Alternativen zum Spreewald : Insidertipps für Tagestouren und Wochenendtrips in Brandenburg
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Quand la ville de Berlin devient insupportable il faut sortir à la campagne pour décompresser. Faites attention aux fachos du bled, mais si vous êtes blond et ne donnez pas l’impression de faire partie des pauvres il ne vous arrivera rien de dèsagréable. Les sacs à pognon sont le bienvenu partout.
18.5.2024 von Nicole Schulze - Abseits von Touri-Hotspots findet man im Brandenburgischen Natur, Schönheit, Entspannung und Köstliches. Eine Expertin verrät, wo.
Der Spreewald mit seinen Fließen und Kanutouren, den süßen Häuschen und hübschen Altstädten ist ein beliebtes Ausflugsziel. Von Berlin aus ist man mit dem Auto in spätestens anderthalb Stunden dort, auch die Bahnanbindung ist in Ordnung.
Leider jedoch sind die Spreewald-Städte und Dörfer ziemlich überlaufen. Viele Pensionen, Hotels oder Apartment-Anbieter lehnen es – vor allem in der Hauptsaison – ab, Gäste nur für eine Nacht zu beherbergen. Es kommt sogar vor, dass man für eine derartige Anfrage ausgelacht wird.
Aber zum Glück ist Brandenburg so reich an Natur, so groß und schön, dass man auch an den unbekannteren Orten ein angenehmes Wochenende verbringen kann. Samstagfrüh los, Sonntagnachmittag zurück – und dazwischen gibt es ganz viel Erholung und gute Laune.
Die gebürtige Cottbuserin Jasmin Mühlebach kennt sich damit gut aus: Seit 2018 betreibt sie mit zwei Freunden die Website und den Instagram-Kanal Rediscoverbrandenburg (mehr als 8000 Follower). Über ihre Insidertipps haben sie gerade ein Buch veröffentlicht (siehe unten).
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Wenn man wissen will, wo man nett übernachten und gut Kaffee trinken kann, welche Radrouten sich lohnen und wie man Naturerlebnisse mit Komfort verbindet, fragt man also am besten Jasmin Mühlbach. Her sind ihre drei besten Alternativen zum Spreewald.
Buckow in der Märkischen Schweiz: Seele baumeln lassen
Quasi vor den Toren Berlins erstreckt sich eine sanft hügelige Landschaft: Die Märkische Schweiz, östlich der Hauptstadt gelegen, ist ein Flecken schönster brandenburgischer Natur, den viele nicht kennen.
„Seen und Bäche, Laubwälder, Schluchten und Täler, Sölle und Quellen, Moore und Fischteiche, Felder, Wiesen und Hecken – obwohl er der kleinste im Land ist, sind im Naturpark Märkische Schweiz fast alle Landschaftsformen der Mark Brandenburg aufzuspüren“, heißt es auf der Website des Naturparks.
Nicht zuletzt deshalb ist Jasmin Mühlbach bekennender Fan der Märkischen Schweiz: „Von Müncheberg aus lohnt es sich, mit der dortigen Kleinbahn bis nach Buckow zu fahren. Es kann an den Wochenenden zwar ein bisschen voller sein, aber der ausgesprochen süße Stadtkern lohnt total.“
Dort befindet sich auch ein Café im Wohnzimmer-Look mit dem schlichten Namen Lokal. Es gibt hausgemachte herzhafte und süße Leckereien, zudem regelmäßig kulturelle Veranstaltungen (u.a. Kneipen Quiz, Dartabend). Die Tagessuppe kostet 4,50 Euro, ein Chai Latte 2,80 Euro.
Lokal, Königstraße 4 (Ecke Schulstraße), 15377 Buckow. Öffnungszeiten: Freitags von 14 bis 22 Uhr, samstags von 12 bis 19 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr.
Von Berlin nach Müncheberg fährt im Prinzip stündlich ein Regio (RB 26); vom Hauptbahnhof aus braucht man eine Stunde. Die fünf Kilometer lange Strecke mit der Buckower Kleinbahn „macht echt Spaß“, sagt Jasmin Mühlbach. Hin und zurück kostet die Fahrt sieben Euro (hier finden Sie den Fahrplan).
Angrenzend an Buckow (Märkisch-Oderland) finden Sie auch den 137 Hektar großen Schermützelsee – nicht zu verwechseln mit dem Scharmützelsee, der bei Bad Saarow (Oder-Spree) ist.
Den weniger bekannten Schermützelsee kann man binnen zwei bis drei Stunden zu Fuß umrunden. „Das sind gut acht Kilometer wunderbarer Waldweg, ganz viel Schatten“, erzählt Jasmin Mühlbach.
Zwischendurch kommt es vor, dass man über einen umgestürzten Baum steigen muss. Hier ist die Natur nicht aufgeräumt, sondern gewachsen – gute Voraussetzungen, um sich an ihr zu erfreuen und Handy und Hektik einmal zu vergessen. Lassen Sie sich auf die Entschleunigung ein! Mückenspray nicht vergessen …
Liebste Fahrradtour: Fürstenberg und Lychen
Wer durch Fürstenberg an der Havel fährt, sagt vermutlich: ‚Hier komm’ ich noch mal her!‘ – ein Gefühl, das auch Jasmin Mühlbach kennt. Die 5800-Einwohner-Stadt darf sich offiziell Wasserstadt nennen, hat aber sehr viele schöne Altbauten, einige DDR-mäßig runtergerockt, andere phänomenal saniert.
Mit dem Auto braucht man bis nach Fürstenberg (Oberhavel) etwas mehr als eine Stunde; der Ort liegt direkt an der schönen B96. Mit der Bahn braucht man fast zwei Stunden. So oder so: „Am Fürstenberger Bahnhof kann man sich Fahrräder leihen und zu einer sehr reizvollen Tour nach Lychen, also in die Uckermark, starten.“
Besonders am Wochenende sind die Züge Richtung Norden häufig voll, weshalb die Mitnahme eines Fahrrades nicht unbedingt ratsam ist. Direkt am Bahnhof befindet sich der Radverleih Gleisgazelle (13 Euro pro Tag; Reservierung online oder telefonisch).
Kleiner Zwischendurch-Tipp: Sieben Gehminuten vom Bahnhof entfernt, ganz in der Nähe vom Marktplatz, befindet sich ein SUP- und Bootsverleih. Von dort aus können Sie über den sehr schönen Baalensee paddeln oder tuckern. Für eine Stunde Stand-up-Paddling zahlt man 15 Euro, jede weitere kostet 5 Euro.
Aber zurück zur Radstrecke: Die circa 18 Kilometer lange Route führt auch vorbei an Himmelpfort, wohin Kinder in der Adventszeit ihre Wunschzettel für den Weihnachtsmann schicken, sowie am dortigen Moderfitzsee. „Da kann man auch baden“, weiß Jasmin Mühlbach.
Nach etwa anderthalb Stunden kommt man in Lychen an, der alten Flößerstadt. Wer mag, kehrt in der Mühlenwirtschaft ein, stärkt sich und radelt zurück. Flammkuchen (acht verschiedene Sorten) gibt’s ab 12 Euro, mit Lachs 13 Euro; Wildschnitzel mit selbst geschnibbelten Bratkartoffeln kostet 21 Euro. Auf der Karte stehen auch Puffer mit Lachs (18 Euro), Spiegelei (13 Euro) oder Apfelmus (8 Euro). Alle Gerichte gibt es ebenfalls als Kinderteller.
Mühlenwirtschaft und Kaffeemühle, Stabenstraße 2, 17279 Lychen. Öffnungszeiten: täglich von 13 bis 20 Uhr, montags geschlossen (Ausnahme: Pfingstmontag).
„Alternativ kann man der Handwerksbäckerei Lychen einen Besuch abstatten, wo man dem jungen Bäckermeister Julien durch die großen Fensterscheiben beim Teig kneten und formen zusehen kann. Und sowohl das Brot als auch die süßen Teilchen sind unglaublich gut“, so die Brandenburg-Fachfrau.
Handwerksbäckerei, Stargarder Straße 21, 17279 Lychen. Öffnungszeiten: Freitags, samstags und sonntags von 6 bis 15 Uhr.
Sofern Sie Lust haben, können Sie in Lychen natürlich auch übernachten – und sogar im mobilen Office arbeiten. „In der Sommerfrische gibt es einen Co-Working-Space und drei Ferienwohnungen. Man hat Blick aufs Wasser, einfach richtig schön“, schwärmt die Influencerin.
Im angrenzenden Oberpfuhlsee kann man auch baden. Allerdings: „Die Mindestbuchung beträgt bei uns zwei bzw. fünf Nächte“, steht auf der Sommerfrische-Website.
Die Wohnungen tragen die Namen Wald, Wiese und Wasser, sind zwischen 26 und 73 Quadratmeter groß. Kosten je nach Saison und Wohnung: zwischen 70 und 140 Euro pro Nacht. Im Co-Working-Space zahlt man pro Tag 11,90 Euro (Schreibtisch, Internet, Kaffee inklusive).
Sommerfrische, Stargarder Straße 6, 17279 Lychen
Naturabenteuer mit einem Hauch Luxus: Glamping am Gräbendorfer See
Wenn Sie nicht so wirklich auf Camping stehen, aber irgendwie doch damit liebäugeln, dürfte Glamping etwas für Sie sein. Das Kofferwort setzt sich zusammen aus Glamour und Camping.
„Am Gräbendorfer See befindet sich so ein Spot“, weiß Jasmin Mühlbach. „Man übernachtet in geräumigen Tipi-Suiten, das sieht aus wie in einem kleinen Dorf. Es gibt eine voll eingerichtete Outdoorküche, eine Bar, Sandstrand und komfortable Sanitäranlagen. Auch für Familien ist das toll.“
Am Ort kann man sich Fahrräder ausleihen oder auch einfach nichts tun, nur relaxen. „Vor den Zelten stehen Sitzsäcke auf der Terrasse, es hängen überall Lichterketten und Hängematten“, so die Brandenburg-Kennerin. Der Glamping-Platz befindet sich in Casel (Spree-Neiße).
Zum Schlafen stehen richtige Betten bereit, inklusive Bettwäsche sowie Handtüchern, es gibt Strom, einen Kühlschrank, Regale, Ventilatoren und Kleiderständer. Eine Übernachtung kostet ab 79 Euro.
Raus und gut, Am See 4, 03116 Drebkau/Casel
Psssst: Hier ist der Spreewald noch nicht von Touris überlaufen
Falls es Sie aber dennoch in den Spreewald zieht, hat Jasmin Mühlbach noch einen Geheimtipp auf Lager: „Straupitz ist sehr schön und nicht so voll wie die anderen Ortschaften im Spreewald!“
Straupitz (Landkreis Dahme-Spree, LDS), ist eine 950-Seelen-Gemeinde am nördlichen Rand des Spreewaldes; bis Cottbus sind es 23 Kilometer, und Lübben ist nur 16 Kilometer entfernt. „Dort gibt es den Byhleguhrer See, der ganz naturbelassen ist und den man richtig schön umwandern kann“, schwärmt die Bloggerin.
Der See ist auf natürliche Weise entstanden und liegt mitten im Naturschutzgebiet. Rundherum führt ein etwa sieben Kilometer Weg. „Die Strecke ist abwechslungsreich. Mal läuft man durch den Wald, dann an Feldern vorbei“, erzählt Jasmin Mühlbach. Straupitz selbst hat auch einen Kahnhafen. Fähr-Fans müssen also auch in diesem kleinen Ort nicht verzichten.
Das Highlight ist aus Expertinnensicht aber das etwas versteckte, familiengeführte Café Mohnamour in einem alten Bahnhofsgebäude.
„Die machen dort ganz frische Hefeplinsen mit Apfelmus, wirklich köstlich“, so Jasmin Mühlbach. „Bestellen sollte man aber unbedingt den Kuchenteller; das ist ein Angebot, bei dem man von jedem Kuchen ein kleines Probierstück bekommt. Das lohnt sich total.“
Die Lausitzer Rundschau ist von Puppenstuben-Atmosphäre und dem „unglaublich saftigen Kuchen“ begeistert. Das Quittengelee sei himmlisch und das Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar. Ein großer Milchkaffee kostet 2,50 Euro, ein kleiner 1,50 Euro; für ein üppiges Stück Kuchen zahlt man ab vier Euro.
Café Mohnamour, Bahnhofstraße 18, 15913 Straupitz. Öffnungszeiten: donnerstags bis montags von 10 bis 18 Uhr.
Jasmin Mühlbach, Loic Olmedo, Silvio Olmedo-Paasch: Ganz Wald draußen. Geheimtipps für Brandenburg, Ammian Verlag, 232 Seiten, 20 Euro.