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Agent d’ingérence étrangère : Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein. Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die haben Bärte. Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die fahren mit.

  • Herrschaftszeiten - brand eins online Ausgabe 4/2005
    https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2005/machtwechsel/herrschaftszeiten

    Die Macher der »Tageszeitung« (»taz«) waren mal die Punks des Journalismus. Mit ihrem Blatt kämpften sie für eine Welt ohne Unten und Oben. Dann führten sie bei sich selbst Chefs ein. Und arbeiten sich bis heute an ihnen ab.

    Text: Jens Bergmann

    Von der Dachterrasse des Rudi-Dutschke-Hauses, der „taz“-Zentrale im Herzen der Hauptstadt, hat Bascha Mika einen prima Blick auf den einstigen Erzfeind: Der Axel Springer Verlag ist keine zwei Steinwürfe entfernt. Zum 25. Jubiläum ihres Blattes hatte die Chefredakteurin die Boulevard-Bluthunde von drüben eingeladen, die „taz“ für eine Ausgabe zu übernehmen. Das Ergebnis, die „Feindes-taz“ mit dem ersten Helmut-Kohl-Interview in der Geschichte des Alternativblattes, verkaufte sich wie geschnitten Brot. Und gab dem „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann Gelegenheit, der Branche zu beweisen, was für ein witziger Typ er in Wahrheit ist. Eine schöne PR-Nummer.

    Das war 2003, aber die chronisch klammen Tazler haben immer noch Ideen, um auf sich aufmerksam zu machen. Und keine Berührungsängste mehr. Bascha Mika verkörpert diese Haltung wie keine andere. Die 51-Jährige mit dem flotten Kurzhaarschnitt, die man im Hause halb anerkennend, halb despektierlich als „Aushängeschild mit präsidialem Führungsstil“ beschreibt, inspirierte sogar den „Bild“ -Kolumnisten Franz Josef Wagner zu einer schwiemeligen Liebeserklärung; „Die Chefredakteurin der“ taz" hatte ich mir als gorlebende, rauchgraue, auf ein Minimum einer Frau reduzierte WG-Existenz vorgestellt. Und da saßen Sie durch nichts gezeichnet als von Ihren blauen, blauen Augen." Die Frau mit den blauen Augen und dem leicht rollenden R, eine Reminiszenz an ihre polnische Herkunft, ist seit sieben Jahren Chefredakteurin und damit im Vergleich zu ihren Vorgängern mit Abstand am längsten im Amt. Das allein sagt schon viel über die „taz“ von heute. In den sieben Jahren vor Mikas Amtsübernahme verschliss das alternative Blatt nicht weniger als elf Chefredakteure; es gab kaum einen anstrengenderen Job bei einer Zeitung. Mittlerweile aber sind die einst aus Prinzip renitenten Tazler zahm geworden.

    Ein Redakteur der mittleren Generation sagt: „Die Leute sind müde, es gibt keine Grabenkämpfe mehr, es herrscht ein gewisser Pragmatismus vor.“ Der spiegelt sich auch im Blatt wider, das in den Tagen der Recherche dieser Geschichte ebenso viel über den verscheidenden Papst berichtet wie die Konkurrenz - und auch nicht wesentlich origineller. Darüber regen sich einige Abonnenten auf, was im Rudi-Dutschke-Haus freudig zur Kenntnis genommen wird, „denn Leser, die meckern, bleiben uns treu“, sagt Konny Gellenbeck, Leiterin der „taz“-Genossenschaft und Entwicklungs KG.

    Bascha Mika erklärt die auffällige Ruhe im Betrieb so: „Wir sind ein Unternehmen ohne Hierarchie gewesen, dessen Mitarbeiter sich - freiwillig - eine gegeben haben. Der damit verbundene Lernprozess ist noch nicht abgeschlossen, aber wir sind weit vorangekommen. Noch bis Ende der neunziger Jahre wurde bei ausnahmslos jeder Krise im Haus die Chefredaktion in Frage gestellt. Wie Sie an mir sehen können, sind diese Zeiten vorbei.“ Ihre Geburt verdankt die „taz“ der dramatischsten Phase in der Geschichte der Bundesrepublik, dem Deutschen Herbst. Nachdem die RAF 1977 den Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer entführt hat, verhängt die Regierung eine Nachrichtensperre, an die sich Presse, Funk und Fernsehen brav halten. Das bringt die linke Szene dazu, über eine eigene Tageszeitung nachzudenken. Konkretere Formen nimmt das Projekt im Januar 1978 beim „Tunix-Kongress“ in der Technischen Universität Berlin an. Danach bilden sich in 30 Städten Tageszeitungs-Initiativ-Gruppen, Keimzellen späterer Lokalredaktionen. Die Nullnummer erscheint am 22. August 1978, und im darauf folgenden Jahr bezieht das „taz“-Kollektiv Redaktionsräume im Berliner Wedding. Es bringt ab dem 17. April täglich die „taz“ heraus. Ohne Kapital, ohne Ahnung, ohne Aussicht auf Erfolg - avanti dilettanti!

    Das „taz“-Markenzeichen ist die Dauerdebatte. Ohne Redaktionsschluss stritten sie noch heute Das größte Wunder der „taz“ ist bis heute, dass es sie gibt.

    Mitmachen kann anfangs jeder, der die Welt irgendwie verbessern will. Man versteht sich als „Bewegungsblatt“, mobilisiert gegen den Atomstaat, für Hausbesetzungen und sammelt fast fünf Millionen Mark für „Waffen für El Salvador“. Hans-Joachim Wacker, heute Redakteur des Berliner Stadtmagazins „Tip“ und Tazler der ersten Stunde, erinnert sich noch gern an die anarchische Frühzeit. Der Mann mit dem roten Schopf, den alle „Qpferdach“ nennen, hing damals seinen Job als Zapfer in einer Szene-Kneipe an den Nagel, um „nach dem Prinzip der Selbstausbildung“ den Berliner Kulturteil der „taz“ aufzubauen. „Es gab eine Hierarchie der Macher, der Könner, der Ideengeber. Die Freiheit war ungeheuer groß.“ Natürlich, sagt Qpferdach, sei es auch oft anstrengend gewesen. Die Theoretiker hätten mit den Praktikern gestritten, die Welterklärer mit den Journalisten, die Spaßvögel mit den Verbiesterten. „Glücklicherweise gab es für jede dieser Debatten ein natürliches Ende: den Redaktionsschluss.“ Claudia Henne, Redakteurin beim Rundfunk Berlin-Brandenburg, denkt dagegen mit Grausen an ihre Zeit bei der „taz“ Anfang der achtziger Jahre zurück. "Offiziell war man basisdemokratisch, in Wirklichkeit regierten autoritäre WG-Küchenkabinette. Die K-Gruppen-geschulten Hardliner, die damals den Ton bei der „taz“ angaben, waren im Grunde so wie Joschka Fischer: humorlos und spießig." Dass man ehemalige „taz“-Mitarbeiter wie Henne und Qpferdach in fast jeder Redaktion dieser Republik findet, ist nur ein Indiz für den großen Einfluss, den das kleine Blatt - die Auflage liegt bei knapp 60 000 - auf die deutsche Medienlandschaft ausgeübt hat. Die Kollegen der bürgerlichen Medien blickten lange voller Neid auf die Berliner Autodidakten, die machen konnten, was sie wollten, ohne Rücksicht auf Verleger und Anzeigenkunden (die bis heute kaum etwas zum Erlös beitragen). Die „taz“ zeigte, dass sich ein Unternehmen allein auf Teamgeist und Esprit bauen lässt. Bewies in Sternstunden, etwa anlässlich der Verbannung von Kreuzen aus bayerischen Klassenzimmern durch das Verfassungsgericht, dass intelligenter Boulevard möglich ist: „Kruzifix! Bayern ohne Balkensepp“. Und erkannte lange vor der Konkurrenz die Potenz der EDV: Die „taz“ hat aus Spargründen als erste deutsche Zeitung den Bleisatz durch digitale Technik ersetzt. Im Grunde war sie, lange bevor es den Begriff gab, ein New-Economy-Betrieb.

    Dass vor allem Medienmenschen so für sie schwärmten, hatte laut dem „Stern“-Mann und ehemaligen „taz“-Chefredakteur Arno Luik allerdings mehr mit Wunschvorstellungen als mit der Realität zu tun: "In der „taz“ sind Sachen passiert, die in anderen Blättern nicht möglich waren - zum Teil allerdings deshalb, weil die Tazler es nicht besser wussten. Das wurde in der Branche lange verklärt, viele, die bei „Spiegel“, „Zeit“ oder „Stern“ im goldenen Käfig saßen, träumten von der großen Freiheit. Der Charme der „taz“ hat viel mit solchen Projektionen zu tun, sie war lange der Affenbrotbaum im deutschen Blätterwald." In den hat das bunte Blatt Farbe gebracht, nicht nur ihr einstiges Parade-Thema Ökologie ist Allgemeingut geworden, sondern auch ihr respektloser Stil, den man heute in gemäßigter Form sogar in konservativen Blättern wie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ oder der „Welt“ findet. Zur Verbreitung der „taz“-Masche trugen dutzende Abtrünnige bei, die der endlosen Diskussionen, des kargen Lohns - ein „taz“-Redakteur verdient ungefähr die Hälfte des Tarifgehalts - und der harten Arbeit überdrüssig, zur Konkurrenz wechselten. Bei bürgerlichen Blättern nahm man den durch das Stahlbad des Alternativbetriebs gegangenen Nachwuchs zu Zeiten des Medien-Booms sehr gern. Die „taz“ war für die Branche, was Punk für die Popmusik gewesen ist: eine Frischzellenkur. Außerdem die erfolgreichste Journalistenschule der Republik, weshalb es eigentlich recht und billig wäre, wenn die großen Verlagshäuser in einen Dankeschön-"taz"-Fonds einzahlten.

    Hart an der Pleite schlingert die Tageszeitung seit jeher, Anfang der neunziger Jahre stand sie wegen des Wegfalls der Berlinförderung aber tatsächlich vor dem Aus. Damals stritt die Belegschaft über drei mögliche Auswege: den Verkauf an einen Großverlag, an die Leser - oder die Selbstauflösung samt Verkauf der vor der Vereinigung günstig erstandenen Immobilie. Man entschied sich mit großer Mehrheit für die Variante zwei und gründete eine Genossenschaft, der die „taz“ heute gehört.

    Dieses „Armutsmodell“ erwies sich laut Konny Gellenbeck als visionär, weil es dem Blatt in der derzeitigen Zeitungskrise die Unabhängigkeit garantiert. Heute gibt es rund 6200 „taz“-Genossen, darunter sogar ein CDU-Mitglied. Mitarbeiter, die länger als ein Jahr dabei sind, werden automatisch Genossen. Die Genossenschaft ist zwar Eigentümer, hat aber keine verlegerischen Befugnisse: Alle wesentlichen Entscheidungen, etwa die Wahl des Vorstands, werden von den Mitarbeitern getroffen. Diese Konstruktion macht das Rudi-Dutschke-Haus zu einer uneinnehmbaren Burg - solange sie genug Fans hat, die sie mit dem Lebensnotwendigen versorgen. Die gewohnheitsmäßige Leser -Anbettelei beziehungsweise -Erpressung - Abonniert die „taz“, oder sie stirbt! - gehört zum Blatt wie das Tatzen-Logo.

    Mit der neuen Unternehmensform entschied sich die Belegschaft auch für eine ganz normale Hierarchie mit Chefredaktion, Ressort- und Abteilungsleitern, Geschäftsführern und sogar einem Betriebsrat. Damit aber kein „ganz normales kapitalistisches Regime“ (Bascha Mika) einziehe, wurde ein Redaktionsstatut verabschiedet, das den Journalisten weitgehende Veto-Rechte einräumt, etwa bei der Besetzung von Ressortleiterposten. Das würde die Chefin, die damals als einfache Redakteurin selbst am „taz“ -Grundgesetz mitgearbeitet- hat, heute gern ändern. Die Angst vor den Hierarchen habe sich als gegenstandslos erwiesen, die „gelebte Unternehmenskultur“ mache einen autoritären Führungsstil ohnehin unmöglich.

    Theoretisch geht die Macht von den Mitarbeitern aus. Praktisch von der Buchhaltung Anders ausgedrückt: Weil das Prinzip „taz“ auf Selbstausbeutung beruht, haben es die Blattmacher schwer, sich durchzusetzen. Als Kompensation fürs schmale Gehalt lässt sich der gemeine Redakteur ungern etwas sagen. Diese Erfahrung machte auch Arno Luik, der Mitte der neunziger Jahre mit der Idee, aus dem Blatt eine Art linke Bild-Zeitung zu machen, als erster Chefredakteur von außen kam. Er erzählt, dass die Redaktion es damals nicht gewöhnt gewesen sei, dass sich jemand einmischt, etwa Texte redigiert oder Überschriften ändert. „Und ich hatte manchmal auch ein schlechtes Gewissen: Man musste ja schon dankbar sein, dass die Leute überhaupt für diesen Hungerlohn arbeiten.“ Der Überzeugungstäter Luik scheiterte unter anderem am Eigensinn der „taz“ und an der letzten großen Debatte im Haus: die um den Bosnien-Krieg. Die Mehrheit der einstigen Ökopaxe in der Redaktion sprach sich anders als der Chefredakteur vehement für einen Nato-Einsatz aus, eine neue Linie auf die auch Rot-Grün bald einschwenkte.

    Seit dieser erbittert geführten Auseinandersetzung ist die Zeit der Grundsatz-Diskussionen vorbei. Auf die kurze Euphorie über den Regierungswechsel 1998 (manche Tazler meinten, nun säßen „ihre Leute“ im Kabinett) folgte schnell der Kater. Fischer and Friends reden lieber mit der „Bild“ als mit ihrem einstigen Leib- und Magenblatt; dabei ist die „taz“ ebenso wie die Grünen im Mainstream angekommen. Es zieht auch keine Weltverbesserer und Aktivisten mehr ins Rudi-Dutschke-Haus, sondern ganz normale Journalisten, die auf den Sprungbrett-Effekt hoffen oder froh sind, überhaupt einen Job gefunden zu haben. Die Fluktuation ist so niedrig wie selten zuvor und einige Abtrünnige haben sogar den Weg zurück gefunden.

    Was blieb, ist die leere Kasse und der Mann, der seit je Herr über die Zahlen ist: Karl-Heinz ("Kalle") Ruch, Geschäftsführer. Sowohl seine Freunde als auch seine Feinde im Haus sind überzeugt, dass das Unternehmen im Falle seines überraschenden Unfalltods verloren wäre. Weil Ruch wegen einer Zahnoperation nicht vernehmungsfähig ist, gibt sein Geschäftsführer-Kollege Andreas Bull Auskunft. Bulls Karriere - vom Korrekturleser zum Geschäftsführenden Vorstand - ist „taz“-typisch, und er sieht mit Jeans, kariertem Hemd und Dreitagebart auch noch so aus, wie man sich den Manager eines Alternativbetriebes vorstellt. Ein Softie ist er allerdings ganz und gar nicht.

    Sein Bild des Unternehmens beschreibt Bull so: "Die „taz“ besteht aus Journalisten, die notwendigerweise alle kleine Selbstständige sind. Gewisse Aufgaben, die sie selbst nicht erledigen können, haben sie delegiert. Man könnte auch sagen: Redakteure haben sich einen Verlag gesucht. Normalerweise ist es umgekehrt. Allerdings, und das relativiert die starke Stellung der Redaktion, hätte sie es sehr schwer, einen neuen Verlag zu finden, der sie so arbeiten lässt, wie sie das bei der „taz“-Genossenschaft dürfen." Der „taz“-Betriebsrat kommt in diesem Modell nicht vor, und Bull macht auch keinen Hehl daraus, dass er ihn „in einem selbst organisierten Betrieb mit so geringen Ressourcen für eigentlich überflüssig“ hält.

    Fakt ist, dass sich Chefs und Arbeitnehmervertreter kräftig beharken, hier lebt der alte Kampfgeist noch. Ein aktueller Streitpunkt ist ein ambitioniertes Projekt, die 2003 gegründete Entwicklungs KG. In die KG, die anders als die Genossenschaft als Abschreibungsmodell angelegt ist, sollen solvente Freunde der „taz“ einzahlen. Fünf Millionen Euro sind angepeilt, knapp 1,7 Millionen Euro beisammen. Mit dem frischen Kapital sollen unter anderem ebenfalls 2003 gegründete Lokalteile in Nordrheinwestfalen finanziert werden.

    Gleichzeitig wollen die Berliner mit der KG, in die auch die bestehenden Bremer und Hamburger Lokalredaktionen eingebracht wurden, die Macht der Zentrale stärken und einen renitenten Ableger zur Räson bringen: die „taz“ Hamburg. Zwischen den Hanseaten und den Berlinern schwelt seit Jahren Streit. Die Redakteure an der Elbe müssen mit noch weniger Geld auskommen als die in der Zentrale, wo sie als Kostgänger gelten. Der Hamburger Lokalteil wurde immer weiter ausgedünnt, die dortige Fotoredaktion zum August 2004 aufgelöst, zwei altgedienten Mitarbeitern gekündigt.

    Dagegen protestierten die Hamburger - auch auf ihren eigenen Seiten - vehement, die beiden Fotoredakteure zogen vor Gericht. Markus Scholz, einer der beiden, bekam jüngst in zweiter Instanz vor dem Landesarbeitsgericht Recht und prompt die nächste Kündigung zum 30. September. Der Mann, zehn Jahre lang auch „taz“ -Betriebsrat, klagt über einen „Knieschuss nach dem anderen ohne Rücksicht auf Verluste“. Als Arbeitnehmer-Vertreter träume man von Verhältnissen wie bei Springer oder Daimler, „weil dort die Betriebsräte von der Arbeitgeberseite selbstverständlich als Verhandlungspartner akzeptiert sind“.

    Dass es in selbst verwalteten Betrieben besonders kuschelig zugeht, war schon immer ein unbegründetes Vorurteil. Mehr als ein Vierteljahrhundert Überlebenskampf hat viele bei der „taz“ nicht nur einfallsreich, sondern auch hart gemacht. Zurzeit zeichnet sich die nächste Krise ab. Die am Kiosk verkaufte Auflage bröckelt, von 1000 Abonnenten in Nordrhein-Westfalen, die notwendig wären, um die dortigen Lokalteile langfristig zu refinanzieren, ist man noch weit entfernt.

    Die Chefredaktion bastelt derweil an einem neuen Look für das Titelblatt und sieht überhaupt ihr Heil im ständigen Umbau des Blattes. Eines der jüngsten Ergebnisse ist die „tazzwei“, ein magazinartiger Teil des Blattes, mit dem unpolitische, hedonistische Leser angesprochen werden sollen. Auf ihre alten Themen haben die „taz“-Macher offenbar keine Lust mehr, so überließen sie etwa die Berichterstattung über die diesjährigen Ostermärsche den Nachrichten-Agenturen, statt eigene Reporter loszuschicken, was Springers „Welt am Sonntag“ genüsslich aufspießte.

    Die alten Trümpfe stechen nicht mehr, und eine neue Strategie ist nicht abzusehen, auch dieses Problem hat die „taz“ mit der rot-grünen Regierung gemein. Mancher Redakteur träumt deshalb klammheimlich von der guten alten Zeit unter Kohl, als die Fronten noch klar waren. „Der Regierungswechsel 1998 hat uns nicht gut getan“, resümiert einer. „Weil Rot-Grün mittlerweile als uncool gilt, gilt auch die“ taz" als uncool. Das ist schwierig für ein Blatt, in dem sich viele daran gewöhnt haben, von allen geliebt zu werden."

    #Allemagne #journalisme #presse