine neue Fassade.

    Mitte Dezember 2017 sagte Hohneck zu. Ihr bester Freund entschied sich für eine Wohnung im Vorderhaus. „Bis zum Kauf“, sagt Hohneck, „lief alles hervorragend.“


    Dort, wo in der Cranachstraße Anfang des Jahres ein Haus fertig sein sollte, sammelt sich Schrott.Markus Wächter/Berliner Zeitung


    Lisa Hohneck (r.) mit ihrer Schwester vor ihrer Eigentumswohnung. Seit fast sechs Jahren warten sie auf Fertigstellung. Markus Wächter/Berliner Zeitung


    Auf der Baustelle vor dem Haus in der Weserstraße sammelt sich Sperrmüll. Markus Wächter/Berliner Zeitung


    Beschmiertes Fenster in der Weserstraße.Markus Wächter/Berliner Zeitung


    Artem Rudenko vor einem offenen Spalt in seinem Treppenhaus in der Havelberger Straße. Markus Wächter/Berliner Zeitung


    Im Hausflur in der Havelberger Straße machen sich immer wieder Obdachlose breit, sagt Artem Rudenko. Markus Wächter/Berliner Zeitung


    Bauträger des Hauses in der Havelberger Straße: Hedera Bauwert. Markus Wächter/Berliner Zeitung


    Seit August 2021 steht ein Halteverbotsschild auf der Baustelle vor der Havelberger Straße. Markus Wächter/Berliner Zeitung


    Eine von mehreren Hausleichen in Berlin, das leerstehende Wohnobjekt in der Sickingenstraße sollte im vergangenen Sommer fertig sein. Markus Wächter/Berliner Zeitung


    Anspruch und Wirklichkeit gehen weit auseinander in der Sickingenstraße in Moabit.Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Ein Unternehmer, der in Berlin kein Unbekannter ist

    Der Geschäftsführer des Bauträgers lud sie sogar zum Kennenlernen ein: Ioannis Moraitis, ein Unternehmer aus Hessen, der in Berlin seit einigen Jahren Altbauten kaufte, sanierte und in Eigentumswohnungen aufteilte. Hohneck erinnert sich an einen „typischen Geschäftsmann“. Selbstbewusst habe er gewirkt, davon überzeugt, erstklassige Bauprojekte zu realisieren. Sein modernes Büro in einem „wunderschön sanierten Altbau“ in der Nähe des Savignyplatzes machte Eindruck auf sie.

    Ioannis Moraitis ist in Berliner Immobilienkreisen kein Unbekannter. 2015 geriet er in die Schlagzeilen, weil er der Familie Caliskan in der Kreuzberger Wrangelstraße kündigen wollte, die im Erdgeschoss seit 28 Jahren den Gemüseladen „Bizim Bakkal“ führte. Auf die Kündigung folgten wochenlange Anwohnerproteste. Zeitungen, Radio- und Fernsehsender aus der ganzen Welt berichteten. Das Stadtmagazin Zitty zählte Moraitis zu den „bissigsten Haien im Becken“ der Berliner Immobilienbranche.

    Moraitis’ Unternehmen heißt Hedera Bauwert. Am goldenen Briefkasten der Hedera lässt sich ablesen, welch großes Firmengeflecht sie umgibt: Mehr als 80 GmbHs. Für Lisa Hohnecks Haus in der Weserstraße ist die hb 16. Wohnimmobilien GmbH verantwortlich. Doch auch Gewerbeflächen gehören zur Hedera. Ihr „Herkules Portfolio“ umfasst Büros und Einzelhandelsflächen in Dresden, Berlin, Rostock, Halle, Radebeul und Bernau, insgesamt über 100.000 Quadratmeter. Auf einer seiner Websites bezeichnet Moraitis sich als „Visionär und Geschäftsführer“. Auf der Seite der Hedera heißt es: „Zusammen zu bauen, heißt einander zu vertrauen.“

    Doch kann man auf Moraitis’ Unternehmen vertrauen? Die Berliner Zeitung hat Wohnungskäufer, Handwerker und Ingenieure gesprochen, die ihm vorwerfen, nicht nach den gängigen Regeln zu spielen, Rechnungen schuldig zu bleiben, vereinbarte Termine zu überziehen. Und sich möglicherweise sogar außerhalb des Rechts zu bewegen. Nach Informationen der Berliner Zeitung ermittelt das LKA Berlin gegen Moraitis: wegen des Verdachts auf Betrug.


    Lisa Hohneck macht sich Sorgen, dass das Haus, in dem sie ihre Wohnung kaufte, weiter Schaden nimmt.Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Ausgefallene Heizung, aufgebrochene Türen, Feuchtigkeit in den Wänden

    Lisa Hohneck wusste all das nicht, als sie Moraitis traf. Sie wunderte sich zwar über den günstigen Preis der Wohnung, aber das Treffen mit ihm, sein schickes Büro, vertrieben ihre Zweifel. Außerdem arbeitete die Maklerin, die ihr die Wohnung gezeigt hatte, für Ziegert, eine renommierte Firma in Berlin. Ziegert betone stets, man arbeite nur mit geprüften Bauträgern zusammen, sagte die Maklerin. Und im Ziegert-Portfolio befanden sich mehrere Wohnhäuser von Hedera.

    Als Einzugstermin vereinbarten Hohneck und der Bauträger den 31. August 2018. Im Frühjahr wolle man noch die „staubintensivsten Sanierungsarbeiten“ am Haus in der Weserstraße erledigen, neue Fenster einsetzen, die Arbeiten in den Wohnungen abschließen, sagte man ihr. Dann werde auch die erste Rate abgerufen, etwa 30 Prozent des Kaufpreises.

    Doch es tat sich nichts. Es wurde nicht gebaut, nichts wurde abgerufen. Nicht im März, als Hohneck begann, immer wieder beim Haus vorbeizugehen. Nicht im Juli, einen Monat vor dem Übergabetermin. Ihr WG-Zimmer in Lichtenberg hatte sie da bereits gekündigt. Sie kontaktierte Hedera. Und merkte: „Die Kommunikation lief nicht.“ Sie erreichte selten jemanden, und wenn doch, wurde sie vertröstet. Der vereinbarte Einzugstermin verstrich.

    Bis heute ziehe sich diese Nichtkommunikation durch. Egal, ob die Heizung ausgefallen sei, ob Wasser entlang der Fassade laufe, weil keine richtigen Fallrohre installiert wurden, egal ob Feuchtigkeit in ihre Wohnung dringe, jemand die Haustür aufbreche oder die Müllabfuhr nicht komme, selten melde sich jemand zurück. Inzwischen, glaubt Hohneck, ist ihr Haus zum Geheimtipp für Obdachlose geworden. Weil man leicht einsteigen könne und die meisten Wohnungen auch heute noch leer stünden. Vor kurzem habe die Feuerwehr kommen müssen, sagt sie. Jemand hatte sich in einem Raum im Keller mit Matratzen eingerichtet und einen Standgrill angefeuert, um zu heizen.

    Ende Oktober 2018, die Arbeiten hatten immer noch nicht begonnen, bekam sie einen Schlüssel für ihre Wohnung. Über Monate hatte sie gedrängt, jeden zweiten Tag angerufen. Anders als ihr bester Freund hatte sie ihre Wohnung im Istzustand gekauft, ihm sollte sie renoviert übergeben werden. Der Freund wartet bis heute darauf.

    Hohe Zinsen dafür, das Geld nicht ausgeben zu können

    2019 wurde das Gebäude eingerüstet. „Das war der Hoffnungsschimmer“, sagt Honeck. Hedera rief die erste Rate ab. Doch abgesehen vom Gerüst passierte wieder lange wenig. In all der Zeit musste Hohneck Sonderzinsen an ihre Bank zahlen, weil der Kredit, den sie aufgenommen hatte, zwar bereitlag, aber nicht genutzt wurde – sogenannte Bereitstellungszinsen. Jeden Monat 500 Euro. Dafür, ihr Geld nicht ausgeben zu können. Erst im Sommer 2021 tauschte Hedera die Fenster aus. Als die Arbeiten wieder zum Erliegen kamen, reichte Hohneck Klage ein, zusammen mit elf weiteren Käufern, auf Fertigstellung. 2023 gewannen sie vor dem Landgericht. Hedera ging in Berufung. Das Verfahren läuft vor dem Kammergericht.

    Fünf Jahre lang war das ganze Gebäude eingerüstet, die Fenster in Hohnecks Wohnung mit Folie verklebt. Vor ein paar Wochen dann bauten Arbeiter das Gerüst ab. Weil Rechnungen nicht bezahlt worden seien, erfuhr Hohneck von ihnen. Die Arbeiten am Haus aber sind noch immer nicht abgeschlossen. Keine gläsernen Aufzüge, keine stählernen Balkone. Im betonierten Innenhof, der einmal begrünt werden sollte, stapelt sich der Müll. Bei starkem Regen fließt das Wasser zu langsam ab, im Hof bildet sich dann ein kleiner See.

    Vor ein paar Wochen hat sich Hohneck einen Feuchtigkeitsmesser gekauft. Sie hält das Gerät in ihrem Wohnzimmer an eine Außenwand. Von einer hundertprozentigen Feuchtigkeit würde man bei einem Wert von 140 sprechen. Der Wert auf dem Display landet bei 163. Feuchter als feucht.

    Es raubt ihr jeden Nerv. Nicht zu wissen, wie es mit dem Haus weitergeht, für das sie die größte Investition ihres Lebens getätigt hat. Der Kredit, den sie aufnahm, wird 33 Jahre laufen. Wenn sie ihn abbezahlt hat, steht sie kurz vor der Rente. Wenn sie je dazu kommt, ihn abzurufen. Hohnecks größte Angst: Dass die Schäden irgendwann so groß sein könnten, dass das ganze Haus nicht mehr zu retten ist.

    Wird eine Immobilie gebaut, wird der Kaufpreis aufgeteilt in Raten, je nach Baufortschritt. So steht es im Gesetz. Solange nicht hundert Prozent bezahlt wurden, geht das Eigentum nicht über. Hohneck hat bisher etwa 68.000 Euro gezahlt, 34 Prozent des Kaufpreises. Sie hat weitere Rechnungen erhalten, etwa für die Fertigstellung des Daches und des Estrichs, aber nicht bezahlt. Weil beides nicht fertiggestellt worden sei.


    Das Wohnobjekt in der Havelberger Straße in Moabit ist seit etlichen Jahren eingerüstet, seit zwei Jahren wurde nicht mehr gebaut.Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Große Pleitewelle in der Baubranche

    Die Wohnung gehört ihr noch nicht. Den Vertrag rückabzuwickeln wäre juristisch schwer, das Risiko, das gezahlte Geld nicht zurückzubekommen, äußerst hoch. Sie steckt fest, kann weder vor noch zurück. Den jahrelangen Stillstand kann sie sich nicht erklären. Eine Möglichkeit könne sein, dass ihr Bauträger zahlungsunfähig sei. Vielen Projektentwicklern gehe es gerade so.

    Die Baubranche befindet sich in einer schwierigen Phase. Allein im ersten Quartal dieses Jahres ist die Zahl der Insolvenzen laut dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle um 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Grund dafür sind die gestiegenen Bauzinsen und die hohen Preise für Material und Energie. Bauträger gehen bei ihren Projekten in Vorleistung, sie müssen kalkulieren, wie hoch ihre Kosten sein werden. Aber Ereignisse wie Kriege und Pandemien lassen sich nicht vorhersehen. Viele Baufirmen sind inzwischen hoch verschuldet und zahlungsunfähig. Bauvorhaben werden gestoppt.

    Berlin ist von der Pleitewelle besonders betroffen. Bauträgerfirmen betreuen meist mehrere Wohnobjekte. Geht eine dieser Firmen in die Insolvenz, drohen hunderte Wohnungen nicht fertiggestellt zu werden. Ausgerechnet in der Stadt der Wohnungsnot.

    Sind die Hedera Bauwert und die damit verbundenen Unternehmen Teil der Pleitewelle? Bisher wurde keine Insolvenz angemeldet. Und Ioannis Moraitis geht mit Medienanwälten gegen Behauptungen dieser Art vor.

    Ende Januar erhielt Hohneck zudem einen Brief eines Anwalts des Bauträgers. Er sei gebeten worden, eine Regelung zu treffen, bei der Hohneck und die anderen Erwerber künftig selbst „das Heft in die Hand nehmen“ sollten. Es gebe Gründe für die Verzögerung. Die Planungen der Architekten für das Dach seien mangelhaft gewesen, zudem würden sich einige Altmieter im Haus gegen Sanierungsmaßnahmen stellen. Insgesamt beliefen sich die Arbeiten, die noch zu erledigen seien, auf etwa 2,5 Millionen Euro. „Unsere Mandantin bietet an, dass die Erwerber die bisher nicht erbrachten Leistungen gegen entsprechende Kaufpreisreduzierung selbst beauftragen.“

    Hohneck antwortete, sie sei grundsätzlich zu einer Vereinbarung bereit. Der Anwalt meldete sich nicht wieder zurück.


    Marlena Wenisch will sich für Geschädigte von Bauträgern einsetzen und einen Verein gründen. Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Etliche Menschen in Berlin und Deutschland mit Moraitis in Konflikt

    Im vergangenen Jahr erfuhr Lisa Hohneck, wieviele Menschen in Berlin mit Moraitis und seinen Unternehmen in Konflikt stehen. Wieviele sich in einer ähnlichen Lage befinden wie sie. Hohneck hörte es ausgerechnet von der Maklerin, die ihr die Wohnung vermittelt hatte.

    Marlena Wenisch arbeitet heute nicht als Immobilienmaklerin. Sie macht eine Weiterbildung zur Immobilienökonomin. Die 35-Jährige ist selbst auf Moraitis reingefallen. Kurz nachdem sie vor sieben Jahren angefangen habe, für Ziegert zu arbeiten, erzählt sie, seien ihr viele seiner Objekte zugeteilt worden. In der Weserstraße verkaufte sie für Ziegert nicht nur an Lisa Hohneck, sondern auch noch drei weitere Wohnungen. Und in der Tellstraße, an der Grenze zwischen Kreuzberg und Neukölln, fand sie im Mai 2019 eine „kleine, süße Ein-Zimmer-Wohnung“ für sich selbst. Von der Hedera Bauwert.

    Bereits zwei Monate nach ihrem Kauf, sagt Wenisch, seien in der Tellstraße die Arbeiten ins Stocken geraten. Zwar seien neue Handwerker gekommen und hätten angefangen zu arbeiten, aber die seien offenbar nicht vollständig bezahlt worden und hörten wieder auf. Bis heute sei in ihrem Haus das Dach nicht fertig und sieben Wohnungen stünden leer, obwohl die meisten verkauft seien. Ein Käufer warte seit fast acht Jahren darauf, in seine Wohnung zu können.

    Durch Zufall kam Wenisch an die Nummer einer Frau, die in einem anderen Haus lebte, das von der Hedera betreut wurde, dort gab es ähnliche Probleme. Die beiden gründeten eine WhatsApp-Gruppe. In ganz Berlin hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits Käufer zu einzelnen Gruppen zusammengetan. Nur wussten sie nichts voneinander. Kurze Zeit später bemerkten Wenisch und ihre Mitstreiterin eine weitere WhatsApp-Gruppe: „Moraitis Albtraum“, gegründet bereits 2018 von einem Dachdeckermeister im Sauerland. In dieser Gruppe hatten sich Baufirmen, Handwerker und Ingenieure zusammengeschlossen, die berichteten, von Moraitis nicht bezahlt worden zu seien. Über diese Gruppe lernte sie Andreas Tesch kennen.

    Ende März sitzt Wenisch zusammen mit Tesch in dessen Wohnung am Tiergarten, nahe den S-Bahngleisen. Alle paar Minuten verdunkelt sich das Wohnzimmer, ein Zug rauscht vorbei. Tesch ist Bauingenieur, auch er hatte Probleme mit Moraitis, musste sein Honorar erst einklagen. Er und Wenisch haben aus der WhatsApp-Gruppe das „Starke Netzwerk 030“ gegründet, in dem etwa 70 Betroffene aus sechs Häusern in Berlin vertreten sind, sich treffen und Wege suchen, gegen Moraitis vorzugehen. Gerade sind sie dabei, einen Verein zu gründen, der sich für Geschädigte von Bauträgern einsetzt: Eigentun Jetzt.


    In
    In der Cranachstraße in Schöneberg sollten die Bauarbeiten im August 2022 beginnen.Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Die Spur der unfertigen Häuser zieht sich durch ganz Berlin

    An diesem Nachmittag reden beide schnell und durcheinander, fallen sich ins Wort. Aufregung. Nach Jahren, in denen sie auf der Suche nach Öffentlichkeit kritische Google-Bewertungen über Moraitis schrieben und dafür von Medienanwälten abgemahnt wurden, hört ihnen endlich jemand zu. „Es ist davon auszugehen, dass hunderte Wohnungskäufer allein in Berlin betroffen sind“, sagt Marlena Wenisch. „Erwerber, die wie im Fegefeuer gefangen sind“, sagt Tesch. Anwaltskosten, Bereitstellungszinsen, endlose Stunden vergeudete Lebenszeit. „Nur weil einer sich nicht an die Regeln hält.“

    Tesch und Wenisch laden zu einer Tour durch Berlin ein. Sie wollen zeigen, wie groß das Ausmaß ist.

    In der Cranachstraße in Schöneberg sollten laut einer Vorankündigung im August 2022 die Arbeiten beginnen. An diesem Tag im März, mehr als anderthalb Jahre später, ist nicht mal eine Baugrube ausgehoben, Schrott sammelt sich auf dem Gelände, ein Hydraulikbagger steht herum. Laut der Website des Projekts sind bereits 66 Prozent der Wohnungen verkauft. In der Sickingenstraße in Moabit sind es sogar schon 100 Prozent. Das Haus, das im Juni 2023 fertig sein sollte, steht bis heute leer. So wie das Haus in der Saßnitzer Straße in Schmargendorf, das ebenfalls im vergangenen Jahr fertig sein sollte. 50 Prozent der Wohnungen sind hier bereits verkauft.

    Die Spur der leerstehenden und unfertigen Häuser, die der „verlässliche“ Unternehmer Moraitis hinter sich herzieht, führt durch die ganze Stadt: von Steglitz über Mitte und Neukölln bis nach Lichtenberg. Unvollendete Bauprojekte. Hausleichen, in denen kaum jemand wohnt.

    Warum lässt ein Bauträger reihenweise Wohnprojekte mitten in der Stadt stillstehen? Warum verkauft er Wohnungen, aber räumt den Käufern nicht das Eigentum ein? Ist er der unseriöse Unternehmer, für den ihn so viele halten – oder selbst ein Opfer der Baukrise?

    Die Berliner Zeitung hat Ioannis Moraitis einen Fragenkatalog geschickt und ihm angeboten, in einem persönlichen Gespräch seine Sicht auf die Dinge zu erklären. Auf die Anfrage meldete sich Anfang April eine bekannte Medienrechtskanzlei. Man wolle die Anfrage beantworten, weil „sich schon aus den Fragen herauslesen“ lasse, dass die Recherche „maßgeblich auf falschen Informationen“ beruhe. Eine Antwort auf die Fragen ist bis heute ausgeblieben.


    Artem Rudenko lebt mit seiner Familie als einer der wenigen in dem unfertigen Haus in der Havelberger Straße.Markus Wächter/Berliner Zeitung

    Schimmel, Ratten und seit Jahren keine freie Sicht

    Wie kann man Druck ausüben auf einen solchen Unternehmer? Diese Frage stellt sich Artem Rudenko, ein 36 Jahre alter Arzt, der eigentlich anders heißt. Ende 2020 kauften seine Lebensgefährtin und er eine Wohnung in der Havelberger Straße in Moabit für rund eine halbe Million Euro. Von der Hedera Bauwert. Als Fertigstellungstermin vereinbarten sie in ihrem Kaufvertrag den 31. August 2021. Bis heute ist das Haus komplett eingerüstet, es sieht aus wie eine verwaiste Baustelle.

    In den oberen Geschossen schimmelt es. Dort, wo eigentlich Türen für einen Fahrstuhl sein sollten, klaffen Spalten in der Hauswand, vor denen Plastikfolien flattern. „Im Winter ist das der Horror“, sagt Rudenko. Er macht sich Sorgen um die Sicherheit seiner Tochter. Auf seine E-Mails und Anrufe werde selten reagiert.

    Im vergangenen Sommer habe ein Aushang an der Tür gehangen, die Gasag kündigte an, das Haus nicht mehr mit Gas zu beliefern. Warum, erfuhr Rudenko nicht. Diesmal konnte er jemanden bei Hedera erreichen. Das Haus wird weiterhin beheizt. Kürzlich, so erzählt er, habe ihn seine Frau bei der Arbeit angerufen. Unter der Küchenzeile kratze es, sie hätten Ratten. „Ich will hier raus“, habe sie zu ihm gesagt, „ich kann nicht mehr.“ Aber aus dem Vertrag können sie nicht raus. Sie haben bereits mehrere hunderttausend Euro für die Kaufpreisraten und die eigene Sanierung der Wohnung bezahlt.

    Rudenko und weitere Käufer haben einen Insolvenzantrag gegen Hedera beim Amtsgericht Charlottenburg gestellt. Ihre Hoffnung ist, dass sie im Falle einer Insolvenz das Haus selbst fertigstellen können. Doch bislang hat sich nichts getan.

    Wie Lisa Hohneck haben auch Rudenko und Marlena Wenisch Briefe des Anwalts bekommen, der ihnen anbot, selbst „das Heft in die Hand“ zu nehmen. Der Wortlaut der Briefe unterscheidet sich nur in der Aufzählung der Gründe für die Bauverzögerungen. Ob der Bauträger versucht, die Objekte loszuwerden, oder nur Zeit gewinnen möchte, ist eine weitere Frage, die bisher unbeantwortet bleibt.

    Unter den Betroffenen kursieren derweil Medienberichte aus anderen Teilen Deutschlands. In der Goslarschen Zeitung wird über zwei Hotels geschrieben. Die denkmalgeschützten Häuser„Kaiserworth“ und „Brusttuch“ in der Altstadt stünden seit mehr als einem Jahr leer, Tagungen könnten nicht stattfinden, die Stadtgesellschaft sei besorgt. In Rostock, so schreibt die Ostseezeitung, würden zwei Einkaufszentren demnächst keine Fernwärme mehr geliefert bekommen, weil erneut Rechnungen nicht bezahlt worden seien. Eigentümer dieser Immobilien, so schreiben die Zeitungen: Ioannis Moraitis.

    #Berlin #Neukölln #Weserstraße #Moabit #Havelberger_Straße #Sickingenstraße #Schöneberg #Cranachstraße #Immobilien #Wohnen #Eigentumswohnung #Betrug #Insolvenz #Gentrifizierung

  • Karneval der Kulturen: Diese Straßen in Kreuzberg sind ab morgen gesperrt
    https://www.berliner-zeitung.de/news/karneval-der-kulturen-diese-strassen-in-kreuzberg-sind-ab-morgen-ge

    15.5.2024 von Charlotte Pfeifer - Wegen des #Karneval_der_Kulturen am Pfingstwochenende werden in #Berlin bereits ab Donnerstag erste Sperrungen eingerichtet. Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer müssen sich rund um den #Blücherplatz in #Kreuzberg auf Einschränkungen einstellen, wie die Verkehrsinformationszentrale (VIZ) mitteilte. Diese Straßen sind betroffen.

    Am Donnerstag, ab 10 Uhr, ist der Blücherplatz nicht mehr befahrbar. Ebenfalls für den Autoverkehr gesperrt werden die #Blücherstraße zwischen #Mehringdamm und #Mittenwalder_Straße, die #Zossener_Straße zwischen #Gitschiner_Straße und #Baruther_Straße sowie die #Johanniterstraße zwischen Zossener Straße und #Brachvogelstraße.
    Sperrungen in Kreuzberg: Diese Straßen sind ab Donnerstagabend dicht

    Am Donnerstagabend werden die #Zossener_Brücke, die #Hallesche-Tor-Brücke sowie das Tempelhofer Ufer, das #Waterloo-Ufer und die #Gitschiner_Straße gesperrt. Ab Samstag kann zudem die südliche Fahrbahn des #Südstern s zwischen #Bergmannstraße und #Lilienthalstraße nicht mehr befahren werden.

    Vom #Mariannenplatz zum #Görlitzer Park_findet am Samstag findet der Umzug des Kinderkarnevals statt. Die Strecke wird zwischen 12.30 Uhr und 14 Uhr gesperrt. Betroffen sind #Mariannenstraße, #Rio-Reiser-Platz, #Oranienstraße und Görlitzer Park.
    Großer Karnevalsumzug am Pfingstsonntag: Anreise mit dem ÖPNV

    Am Pfingstsonntag folgt der große Karnevalsumzug, bei dem Hunderttausende Besucher erwartet werden. Hierfür werden ab 7 Uhr die #Yorckstraße, #Hasenheide, #Karl-Marx-Straße zwischen #Hermannstraße und #Reuterstraße sowie der #Hermannplatz gesperrt.

    Durch die umfangreichen Sperrungen werden auch mehrere Buslinien umgeleitet. Betroffen sind die Linien M41, 248, N1 und N42. Am frühen Montagmorgen sollen die Streckensperrungen wieder aufgehoben werden.
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    Besucher werden gebeten, ihr Auto an den Tagen stehenzulassen und stattdessen mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. In und um den abgesperrten Bereich werden kaum Parkmöglichkeiten vorhanden sein.

    #Berlin #Verkehr

  • Exklusiv: Straftäter kommen frei, Polizei Berlin fährt nur noch zu dringendsten Einsätzen
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/exklusiv-straftaeter-kommen-frei-polizei-berlin-faehrt-nur-noch-zu-

    Kommt die Polizei in Zukuft noch rechtzeitig, um mir gegen renitente Fahrgäste zu helfen, oder muss ich zur Waffe greifen? Vielleicht wird auch wieder mal alles nicht so heiß gegessen wie gekocht. Aber klar, so ein Krieg und die Aufrüstung gehen vor. Wozu noch innere Sicherheit, wenn Deutschland mit dem Säbel rasselt. Es landen sowieso alle Verbrecher an der Front, oder?

    15.5.2024 von Andreas Kopietz - Die Berliner Zeitung erhielt exklusiven Einblick in die „Sparliste des Grauens“. Terroristen, Kriminelle und Verkehrssünder können sich freuen.

    Funkwagen können nur noch zu den wichtigsten Einsätzen fahren. Schwerstkriminelle aus der Organisierten Kriminalität werden vor Gericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen, weil das Landeskriminalamt nicht mehr arbeitsfähig ist.

    Veranstaltungen und Demos werden verboten, weil die Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden kann. Solche Szenarien befürchtet zumindest die Gewerkschaft der Polizei angesichts der vom Berliner Senat geplanten Einsparungen bei der Inneren Sicherheit.

    Die Haushälter der Berliner Innenverwaltung von Iris Spranger (SPD) haben in diesen Tagen Posten für Posten durchgerechnet, was die Sparvorgaben konkret bedeuten würden und ihre Anmerkungen dazu gemacht. Die Berliner Zeitung konnte in die „Sparliste des Grauens“ Einblick nehmen.

    Der Kauf neuer Fahrzeuge wird verschoben: Der Investitionsstau von 50 Millionen Euro für den Fuhrpark erhöht sich. Das Ausfallrisiko für den Einsatzdienst ist aus Sicht der Verwaltung nicht mehr tragbar. Eigentlich müssten für vier Millionen Euro unbedingt 45 Einsatzwagen neu beschafft werden. Doch dieses Geld wird eingespart.

    Videoüberwachung: Die geplante Videoüberwachung an kriminalitätsbelasteten Orten muss verschoben werden. Hierfür waren 1,5 Millionen Euro eingeplant. Die Videoüberwachung ist eigentlich ein Prestigeprojekt der CDU, das nach einer Änderung des Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetzes umgesetzt werden soll.
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    Bodycams: Die Beschaffung von Körperkameras (Bodycams) und Dashcams für Polizeiautos wird verschoben, denn 2,1 Millionen Euro fallen weg. Das verursacht eine deutliche Verzögerung bei der Umsetzung eines bedeutsamen politischen Vorhabens von CDU und SPD.

    Falschparker wird’s freuen: Widerrechtlich abgestellte Autos auf Radwegen und Feuerwehrzufahrten können nur noch eingeschränkt umgesetzt werden. Denn mit den externen Abschleppunternehmen müssen neue Verträge geschlossen werden, um 200.000 Euro weniger auszugeben. Umsetzungen seien unumgänglich, heißt es aus der Innenverwaltung, insbesondere vor dem Hintergrund der bevorstehenden Fußball-EM.

    Tempo- oder Rotlichtsünder: Sie werden ebenfalls leichteres Spiel haben. Denn der Kauf und die Ersatzbeschaffung von Verkehrsüberwachungsanlagen für 1,34 Millionen Euro wird verschoben.

    Computer und Netzausbau: Gerade in Zeiten zunehmender Terrorgefahr können die Rechenzentren der Polizei Berlin nicht modernisiert werden. Bisher vorhandenes Geld ist für Verpflichtungen aus den Vorjahren gebunden. Das Netz zur Abwehr von Terror und Cybercrime kann nicht ausgebaut werden, obwohl es höchste Priorität hat.

    Kommunikationstechnik: Informations- und Kommunikationstechnik für das LKA wird aus Sicht der Innenverwaltung nur noch eingeschränkt funktionieren. Dringend erforderliche Ersatzbeschaffungen seien nicht mehr möglich und das LKA somit nicht mehr voll arbeitsfähig. Straftaten könnten nicht mehr aufgeklärt werden. 300.000 Euro fallen hierfür weg.

    Cybercrime und Organisierte Kriminalität: Massendatenauswertung, zum Beispiel aus Kommunikation organisierter Schwerkrimineller über den von der Polizei geknackten Kryptodienst Encrochat ist nur noch eingeschränkt möglich. Unter anderem wird die Beschaffung von Hardware und Spezialanwendungen zur Bekämpfung von Cybercrime verschoben, denn 842.000 Euro fallen weg. Und weil weitere 1,15 Millionen Euro gestrichen werden, kann auch keine Hard- und Software für Back-up-Speicher beschafft werden.

    Verdeckte Überwachung: Beschaffungen von verdeckter Überwachungstechnik der Spezialeinheiten müssen verschoben werden. Geplant waren 90.000 Euro.

    Islamistischer Terrorismus und Staatsschutzdelikte: Konspirative Wohnungen, etwa zur Überwachung islamistischer Gefährder, können nur noch eingeschränkt angemietet und Örtlichkeiten nur noch eingeschränkt technisch überwacht werden, weil 200.000 Euro fehlen. Auch diese Ausgaben sind nicht beeinflussbar, weil sie von den jeweiligen Ermittlungen abhängen.

    Digitalfunk: Noch immer gibt es beim digitalen Behördenfunk Funklöcher, etwa in Betongebäuden oder Tunneln. Doch die Ausstattung öffentlicher Gebäude mit Objektfunkanlagen muss wegen des Wegfalls von 1,5 Millionen Euro verschoben werden. So kann es passieren, dass bei Schadenslagen Einsatzkräfte nicht kommunizieren können.

    Kriminaltechnisches Institut: Dem Kriminaltechnischen Institut im Landeskriminalamt werden 500.000 Euro fehlen für die Beschaffung von Laborbedarf und kriminaltechnischem Verbrauchsmaterial. Auswertung und Beweissicherung werden damit eingeschränkt. Die Ausgaben sind abhängig von den Ermittlungsvorgängen in den Dienststellen der Berliner Polizei und sind nicht beeinflussbar, weil sie von den Ermittlungen abhängen.

    DNA-Untersuchungen: Forensische Dienstleistungen müssen verschoben werden, zum Beispiel DNA-Untersuchungen durch externe Labore, weil 300.000 Euro gestrichen werden. Auch diese Ausgaben können nicht beeinflusst werden, weil sie abhängig sind von den Ermittlungsvorgängen.

    Strafprozesse können platzen: Dem Kriminaltechnischen Institut werden weitere 150.000 Euro gestrichen für den Ersatz dringend erforderlicher Geräte. Straftaten können dadurch nicht aufgeklärt werden. Nach Ansicht von Experten könnten ganze Strafprozesse platzen, weil Analysegeräte nicht auf dem neuesten Stand sind, deshalb ihre Akkreditierung verlieren und Berlin dadurch nicht in der Lage ist, Beweismittel richtig auszuwerten.

    Arbeitsbedingungen: Eine Million Euro werden eingespart für die Beschaffung bei Büroausstattung und Mobiliar. Das bedeutet eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und der Erfüllung von Arbeitsschutzvorschriften, worüber sich bereits der Personalrat beschwert hat.

    Auch die Berliner Feuerwehr muss sparen

    Auch bei der Feuerwehr muss erheblich gespart werden. Hier eine Auswahl einiger Sparpositionen:

    Löschfahrzeuge: Der Kauf von drei Löschhilfsfahrzeugen wird gestrichen, weil 2,09 Millionen Euro wegfallen. Somit erhöht sich der Investionsstau auf derzeit 140 Millionen. Die geplanten Aufbauten für die Fahrzeuge im nächsten Jahr mit einem Preis von insgesamt 2,79 Millionen Euro entfallen somit auch.

    Tanklöschfahrzeuge: Zwei Fahrgestelle für Tanklöschfahrzeuge werden gestrichen, weil 339.000 Euro wegfallen. Somit erhöht sich der Investitionsstau auf 140 Millionen Euro. Geplante Aufbauten für die Fahrzeuge im nächsten Jahr in Höhe von 372.000 Euro fallen ebenfalls weg.

    Drehleitern: Drei Fahrgestelle für Drehleitern werden gestrichen, weil 424.000 Euro wegfallen. Die für das kommende Jahr vorgesehenen Aufbauten (insgesamt 2,5 Millionen Euro) entfallen.

    Höhenrettung: Ein geplanter Gerätewagen für die Höhenrettung und ein Wechsellader werden ebenfalls nicht kommen, weil 752.000 Euro wegfallen.

    Katastrophenschutz: Fahrzeuge für den Katastrophenschutz können nicht angeschafft werden, denn 2,7 Millionen Euro werden gestrichen. Es besteht das Risiko, dass Fahrzeuge außer Dienst genommen werden müssen.

    Blackout: Bei Stromausfall wird es mit der Überwachung der Notstromversorgung in den Feuerwachen schwierig, weil 100.000 Euro fehlen. Das Tanknotstromsystem überwacht die Tankfüllstände der Aggregate und den Zustand der Starter-Batterien dafür.

    Funk: Auch Digitalfunkgeräte für die Fahrzeuge können nicht erneuert werden, weil 100.000 Euro gestrichen werden. Die Fahrzeuge können zudem nicht mit Navigations- und Datendisplays ausgestattet werden.

    Risiko für Einsatzkräfte:
    Ersatzbeschaffungen für Drohnen werden reduziert, weil 480.000 Euro wegfallen, die Beschaffung eines Roboters zur Fernerkundung und Gefahrgutanalyse entfällt. All dies würde das Risiko für die Einsatzkräfte erhöhen.

    Ausbildung: Für Aus- und Fortbildung werden bei der Feuerwehr insgesamt 450.000 Euro eingespart. Das betrifft unter anderem Seminare oder auch die Anschaffung von Übungsmaterialien, was zu Qualitätsverlusten im Unterricht führen wird.

    „Diese Auflistung zeigt jedem deutlich, dass das 29-Euro-Ticket zulasten der Inneren Sicherheit finanziert wird“, sagt der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, Stephan Weh. „Die Menschen in dieser Stadt werden diese wahnsinnigen Einsparforderungen spüren.“ Der Senat müsse gemäß seiner Verantwortung für die Bevölkerung Polizei und Feuerwehr priorisieren, verlangt Weh. „Sollte das nicht passieren, kann nur ein Sondervermögen Innere Sicherheit, Justiz und Bevölkerungsschutz den Kollaps verhindern.“

    #Berlin #Polizei #Feuerwehr #Sicherhei #Austerität.

  • Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten der NS-Militärjustiz am Murellenberg, Berlin-Charlottenburg

    Ein Denkmal für Deseteure und Befehlsverweigerer, das man nicht sieht. Wie praktisch, könnte von Kriegsminister Pistorius stammen !

    http://www.denkzeichen-am-murellenberg.de

    Auf dem Gelände der ehemaligen Wehrmachtserschießungsstätte Ruhleben am Murellenberg, Berlin-Charlottenburg, wurden nach den bisherigen Ermittlungen zwischen dem 12.August 1944 und dem 14.April 1945 über 230 Personen, überwiegend Wehrmachtangehörige, wegen Fahnenflucht oder Kriegsdienstsverweigerung erschossen. Der authentische Ort der Erschießungen befindet sich heute auf einem für das Publikum unzugänglichen Polizeigelände. Seit Mai 2002 steht das Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten der NS-Militärjustiz am Murellenberg entlang des Waldweges bis zum Ort der Erschießungen.

    http://www.denkzeichen-am-murellenberg.de/deserteure_denkzeichen.html

    Entlang des ca. 700 m langen Waldweges zum authentischen Erschießungsort, der links der Waldbühne verläuft, wurden 104 Verkehrsspiegel installiert. Die Menge der Spiegel verdichtet sich von der Glockenturmstrasse aus in Richtung des Erschießungsplatzes. Die Verkehrsspiegel markieren den Weg. Einige Spiegel sind auf dem zur Zeit eingezäunten Polizeigelände aufgestellt. Durch sie wird der authentische Erschießungsplatz von dieser Stelle aus einsehbar bzw. virtuell zugänglich.

    #Murellenberg #Murellenschlucht

    Murellenschlucht und Mahnmal Wehrmachterschießungsstätte Ruhleben Murellenberg
    https://www.andondo.com/2021/04/03/murellenschlucht-und-mahnmal-wehrmachterschiessungsstaette-ruhleben-murelle

    3.4.2021 · Aktualisiert 6.11.2022 von hundertzwanziger - Hinter der Berliner Waldbühne zwischen der S-Bahn und der Glockenturmstrasse liegt die Murellenschlucht und der Schanzenwald. Der Schanzenwald diente bereits ab 1840 militärischen Zwecken und als Schiessstand, dessen Nutzung mit dem Abzug der Alliierten 1994 endete. Danach wurde das Gebiet in den Folgejahren renaturiert und auch der Öffentlichkeit wieder zuganglich gemacht. Während des Nationalsozialismus befand sich auf dem Gelände des Schanzenwaldes auch eine Erschiessungsstätte der Wehrmacht. An die Ermordeten der NS-Militärjustiz erinnert seit dem Jahre 2002 ein aus 104 Verkehrsspiegeln bestehendes Kunstwerk der argentinischen Künstlerin Patricia Pisani. Einige Spiegel tragen dabei Zitate aus den Urteilen der Militärgerichte sowie zum Umgang mit Deserteuren im Nachkriegsdeutschland.

    Berlin: Mahnmal für ermordete Deserteure: Zutritt zur Gedenkstätte verboten
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/mahnmal-fur-ermordete-deserteure-zutritt-zur-gedenkstatte-verboten-7671

    28.2.2001 von Ingo Bach - In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges starben in der Murellenschlucht in der Nähe der Waldbühne insgesamt 223 deutsche Soldaten durch die Kugeln ihrer eigenen Kameraden. Standgerichtlich verurteilt, weil sie desertiert waren oder Zweifel am Endsieg ausgesprochen hatten - „Wehrkraftzersetzung“ nannte das die NS-Militärjustiz und ahndete es mit dem Tod.

    In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges starben in der Murellenschlucht in der Nähe der Waldbühne insgesamt 223 deutsche Soldaten durch die Kugeln ihrer eigenen Kameraden. Standgerichtlich verurteilt, weil sie desertiert waren oder Zweifel am Endsieg ausgesprochen hatten - „Wehrkraftzersetzung“ nannte das die NS-Militärjustiz und ahndete es mit dem Tod. Nach einer über fünfjährigen Diskussion soll nun endlich am Ort der Hinrichtungen ein Mahnmal für die Ermordeten entstehen. Der Wettbewerb, den der Senator für Stadtentwicklung im Herbst letzten Jahres ausschrieb, steht kurz vor dem Abschluss. Der Siegerentwurf soll Ende dieser Woche feststehen.

    Die Ausschreibung erfolgte im Herbst 2000 - im diskreten Rahmen, denn die Initiatoren hatten sich für einen „engeren Wettbewerb“ entschieden, in dem neun ausgewählte Künstler direkt angesprochen und gebeten wurden, Vorschläge für ein Mahnmal einzureichen. Einen offenen Wettbewerb, wie zum Beispiel beim Mahnmal für die ermordeten Juden Europas, wo hunderte Vorschläge eingingen, sei nicht finanzierbar gewesen, begründet eine Sprecherin der Senatsverwaltung das Verfahren.

    Eigentlich hatten sich schon 1997 das Bezirksparlament von Charlottenburg und die Initiatoren des Mahnmals, die Kreissynode der evangelischen Kirche Charlottenburg, auf einen Entwurf geeinigt: symbolische Nachbildungen der Erschießungspfähle mit den Porträts und Biographien einiger der ermordeten Männer. Aber es fehlte das Geld, um das 400 000 Mark teure Projekt zu finanzieren. Eine Spendenaktion brachte ganze 600 Mark ein.

    Im Herbst 2000 zog dann Stadtentwicklungssenator Peter Strieder das Projekt an sich. Gleich in der ersten Runde des neuen Auswahlverfahrens flog der 1997er Vorschlag aus dem Rennen. Jetzt ist auch das nötige Geld da. Im Haushalt für 2001 und 2002 sind die Mittel für die Realisierung des neuen Siegerentwurfs schon reserviert.

    Boulevard Berlin: Was die Stadt bewegt...

    Doch die Finanzierung war nicht das einzige Problem für ein Mahnmal in der Murellenschlucht. Die Berliner Polizei nutzt das etwa 130 Hektar große Gelände als Übungsgelände und Lagerfläche - und der Ort der Erschießungen befindet sich mitten im sensibelsten Bereich in der Nähe eines Munitionslagers. Deshalb wird das Mahnmal nicht öffentlich zugänglich sein - nicht gerade ideal für eine Installation, die der Erinnerung und des Nachdenkens dienen soll. Als Gründe nennt die Polizei „Sicherheitsaspekte“. Aber der Ort werde vom Begrenzungszaun 30 Meter entfernt und damit sichtbar sein, sagt ein Polizeisprecher. Man könne am Zaun auch eine Hinweistafel anbringen, die Spaziergänger auf das Mahnmal aufmerksam machen soll.

    #Berlin #Ruhleben #Murellenschlucht #Geschichte

  • 60. Geburtstag DT 64: Power von der Eastside
    https://www.jungewelt.de/artikel/475354.60-geburtstag-dt-64-power-von-der-eastside.html

    Die Protestakion fürs Taxi ...

    15.5.2024 von André Scheer -Tanzen bis zum Hungerstreik: Vor 60 Jahren nahm das Jugendradio DT 64 den Sendebetrieb auf

    Pfingsten 1964: Hunderttausende Jugendliche aus allen Teilen der DDR und einige zehntausend aus Westdeutschland kamen in Berlin zusammen und feierten das dritte – und letzte – Deutschlandtreffen der Jugend. Auf der Karl-Marx-Allee wurde getanzt, Bands spielten, Schriftsteller lasen –, und auf dem Alexanderplatz stand ein gläserner Pavillon. Das war das Jugendstudio Deutschlandtreffen, kurz DT 64. Gerhart Eisler, der Chef des staatlichen Rundfunkkomitees, gab am 15. Mai 1964, dem Vorabend des Treffens, den Startschuss und wünschte im Namen aller Mitarbeiter des Rundfunks und Fernsehens der DDR einen »herzlichen Empfang über die Ätherwellen eures Senders – DT 64!« Die Redakteure und Reporter lieferten den Soundtrack zum Festival, berichteten von den Kundgebungen und Demonstrationen, vermittelten Übernachtungsgelegenheiten.

    Ursprünglich sollte das Festivalprogramm nach 99 Stunden Geschichte sein, doch der Erfolg war so groß, dass der Ruf nach einer Fortsetzung laut wurde. Der Berliner Rundfunk machte Platz in seinem Programm, so dass das Jugendstudio DT 64 ab dem 29. Juni 1964 täglich mehrere Stunden lang auf Mittelwelle und UKW zu hören war. Am 7. März 1986 folgte dann der nächste Schritt – aus dem Jugendstudio wurde das Jugendradio mit eigener Senderkette und einem Programm von vier bis 24 Uhr. Während in den westdeutschen öffentlich-rechtlichen Anstalten peinlich genau darauf geachtet wurde, dass die Moderatoren regelmäßig in die Lieder reinquatschten, um im Interesse der Schallplattenkonzerne Mitschnitte zu ruinieren, sendete DT 64 »Musik für den Rekorder« – komplette Alben, gerne von westlichen Bands, ohne Gerede dazwischen.

    Nicht jedem in den Machtzentralen der DDR gefiel, was da an Musik und Sprüchen über den Sender ging. Auf die Aneinanderreihung von Titeln wichtiger Persönlichkeiten und protokollarische Hofberichterstattung, wie sie bei Radio DDR Standard war, wurde auf DT 64 weitgehend verzichtet. Man stand treu zur Republik und zur Partei, aber formulierte das anders – lockerer, prägnanter, frecher. Und man spielte Punk und Rock, gerne laut und schräg, antifaschistisch und rebellisch. In den Protokollen diverser Gremien finden sich zwar immer wieder Beschwerden von Erich Honecker, aus dem Zentralrat der FDJ oder von anderen. An eine Abschaltung jedoch dachte niemand.

    Die kam erst, als sich der goldene Westen der Brüder und Schwestern annahm. Am 7. September 1990, wenige Wochen vor der »Wiedervereinigung«, war auf den Frequenzen des Jugendradios plötzlich der RIAS aus Westberlin zu hören. Der geschäftsführende Generalintendant des DDR-Rundfunks, Christoph Singelnstein, stotterte eine Erklärung in die Mikrofone, nach der die Journalisten des RIAS ihren Kollegen in der DDR die Hand reichten, »um beim Aufbau eines demokratischen und pluralistischen Rundfunks zu helfen«. Am besten durch Abschalten: »RIAS, dessen Programm ab sofort auf einigen Frequenzen von Jugendradio ausgestrahlt wird, baut mit Journalisten und Redakteuren von Radio DDR Arbeitsgruppen auf, die insbesondere die spezifischen Probleme der Bevölkerung auf dem Gebiet der DDR aufarbeiten.« Wäre es nach Singelnstein gegangen, wäre DT 64 nur noch ein Berliner Lokalsender mit unsicherer Zukunftsperspektive gewesen.

    jW-Shop: Marx seiner Nützlichkeit wegen

    Die Junge Welt (damals noch mit großem J) meldete den Piratenakt mit der Schlagzeile »Skandal: DT 64 von RIAS gekillt!« Eine Redakteurin des Senders wurde zitiert: »Für mich ist das Verrat an unseren Hörern.« Viele von denen sahen das auch so. Spontan demonstrierten Tausende vor allem junge Menschen für ihren Sender. In Dresden blockierten 2.000 Jugendliche die Ernst-Thälmann-Straße nahe dem Kulturpalast. Hörer versammelten sich mit Kerzen vor Sendetürmen, am Sitz von DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière versammelten sich einige zu einem Hungerstreik, Hunderte belagerten die Studios in der Nalepastraße. Sie hatten Erfolg. 24 Stunden nach der Abschaltung, am 8. September 1990 um Punkt 20 Uhr war auf den vorübergehend vom RIAS gekaperten Wellen wieder der markante Jingle »Power von der Eastside« zu hören. Reporter Lutz Deckwerth meldete sich aus Dresden: »Das kann man nicht beschreiben, hier knallen die Sektkorken, und die Leute freuen sich, die Leute freuen sich einfach. Es wird angestoßen auf die Wiedergeburt von Jugendradio!« Aus dem spontanen Protest entstanden festere Strukturen, es bildeten sich Freundeskreise des Jugendradios, die sich für ihr Programm engagierten. Und das blieb nötig, denn im Einigungsvertrag zwischen BRD und DDR war festgelegt worden, dass die Programme des DDR-Rundfunks spätestens zum 31. Dezember 1991 abgeschaltet werden müssten, um Platz für neue öffentlich-rechtliche Anstalten und Kommerzkanäle zu machen. Für ein überregionales Jugendradio fehlte den Regierenden der größer gewordenen Bundesrepublik die Phantasie.

    DT 64 probte den Ernstfall. Am 13. September 1991 wurde den verdutzten Hörern mitgeteilt, dass »Teile der Belegschaft« der Abschaltung zum Jahreswechsel getrotzt hätten und nun auf der Flucht vor den Peilwagen der Post seien. Man sendete angeblich wechselnd aus Schwerin, Dresden, Berlin und Leipzig – das »vielleicht längste Hörspiel der Rundfunkgeschichte«, wie es Chefredakteur Michael Schiwack nannte. Gegen 18 Uhr endete das »illegale« Treiben abrupt. Zu hören war nur noch ein schriller Testton, dann eine amtlich klingende Stimme: »1. Januar 1992. Dieser Sender ist abgeschaltet.«

    Der anhaltende Protest sorgte für eine Gnadenfrist. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) erklärte sich bereit, DT 64 zunächst für ein halbes Jahr in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen weiterfunken zu lassen. In Berlin und Brandenburg musste sich DT 64 die Frequenzen mit dem neu gegründeten – und letztlich nur kurzlebigen – Rockradio B teilen. In Mecklenburg-Vorpommern wurde dem Jugendradio der Saft komplett abgedreht, als sich der NDR am 1. Januar 1992 das nördliche Bundesland als Sendegebiet einverleibte. Doch es kam noch schlimmer. Im Juni 1992 entschied der MDR, DT 64 auf die Mittelwelle zu verbannen, um die UKW-Frequenzen kommerziellen Privatsendern zur Verfügung zu stellen. Vier Tage später nahm DT 64 die Umstellung vorweg und strahlte zwölf Stunden lang eine Parodie unter dem Namen Superradio 2000 O aus: Dudelfunk, hektische Talks, kurze Nachrichtenblöcke, gesponserte Zeitansagen (»Meine Prolex-Uhr zeigt jetzt …«) und Werbespots: »Probieren Sie Aknesil Ultra Pickelcreme, mit 32 noch Akne wie mit 14!«

    Ab Juli 1992 war DT 64 noch ein Jahr lang über die Mittelwelle zu hören, später dann nur noch über Satellit – unter dem neuen Namen MDR Sputnik. Diesen Sender gibt es bis heute, zu hören inzwischen auch im Kabel, Internet, via App usw. Doch der rebellische Geist, die Power von der Eastside ist auf der Strecke geblieben. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen Sender, der dazwischenfunkte. Herzlichen Glückwunsch zum 60. Geburtstag, DT 64!

    André Scheer ist Autor des Buchs »Klassenkampf im Äther – 100 Jahre Radio in Deutschland«, erschienen im September 2023 im Verlag 8. Mai, 216 Seiten, 19,90 Euro

    #Radio #Geschichte #DDR #Protest

  • Ausbildung: Wie der Einsatz von KI den Fachkräftemangel verschärfen kann
    https://www.telepolis.de/features/Ausbildung-Wie-der-Einsatz-von-KI-den-Fachkraeftemangel-verschaerfen-kann-

    Vom Schaden, den KI anrictet können Taxibetriebe ein Lied singen. Seit der Abschaffung der Ortskundeprüfung durch den legendären Uber-Libbyisten auf dem Stuhl des Bundesverkehrsministers verbringt kein neuer Fahrer mehr seune Wartezeit am Halteplatz mit dem Büffeln der Umgebung.

    Die Navi-KI wirds schon richten. Das Qualifikationsniveau sinkt auf Uber-Niveau und droht den Untergang des Qualitätstaxis zu bewirken.

    19.5.2024 von Bernd Müller - KI steigert die Produktivität von Experten, hemmt aber die Kompetenzentwicklung bei Berufsanfängern. Wird die Weitergabe von Wissen gefährdet?

    KI steigert die Produktivität von Experten, hemmt aber die Kompetenzentwicklung bei Berufsanfängern. Wird die Weitergabe von Wissen gefährdet?

    Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, viele Arbeitsabläufe und Prozesse besonders effizient zu gestalten. Aber: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Der Einsatz von KI in der Arbeitswelt kann auch die Weitergabe von Wissen und Fähigkeiten an nachfolgende Generationen gefährden.

    Davor warnt Matt Beane, Forscher an der University of California Santa Barbara. In seinen Studien konnte er zeigen, dass die Produktivität von Experten durch Künstliche Intelligenz steigt, Berufsanfänger aber deutlich weniger einbezogen werden. Das blockiere die Entwicklung von Kompetenzen bei Nachwuchskräften, so Bean.
    Die Auswirkungen von KI auf die Ausbildung von Berufsanfängern

    Seit mehr als einem Jahrzehnt beobachtet Beane die Interaktion zwischen Mitarbeitern und intelligenten Maschinen wie Robotern und KI. In der Ausbildung von Chirurgen zum Beispiel hat er deutliche Veränderungen festgestellt.

    Früher assistierten die Auszubildenden dem leitenden Chirurgen während der gesamten Operation. Mit der Einführung von Robotern im Operationssaal ist der Auszubildende jedoch oft nur noch optional beteiligt und beobachtet den Eingriff auf einem Monitor.

    Schattenlernen: Ein neuer Weg zur Kompetenzentwicklung

    Trotz dieser Hindernisse konnte Beane eine kleine Gruppe identifizieren, die ihre Fähigkeiten verbesserte. Diesen Prozess nennt der Forscher „Schattenlernen“. Dabei suchen die Auszubildenden intensiv nach neuen Wegen, sich Kompetenzen anzueignen, und umgehen dabei manchmal die traditionellen Ausbildungsmethoden.

    In diesem Fall nutzten die Auszubildenden intensiv neue Medien. Sie verbrachten etwa Hunderte Stunden damit, sich Videos von Operationen auf YouTube anzusehen. So konnten sie ihre Fähigkeiten in der Roboterchirurgie verbessern.

    Skepsis gegenüber neuen Lernmethoden

    Ihre Mentoren standen dieser Lernmethode jedoch skeptisch gegenüber und hielten sie für ineffizient und unangemessen. Beanes Datenanalyse zeigte jedoch das Gegenteil: Bestimmte Videoüberprüfungspraktiken verbesserten das Lernen dramatisch und waren für den Kompetenzfortschritt der Auszubildenden notwendig.

    In seinem neuen Buch „The Skill Code: How to Save Human Ability in an Age of Intelligent Machines“ empfiehlt Beane, Nachwuchskräfte nicht nur beobachten zu lassen, sondern sie aktiv in die Arbeit einzubeziehen. Er betont, dass nicht die Technologie das Problem ist, sondern der Umgang mit ihr.

    Um die Weitergabe von Wissen und Fähigkeiten an die nächste Generation sicherzustellen, müsse das Drehbuch umgeschrieben und die Technologie als Teil der Lösung und des neuen Systems für den Aufbau von Fähigkeiten genutzt werden.

    #Taxi #kuenstliche_Intelligenz

  • Das neue Berlin - Golda-Meir-Steig
    https://europacity-berlin.de/en/official-opening-of-the-golda-meir-steg


    #Bezirk: #Berlin-Mitte
    Ortsteil: #Mitte, Moabit
    Verlauf: #Kieler_Straße an der #Promenade_am_Berlin-Spandauer_Schifffahrtskanal bis #Otto-Weidt-Platz über den #Berlin-Spandauer_Schifffahrtskanal

    8.12.2024 - Today, Europacity’s new pedestrian and cycle bridge, the Golda-Meir-Steg, was opened to the public.

    However, its debut in Berlin was months earlier when the city’s latest landmark was hoisted into position over the Berlin-Spandau shipping canal in a spectacular heavy lifting operation in October 2020. Together with the new public square Otto-Weidt-Platz, the bridge forms an important link connecting the once divided districts of Moabit and Mitte. Now, the square, as well as the promenade along the banks of the canal, are even easier to access as tranquil places to sit back, relax, and enjoy the view.

    Guests at the event were served with hot mulled wine to celebrate the occasion, which was hosted by the Senate Department for the Environment, Transport and Climate Protection. Berlin’s Senator for Transport Regine Günther performed the ribbon-cutting ceremony, and then the gathering was invited to walk across the bridge to visit Otto-Weidt-Platz.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Berlin-Spandauer_Schifffahrtskanal

    Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal (BSK; ehemals #Hohenzollernkanal; #Spandauer_Canal; #Spandauer_Schiffahrtskanal)

    Viele Berliner und Touristen kennen den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal unter dem Namen #Hohenzollernkanal. So steht er auch in topografischen Karten, bis kurz vor dem Jahr 2000 auch in mehreren Stadtplänen, darunter auch der Online-Plan von www.berlin.de. Im Portal von Geoinformation Berlin ist der ältere Name in Klammern hinter den amtlichen gesetzt: „Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal (Hohenzollernkanal)“.

    Otto-Weidt-Platz
    https://berlin.kauperts.de/Strassen/Otto-Weidt-Platz-10557-Berlin

    Otto-Weidt-Platz hat die Hausnummern 1-16, gehört zum Ortsteil Moabit und hat die Postleitzahl 10557
    Allgemeines zu Otto-Weidt-Platz
    Postleitzahl 10557
    Ortsteil Moabit
    ÖPNV Zone A Tram M5, M8, M10 — Bus TXL, M27, M41, 120, 123, 142, 147, 245 — U‑Bahn 6 Reinickendorfer Straße ♿ — U‑Bahn 55 Hauptbahnhof ♿ — S‑Bahn 5, 7, 75 Hauptbahnhof ♿
    Straßenverlauf an Heidestraße
    Falk‑Stadtplan Planquadrat K 15
    Geschichte von Otto-Weidt-Platz
    Ehemaliger Bezirk Tiergarten
    Name seit 18.05.2018

    Im Auge der Berliner Europacity: Systemgastronomie und kurze, haarige Beine
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/im-auge-der-berliner-europacity-li.2211373

    9.5.2024 von Sabine Röthig - Niemand interessiert sich für die Europacity. Ein Besuch auf dem zentralen Platz der Siedlung lässt erahnen, warum das so ist.

    Eine junge Mutter gähnt, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. Sie starrt mich dabei an. Mir wird mulmig. Ich schaue nach unten in meinen Cappuccino, den ich mir gerade für vier Euro inklusive Trinkgeld gekauft habe. Ich sitze in einem Frühstücklokal in der Europacity, weil ich einen Artikel über den Otto-Weidt-Platz schreiben möchte.

    Das weitläufige Areal ist so etwas wie der Dorfplatz der Siedlung. Hier gibt es Systemgastronomie, Fahrradständer und lange Sitzbänke. Jetzt wimmert der Spross der müden Mutter. Der ebenfalls anwesende Vater spricht zum Kind in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Der Nachwuchs schaut brüskiert. Die Atmosphäre ist ein wenig beklemmend. Ich fühle mich wie auf einer Party, auf der ich zu früh erschienen bin. Ein junges asiatisches Pärchen setzt sich an den Nebentisch, sie haben einen Hund mit einem großen wuscheligen Oberkörper und sehr kurzen Beinen mitgebracht. Das Tier macht unter dem Stuhl von Frauchen Platz.

    Über die vor einigen Jahren als riesiger Wohnkomplex aus dem Boden gestampfte Europacity haben sich die Berliner im Vergleich zu anderen zentralen Großbauprojekten erstaunlich wenig echauffiert. Man erinnere sich nur an die Empörung über die Neubauten auf dem Potsdamer Platz in den 90er-Jahren oder an den Dauerstress um den Alexanderplatz. Vielleicht gewöhnen sich die Leute so langsam an das fensterreiche Wohnungsregal, das sich als architektonischer Topos der Epoche endgültig durchzusetzen scheint. Oder die Gegend um die Heidestraße ist einfach nicht wichtig genug, um sich über die neuen Häuser aufzuregen.

    Ich verlasse das Café. Draußen zerrt der Wind an jungen Baumkronen und den Blumenröcken der Frauen. In der Mitte des Platzes entsteht ein Brunnen, seit Jahren wird hier gewerkelt. Die Erde war wohl mit Industrieabfällen verseucht gewesen, sie musste komplett ausgetauscht werden. Einige organisch geformte Grünflächen sind jetzt angelegt, doch vieles ist noch unfertig. Kopfsteinpflaster überzieht die Ränder des Platzes – eine interessante stilistische Entscheidung in dieser Umgebung.

    Ich gehe in Richtung Fluss. Das Spektakuläre an der Europastadt ist ja, dass sie direkt am Wasser liegt. Genauer am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal – eine Mitte des 19. Jahrhunderts angelegte Wasserstraße, die Spree und Havel verbindet sowie Moabit von Mitte trennt. Seit einiger Zeit gibt es hier sogar eine Uferpromenade, die extra für Fußgänger und Fahrradfahrer angelegt wurde. Kilometerlanges Nichts am Kanal lädt hier jetzt zur inneren Einkehr und körperlichen Ernüchterung ein.


    Das Uglymeter fällt ein strenges Urteil über den Otto-Weidt-Platz in der Europacity. BLZ

    Am nordöstlichen Ende des Otto-Weidt-Platzes bietet ein vietnamesisches Restaurant neben Eiskaffee auch Cocktails und Sushi an. Ich laufe zügig daran vorbei und passiere eine große Eistüte aus glänzendem Kunststoff, als sich plötzlich direkt vor mir eine bizarre Petunien-Pyramide erhebt. Das florale Riesengesteck ist mindestens zwei Meter hoch. Wider Erwarten preist hier aber kein Blumenladen Blumen an, sondern eine Pizzeria Pizzen. Ich staune nicht schlecht. Festlich klimpert das Besteck unter den orangefarbenen Schirmen, die für Schaumwein werben und die Essenenden vor der Frühlingssonne schützen.

    Eine ältere Dame flaniert an den locker besetzten Plastikstühlen vorbei. An der Leine läuft ein Hund mit sehr kurzen Beinen. Schon wieder so ein Tier, denke ich. Gehen die Leute in der Europacity hier etwa alle mit ihren Lügen Gassi? Doch bevor ich noch tiefer ins Grübeln komme, stehe ich schon auf der nigelnagelneuen Fußgängerbrücke, die mich aus Moabit direkt zurück nach Mitte führt. Dort werde ich jetzt mal auf die Hundebeine achten.

    #Berlin #Stadtentwicklung

  • Liebermann-Gärtner Sven Lieberenz: „Der Klimawandel ist real, aber er macht mir keine Angst“
    https://www.berliner-zeitung.de/panorama/berlin-max-liebermann-gaertner-sven-lieberenz-der-klimawandel-ist-r


    Sven Lieberenz am Birkenweg, der von der Terrasse der Liebermann-Villa hinunter zum Wannseeufer führt. Sabine Gudath

    10.5.2024 von Anne Vorbringer - Der Berliner Impressionist Max Liebermann malte mit Leidenschaft seinen eigenen Garten. Heute stellt das blühende Kleinod am Wannsee hohe Ansprüche an seinen aktuellen Gärtner.

    Der Mann mit dem Cowboyhut und der grünen Gärtnerkluft hört uns nicht kommen. Er hockt versunken am Rande eines von Frühblühern übersäten Blumenbeetes, das Maßband ausgerollt, den Blick auf den Pflanzplan gerichtet. In penibel ausgerechnetem Abstand müssen hier ein paar neue Sommerstauden in die Erde: eine Großblumige Kokardenblume in die eine Ecke, eine rot blühende „Excalibur“-Dahlie in die andere.

    Sven Lieberenz ist bei der Arbeit, in seinem Element. Genauigkeit ist wichtig in seinem Geschäft, es kommt nicht nur auf Abstände an, sondern auch auf Farben, Formen, Symmetrieachsen. Lieberenz ist Gärtner, aber nicht in irgendeinem Privatgarten, sondern in der Liebermann-Villa am Wannsee, tief im Berliner Südwesten.

    Mehr als 70.000 Besucher wandeln hier jedes Jahr über die Kieswege zwischen Blumenrabatten, Gemüsebeeten und Heckengärten hindurch. Viele bemerken die strenge Ordnung – und nicht allen gefällt sie. „Hin und wieder erklärt mir mal jemand, dass man doch heute so gar nicht mehr gärtnert. Dass man jetzt naturnah unterwegs ist“, erzählt der 36-Jährige und schiebt seinen Hut in den Nacken. „Dann erkläre ich ihm, dass das hier ein Gartendenkmal ist. Dass wir dem Erbe Max Liebermanns verpflichtet sind und versuchen, alles so zu gestalten, wie es vor 100 Jahren war.“
    Ein Rückzugsort für Max Liebermann – und eine blühende Inspirationsquelle

    Der Garten der Liebermann-Villa ist einer der schönsten der Stadt – und einer der bedeutendsten Reformgärten des Landes. Als der berühmte Berliner Maler Liebermann im Sommer 1909 eines der letzten Wassergrundstücke der Villenkolonie Alsen erwarb, war ihm der Garten seines „Schlosses am See“ besonders wichtig. Mit viel Liebe zum Detail schuf er abseits der Großstadt einen Rückzugsort für seine Familie – und eine blühende Inspirationsquelle für sein impressionistisches Spätwerk.


    Sven Lieberenz kümmert sich um den Garten in der Liebermann-Villa. Die Frühjahrsbepflanzung wird jedes Jahr penibel genau erneuert. Sabine Gudath

    In einem Brief von Liebermann an seinen Freund Alfred Lichtwark, den Gartenreformer und damaligen Direktor der Hamburger Kunsthalle, der Liebermann bei der Gestaltung des Gartens unterstützte, heißt es: „Gestern habe ich den ganzen Tag gebaut, und über den Grundriß sind wir so ziemlich klar (ich bringe die Pläne mit). Nicht so über die Facade, die zu sehr nach einem Bauernhaus aussieht: ich möchte ein Landhaus, das sich ein Städter gebaut hat. Wie überall ist das einfachste das schwerste.“

    Mehr als 200 Gemälde entstanden in diesem grünen Paradies, einem Arrangement aus unterschiedlichen Gartenräumen: dem Bauerngarten mit üppig blühenden Stauden, dem Nutzgarten, der Blumenterrasse zum See hin, drei Heckengärten sowie einer sich bis zum Ufer des Wannsees erstreckenden Rasenfläche, auf der der Maler während der Hungersnot im Ersten Weltkrieg ein großes Beet anlegen ließ, um Kohl und Kartoffeln anzubauen.

    Ab 1910 verbrachte Liebermann die Sommermonate dort, wo heute an sonnigen Sonntagen Hunderte Besucher auflaufen. Er frage sich manchmal, wie der Maler das wohl finden würde, sagt Sven Lieberenz, dass sein einstiges Refugium nun ein gefragter Ausflugsort ist. Lieberenz arbeitet mit einem Team von 30 Ehrenamtlichen, er ist der einzige festangestellte Gärtner in der Liebermann-Villa.

    Jeden Tag ist er vor Ort, pflanzt, wässert, gräbt um, schneidet Hainbuchenhecken und jätet Unkraut. Das Liebermann-Objekt gehört dem Land Berlin, aber regelmäßige öffentliche Gelder erhält es nicht, betont Lieberenz. Vergangenes Jahr haben sie 450 neue Rosen gepflanzt, er hat das Bewässerungssystem erneuert und muss nun nach und nach die vom Zünsler geplagten Buchsbäume ersetzen. Das Geld dafür kommt aus Spenden, den jährlichen Mitgliedsbeiträgen des Trägervereins Max-Liebermann-Gesellschaft – und aus den Eintrittsgeldern.

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    Sabine Gudath

    Kunst und Führungen

    Die Liebermann-Villa am Wannsee ist das ehemalige Sommerhaus des Malers Max Liebermann (1847–1935). Heute erinnern das Kunstmuseum und der denkmalgeschützte Garten an die Geschichte der Familie. Das Museum in der Colomierstraße 3 wird von der Max-Liebermann-Gesellschaft getragen. Geöffnet ist es täglich außer dienstags zwischen 10 und 18 Uhr. Der Eintritt kostet 10, ermäßigt 6 Euro. Jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat lädt Sven Lieberenz zu Benefizführungen im Garten ein.
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    Deswegen weiß Sven Lieberenz natürlich um die Bedeutung der Besucher, auch wenn er sich manchmal über sie ärgern muss. Es ist schon vorgekommen, dass Leute im Museumsgarten einen Einweggrill ausgepackt haben und drauf und dran waren, Würstchen auf den Rost zu legen. Trotz Beschilderung laufen auch immer wieder Besucher über die Rasenflächen, um abzukürzen. Oder sie lassen Kohlrabi, Tomaten und Erdbeeren mitgehen.

    Dabei sind die Früchte des Gartens für die Ehrenamtlichen gedacht, die hier jeden Dienstag werkeln. Darunter sind viele Pensionäre und Alleinstehende, die unter Gleichgesinnten so etwas wie eine zweite Familie gefunden haben, erzählt Lieberenz. Sie kommen aus Potsdam, aus Zehlendorf, aber auch aus dem hohen Norden Berlins mit zwei Stunden Anfahrtsweg. Die älteste Gartenhelferin ist 85 Jahre alt.

    Gärtnern in Corona-Zeiten: „Die Totenstille, das war gruselig“

    Ohne sein Team und die Wertschätzung der meisten Gäste wäre der hauptamtliche Gärtner aufgeschmissen. Das hat er spätestens in den Corona-Lockdowns gemerkt, als er plötzlich allein zwischen seinen Beeten stand. „Die Totenstille, das war gruselig“, erinnert sich Lieberenz, der damals YouTube-Videos drehte, um den Kontakt zu den Gartenfans zu halten.

    In den Beruf kam der gebürtige Potsdamer, weil er schon früh im Garten seines Großvaters mithalf. Und da aus seinem Kindheitstraum, als Dampflokführer zu arbeiten, nichts wurde, ließ sich Sven Lieberenz im Botanischen Garten Potsdam am Nordrand der Parkanlage Sanssouci zum Gärtner ausbilden.


    Liebermann mochte es symmetrisch. Und so sind auch heute noch jede Menge Hecken in Form zu halten. Sabine Gudath

    Bevor er zum Wannsee wechselte, arbeitete er in einer anderen noblen Villengegend – und unter ganz anderen Vorzeichen. Fünf Jahre lang kümmerte er sich um die Grünanlagen des Axel-Springer-Chefs Mathias Döpfner in Potsdam. Satte acht Hektar allein am Pfingstberg – das wurde irgendwann einfach alles zu viel.

    In der Liebermann-Villa sind es „nur noch“ 7000 Quadratmeter Grundstück, die Lieberenz seit nunmehr sechs Jahren beackert. Die Vorarbeit haben andere geleistet. Nachdem das Grundstück jahrzehntelang von Fremdnutzung bestimmt war, führten erst die Bemühungen der Liebermann-Gesellschaft dazu, dass die Villa ab 2002 zum Museum umgebaut wurde. Seit 2006 sind Haus und Garten originalgetreu wiederhergestellt und für die Öffentlichkeit zugänglich.

    Anhaltspunkt für die Rekonstruierung des Gartens waren Fotografien und natürlich die zahlreichen Gemälde Liebermanns. Die alten Pflanzpläne hatten die Nationalsozialisten vernichtet, die im Jahr 1940, fünf Jahre nach Liebermanns Tod, dessen Witwe Martha zum Verkauf des Grundstücks zwangen.

    Heute wird der Garten wieder durch die Villa unterteilt. Durch die Mittelachse des Hauses und über die große Rasenfläche hinweg schweift der Blick ungehindert auf den See, auf dem heute Segelboote und kleine Jachten dümpeln. An der Westseite stehen die Birken Spalier, durch deren noch zartes Blattwerk der Wind leise rauscht.


    Der Birkenweg, gemalt von der Hand des Meisters: Max Liebermann, Haus am Wannsee, 1926, Öl auf Holz SMB/Nationalgalerie

    Der Birkenweg ist eine der markantesten Gestaltungsideen des Liebermann-Gartens. Die wild gewachsenen Birken fand der Maler bereits vor, als er 1909 das Grundstück kaufte. Die unregelmäßigen Abstände zwischen den Bäumen und im Kontrast dazu die von Menschenhand geschaffenen geometrischen Formen der gegenüberliegenden Heckengärten übten wohl einen besonderen ästhetischen Reiz auf Liebermann aus. Seine Birkenweg-Bilder können heute noch als Blaupause für den Gärtner dienen.

    Doch wie lange noch, fragt sich Sven Lieberenz mit Blick auf die weißen Stämme. „Birken brauchen viel Wasser und vertragen die Hitze nicht gut“, sagt er. Ein Baum ist ihm letztes Jahr unter den Händen weggestorben. Noch darf er ohne Einschränkungen gießen, auch die große Rasenfläche sprengen. Wo es geht, hat er bereits auf die sparsame Tropfbewässerung umgestellt.

    Doch die Trockenheit und die steigenden Temperaturen stellen ihn vor Herausforderungen in einem Garten, in dem ja eigentlich nichts verändert werden darf. Jede Neupflanzung wird mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt. Das klingt zunächst einmal nach wenig kreativem Spielraum – doch wegen des Klimawandels muss der Liebermann-Gärtner erfinderisch bleiben.

    Da wäre zum Beispiel der schon angesprochene gefräßige Buchsbaumzünsler: Der Schädling kann hier wegen zunehmend milder Winter reichlich Nachwuchs produzieren. Lieberenz zeigt auf einen befallenen Busch mit traurigen braunen Stellen. Er hat inzwischen schon viele Pflanzen durch Euonymus japonicus ersetzt, einen immergrünen Strauch aus Japan, der mit seiner aufrechten Wuchsform dem Buchsbaum relativ nahe kommt.

    Auch der alte Rosenbestand aus Liebermanns Zeiten ist längst ausgetauscht worden. „Jetzt nehmen wir Sorten, die mit Hitze und Trockenheit besser klarkommen. Die Beetrosen Rotilia oder Kosmos zum Beispiel“, sagt Lieberenz. Bald wird es im Rosengarten, dessen Kletterspaliere und Rundwege der Maler so eindrucksvoll auf Leinwand bannte, wieder weiß, rosa und rot blühen.

    Man muss flexibel bleiben, findet der Gärtner, und die Herausforderungen annehmen. „Der Klimawandel ist real, das merke ich bei meiner Arbeit jeden Tag. Aber Angst macht mir das nicht. Gärten waren schon immer einem stetigen Wandel unterworfen. Wir müssen mit den Bedingungen klarkommen, wie sie sind, und das Beste daraus machen. Es bleibt in jedem Fall spannend.“


    Die Liebermann-Villa am Wannsee ist heute ein Museum und ein beliebtes Ausflugsziel. Wolfgang Kumm

    Gartenliebhaber jedenfalls kommen derzeit bei einem Besuch im Liebermann-Garten schon voll auf ihre Kosten. Die Blumenterrasse ist jetzt im Frühjahr mit gelben und blauen Stiefmütterchen bepflanzt. Demnächst werden sie durch Geranien ausgetauscht. Es heißt, Liebermann habe Jahr für Jahr die sommerliche Bepflanzung mit roten Geranien gegen den Willen seiner Familie durchgesetzt. „Er war eben Künstler, und kein Gärtner“, sagt Sven Lieberenz. Die lange Blühdauer und der starke Komplementärkontrast zwischen Rot und Grün waren dem Maler wichtig.

    Sein Reformgarten war eine Symbiose aus Natur und Kunst, ein reizvolles Spiel zwischen Strenge und freier Form. Die dazugehörige Bewegung, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufblühte, war der vom englischen Landschaftsgarten mit seinen geschwungenen Wegen und malerischen Baumgruppen geprägten Grünanlagen überdrüssig. Stattdessen sah man den Garten nun als gleichwertigen Wohnraum zum Haus, der nach den Bedürfnissen seiner Besitzer nützlich und klar in verschiedene Aufenthaltsräume gestaltet sein sollte.

    In puncto Nützlichkeit gehörte auch dazu, den Vorgarten als Nutzgarten zu bewirtschaften. Heute kann der geneigte Gemüsegärtner von Sven Lieberenz’ Arbeit so einiges mitnehmen. Der 36-Jährige düngt organisch mit Pferdemist, betreibt eine Fünffelderwirtschaft, bei der die Beete mit Starkzehrern wie Rotkohl immer eine Fläche weiterrücken, um den Boden nicht überzustrapazieren.

    Rotkohl baute übrigens auch Max Liebermann schon an. Allerdings weniger als schmackhafte Wildbeilage, sondern, wie könnte es anders sein, als pittoreske Malvorlage.

    #Berlin #Wannsee #Colomierstraße #Kunst #Geschichte #Malerei #Tourismus #Sehenswürdigkeit

  • „Sterben“ im Kino: „Es gruselte mich ein wenig“
    https://www.berliner-zeitung.de/open-source/sterben-im-kino-es-gruselte-mich-ein-wenig-li.2211517

    5.4.2024 von Michael Hellebrand - Der Film „Sterben“ von Matthias Glasner gewann in Berlin die Goldene Lola. Unser Autor sah das Familiendrama kürzlich im Delphi Filmpalast. Das Publikum reagierte unheimlich.

    Im Gegensatz zu früher, gehe ich heute nicht mehr allzu oft ins Kino. Immerhin bin ich inzwischen 64 Jahre alt. Eigentlich nur noch ins Delphi. Das Interieur dort ist gediegen und zollt der Geschichte dieses Hauses seinen Tribut. Und es gibt KEIN Popcorn! Schon in den frühen 1980ern war ich ein Fan der spätabendlichen Sondervorführungen von sogenannten Sandalenfilmen wie „Ben Hur“ in 70-mm-Qualität und gutem Ton. Heute ist die Vorführung voll automatisiert. So läuft das auch am Eingang: Die Eintrittskarte wird gescannt. Alles wird zu Nullen und Einsen verarbeitet. Schwarz oder Weiß. Licht oder Schatten.

    Der Film, den ich mir kürzlich im Delphi ansah, widersetzte sich dieser Entweder-oder-Logik: „Sterben“ von Matthias Glasner. Das Thema Tod steht nur anscheinend im Vordergrund, ist aber der Aufhänger für weitere, viel tieferliegende Gefühle, die oft mit großer Ambivalenz einhergehen. Und in unserer Gesellschaft deswegen gerne verdrängt werden: Wut und Angst zum Beispiel, oder Trauer.

    Ich kaufte mir eine Eintrittskarte für 6. Reihe Mitte. Während ich den Film sah, doppelte sich die Atmosphäre im Kino auf unheimliche Art und Weise mit dem Inhalt des Films. Mir fiel die zwischenmenschliche Kontaktlosigkeit plötzlich besonders auf. Jeder ist ganz bei sich und bleibt es auch gerne. Ein Gemeinschaftserlebnis will sich im Kinosessel kaum einstellen. Es ist eher wie eine Zusammenkunft von Menschen, die im Leben zwar viel erlebt haben und viel wissen, aber nun einsam und regungslos dort sitzen, wie vergessene Puppen.

    Der Film „Sterben“ zeigt, wie es ist, wenn man so einsam und allein leben und sterben muss. Die Atmosphäre im Saal war entsprechend. Mucksmäuschenstill. Die ganze Zeit. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so betroffen waren die Menschen anscheinend. Es gruselte mich ein wenig. Die Luft war zum Schneiden.

    Das Publikum lechzte nach Erleichterung. Auch physisch.

    Noch nicht einmal bei diesen grandiosen Slapstick-Szenen beim Zahnarzt, in denen Patienten vom Behandlungsstuhl fielen oder in die Backe gebohrt bekamen, zeigte das anwesende Publikum irgendeine Regung oder lachte womöglich. Das Publikum wirkte geschockt – wie gelähmt. Und so lachte ich ganz alleine. Immerhin wurde ich nicht dafür gerügt.

    Unheimlich – fast magisch – war auch, dass just nach zwei Stunden zum ersten Mal ein frischer Wind durch das Kino wehte. Genau in der Szene, als die Tochter nach vielen Jahren wieder ihren sterbenden Vater besucht und sagt: „Ich mach mal das Fenster auf; etwas frische Luft.“ Als hätte die Klimaanlage auf den Satz reagiert.

    Das Publikum lechzte nach Erleichterung. Auch physisch. Der Film dauerte drei Stunden. Mit der Zeit wurde immer häufiger das WC aufgesucht. Ich weiß nicht, ob ich es lustig oder traurig finden soll, dass die körperlichen Bedürfnisse dieser Menschen sich in den Bildern körperlicher Gebrechlichkeit auf der Leinwand spiegelten. Wie in einem Schattenspiel, das vor der Leinwand extra für mich aufgeführt wurde, stolperten und schwankten sie geduckt zum Ausgang. Auf dem Rückweg – durch das Tageslicht wie erblindet – tasteten sie sich zurück zu ihrem Sitzplatz.

    Da hatte ich es besser. Als alter Delphi-Kenner wusste ich um die besten Plätze für ein solch langes Kino-Erlebnis. Ich konnte fast unbemerkt aufstehen, um ebenfalls die Toilette aufzusuchen. Aber nur einmal in 3 Stunden – ich wollte nicht zu viele einsame Lacher verpassen!

    Michael Hellebrand hat als Taxifahrer, Beleuchter an der Volksbühne, Filmvorführer am Zoo-Palast und Musiker gearbeitet. Bis 2023 war er Stadtführer und Rikschafahrer in Berlin. Heute ist der Lebenskünstler gemütlicher Großvater von zwei Enkelchen.

    #Berlin #Kino #Charlottenburg #Kantstraße #Taxi

  • Mann der Kultur
    https://taz.de/!866677

    21. 4. 2015 NACHRUF Qpferdach, tazler der ersten Stunde, ist tot

    Er war ein tazler der ersten Stunde. Einer, der wie die meisten den Job als Taxifahrer, am Zapfhahn einer Kneipe oder im Hörsaal einer Uni mit dem taz-Kollektiv tauschte, ohne genau zu wissen, wie das geht: Redaktion, Zeitung, Journalismus.

    Einer, der das „learning by doing“ ebenso praktizierte wie das Wollen und den Willen, eine andere, bessere Tageszeitung zu machen – und dem das Omen der Medienbranche, dass dieses Projekt eines Haufens von Spontis und ChaotInnen ohnehin zum Scheitern verurteilt sei, herzlich egal war.

    Aus dem Ruhrgebiet nach Berlin gekommen, kannte ihn hier unter seinem Namen Hans-Joachim Wacker niemand, er war „Qpferdach“ – seine rote Mähne lieferte den Namen und passte bestens zum linken, radikalen Programm der frühen taz.

    „Qpfer“, wie wir ihn im Hause nannten, war eine Marke, er baute den Kulturteil der Berliner Lokalausgabe auf und war in der Berliner Szene bald bekannt wie ein bunter Hund. In den 1990ern ging er zum Berliner Stadtmagazin Tip, wo er als Chef vom Dienst und stellvertretender Chefredakteur zu einer Institution wurde – bis zu seinem Abschied vor einigen Jahren, der aber nicht in einen klassischen Ruhestand mündete. Vielmehr in noch mehr Zeit, seiner großen Leidenschaft – dem Radfahren – zu frönen, nicht nur in Berlin und Umgebung, sondern auch im Ausland.

    Vergangene Woche kam Qpferdach auf Mallorca ums Leben – durch einen Hirnschlag nach einem Sturz vom Rad. Ein schneller und „schöner“ Tod für einen passionierten Radler? Vielleicht, aber mit 66 Jahren war Qpfer doch eigentlich noch zu jung, um sich aus der Welt zu verabschieden. Was nicht nur seine Frau, Kinder und Enkel so empfinden, sondern auch seine alten Mitstreiter aus der taz. Möge er in Frieden ruhen. MATHIAS BRÖCKERS

    #Berlin #Zeitung #Kultur #Journalismus #Geschichte

  • Tagesspiegel Plus Beschränktes Brutzel-Vergnügen: Wo und wie das Grillen in Berlin noch erlaubt ist
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/beschranktes-brutzel-vergnugen-wo-und-wie-das-grillen-in-berlin-noch-er

    Ein Blick auf die letzten legalen Grillwiesen.

    4.5.2024 - von Henning Onken
    ...
    Auf öffentlichen Grünflächen ist das Grillen grundsätzlich verboten – und kann mit einer Geldbuße bis zu 5000 Euro geahndet werden. Wegen des immensen Müllaufkommens, Nutzungskonflikten mit anderen Erholungssuchenden und Schäden an der Vegetation sind die Grillmöglichkeiten in Parks in den vergangenen Jahren weiter eingeschränkt worden. Bei steigender Waldbrandgefahr kann das Grillen auch komplett untersagt werden. Etliche Berliner Bezirke haben das öffentliche Grillen während der vergangenen Jahre komplett gestrichen oder weiter eingeschränkt.

    Charlottenburg-Wilmersdorf

    In Charlottenburg darf nur am Goslarer Ufer in der Nähe des alten Gaswerks gegrillt werden. Für Wilmersdorf nennt der Bezirk den Rudolf-Mosse-Platz in der Mecklenburgischen Straße und den Preußenpark (Württembergische Straße).

    Friedrichshain-Kreuzberg

    Im Volkspark, wo die verräucherte Luft an schönen Nachmittagen oft die Jogger vertrieb, hat der Bezirk den bis dahin einzigen Grillplatz auf dem Kleinen Bunkerberg abgeschafft. Legendär bleibt ein Grillfest mit zwölf Schafen, die dort an Spießen gedreht wurden, bis Polizei und Feuerwehr den Spaß beendeten.

    Regeln für öffentliche Grillplätze:

    Immer einen mobilen Grill mitbringen, Grillkohle niemals direkt auf dem Rasen/Boden anzünden (mindestens 30 Zentimeter Abstand).
    Glut nach dem Grillen nicht wegkippen, sondern mit einer Flasche Wasser ablöschen.
    Grillrückstände, Verpackungen und Speisereste nicht liegen lassen. Mitnehmen und im Hausmüll entsorgen, falls die Müllbehälter im Park überfüllt sind.
    Keine Ausnahmen für Gas- oder Elektrogrills. Auch diese dürfen (wenn überhaupt) nur auf ausgewiesenen Flächen benutzt werden.
    Nur feste Grillanzünder, keine Brandbeschleuniger verwenden.
    Keine unzerteilten Tiere auf den Grill legen.

    neue legale Feuerstelle im Volkspark - 46 Parzellen am Café „Neuer Hain“ muss man vorab online registrieren. Eine Pfandplakette ist am Grill zu befestigen, und wer keine der zehn Regeln außer Acht lässt, erhält anschließend seine 20 Euro zurück.

    Görlitzer Park Grillwiese gegenüber vom Rodelhügel.
    Wiese auf dem Blücherplatz, zwischen Waterloo-Ufer und Zossener Straße.

    Lichtenberg

    Seit Herbst 2022 besteht ein generelles Grillverbot in allen öffentlichen Grünanlagen Lichtenbergs.

    Marzahn-Hellersdorf

    „Unseren letzten Grillplatz haben wir wegen Vandalismus geschlossen“, sagt Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic auf Anfrage.

    Mitte

    In Mitte ist nur noch eine kleine Fläche im Monbijoupark übrig, entlang der Oranienburger Straße.

    Neukölln

    Die einzige öffentliche Grillwiese des Bezirks befindet sich im Osten des Tempelhofer Feldes, nahe Oderstraße. Auf der großen und gut belüfteten Freifläche sind wenig Nutzungskonflikte zu erwarten, weshalb auch kurz hinter den Eingängen im Norden (Columbiadamm) und Südwesten (Tempelhofer Damm) Grillflächen zu finden sind. Diese zählen allerdings zu Tempelhof.

    Pankow

    Der Mauerpark hat eine Grillfläche gegenüber des Amphitheaters, die allerdings wegen Bauarbeiten voraussichtlich noch bis zum Frühsommer gesperrt bleibt.

    Reinickendorf

    Der Bezirk verweist auf drei mietbare Grillplätze auf der Familienfarm Lübars. Dort sind bereits Elektrogrills vorhanden. Allerdings muss schon fünf Tage im Voraus online gebucht werden (5 Euro für zwei Stunden).

    Spandau

    Der Bezirk hat keine öffentlichen Grillflächen.

    Steglitz-Zehlendorf

    Grillen in Grünanlagen ist „grundsätzlich nicht gestattet und wird auch auf Antrag nicht genehmigt“, schreibt das Bezirksamt.

    Tempelhof-Schöneberg

    Die einzige Gelegenheit im Bezirk sind die drei Grillflächen auf der großen Freifläche des Tempelhofer Feldes, wie bereits oben für Neukölln erwähnt.

    Treptow-Köpenick

    Derzeit gibt es keine öffentlichen Grillflächen im Bezirk

    Zuhause grillen

    Auf Balkon oder Hinterhof ist die Grillerei grundsätzlich erlaubt, wenngleich auch dort Mietverträge oder Hausordnungen Verbote enthalten können.

    #Berlin #Picknick #grillen

  • Der Untermensch
    https://archive.org


    Kein „Uber“ ohne „Unter“. Ein direkter Link zu diesem Machwerk verbietet sich von selbst, aber die Quelle ist von Bedeutung, denn eine Auseinandersetzung mit der elitären und menschenverachtenden Ideologie der Ubers unserer Epoche und den alten Nazis steht noch aus.

    Es heißt nun viel lesen, vergleichen, analysieren und dabei falsche, voreilige und zu kurz gedachte Schlussfolgerungen umschiffen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Untermensch

    Der Untermensch ist eine Schrift des SS-Hauptamtes beim Reichsführer SS von 1942 mit zahlreichen Auflagen bis 1943

    Das Buch enthält verschiedene Textbeiträge sowie zahlreiche Fotografien von Juden, und Angehörigen östlicher Völker in grob entstellender Form.

    Beteiligt waren die Autoren und Fotografen Friedrich Franz Bauer, Georg Ebert, Helga Glassner, Max Göllner, Erna Hehmke, Walter Hege, Heinrich Hoffmann, Lieselotte Kattwinkel, Erna Lendvai-Dircksen, Hans Retzlaff, Risch-Lau, Charlotte Rohrbach, Hans Saebens, Jutta Selle, Ilse Steinhoff, Hans Tschira, Paula Wehr und Anna Winterer.

    Die Schrift war angeblich sogar unter den Nationalsozialisten umstritten und wurde nach kurzer Zeit zurückgezogen.

    Wenn ich mich nicht täusche, sind wir Fahrerinnen und Fahrer die Untermenschen der Ubers, gerade noch gut genug um ausgebeutet und dann entsorgt zu werden.

    #Uber #Ideologie #Ayn_Rand #Objektivismus #Rassismus

  • Confronting the Parasite Economy
    https://prospect.org/labor/confronting-parasite-economy

    Bemerkenswerte Argumente eines venture capitalist für #Mindestlohn und angemessene Bezahlung

    00.07.2016 by Nick Hanauer - There are two types of businesses in America today: those that pay their workers a living wage-the real economy-and those that don’t-the parasite economy. And all of us who live and work in the real economy should be royally pissed at the way the parasite economy is sucking us dry.

    Here in the real economy, we solve the problems, build the things, and pay the wages that make America great. When politicians of both parties promise to attract “good jobs” to their districts or states, they’re talking about the kind of real-economy jobs that pay a decent middle-class wage-jobs that provide the income, benefits, and security necessary to participate robustly in the economy as a consumer and taxpayer. It is the real economy that drives both production and demand, and that fills our tax coffers with the money needed to educate our children, maintain our infrastructure, invest in research and development, fund our social safety net, and provide for the national defense.

    But in the parasite economy-where companies large and small cling to low-wage business models out of ignorance or habit or simple greed-"good jobs," and the economic dynamism they produce, are in short supply. This is the economy in which tens of millions of Americans work for poverty wages with few if any benefits, often in the face of abusive scheduling practices that make it impossible to plan their life from day to day, let alone month to month.

    The difference between these two economies is stark. The real economy pays the wages that drive consumer demand, while the parasite economy erodes it. The real economy generates about $5 trillion a year in local, state, and federal tax revenue, while the parasite economy is subsidized by taxes. The real economy provides our children the education and opportunity necessary to grow into the next generation of innovators, entrepreneurs, and civic leaders, while the parasite economy traps them in a cycle of intergenerational poverty.

    The real economy delivers on the promise of capitalism.

    The parasite economy relentlessly undermines it.

    If, as many on the right are wont to do, we divide our nation into one of “makers” and “takers,” it’s not the working poor who deserve our derision, but the low-wage businesses that exploit them. These are the real deadbeats of the parasite economy: companies with a business model predicated on a cheap supply of taxpayer-subsidized labor, growing fat on the vast wealth of consumer demand generated by the middle-class wages of the real economy, while leaving employees with little if any discretionary income of their own.

    To be clear, I am not making a moral argument for the real economy (though there is surely a moral argument to be made), but rather a cold and calculated economic appeal based on self-interest properly understood. You see, I am an entrepreneur and venture capitalist invested mostly in technology companies that pay the sort of middle-class wages that enable our workers to fully participate in the economy as consumers of other companies’ products. That’s the way a market economy is supposed to work. We buy your products. You buy ours. But low-wage workers at parasite companies-mostly giant and profitable corporations like Walmart and McDonald’s-cannot afford to robustly consume our products, or most anybody else’s, in return. The parasite economy is simply bad for business.

    At best, a worker earning the federal minimum wage of $7.25 an hour can barely manage to the pay the rent, buy some groceries, and maybe a bus pass, leaving little disposable income for anything else. No restaurants. No hair salons. No health club or yoga studio memberships, let alone the latest tech gadget or service from one of my companies. In business, the first, second, and third most important thing is demand. If demand is high, almost any other obstacle can be overcome. Workers earning $7 or $8 an hour cannot demand most products and services. They can barely subsist.

    As an entrepreneur and investor, I have founded or financed 35 companies across a wide range of industries: manufacturing, retailing, software, e-commerce, robotics, health care, financial services, and banking. I know a thing or two about sales and customers. And I have never been in a business that considered minimum-wage workers earning $10,000 to $20,000 per year as our target customer. Except for pawnshops or payday lenders, a typical business’s core customers very likely earn more than minimum wage. It is demand from middle-income workers that supports the small local businesses that create 64 percent of new private-sector jobs and 49 percent of all jobs in America. So a fair question to ask is:

    If no business wants customers who make $7.25 an hour, why in the world would we tolerate-or even worse, subsidize-businesses that pay their workers so little?

    A leading advocate of the parasite economy is the National Restaurant Association (the other NRA), which has worked assiduously to keep wages low. The federal minimum wage for tipped workers, unchanged since 1991, is a shocking $2.13 an hour. Lest you think all those workers are raking in tips, as a small elite of servers in high-end urban restaurants do, the median hourly wage for restaurant servers, including tips, is just $9.25 per hour. Tipped workers are more than twice as likely as the average worker to fall under the federal poverty line, and restaurant servers nearly three times as likely, according to a 2011 study by the Economic Policy Institute. Ironically, in its 2014 edition of “Consumer Spending in Restaurants,” the NRA notes that “[t]he primary influencer on consumer spending in restaurants is disposable income.” American households earning less than $30,000 a year-about a third of all households-make up only 15 percent of all restaurant spending, the NRA reports. Can you imagine how much more profitable the restaurant industry would be if one out of three Americans had more disposable income to spend at restaurants? The NRA appears to want every American to eat in restaurants-except restaurant workers.

    And it’s not just the rise of the service sector that’s to blame for falling wages. America has lost millions of manufacturing jobs since 2000, but those that remain are no longer the golden ticket into the middle class they once were. According to a new study from the UC Berkeley Labor Center, the families of one in three manufacturing production workers now rely on public assistance at a cost of $10.2 billion a year to state and federal taxpayers. Blue-collar manufacturing workers didn’t earn solid middle-class incomes because they were better trained, better educated, or more productive than their service-sector counterparts, or because their employers were larger or more profitable than the giant service companies of today. Manufacturing workers earned middle-class wages because they were unionized, and as their bargaining power declined, so did their incomes.

    I used to take parasitic business practices for granted, believing that they were an inherent and unavoidable feature of capitalism. But the more I examined the evidence, the more I realized that this just isn’t true. Some companies just choose to pay their workers as little as possible, and others don’t-while some companies have simply never bothered to imagine that there might be any other way. And yes, some companies reluctantly keep wages low in the face of market pressure from more willfully parasitic competitors. But in the end, all of us-workers and business owners alike-pay the price in the form of decreased demand, higher taxes, and slower economic growth.

    And yes, these low-wage business models are a choice. While there are parasite companies and parasite jobs, there are no parasite industries or occupations, and there is no line of work worth doing that cannot command a living wage. For every Walmart, there’s a Costco. For every McDonald’s, there’s an In-N-Out Burger. For every single mom waiting tables at the local diner for $2.13 an hour, there’s a healthier, wealthier counterpart earning $13 an hour or more (soon to be $15!) in Seattle or San Francisco or in the thousands of real-economy businesses nationwide where management understands that the “minimum wage” is meant to be a minimum, not a maximum.

    In any industry there are many different strategies for running a profitable business-some of which honor the contributions of their workers and some that don’t. And if these businesses that choose to follow a low-wage model represented isolated incidents, I would shower them with moral opprobrium and leave it at that. But there’s nothing isolated about it: It’s a pervasive pattern that warps the entire economy. Economists have a name for this sort of strategy; they call it “free riding.” And make no mistake-free riding doesn’t come free.

    According to data compiled by the Brookings Institution, 73 million Americans-nearly one-quarter of our population-live in households eligible for the Earned Income Tax Credit (EITC), a benefit exclusively available to the working poor. I want to underscore this point. Nearly a quarter of our fellow citizens are poor-not because they don’t have jobs, but because they or their family members do-mostly working for giant profitable corporations. These are people who labor long hours preparing our food, stocking our shelves, cleaning our offices, caring for our children, and performing the many other tasks and services that define our modern way of life.

    Today, a majority of the money we collectively spend on anti-poverty programs doesn’t go to the jobless, it goes to the working poor. According to a recent analysis by the Economic Policy Institute, 69.2 percent of all public benefits go to non-elderly households with at least one working member, nearly half of whom work at least full-time. In 2014, the EITC alone cost U.S. taxpayers $67 billion, directly supplementing the incomes of the working poor and, thus indirectly, the payrolls of their parasite employers. The Child Tax Credit (CTC) cost the federal government another $58 billion; food stamps, $80 billion; housing vouchers and rental assistance, $38 billion-again, all programs that largely benefit families of the working poor.

    These numbers keep growing; the most recent 10-K filings of food manufacturer Mead Johnson reported that “approximately 47% of all infants born in the United States during the 12-month period [that] ended December 31, 2015 benefited from the WIC [Women, Infants, and Children] program,” which provides food assistance to “those considered to be at nutritional risk, including low-income pregnant, postpartum and breastfeeding women and infants and children up to age five.” It is a national disgrace that the parents of nearly one in two infants born in America require government aid just to meet the daily nutritional needs of their children.

    And then there’s Medicaid. According to the Kaiser Family Foundation, total state and federal Medicaid spending cost U.S. taxpayers $475 billion in 2014. Conservatives disparage Medicaid as a costly “entitlement,” but an entitlement to whom? Workers can’t work when they’re sick or dead; that’s why real-economy companies provide their workers with health insurance and paid sick leave. But parasite economy companies pass that cost off to taxpayers.

    This is a ridiculously inefficient way to run an economy. Complex bureaucracies like food stamps, Medicaid, and housing assistance are expensive to administer, while the relentless task of applying, qualifying, and maintaining eligibility for the various state and federal programs can be a time-consuming and humiliating process for those compelled to use them. Being poor is hard work in and of itself. So why spend billions on a bureaucratic redistribution system when employers could simply pay workers enough to afford food, medical care, and housing on their own?

    I am not making an argument against anti-poverty programs; the EITC alone lifted 6.2 million Americans out of poverty in 2013 (more than half of them children), while reducing the severity of poverty for another 21.6 million working Americans and their families. But while the EITC has done an admirable job incentivizing low-wage work, it also has the unintended consequence of incentivizing employers to keep wages low-indeed, a 2010 study by Andrew Leigh in The B.E. Journal of Economic Analysis & Policy finds that “a 10 percent increase in the generosity of the EITC is associated with a 5 percent fall in the wages of high school dropouts and a 2 percent fall in the wages of those with only a high school diploma.”

    Why in the world would you pay your workers enough to clothe, house, and feed themselves, a growing number of my fellow CEOs apparently figure, when taxpayers are willing to do it for you?

    In the fast-food industry, more than half of all families-52 percent-are enrolled in at least one public assistance program, at a combined cost of $7 billion a year. (Until 2013, McDonald’s even provided a “McResources” hotline to help its impoverished workers apply for government aid.) And Walmart alone, according to a 2014 report from Americans for Tax Fairness, costs U.S. taxpayers an estimated $6.2 billion a year in public assistance to its 1.4 million mostly low-wage workers-coincidentally, an amount roughly equal to the $6.5 billion a year the company lavished on stock buybacks over the previous decade. Quite simply, McDonald’s and Walmart and other businesses in the parasite economy have grown to rely on the tax dollars of other companies and other workers to indirectly subsidize their payroll-and their immense profits. In effect, many real-economy companies end up subsidizing their parasite-economy competitors.

    Compare Walmart’s Sam’s Club chain of warehouse discount stores with its rival Costco-perhaps the most elegant (and studied) head-to-head comparison of low-wage versus living-wage business models in America today. In an effort to reverse high turnover costs, a reputation for poor customer service, and stagnant same-store sales, notoriously low-wage Walmart recently made news by raising starting wages at all its stores, including Sam’s Club, to $9 an hour in April 2015, and to $10 an hour 2016. “Bottom line-it’s working,” Walmart CEO Douglas McMillon reassured nervous investors in a recent a blog post. But don’t mistake this minor course correction for a change in business models; Sam’s Club wages remain substantially lower than those at rival Costco.

    To the casual observer, the two chains look virtually identical: cavernous warehouses stacked high with pallets of heavily discounted goods, from groceries to apparel, electronics to major appliances, and everything in between. Both chains earn a substantial portion of their profits from annual membership fees ($45 a year at Sam’s Club, $55 at Costco), and both chains offer myriad other discounted services to their members, from insurance to travel to banking. Together, the two chains dominate the warehouse retail category: Sam’s Club claims the largest geographic footprint, with 652 stores located throughout the U.S. and Puerto Rico, compared with Costco’s 492 stores. But Costco is the perennial market leader in paid members (currently 84 million, while Sam’s Club had 47 million in 2012), gross revenue ($113 billion in 2014 versus $57 billion), and pre-tax earnings ($3.2 billion versus $2 billion).

    But the biggest difference? Costco offers its average worker the opportunity to earn a living wage, while Sam’s Club does not.

    Neither company publishes its wage scale, so exact numbers are hard to pin down, but Costco is famous for its generous compensation policies. Walmart is infamous for the opposite. Glassdoor.com, which relies on worker-reported data, lists an average wage for a Sam’s Club cashier at less than $10 an hour, while a Costco cashier earns nearly $15. Costco’s wages may start only a couple bucks an hour higher than at Sam’s Club, but Costco quickly rewards workers for their loyalty and experience. A 2008 article in Slate reported that a Costco cashier with five years’ experience earns $40,000 a year plus benefits-enough for a two-cashier Costco family to find themselves firmly ensconced in the American middle class, enough to pay into the federal treasury rather than draw out of it.

    Which brings us to the cruelest irony of these dueling business models: High-wage Costco and its workers are essentially subsidizing through their taxes their competition from low-wage Sam’s Club. But it isn’t just the tax subsidies that are so maddening. Costco employees can afford to shop at Sam’s Club, while impoverished Sam’s Club employees cannot afford to shop at Costco.

    This irony is repeated throughout the nexus between the real and parasite economies: Low-wage McDonald’s (just over $8 an hour) is subsidized by higher-wage In-N-Out Burger (about $11.50 an hour). Low-wage Macy’s (about $9 an hour) is subsidized by higher-wage Nordstrom (nearly $12 an hour). Low-wage Kroger (just over $8 an hour) is subsidized by higher-wage Safeway (more than $11 an hour).

    In industry after industry, direct competitors are paying employees vastly different wages to perform the exact same job.

    But there is little difference between a Sam’s Club cashier and a Costco cashier other than the fact that one qualifies for government assistance while the other helps pay for it.

    Both models can be highly profitable-both Costco and Sam’s Club have returned billions of dollars to shareholders. But only one model lifts workers into the Great American Middle Class that is the primary engine of economic growth. So why should we subsidize a low-wage parasite economy when the high-wage real economy offers so much more?

    Of course, some will argue that the question is moot-that the labor market efficiently determines wages, not well-meaning CEOs or self-serving policymakers (or meddling know-it-alls like me), and that if a Sam’s Club cashier is worth $15 an hour, then that is what the labor market would force Sam’s Club to pay. “Supply and demand,” and all that.

    That is nonsense. Take it from someone who has created dozens of businesses-people don’t get paid what they are “worth.” They get paid what they negotiate. We can all point to examples of CEOs who negotiated far more than they are worth, but there are many, many more people in our country who are worth far more than they negotiated.

    That’s because more than any other market, the labor market is distorted by a profound imbalance of power between buyers and sellers; in fact, other than the small share of workers who have a collective-bargaining agreement, the vast majority of workers enjoy little bargaining power at all. Most workers have limited resources and immediate needs-to eat, to pay rent, to provide for their children-while most employers could leave any particular position unfilled indefinitely without suffering any personal hardship at all. As Adam Smith noted in The Wealth of Nations: “In the long run the workman may be as necessary to his master as his master is to him; but the necessity is not so immediate.”

    So why do parasite employers keep wages low? Because they can. And in recent decades, employers have relentlessly exploited this power imbalance, eroding labor’s share of the economy from an average of 50 percent of GDP between 1950 and 1980 to a ten-year-average of only 43 percent today, while profits’ share of GDP has risen by a similar amount. That’s about a trillion dollars a year that used to go to wages that now goes to profits. But that trillion dollars isn’t profit because it needs to be, or has to be, or should be. It’s profit because powerful people like me prefer it to be, and workers no longer have enough power to negotiate a fairer and more economically sensible split.

    Clearly, wages are low in the parasite economy because many employers choose to keep them low and workers lack the power to affect that choice. And in highly price-competitive markets, even the most noble and generous CEOs are limited by the dynamics of competition.

    This brings me to an uncomfortable confession, and the part of this essay that is least fun to write: I’m a parasite, too. And I hate it.

    I worked my way up through the family business, Pacific Coast Feather Company, one of the largest domestic manufacturers of textile products in the nation. We employ roughly 750 workers in factories across the United States, making pillows, comforters, and mattress pads. And I’ll admit it: I am not proud of the wages we pay many of our workers. We do pay more than 90 percent of our employees above the state minimum wage-and the majority of those minimum wage workers are in California, where the wage floor was recently raised to $10 an hour (and will go to $15 over the next five years)-but at any given time, between 20 and 30 percent of our workforce (around 250 people, give or take) come from temporary labor firms, which very likely do not pay those employees enough to sustain anything close to a middle-class life.

    Today, I co-chair the board with my brother; a non-family CEO manages the day-to-day operations. But like many other business owners in the parasite economy, I feel trapped by the low standards and competitive dynamics of our highly price-sensitive industry. The retailers we sell our product through are viciously price-competitive; if our prices inch higher than our competitors’ on pillows and comforters of comparable quality, we’d lose the bulk of our market share in a New York minute. I desperately want to pay our workers a living wage, but while labor only accounts for a fraction of our costs, we just couldn’t compete against manufacturers paying at parasitic wage levels. No doubt our better-paid workers would be more productive, happy, and loyal, but I fear the labor cost differential might be too great and our margins too small for us to survive.

    And yet.

    If every company paid a reasonable wage, everybody would benefit as a result. Every worker would benefit from higher wages. Every company would benefit from higher worker productivity, lower turnover, and from increased demand for goods and services, without being squeezed by low-wage competitors. Every community would benefit from the jobs created by that extra demand. Every taxpayer would benefit from decreased need for poverty programs. Imagine an economy in which every worker could afford to treat themselves daily to a fancy espresso drink-how great would this be for Starbucks, even if Starbucks had to pay its own workers a little bit more, too?

    If you give the poorest Americans a raise, they will spend that money within their community. We have plenty of data to back this up. When San Jose increased its minimum wage by $2 in 2013, the organization Puget Sound Sage reports, registered businesses in San Jose increased by 3 percent in the year after the raise, and small-retailer registration increased by 19 percent. Furthermore, unemployment decreased by a full percent, and more than 4,000 jobs were added in the restaurant and hospitality sector alone.

    Which brings me to my main point. We could collectively solve the problem of the parasite economy quickly and fairly, simply by raising the federal minimum wage back to a reasonable level-say $12 to $15 an hour. And the ironic part is that everyone would benefit-even the companies that currently pay low wages.

    Markets are defined by rules; indeed, no high-functioning market economy is possible without the effective rule of law. Some of these rules are necessary to prevent companies from cheating-for example, the enforcement of standard weights and measures. Some of these rules are necessary to protect the health and safety of consumers, such as food and drug standards. And some of these rules are necessary to prevent companies from gaining an unfair advantage by externalizing their costs-such as dumping toxic chemicals rather than paying the cost of safe disposal. In a very real sense, that is exactly what parasite companies are doing: externalizing their costs. They pay their workers so little that that they are forcing the rest of us to pick up part of the cost. And in the process, these parasite companies gain an unfair labor cost advantage over their higher-wage competitors, setting off a downward spiral of lower wages and lower consumer demand.

    A race to the bottom isn’t how you build an economy; it’s how you take advantage of it.

    So let’s stop conflating collectivism-which is bad-with collective action-which is indispensable to the success of every social human endeavor. Collective action can enable individuals to take actions they know are beneficial-for themselves and others-but that they feel constrained from doing by themselves. Throughout the 1970s, most National Hockey League players refused to wear helmets, despite the known risk of serious head injuries. Some players went helmetless out of vanity, or fear of being ridiculed, while others believed that wearing a helmet imposed a slight competitive disadvantage. In 1969, one player admitted to Newsweek: “It’s foolish not to wear a helmet. But I don’t-because the other guys don’t. I know that’s silly, but most of the players feel the same way. If the league made us do it, though, we’d all wear them and nobody would mind.” A decade later, the NHL began requiring helmets, and now every player-and the league as whole-is better off as a result. Both the NHL’s helmet rule and the minimum wage are forms of collective action; they solve collective problems that no individual could solve on his or her own. Collective action is not anti-capitalist or anti-market; in fact, a functional market would not be possible without it.

    Yes, the parasite economy is a choice. But while there are some individual bad players, it is largely a choice that we as a nation have collectively made. In Washington, D.C., and in state capitols nationwide, we have chosen to erode the minimum wage and the overtime threshold and the bargaining power of labor. We have chosen to sit quietly by as corporate America has stripped workers of the benefits that define what it means to be middle class. We have chosen not just to tolerate the parasite economy, but also to subsidize it.

    But the great news is: Collectively, we can make a different choice.

    Stagnant wages are a collective-action problem that Pacific Coast Feather Company cannot solve on its own; but if Congress were to solve it for us by gradually raising the minimum wage for all American workers-including those of our competitors-it would be no problem for us at all. In fact, it would be fantastic-not just for workers, but also for my family business. Obviously, the three million hourly workers currently scraping by at or below the $7.25 federal minimum wage aren’t buying many new pillows-and neither are the tens of millions of Americans earning just a few bucks more. Nineteen percent of American workers currently earn under $12.50 an hour; 42 percent earn under $15. Every dollar an hour amounts to another $2,080 in annual income. In 2010, Americans spent $740 million on pillows. How many more would be sold if half of America could afford one more pillow per year? Sure, the price of a new pillow might rise a few pennies to cover the higher labor costs. But what a trade-off! What a difference! What a great nation in which to sell pillows!

    Given a choice between a high-wage America and a low-wage America, I’d happily choose higher wages. But I can’t make this choice on my own. I need you to make me do it. I need you to level the playing field by forcing me and my competitors to raise our wages, so that one low-wage employer can no longer drag the rest of us down with him. I need you to raise the minimum wage.

    Many readers will claim this is all a pipe dream, that it could never work in practice. But in fact, it is working-right where I live, in Washington state. Washington has long recognized the fundamental law of capitalism-that when workers have more money, businesses have more customers and hire more workers. That is the model that we have been following here, and our economy has been booming as a result. At $9.47 an hour (indexed to inflation), Washington state’s minimum wage had long been the highest in the nation, and as one of a handful of states with no tip penalty, our tipped workers already earn four and a half times the $2.13-an-hour tipped minimum wage in much of the rest of the country.

    And yet according to Bloomberg, high-wage Seattle supports the second-highest concentration of eateries per capita in the nation-trailing only even-higher-wage San Francisco. And according to the Paychex IHS Small Business Jobs Index, Washington also enjoyed the highest rate of small-business job growth in the nation, while even higher-wage Seattle ranks second by major metropolitan areas.

    Why are small businesses booming here despite our high minimum wage? Because that’s how capitalism works!

    Our minimum-wage workers spend so much more on the things that drive small businesses than they ever could while earning just $7.25 an hour. They eat at restaurants. They get haircuts and manicures. They send their mom flowers on Mother’s Day.

    When workers have more money, businesses have more customers. And when businesses have more customers they create more jobs.

    In 2014, Seattle took its high-wage model one step further, passing the first $15 minimum wage in the nation. Restaurateurs and right-wing think tanks warned of ruin. Businesses would close. Workers would lose their jobs. The invisible hand would punch us in the mouth. But it never happened.

    As the Puget Sound Business Journal recently reported in a front page story titled “Apocalypse Not: $15 and the cuts that never came,” six months after the first wage increase went into effect, Seattle’s restaurant industry is growing faster than ever. Even celebrity chef Tom Douglas, who had warned that Seattle could lose a quarter of its downtown restaurants, has continued to add restaurants to his local empire. “Douglas has now changed his mind about the law,” the PSBJ reports, “saying he was ’naïve’ to think that restaurants would raise pay on their own.” That he was. And then on February 15, 2016, The Seattle Times reported that ADP’s national survey of economic vitality ranked Washington state number one in the country for both wage and job growth. And you thought higher wages killed jobs. Not hardly.

    It is appealing to believe that the parasite economy will eventually correct itself. Or that a few high-road employers will set an example that will eliminate it. But trust me when I tell you: This is wishful thinking. I know because I am one of those employers. People, like me, when faced with brutal competitive dynamics, will not pay workers a living wage unless all of our competitors do the same. And the only way that will happen is if citizens like you require employers like us to do it. Until then, corporate America will continue to build its record profits on the backs of cheap labor.

    “I do not prize the word ’cheap,’” President William McKinley once said. “[Cheap] is not a badge of honor. It is a symbol of despair. Cheap prices make for cheap goods; cheap goods make for cheap men; and cheap men make for a cheap country.”

    In the absence of collective action, the parasite economy will continue to pay parasite wages, cheapening the real economy with it. But when we lift wages through reasonable increases in the minimum wage, everyone prospers-and more than just financially. Dezi Bonow, the head chef at Douglas’s new Carlile Room, told the PSBJ that $15 is a particular boon to kitchen employees, who don’t get tips. “It legitimizes cooking as a craft,” he said.

    Imagine an economy where all work is honored as craft, and all craftsmen are compensated accordingly. Imagine a country where no labor is dismissed as “cheap.”

    #Ausbeutung

  • Purging the Parasitic Economy
    https://www.brookings.edu/articles/purging-the-parasitic-economy


    Parasitenwirtschaft ist mehr als #Uber. Dank Abwesenheit von Regulierung können Kredithaie in Florida migrantische Familien schamlos ausbeuten.

    2004.09.7 by Bruce Katz - People often point to Miami’s informal economy when trying to explain the city’s dismal poverty statistics. And it’s true. Miami has its share of cash-only, under-the-table car detailers, landscapers and housekeepers.

    But that alone doesn’t explain Miami’s miserable median income ($23,483 vs. $42,000 nationally) or the paucity of its middle class.

    In clear daylight, in storefronts around the city, above-board businesses take their cut right off the top of the wages of those struggling to build assets and join the middle class.

    This parasitic economy—the check cashers, payday lenders, tax refund advance firms and envie dinero shops—thrives on low-income customers conventional banks don’t pursue and contributing to Miami’s weak middle class.

    The disconnect between working families without bank accounts and mainstream financial institutions carries a huge price. According to the U.S. Treasury, a worker earning $12,000 annually pays about $250 of that to cash pay checks at a check cashing store, not including additional fees for money orders or wire transfers.

    While credit card interest rates range from the mid-single digits to about 20 percent, payday loans carry an average annual percentage rate (APR) of 474 percent.

    Four hundred seventy-four percent.

    What would be the response to an offer like that in the raft of daily credit card junk mail?

    Additionally, with Miami’s large immigrant population, steep fees for the overseas transfer of funds cause particular pain.

    The high costs of these services also undermine government efforts to reward work and bootstrap families out of poverty.

    Brookings Institution research shows that in 2001, $32.4 billion in Earned Income Tax Credit (EITC) refunds, designed specifically to aid the working poor, were issued. However, fully $1.9 billion went to loan fees, tax preparation services and filing fees.

    Studies have shown that ownership of a bank account directly correlates with access to credit, like mortgage loans. So, the costs of this parasitic economy particularly hinder the key stepping stone to the middle class: homeownership.

    For these reasons, the goal of helping low-income families build assets was one of the key policy recommendations of our report “Growing the Middle Class: Connecting All Miami-Dade Residents to Opportunity.”

    Though these alternative financial service providers are regulated by state and federal government—and federal reforms on such practices are direly needed—there is much that can be done at the local level.

    First off, campaigns to increase awareness of programs benefiting working families like the EITC should be expanded. The Greater Miami Prosperity Campaign has made great strides in informing many families who might otherwise miss out on the credit about how to claim it. But nearly two-thirds of EITC filers in Miami-Dade still pay to have their taxes prepared and filed. The campaign needs additional capacity to provide these services for free. Alternatively, local leaders could explore partnering with commercial preparers who charge low-income clients reasonable fees, and who do not sell high-priced refund loans.

    There is a role as well for financial and homeownership education. Advice on budgeting could help families maintain small amounts of savings that allow them to avoid predatory payday and tax refund loans. Education could also work to boost consumer credit ratings, expanding the pool of prospective urban homebuyers.

    In the end, though, only mainstream financial institutions have the scale to provide these workers with reasonably-priced services and opportunities to build assets over time. The nonprofit community and local government should partner with these institutions on research and development initiatives to create products tailored to the needs of Miami’s lower-income families.

    Applied holistically, this policy medicine can help purge the parasitic economy, provide working families with more choices and build Miami’s middle class.

    #USA #Florida #Wucher #Wirtschaft