• Wie Israel mit Olympia Werbung für den Krieg macht
    https://www.infosperber.ch/gesellschaft/sport/wie-israel-mit-olympia-werbung-fuer-den-krieg-macht


    Bild: Israeli Defence Forces © IDF

    Les JO comme instrument de propagande sioniste

    Philippe Stalder / 17.08.2024 Von wegen olympischer Gedanke: Israelische Athleten zelebrieren offen Kriegsverbrechen – und das IOC lässt sie gewähren.

    Als Reaktion auf die politische und soziale Unruhe seiner Zeit formulierte Pierre de Coubertin, ein französischer Pädagoge und Historiker, im späten 19. Jahrhundert den olympischen Gedanken. Inspiriert von den antiken Olympischen Spielen in Griechenland und den Idealen von körperlicher Ertüchtigung, Erziehung und internationaler Verständigung, wollte Coubertin eine moderne Bewegung schaffen, die über den Sport hinausging. Sein Ziel war es, Frieden und Völkerverständigung zu fördern, während gleichzeitig die körperliche und moralische Erziehung der Jugend gestärkt wird. Dieser Idealismus legte den Grundstein für die Wiederbelebung der Olympischen Spiele im Jahr 1896 in Athen.

    128 Jahre später ist Coubertins Heimatland Frankreich Gastgeberin der Olympischen Spiele. Nach politischen und sozialen Unruhen muss man sich heutzutage nicht lange umschauen, der olympische Gedanke scheint dringender denn je. Doch nicht alle angereisten Athletinnen und Athleten scheinen für Frieden und Völkerverständigung einzustehen.

    Athleten vermischen Sport mit Politik

    In Israel gilt die Wehrpflicht für Frauen und Männer. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass praktisch alle israelischen Olympia-Athleten aktive Mitglieder der israelischen Armee sind. Was jedoch erstaunt, ist, wie stark israelische Athleten ihren Sport mit Politik vermischen, obwohl Art. 50 der olympischen Charta vorschreibt, dass die olympische Arena nicht für politische Zwecke missbraucht werden darf.

    In zahlreichen olympischen Kategorien haben Athleten der israelischen Mannschaft jedoch öffentlich zum Mord an den Palästinensern aufgerufen und den israelischen Kriegseinsatz unterstützt:

    Peter Paltchik etwa, der israelische Judoka-Fahnenträger in Paris, signierte Bomben, die auf Gaza abgeworfen werden sollten. Einen entsprechenden Post auf Instagram kommentierte er mit den Worten: «Von mir für Sie mit Vergnügen.»
    «Von mir für Sie mit Vergnügen»: Paltchik postet auf seinem öffentlichen Instagram-Profil Bomben, die auf Gaza abgeworfen werden. Bild: Instagram / peter_paltchik

    Ausserdem war Paltchik in Japan bei einer Konfrontation mit friedlichen pro-palästinensischen Demonstranten zu sehen. Ein Mitglied seines Gefolges drohte, einen der Aktivisten zu töten, nachdem dieser Paltchik leicht berührt hatte.

    Israeli judo team threatens to k1ll protestors in Japan while wearing Olympic uniform.

    Video circulates of the men’s Israeli judo team in Japan disrupting a demonstration, harassing and intimidating protestors while wearing their official uniforms.

    According to eyewitnesses and… pic.twitter.com/3h9bizk8ge
    — Lou Rage (@lifepeptides) April 15, 2024

    Israelische Flagge über Gaza

    Sagi Muki, ebenfalls Mitglied der Judomannschaft der Männer, postete ein Video, auf dem zu sehen ist, wie die IDF-Soldaten eine israelische Flagge am Strand von Gaza hissen, nachdem sie dort einmarschiert waren. Er kommentierte das Video mit der Bildunterschrift «Salute your heroes».

    Sein Teamkollege, Yam Wolczak, schrieb in einem Post auf Instagram: «Ich widme diese Medaille unserem Land und meinen besten Freunden, die in den besten Einheiten der IDF kämpfen […] Ich habe den ganzen Wettbewerb über an euch gedacht 🫶».

    Lonah Chemtai Salpeter, eine israelische Olympia-Marathonläuferin, postete als Instagram-Story eine apokalyptische Illustration, in der Bomben mutmasslich auf den Gazastreifen herabregnen. Auf dem Bild ist eine Tora abgebildet, als ob Gott diesen Krieg gutheissen würde.
    In Anlehnung an das angeblich in der Tora verbriefte Recht Israels, die Palästinenser aus dem gelobten Land zu vertreiben. Bild: Instagram / lonah_chemtai

    Anat Lelior, eine Surferin der israelischen Olympiamannschaft, sagte 2020 in einem Interview vor den Olympischen Spielen in Tokyo: «Der Dienst in den IDF ist mehr als nur eine Pflicht. Ich bin glücklich, es zu tun».

    Israel’s top surfer Anat Lelior trains for competition in the #TokyoOlympics while serving in the #IDF:
    „Being in the IDF is more than something you have to do. I’m happy to do it.“

    🏄‍♀️ 🇮🇱 🏄‍♀️ 🇮🇱 🏄‍♀️ 🇮🇱 🏄‍♀️pic.twitter.com/nK02I83UvB
    — Israel in Ireland (@IsraelinIreland) April 19, 2021

    Es kommt nicht von ungefähr, dass israelische Olympia-Athleten immer wieder betonen, wie stolz sie darauf sind, in der israelischen Armee zu dienen und ihre Kriege gutzuheissen. Denn die israelische Armee benutzt Sportanlässe wie die Olympischen Spiele gezielt zu Propagandazwecken. Sport und Politik werden dabei bewusst vermischt.

    Krieg als Sport

    In diesem Video, das vor den Olympischen Spielen in Tokyo 2020 von der israelischen Armee publiziert wurde, werden Sport- und Kriegsszenarien so montiert, dass fliessende Übergänge entstehen. «Jeden Tag brechen unsere Soldaten Rekorde. Auch Du kannst das», so die Botschaft.

    Die Wechselwirkung zwischen Sport und Militär fliesst auch in die entgegengesetzte Richtung. Etwa wenn israelische Fussballvereine der Armee kostenlose Fanartikel zur Verfügung stellen und dann Fotos von IDF-Mitgliedern veröffentlichen, die diese Artikel tragen, während sie in Panzern und Bulldozern den Gazastreifen zu Schutt fahren.
    Fanartikel des Bnei Yehuda Tel Aviv FC werden im Gaza-Krieg von israelischen Soldaten zur Schau getragen. Bild: Richard Medhurst

    IOK praktiziert einen Doppelstandard

    Und was unternimmt das Internationale Olympische Komitee? Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurden russische Athleten gesperrt und durften nur unter neutraler Flagge antreten. Auch Südafrika war wegen seiner Apartheid jahrzehntelang von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Bei israelischen Athleten wendet das IOK allerdings einen anderen Standard an. Obwohl fast sämtliche israelische Athleten aktiv in der Armee dienen und offen Kriegsverbrechen zelebrieren.

    Die israelischen Soldaten verletzen damit die politische Neutralität des Sports. Sie verletzen den Friedensauftrag der Olympischen Spiele, und das Olympische Komitee ist seiner Aufgabe nicht nachgekommen, sie zu sanktionieren. Die Doppelmoral könnte nicht deutlicher sein.

  • La flamme olympique

    La flamme olympique, des jeux olympiques modernes, est apparue pour la première fois le 28 juillet 1928 lors des Jeux olympiques d’été de 1928, à Amsterdam. Il n’y avait alors pas de relais pour porter la torche.
    https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Flamme_olympique


    Sur une idée attribuée au secrétaire général du comité d’organisation des Jeux olympiques de Berlin, Carl Diem, et retenue par Adolf Hitler, inspirée des lampadédromies antiques, le premier relais avec la torche a eu lieu lors des Jeux olympiques d’été de 1936 à Berlin, dans le but de glorifier le Troisième Reich : la flamme est allumée à Olympie puis est relayée jusqu’à Berlin par plus de 3 000 athlètes originaires de sept pays7. Depuis, le relais et l’allumage de la flamme ont eu lieu à chaque olympiade.

    Riefenstahls « Olympia » : Tricks der Propaganda im Fokus
    https://kurier.at/kultur/riefenstahls-olympia-dietricks-der-propaganda-im-fokus/214.045.167


    Eine Szene aus "Olympia" : Die Ästhetik Riefenstahls war tief in der NS-Zeit verwurzelt
    Le stade olympique de Berlin était rempli avec 100.000 spectateurs qui servaient de coulisse monumentale à la propagandiste nazie Leni Riefenstahl. Les images sont extraites du film Olympia – Fest der Völker .

    6.8.2016 - ORF III zeigt heute, Samstag, erstmals im TV Leni Riefenstahls Propagandafilm „Olympia“.
    ORFIII zeigt nach einigen Diskussionen heute, Samstag, im Zuge eines „zeit.geschichte“-Schwerpunkts (ab 20.15 Uhr) Leni Riefenstahls „Olympia“. Dieser gilt laut Time Magazine als einer 100 wichtigsten Filme, der mit für damals enormen, vom Nazi-Propaganda-Minister Joseph Goebbels finanzierten Aufwand gedreht wurde – und nach 1945 mit zum Ende von Riefenstahl als Film-Regisseurin beitrug.

    „Es geht uns um die Darstellung der Olympischen Spiele im Spannungsfeld zwischen Politik, Kultur und Gesellschaft und, natürlich, den Sport“, erklärt ORFIII-Chef Peter Schöber über „Olympia“, das 1938, am 49. Geburtstag Adolf Hitlers, Premiere hatte.

    Erstmals im TV

    Die zweiteilige Riefenstahl-Inszenierung ist wohl zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen. Die Sende-Rechte an der restaurierten Fassung konnten vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) über Vermittlung des ÖOC erworben werden. Dort herrsche große Interesse daran, auch diese Zeit intensiver zu beleuchten, erklärte Schöber dem KURIER.

    Die historische Einbettung von „Olympia“ im ORFIII-Programm sorgte, wie berichtet, vorab für Kritik von ORF-Publikumsrätin und Akademie-Rektorin Eva Blimlinger. Nun wird „Olympia“ an zehn Stellen unterbrochen und von Experten kommentiert und im historischen Kontext eingeordnet.

    Die Experten sind Rudolf Müllner (Institut für Sportwissenschaft), Fritz Hausjell (Institut für Publizistik), Hannes Leidinger (Institut für Geschichte), Karin Moser (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte), Otto Penz (Institut für Soziologie) und Regisseur Robert Dornhelm.

    Filmarchiv-Geschäftsführer Nikolaus Wostry findet es richtig, den Film im Fernsehen in voller Länge zu zeigen, jedoch problematisch, die Ausstrahlung in einen sportlichen Kontext zu setzen. Für ihn ist das Werk filmhistorisch „eindeutig nationalsozialistischer Propaganda zuzuordnen“, die oft genannte filmische Leistungen und Qualitäten des Werks eindeutig überdecke, wie er zur APA sagte.

    Schwerpunkt

    Der „zeit.geschichte“-Schwerpunkt, der um Riefenstahls „Olympia“ gebaut wurde, ist umfänglich: Wie eng das Olympische Komitee (IOC) mit den Nazis zusammenarbeitete, zeigt ORFIII ab 20.15 Uhr mit „Olympia 1936 – der verratene Traum“.

    Gleich danach, ab 21.05 Uhr, wird „Leni Riefenstahl – Propaganda im Nationalsozialismus“ gezeigt: Regisseur Robert Dornhelm, Historikerin Karin Moser und Hausjell sollen darin Hintergründe und Techniken der Entstehung des Films erklären und analysieren „die eingesetzten Propagandamittel, die Bildsprache sowie die Tricks von Riefenstahl, mit der sie atemberaubende Bilder einfangen konnte“, wie es in einer ORF-Ankündigung hieß.

    Zum Abschluss zeigt ORFIII dann noch die Dokumentation „Hitlers Frauen: Leni Riefenstahl – Die Regisseurin“ (1.45 Uhr) von Sebastian Dehnhardt und Friederike Dreykluft, die das Leben und Wirken der umstrittenen Starregisseurin im „Dritten Reich“ beleuchtet.

  • Masken : Kurzfristig drei Prozent weniger Erkältungen
    https://www.infosperber.ch/gesundheit/masken-kurzfristig-drei-prozent-weniger-erkaeltungen

    Le port d’un masque réduit le risque d’infection de trois pour cent. C’est le résultat de la dernière étude scientifique. D’autres chercheurs sont plus optimistes.

    3.08.2024 von Martina Frei - Eine 14-tägige Studie unter realen Bedingungen stuft den Selbstschutz als mässig ein. Auch der Glaube an die Masken half.

    «Zweifeln Sie, wie gut Gesichtsmasken nützen? Das tun wir auch.» Mit dieser Botschaft warben Wissenschaftler im norwegischen ÖV für ihre Studie. Rund 4600 Personen meldeten sich daraufhin und wollten mitmachen.

    Das Experiment sollte möglichst nah an der «Corona-Realität» sein. Zum Nutzen der Masken habe es auch unter Wissenschaftlern «hitzige Debatten» mit «unvereinbaren Ansichten», «persönlichen Angriffen» und «unfreundlichen Formulierungen» gegeben, bedauern die Forscher im «British Medical Journal».

    Auflagen ähnlich wie in der Corona-Pandemie

    Per Los wurde bestimmt, dass rund die Hälfte der Teilnehmenden 14 Tage lang chirurgische Gesichtsmaske trugen. Wenn sie einkauften, den ÖV benützten oder sonst unter Menschen gingen, sollten sie die Maske jeweils aufsetzen. 50 Stück gab’s dafür gratis. Es wurde aber nicht verlangt, dass die «Masken-Gruppe» auch bei der Arbeit oder zu Hause eine Maske aufsetzte.

    Die andere Hälfte der Teilnehmenden trug bei diesem Experiment, das während der Grippesaison 2023 in Norwegen stattfand, keine Maske.

    Nach 17 Tagen wurden alle Teilnehmenden befragt: Wer hatte Erkältungssymptome?

    Rund drei Prozent weniger Erkältungen

    Mit Maske waren es 8,9 Prozent, ohne Maske 12,2 Prozent. Allerdings besuchten mehr Teilnehmende ohne Maske kulturelle Veranstaltungen, wo sie sich möglicherweise eher ansteckten als die (ferngebliebenen) Personen mit Maske.

    Die Studienautoren rechneten das Ergebnis hoch: Wenn 100’000 Personen im Winter zwei Wochen lang im öffentlichen Raum Maske tragen würden, könnte dies rund 3300 Personen eine Erkältung ersparen. 96’700 Personen hätten folglich keinen Gewinn, würden aber Maskenmüll produzieren.

    Weniger Erkältungen bei denen, die an die Maske glaubten

    Allerdings schien auch die eigene Überzeugung bei den Studienteilnehmenden eine Rolle zu spielen. Denn Teilnehmende, die schon vor der Studie vom Nutzen der Masken überzeugt waren, meldeten eindeutig weniger Infekte als diejenigen, die sowieso nicht an die Masken glaubten.

    Immerhin hatte das Masketragen in dieser kurzen Zeit kaum negative Effekte. Zu den unerwünschten Wirkungen zählte, dass sich einige Maskenträger – in einer Öffentlichkeit ohne Masken – blöd vorkamen und immer wieder dumme Sprüche anhören mussten. Weniger als zwei Prozent nannten Müdigkeit infolge erschwerter Atmung, schlechten Sitz oder beschlagene Brille als Nachteile.

    Geringer Aufwand, wenig Kosten

    Der Nutzen des Masketragens «war mässig, aber [es] ist eine einfache Massnahme mit geringem Aufwand und relativ niedrigen Kosten, und es ist eine von mehreren […] Massnahmen, die zur Verringerung der Ausbreitung von Atemwegsinfektionen in Betracht gezogen werden können. […] Sicherlich geben unsere Ergebnisse keine endgültige Antwort auf die Frage nach dem Nutzen von Gesichtsmasken», lautet das Fazit der Forscher, zu denen der Epidemiologe Lars Hemkens von der Universität Basel zählt.

    Nun brauche es weitere Studien, finden die Wissenschaftler. Zum Beispiel zur Frage, wie gross der Fremdschutz sei, wenn man also selbst ansteckend ist und die Maske trägt, um andere zu schützen. Oder zur Frage, wie nützlich Masken für ältere Personen oder für kranke Menschen seien.

    «Unser Wissen über das Immunsystem ist so primitiv»

    Kaum war die Studie am 24. Juli erschienen, meldete sich tags darauf der bekannte US-Mediziner und Professor für Klinische Epidemiologie Vinay Prasad auf «Substack» zu Wort. Zuerst lobte er die Studienautoren für ihre randomisierte Studie (siehe Kasten unten). Sie hätten gezeigt, dass es möglich sei, solche aussagekräftigen Studien durchzuführen.

    Dann holte Prasad aus: «In den letzten vier Jahren haben wir weltweit eine der grössten Propagandakampagnen erlebt, um die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass Masken funktionieren.» Möglicherweise habe die Studie also in Wahrheit bloss einen Placeboeffekt festgestellt, argumentierte Prasad.

    Ausserdem sei es ungewiss, ob es auf Jahre hinaus wirklich der Gesundheit diene, Erkältungen mit Hilfe von Masken fernzuhalten: «Unser Wissen über das Immunsystem ist so primitiv, dass wir keine Ahnung haben, welche Auswirkungen die jährlichen Atemwegserkrankungen haben.»

    Prasads Fazit: «Wenn Ihnen jemand sagt, dass diese Studie beweist, dass das Tragen von chirurgischen Masken funktioniert, hat er nur erfolgreich bewiesen, dass sein Gehirn nicht funktioniert.»

    «Hoffentlich werden wir eines Besseren belehrt»

    Am 27. Juli konterte der US-Medizinprofessor Adam Cifu von der Universität Chicago, ebenfalls auf «Substack». Vinay Prasad verrenne sich. Das sei «ein gutes Beispiel dafür, wie unsere Vorurteile beeinflussen, wie wir die medizinische Literatur interpretieren. Wenn Sie diese Studie in der Überzeugung lesen, dass Maskentragen nutzlos ist, können Sie die Ergebnisse abtun, wie Vinay es tat. Wenn Sie davon ausgehen, dass Maskentragen wahrscheinlich einen sehr geringen Nutzen hat, unterstützt diese Studie Ihre Ansicht.»

    Einen Tag später erschien Prasads humorvolle Replik auf «Substack», in der er auf dem Placeboeffekt beharrte und die Stellungnahme eines weiteren Wissenschaftlers in den kommenden Tagen ankündigte …

    Die Autoren der norwegischen Studie hatten bereits geahnt, dass ihre Ergebnisse die «Maskendebatte» nun wieder befeuern könnten. Mit Blick auf die wohl wiederaufflammenden Diskussionen schreiben sie: «Wir erwarten […] nicht die wissenschaftliche Debatte, die wir uns wünschen und anstreben würden. Hoffentlich werden wir eines Besseren belehrt.»

    Vergleich mit der WHO-Maskenstudie

    Die von der WHO gesponserte Masken-Meta-Analyse, die 2020 in «The Lancet» erschien und als Argument für die Maskenpflicht diente, postulierte eine absolute Differenz von 14,3 Prozent weniger Infektionen dank der Masken. Diese Meta-Analyse beruhte auf mehreren Dutzend sogenannten Beobachtungsstudien. Infosperber berichtete mehrmals über die Tücken von Beobachtungsstudien.

    Eine Übersichtsarbeit, die 12 sogenannte randomisierte Studien einschloss (dabei werden die Teilnehmenden per Los einer Gruppe zugeordnet), kam dagegen zum Schluss, dass Masken gegen grippe-ähnliche Erkältungen nur einen «geringen oder gar keinen Effekt» haben. Randomisierte Studien gelten im Allgemeinen als aussagekräftiger als Beobachtungsstudien.

    Das Ergebnis der randomisierten, norwegischen Studie jetzt liegt mit einer absoluten Differenz von rund drei Prozent zwischen diesen beiden Polen.

  • Die Wahrheit über PFAS : Ein Kampf gegen Konzerngeheimnisse
    https://www.infosperber.ch/umwelt/schadstoffe/die-wahrheit-ueber-pfas-ein-kampf-gegen-konzerngeheimnisse

    Qu’est-ce qui est pire que la guerre de la Russie contre l’Ukraine ? C’est la guerre des multinationales contre l’humanité. L’industrie chimique en est la bande la pire.

    19.06.2024 von Daniela Gschweng - Ihre Vorgesetzten bei 3M verheimlichten die Gefährlichkeit von Fluorchemikalien lange. Sie wusste, dass fast jeder sie im Blut hat.

    Die Chemikerin Kris Hansen entdeckte bereits in den 1990er Jahren, dass sich die Chemikalie PFOS im Blut von praktisch jedem fand. Sogar in Blut von Tieren war sie nachweisbar. Dennoch schwieg die Angestellte von 3M jahrzehntelang. Heute fühlt sie sich betrogen.

    Die Geschichte von Hansen, die die Journalistin Sharon Lerner für «Pro Publica» und den «New Yorker» aufgezeichnet hat, ist auch eine Erzählung davon, wie Konzerne Geheimnisse bewahren. Und wie sie dennoch ans Licht kommen.

    PFOS oder Perfluoroctansulfonsäure ist giftig, was Hansen lange nicht wusste. Die Chemikalie gehört zur Gruppe der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS). Zusammen mit PFOA (Perfluoroctansäure) war PFOS eine der ersten Fluorchemikalien, auf die Beobachter aufmerksam wurden. PFOS ist in der EU und der Schweiz reguliert und steht im Stockholmer Übereinkommen der langlebigen organischen Schadstoffe.
    Eine Analyse, die vor 27 Jahren begann

    Hansens Geschichte beginnt 1997 – rund ein Jahr, nachdem die Wissenschaftlerin angefangen hatte, für den Weltkonzern 3M zu arbeiten. Die damals 28-jährige Chemikerin bekommt den Auftrag, in Blutproben nach PFOS zu suchen. PFOS ist eine der Fluorchemikalien, die 3M herstellte. Die Substanz fand sich – wenig überraschend – im Blut vieler Angestellter. Für 3M kein Grund zur Besorgnis.

    Ein unabhängiges Labor hatte PFOS in Blutproben gefunden, die keinen Bezug zu 3M hatten. Hansens Vorgesetzter beauftragte sie, dem nachzugehen. In Folge analysierten die Chemikerin und ihr Team Blutproben, die sie bei einem Laborausstatter bestellt hatten. Nach vielen Tests und mehreren Wochen wurde offensichtlich, dass alle mit PFOS kontaminiert waren – auch Blutproben von Personen, die nie mit 3M zu tun gehabt hatten.
    Auf der Suche nach der einen sauberen Probe

    Hansen informierte ihren Vorgesetzten. Er sagte nur wenig. Kurz darauf ging er überraschend in den Vorruhestand, ohne sich weiter zu äussern. Ein übergeordneter Manager meinte, sie habe wohl einen Fehler in ihren Analysen gemacht.

    Hansen überprüfte ihre Ergebnisse mit einer anderen Analysemethode. Sie bestellte Blut bei anderen Lieferanten, reinigte das Labor, überprüfte das verwendete Labormaterial. Sie bestellte drei neue kostspielige Massenspektrometer. Sie reiste zu anderen Laboren und testete ihre Proben dort. Das Ergebnis blieb das gleiche.

    Ein Kollege brachte ihr das Blut seines Pferdes, um sich über sie lustig zu machen. Sie fand darin PFOS. Genauso wie im Blut von Adlern, Schweinen und Kaninchen. Die einzigen Blutproben, in denen sie PFOS nicht fand, stammten aus der Zeit vor seiner Erfindung Mitte der 1950er-Jahre.

    Konnte das sein?

    Schon Hansens Vater hatte für 3M gearbeitet. Viele der zahlreichen Produktideen des Konzerns stammten von ihm. Hansen war in der Nähe des 3M-Hauptsitzes in Minnesota aufgewachsen. Sie hatte ihre Kindheit mit gelben Klebezetteln, Imprägnierspray, Teflonpfannen, beschichteten Lebensmittelverpackungen und Klebeband von 3M verbracht. 3M-Produkte waren jedem bekannt.
    Eine unglaubliche Erkenntnis

    Laborratten, die mit Fischmehl gefüttert wurden, hatten mehr PFOS im Blut, fand sie als nächstes. Demnach war die Chemikalie bereits in die Nahrungskette gewandert. Die PFOS-Konzentration im Blut der Ratten stieg stetig an, wenn sie davon frassen. Nur bei weiblichen Ratten sank sie gelegentlich wieder. Nämlich dann, wenn sie trächtig waren. Babys waren also schon im Mutterleib einer Chemikalie ausgesetzt, die aus der Natur nicht verschwindet.

    Da war Hansen bereits auf der Suche nach der einen Probe, die kein PFOS enthielt. Sie fand nach langer Suche Blut aus den 1980er- und 1990er-Jahren, das aus dem ländlichen China stammte. Einer der wenigen Orte, an die 3M-Produkte noch nicht gelangt waren. Da wusste sie, dass sie recht hatte. Alle ihre Analysen stimmten. Eine Chemikalie, die ihr Arbeitgeber herstellte, fand sich im Blut der gesamten Bevölkerung.
    Ein Konzern, der alles wusste

    3M wusste längst Bescheid, erfuhr sie als nächstes. Schon zwanzig Jahre zuvor hatten die Wissenschaftler Donald Taves and Warren Guy Fluorchemikalien in menschlichem Blut gefunden. Sie kontaktierten 3M und baten um Prüfung.

    Hansen traf sich mit Richard Newmark, dem damals zuständigen Chemiker bei 3M. Die Chemikalie sei PFOS gewesen, bestätigte er. Er sei von 3Ms Anwälten gedrängt worden, seine Ergebnisse nicht zu verbreiten, erklärte er der jüngeren Chemikerin. Taves und Warren fehlten die Forschungsgelder, um der Sache nachzugehen. Beide Wissenschaftler wechselten kurz darauf ihre fachliche Ausrichtung.

    Ein Gespräch Hansens mit der Führungsebene von 3M Anfang 1999 drehte sich weniger um die Ergebnisse ihrer Forschung als darum, wer davon wusste. Der CEO Livio DeSimone sei während des Treffens eingeschlafen, berichtet sie.
    Ein frostiges Arbeitsklima

    Schon nach dem Abschied ihres Vorgesetzten hatte sich Hansens Verhältnis zu anderen 3M-Mitarbeitenden abgekühlt. Vorgesetzte hatten aufgehört, sie zu grüssen. Angestellte beschuldigten sie, mit ihren Analysen dem Unternehmen schaden zu wollen.

    Sie habe oft ihren Mann angerufen, bevor sie das Labor verliess, weil sie Angst gehabt habe, auf dem Weg über den dunklen Firmenparkplatz angegriffen zu werden, erinnert sich die Chemikerin gegenüber der berichtenden Journalistin.
    Ein schmutziges Geheimnis

    Schmutzige Geheimnisse, schreibt die Journalistin Sharon Lerner, habe sie sich immer anders vorgestellt. Als Ordner mit brisanten Dokumenten vielleicht, die unter hohem Risiko bei Nacht und Nebel aus einem Unternehmen geschafft werden, damit die Öffentlichkeit endlich davon erfährt. 3M hatte es lediglich geschafft alles Wissen um die problematischen Fluorchemikalien so voneinander zu trennen, dass niemand genügend Details kannte.

    Als sie von ihren Projekten abgezogen und Teile ihres Teams umverlegt wurden, wehrte sie sich nicht. Hansen arbeitete noch mehr als 20 Jahre bei 3M, keine ihrer Aufgaben hatte mit Fluorchemikalien zu tun.

    Das Thema PFOS vermied sie, so gut es ging. Die Chemikalie war schliesslich harmlos. Das sagten ihr zumindest ihre Vorgesetzten.
    Der Skandal, von dem viele ein bisschen wussten

    Schon 1979 hatte der anerkannte Toxikologe Harold Hodge 3M vor PFOS gewarnt. Da wusste die Führungsebene bereits, dass PFOS schwere Schäden bei Versuchstieren verursacht und die Leber der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Produktion schädigt. Hodges Warnung wurde aus den Gesprächsprotokollen entfernt.

    Sogar die US-Umweltagentur EPA wusste irgendwann Bescheid. Im Mai 1998 hatte 3M die EPA darüber informiert, dass sie PFOS in Blutproben aus den gesamten USA gefunden hatte. Schäden seien nicht bekannt, behauptete der Konzern. Ein Jahr später setzte der Konzern die Behörde über 14 weitere Fluorchemikalien in Kenntnis, die Hansen ebenfalls im Blut nachgewiesen hatte. Ihr Name wurde in beiden Fällen nicht erwähnt.

    Noch ein Jahr später, im Mai 2000, gab das Unternehmen auf einer Pressekonferenz zu, dass es «völlig überraschend» PFOS im Blut von Blutbanken gefunden hatte. So zitierte es die «New York Times».

    Da war Hansen 31 Jahre alt und schwanger mit Zwillingen. Die letzte Blutprobe, die sie auf PFOS analysierte, war ihre eigene. Sie fand einen der niedrigsten Werte, die sie bisher in menschlichem Blut gemessen hatte. Und dachte an die Ratten, die die Chemikalie an ihre Jungen weitergegeben hatten.
    Der lange Weg in die Öffentlichkeit

    2002 kündigte 3M an, dass es PFOS durch eine andere Chemikalie namens PFBS (Perfluorbutansulfonsäure) ersetzen werde. Auch diese würde ewig in der Umwelt bleiben.

    Das Geheimnis hatte inzwischen Risse bekommen. 1999 hatte der Anwalt Rob Billot die erste mit PFAS verbundene Klage eingereicht. Es ging um eine andere Chemikalie namens PFOA (Perfluoroctansäure) und das Unternehmen DuPont, das damit die Umwelt verschmutzt hatte (Infosperber berichtete). Billots Klage machte Behörden und Öffentlichkeit auf die Gefahren von Fluorchemikalien aufmerksam.

    2006 bezahlte 3M rund 1,5 Millionen Dollar Strafe, weil es über die Gefahren von Fluorchemikalien nicht informiert hatte. Ein Klacks im Verhältnis zu den Umsätzen, die der Konzern damit gemacht hatte.

    Fluorchemikalien hiessen da bereits PFAS. Medien berichteten darüber. Die Gegend um den Firmensitz von 3M in Minnesota war damit verschmutzt, fand man. PFAS waren in Fischen und im Trinkwasser. Hansen klammerte sich weiter an das Mantra von 3M, die Chemikalie sei harmlos. Selbst ihrem Mann erklärte sie wiederholt, PFOS sei nicht schädlich.

    Für eine Wissenschaftlerin ein erstaunliches Verhalten. Es gibt einige Chemikalien, die lange breit verwendet wurden, bevor ihre Schädlichkeit offensichtlich wurde. Hansen selbst trug vor ihrer Beschäftigung bei 3M zur Entdeckung einer Industrieverschmutzung mit PCB bei – einem der gefährlichsten Umweltgifte. Auch PCB hatte lange als unschädlich gegolten.

    2021 schickte ihr ein Bekannter einen Ausschnitt aus der John Oliver-Show. In der Ausgabe der bekannten Comedy-News-Sendung ging es um ewige Chemikalien. Sie verursachten Krebs, störten das Immunsystem und seien überall, sagte Oliver in seiner prägnanten Art («The world is basically soaked in the Devil’s piss right now»).

    Jetzt endlich fing Hansen nachzuforschen und fühlte – Erleichterung. Wissenschaftler:innen studierten die Effekte von PFOS und seine Verbreitung. Und Wut – jahrelang hatten ihre Vorgesetzen sie Glauben gemacht, die Chemikalie sei harmlos. Sie war betrogen worden.

    2022 verliess Hansen das Unternehmen und kontaktierte Sharon Lerner, die für ihre Recherchen über PFAS bekannt ist. Fast ein Vierteljahrhundert nach ihren Entdeckungen und 60 Jahre nach der Erfindung von PFAS. Heute engagiert sie sich ehrenamtlich in Naturschutzprojekten.
    Die Dinge, die keiner hören wollte

    Jim Johnson, der Vorgesetzte, der Hansen mit der Analyse der ersten Blutproben beauftragt hatte, hatte fast alles gewusst, fand Lerner. Er habe bereits in den 1970er-Jahren festgestellt, dass PFOS in der Natur nicht zerfällt, sagte der heute 81-Jährige im Gespräch. Er fand heraus, dass sich die Chemikalie im Körper von Versuchstieren anreichert und dass sie sich im Blut vieler Menschen fand. Dennoch hielt er sie für grösstenteils harmlos.

    Er sei der Firma gegenüber loyal geblieben, sagt er. Über manche Dinge sei bei 3M auch nicht gesprochen worden. Niemand sei daran interessiert gewesen, dass eine derartig erfolgreiche Chemikalie schädlich sein könnte. Über manches könne und dürfe er auch heute nicht sprechen. Vor Gericht sei er ein schlechter Zeuge, schliesslich sei er alt und vergesslich.
    2024: PFAS sollen umfassend reguliert werden

    Im Dezember 2022 kündigte 3M an, die Produktion sämtlicher PFAS einzustellen. Im April 2024 stellte die EPA offiziell fest, dass PFOS und PFOA «Krebs verursachen können» und erliess strenge Grenzwerte für Trinkwasser (Infosperber berichtete). 3M habe mittlerweile genügend PFOS produziert, um sämtliche Süsswasservorkommen der Erde über diesen Grenzwert hinaus zu verschmutzen, schreibt Lerner.

    Mittlerweile hat 3M in Folge von Klagen Milliarden für Trinkwasserreinigungsanlagen von zahlreichen US-Gemeinden ausgegeben. Noch offene Klagen wegen Umweltverschmutzung könnten Fachleuten zufolge zur teuersten Klageserie der USA werden. Es geht um eine mittlere dreistellige Milliardensumme.

    Zahlreiche US-Amerikaner:innen haben Krebs, an dessen Entstehung PFAS einen Anteil haben könnten. PFAS werden Stück für Stück reguliert, viele Parlamentarier:innen und Umweltschutzorganisationen wollen sie bis auf wenige Ausnahmen ganz verbieten.

  • Wie uns die Internet-Giganten wieder zu Vasallen machen
    https://www.infosperber.ch/gesellschaft/technik/wie-uns-die-internet-giganten-wieder-zu-vasallen-machen

    11.05.2024 von Heinz Moser - Die Digitalisierung stellt die industrielle Welt auf den Kopf. Es droht eine Rückkehr zur Feudalherrschaft.

    Wenn sich die grössten IT-Unternehmen der Welt mit neuen Produkten durchzusetzen versuchen, kann sich ein einzelner Staat wie die Schweiz nicht entziehen. Umso mehr Einfluss haben die Bosse der digitalen Wirtschaft und ihre weltumspannenden Plattformen gegenüber den staatlichen Mächten. Die grössten dieser US-Konzerne werden als «7 Magnificants» bezeichnet, da sie die globale Wirtschaft mit ihren Milliarden bestimmen. Sie sind offenbar nicht nur «gross», sondern auch «grossartig». Gemeint sind damit Amazon, Alphabet, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla.

    Die Tech-Giganten beherrschen mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten die digitale Wirtschaft: Apple und Microsoft sind seit Jahrzehnten Schwergewichte auf dem PC-Markt. Dazu kommen Plattformen für Online-Verkäufe wie Amazon oder von «Social Media» wie «Meta». Allerdings handelt es sich um eine Momentaufnahme. Nvidia ist erst kürzlich mit dem Hype um KI zu den führenden Konzernen aufgestiegen, und chinesische Anbieter wie Baidu, Alibaba und Tencent holen rasant auf.

    Die «glorreichen Sieben»

    Die «glorreichen Sieben» prägen immer stärker die Kultur des digitalen Zeitalters. Wie stark ihr gesellschaftlicher Einfluss ist, zeigt sich daran, dass die Bosse und Entrepreneure des digitalen Zeitalters leicht mit den grossen Unternehmern des Industriezeitalters verglichen werden können – etwa mit John Rockefeller in den USA oder mit Alfred Escher, dem Zürcher Industriekapitän des 19. Jahrhunderts. Dieser war hierzulande führender Vertreter des Industriekapitalismus und Zürcher Regierungsrat. Er förderte massgeblich die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) und war Pionier der Eisenbahnverbindung durch den Gotthard.

    Steve Jobs und Apple: Die Ikone des digitalen Zeitalters ist Steve Jobs, der charismatische Chef von Apple, der früh an Krebs verstarb. Er schaffte es, mit dem Iphone eine neue Form der Kommunikationskultur zu begründen. Sein Biograf Walter Isaacson zeigt auf, dass Jobs eine Mischung aus Genie und Wahnsinn war. Einerseits ein absoluter Perfektionist, für den Design alles zählte, aber auch despotisch und machtbewusst. Seit den Apple-Rechnern und dem legendären Mac entwickelte er seine Gerätepalette für den digitalen Alltag stetig weiter. Jobs veränderte mit dem Macintosh die ganze Computerindustrie und mit dem Ipod die ganze Musikindustrie. Die oft auch brutale Härte hinter dieser Erfolgsgeschichte zeigt Isaacson (S. 363) am Personal-Digital-Assistent «Newton» auf, den Jobs von einem auf den anderen Tag fallen liess. Jobs brüskierte damit den damaligen Apple-CEO Gil Amelio, indem er ihn am Telefon aufforderte «Newton abzuschiessen». Amelio war total überrumpelt und fragte nach, ob das nicht zu teuer wäre. Jobs darauf: «Hak es ab, schreib es ab, werd es einfach los. Es spielt keine Rolle, was es kostet. Die Leute werden Hurra schreien, wenn es in der Versenkung verschwunden ist.»

    Wie exzentrisch und machtbewusst die neuen Mogule des Plattformkapitalismus sind, zeigen auch andere Exponenten der «glorreichen Sieben»:

    Bill Gates und Microsoft: Die Biographie von Bill Gates wird im Buch des Investigationsjournalisten Tim Schwab mit «Das Bill-Gates-Problem» überschrieben. Der Microsoft-Gründer, der durch seine Stiftung als Wohltäter gilt, ziehe nicht nur finanziellen Nutzen aus seiner Stiftung, sondern übe durch sie auf undemokratische Weise enorme Macht aus. Schon nach der Gründung von Microsoft galt Gates als arrogant und skrupellos. Als sein Partner Paul Allen erkrankte, versuchte er ihn finanziell auszubooten. Gates, so Allen, sei ein Mensch, der sich stets gedrängt fühle, seine Überlegenheit zu beweisen und andere zu vernichten, wenn er das könne.

    Auch der Mythos des Wohltäters ist seit Tim Schwabs Buch angekratzt. Gates sei in Wirklichkeit ein Machthaber und seine Gates Foundation in Wahrheit eine politische Organisation – ein Werkzeug, um in der öffentlichen Politik mitzumischen. Der Philanthropismus der Superreichen sei ein Mittel, um weltweit auf die Politik Einfluss zu nehmen – und dies auf undemokratische Weise. Tim Schwab schreibt dazu: «Dass die Superreichen ihr Privatvermögen nahtlos in politische Macht verwandeln können, ist ein deutliches Zeichen für ein Scheitern der Demokratie und das Aufkommen einer Oligarchie» (S. 27). Gemäss der NZZ kamen mehr als 10 Prozent des Budgets der WHO für 2020/21 von der Gates Foundation. Einzig Deutschland bezahlte mehr.

    Marc Zuckerbergs Konzern Meta: Mark Zuckerberg hat Facebook 2004 als Social-Media-Netz gegründet und ist bis heute CEO dieses Unternehmens. Mit seinen Mitgründern überwarf er sich, zahlte sie dann aber nach einem Vergleich aus. Als Facebook nach 2010 aus der Mode kam, dachte man bereits ans Ende der Höhenflüge seines Konzerns. Doch Zuckerberg kaufte seine wichtigsten Konkurrenten Whatsapp und Instagram auf und ist bis heute einer der führenden Internet-Unternehmer im Bereich der Social Media geblieben.

    Als in den USA der Stern von Donald Trump zu leuchten begann, war Facebook tief in den Wahlkampf verstrickt. Die Firma Cambridge Analytica hatte die Profile von 87 Millionen Facebook-Nutzern ausgewertet, um gezielt mit den unrechtmässig abgegriffenen Daten Wahlkampf zu betreiben. Gemäss der New York Times konnten damit die privaten Social-Media-Aktivitäten eines grossen Teils der amerikanischen Wählerschaft zugunsten des Wahlkampfs von Donald Trump ausgenutzt werden. Sechs Jahre später akzeptierte der Facebook-Mutterkonzern Meta einen Vergleich, mit welchem die Sammelklage von Usern durch die Zahlung von 725 Millionen US-Dollar beigelegt wurde.

    Jeff Bezos und Elon Musk: Auch Jeff Bezos, Chef der Warenplattform Amazon, hat sich politisch in Stellung gebracht, indem er die Washington Post, eine der renommiertesten Zeitungen der USA, 2013 für 250 Millionen Dollar kaufte. Frank Lobigs, Medienwirtschaftler an der Technischen Universität Dortmund, meinte damals im Deutschlandfunk, es handle sich um einen «mäzenatischen» Zug, um die traditionsreiche Zeitung zu erhalten. Die «Zeit» kommentierte diesen Kauf deutlich nüchterner: «Die Washington Post wird nicht Amazon gehören, sondern Bezos persönlich; sie wird von der Börse genommen. Aber der Gedanke, dass er das Hauptstadtblatt nicht auch für Lobbyarbeit für Amazon nutzen wird, ist absurd.»

    Ursprünglich waren die Mogule des digitalen Kapitalismus eng mit der Entwicklung der digitalen Kommunikationsmittel (PC, Internet und Handy) verbunden. Die digitalen Plattformen und die Daten, die hier bewirtschaftet werden, sind heute weit darüber hinaus der Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. Das belegt Jeff Bezos Amazon, das den Online-Handel weltweit dominiert. Aber auch der Autobauer Tesla von Elon Musk ist ein breit aufgestellter Technologiekonzern, der über die Auswertung der Daten seiner Kunden das autonome Fahren forciert.

    Die Rivalitäten der Tech-Mogule

    Die Plattformen und ihre egomanischen Besitzer kämpfen oft hemdsärmelig um ihre Pfründen und Königreiche. Das kann bis zu persönlichen Auseinandersetzungen gehen. So kündigten Marc Zuckerberg und Elon Musk einen Mixed-Martial-Arts-Kampf für 2024 an. Doch dieser Kampf rückte gerade in weite Ferne. Denn Zuckerberg hatte sich im Training für den Käfigkampf das Kreuzband gerissen und musste operiert werden. Mit harten Bandagen wird aber auch in den Geschäftsbereichen der Tech-Milliardäre operiert. Legendär ist die Rivalität zwischen Bezos Amazon und Musks Firma Space Ex in der Raumfahrt. Beide sind mit ihren wiederverwendbaren Raketen Rivalen, die Touristen in den Weltraum senden und den Mars besiedeln wollen.

    Auch bei der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz stehen die Grosskonzerne in Konkurrenz. Neben Chat GPT von der Firma Open AI, die eng mit Microsoft verbunden ist, und Google mit «Bard» sind hier immer mehr Konkurrenten im Rennen. So entwickelt auch der «Meta»-Konzern von Facebook das eigenen Sprachmodell Llama 3, das die bisherigen KI-Modelle übertreffen soll. Und es stehen auch Jeff Bezos mit «Perplexity» und Elon Musk mit «Grok» in den Startlöchern.

    Die These vom Technofeudalismus

    Angesichts der neuen Tech-Herrscher, die sich um geltende Regeln nicht scheren, wenn sie quer zu ihren Anliegen verlaufen, stellt sich die Frage, ob sich die Welt zur feudalistischen Herrschaftsform zurückbewegt. Der ehemalige Wirtschaftsminister Griechenlands, Yannis Varoufakis, spricht von einem «Technofeudalismus», der sich als neue Herrschaftsform zu etablieren beginnt. Der klassische Kapitalismus sei tot, und es habe eine neue Ära begonnen. Das Entscheidende der neuen «digitalen Herrschaft»: Sie floriert nicht mehr über die Güter, welche produziert werden. Vielmehr zahlen die Firmen, die dort ihre Produkte anbieten eine Abgabe. Diese vergleicht er mit dem Lehen, das im Mittelalter die Bauern abzugeben hatten. Heute geschehe dies in Form von Daten, welche die Besitzer dieser neuen Plattformen für ihre eigenen Zwecke abschöpfen. Mit jedem Click und jedem Like vergrössern sie ihre Macht, denn die Währung, die zu dem unglaublichen Reichtum der Konzerne führt, sind unsere Daten, die wir an sie abgeben. Technofeudalismus sei die Vorstellung, dass wir Big-Tech (Amazon, Google, Apple und Meta) dienen, indem wir Daten für den Zugriff auf ihre Cloud zur Verfügung stellen. So wird das autonome Fahren, das Musk mit Tesla vorbereitet, nur aufgrund der Millionen von Kundendaten möglich werden, die verarbeitet werden.

    Nach Varoufakis haben die konventionellen kapitalistischen Hersteller fast keine andere Wahl mehr, als ihre Waren nach dem Gutdünken der Cloudalisten zu verkaufen und ihnen für dieses Privileg eine Gebühr zu zahlen. Sie entwickeln damit zu ihnen eine Beziehung, die sich nicht von Vasallen gegenüber ihren feudalen Oberherren unterscheidet. Die These vom Technofeudalismus unterstützt auch der Genfer Wirtschaftsprofessor Cédric Durant. Für ihn bedeutet der Technofeudalismus, dass mit der Digitalisierung der Welt ein grosser Rückschritt begonnen habe. Die Wettbewerbsbeziehungen hätten sich zu Abhängigkeitsverhältnissen entwickelt. Folgen seien die Rückkehr der Monopole, die Abhängigkeit der Subjekte von Plattformen, die Verwischung der Unterscheidung zwischen Wirtschaft und Politik.

    Die Macht der Clouds

    Das Aufkommen der Internet-Giganten ist nicht allein eine weitere industrielle Revolution. Nach Varoufakis ist damit jene Epoche zu Ende, welche die Fesseln des mittelalterlichen Feudalismus auflöste, aus dem dann Kapitalismus und Demokratie hervorgingen. Der Vasall wird wieder an seinen neuen Herrn, den Cloud-Kapitalisten, gebunden. Die Besitzer der Plattformen erwerben eine immense Macht, indem sie unser Verhalten vorhersagen, unsere Präferenzen lenken und unsere Entscheidungen beeinflussen. Sie machen uns zu ihren unbezahlten Dienern, deren Aufgabe es ist, die dazu notwendigen Algorithmen zu trainieren. Allerdings kann die Macht der Cloud auch überschätzt werden. Die Cloud ist auf die Massenproduktion von industriellen Waren angewiesen, damit Abgaben fällig werden. So ist für Tesla die Cloud zwar wichtig, aber es braucht auch die industriellen Innovationen, welche aus dem Elektroauto ein gefragtes Produkt machen. Insgesamt gilt: Erst wenn innovative Produkte auf Online-Märkten angeboten werden, können die Plattformen davon profitieren.

    Dass auch die Macht des Technofeudalismus auf tönernen Füssen steht, zeigt das Beispiel von Elon Musk, der mit Tesla und seiner chinesischen Gigafactory den chinesischen Markt aufrollte. Es war eine klassische industrielle Strategie, welche Tesla nutzte, um in China führender Anbieter von Elektromobilen zu werden. Die New York Times weist darauf hin, wie Musk eng mit staatlichen Führungskräften zusammenarbeitete – etwa mit dem heutigen chinesischen Ministerpräsidenten Lu Qiang. Diese «symbiotische» Bindung an Chinas Staatsführung ist für die New York Times besorgniserregend, da Musks Weltraum-Unternehmen SpaceX heikle Pentagon-Verträge hat und einen grossen Teil des Satelliten-Internets der Welt kontrolliert.

    Es ist zudem Ironie der Geschichte, dass die China-Strategie von Tesla letztlich die chinesischen Autobauer stärkte. Der chinesische Rivale BYD überholte Tesla am Ende des letzten Jahres bei den weltweiten Verkäufen. Der Aktienkurs von Tesla brach aufgrund rückläufiger Verkäufe in China ein. Musk büsste den Titel des reichsten Mannes der Welt ein. Erst im April dieses Jahres kündigte Tesla die Entlassung von weltweit 10 Prozent der Belegschaft an. Aber auch chinesische Tech-Riesen wie Alibaba oder Baydou gefährden die westlichen Grosskonzerne. Dabei passt das Bild des Technofeudalismus nur beschränkt, weil in China der Staat die eigenen Konzerne unterstützt. Es könnte deshalb sein, dass der Technofeudalismus die Warengesellschaft des Kapitalismus nicht ablöst, sondern neue Dynamiken im bisherigen Wirtschaftssystem hervorruft. Wie die Soziologin Sabine Pfeifer festhält, führt dies zu Fragen wie: «Welche Mechanismen des Kapitalismus verstärken, verändern und verschieben sich?»

    Was die demokratischen Gesellschaften gegen den Technofeudalismus tun können

    Dass die Bäume der Tech-Magnaten auch gegenüber gewerkschaftlichen Kräften nicht in den Himmel wachsen, musste Elon Musk, der mit Gewerkschaften wenig am Hut hat, am Beispiel von Schweden lernen. Hier steht er unter starkem Druck, weil die Arbeiter von Tesla einen Tarifvertrag fordern und seit einem halben Jahr im Streik stehen. In Schweden und in anderen nordischen Ländern werden die Forderungen der Tesla-Beschäftigten mit Sympathieaktionen unterstützt. Für Musk war dies unverständlich, weil er die Mentalität europäischer Gewerkschaften zu wenig kennt. Sein Kommentar auf X: «Das ist verrückt.» Vor wenigen Tagen besänftigte er seine Tonlage: «Ich denke, der Sturm ist vorüber. Die Dinge sind in Schweden in einer ganz guten Verfassung.»

    Besonders wichtig für die Demokratie sind die staatlichen Zusammenschlüsse auf der internationalen Ebene, die am ehesten den Tech-Giganten Paroli bieten können. So versucht die EU den Datenschutz durch eine «Europäische Datenschutz-Grundverordnung» (DS-GVO) zu regeln. Diese umfasst Fragen, die sich durch «Big Data» und neue Techniken oder Arten der Datenverarbeitung wie Profilbildung, Webtracking oder dem Cloudcomputing ergeben.

    Das Europäische Parlament hat in diesem Jahr zudem die Risiken des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz beschränkt. Die KI-Systeme sollen dadurch sicher, transparent, nachvollziehbar, nicht diskriminierend und umweltfreundlich werden. Gegenüber den privaten Interessen der Big-Tech-Unternehmer bilden damit staatliche Institutionen und Organisationen ein Gegengewicht zu den neofeudalistischen Tech-Fantasien. Demokratie und politische Willensbildung werden davon abhängen, ob es gelingt, eine politische Sphäre zu bewahren, welche es nicht Netzwerken wie X (dem früheren Twitter) überlässt, den öffentlichen Diskurs zu organisieren.

    Wenn die EU versucht, das eigenwillige Treiben der Tech-Konzerne in geordnete Bahnen zu lenken, so blickt das Silicon Valley misstrauisch nach Europa. Denn der EU ist es dank ihrer Wirtschaftsmacht gelungen, so etwas wie Grundregeln im Umgang mit KI und Internet zu formulieren. Nun müssten diese Regulierungen aber weltweit durchgesetzt werden – auch mit Milliardenstrafen, wenn es nötig ist. Erst dann wird der Mythos des Technofeudalismus als Entwicklung verstanden werden, die aus der Zeit gefallen ist.

    Bücher zu den Superreichen

    Walter Isaacson, Steve Jobs. München 2011 (Bertelsmann)

    Tim Schwab, Das Bill Gates Problem. Der Mythos vom wohltätigen Millionär, Frankfurt 2023 (Fischer)

    Sheera Frenkel, Cecilia Kang, Inside Facebook. Die hässliche Wahrheit, Frankfurt 2021 (Fischer)

    Walter Isaacson, Elon Musk. Die Biografie. München 2021 (Bertelsmann)

    Yanos Varoufakis, Technofeudalismus. What Killed Capitalism. London 2023 (Penguin Random House)

    #écconomie #politique #capitalisme #monopoles #impérialisme #

  • Bisher 7 ukrainische Nazi-Soldaten aus Deutschland ausgewiesen
    https://www.infosperber.ch/politik/welt/bisher-7-ukrainische-nazi-soldaten-aus-deutschland-ausgewiesen


    Maskierte und bewaffnete Neonazis, welche auf dem Maidan die Polizei angriffen. Die Wolfsangel an den Armen ist Symbol der im April/Mai 2014 gegründeten, rechtsextremen ukrainische Miliz «Regiment Asow».

    Et pourtant ils existent ... les nazis d’Ukraine.

    upg. / 18.05.2024 Die Bundesregierung erklärt, was sie bei der Ausbildung ukrainischer Soldaten in Deutschland gegen Nazis unternimmt.

    In einer parlamentarischen Antwort vom 8. Mai 2024 nennt die Bundesregierung zwei Massnahmen:

    Ukrainische Soldatinnen und Soldaten werden nach ihrer Ankunft in Deutschland bezüglich der NS-Symbole «belehrt».
    Deutsche Soldatinnen und Soldaten, die im Rahmen der Ausbildungsunterstützung mit Angehörigen der ukrainischen Streitkräfte zu tun haben, werden bezüglich rechtsextremistischer Symbole «regelmässig belehrt und sensibilisiert».

    Sieben ukrainische Nazi-Soldaten ausgewiesen

    Trotz dieser Aufklärung hielten sich einzelne ukrainische Soldaten nicht daran.

    «Sind bei den ukrainischen, in Deutschland ausgebildeten, Soldaten rechts-extremistische Symbole wie Tätowierungen, Kleidungsstücke etc. gefunden worden, und wenn ja, um wie viele Fälle handelt es sich, und was hat die Bundesregierung dagegen unternommen?»

    Auf diese parlamentarische Anfrage der AfD antwortete die Bundesregierung:

    «Im Rahmen der durch die Bundeswehr für die ukrainischen Streitkräfte durchgeführten Ausbildungen wurden sieben derartige Fälle festgestellt. Die Ausbildung der betroffenen ukrainischen Soldaten wurde in Abstimmung mit den ukrainischen Streitkräften sofort beendet und die betroffenen Personen in die Ukraine zurückgeführt.»

    Über den Zeitpunkt äussert sich die Bundesregierung nicht.

    In Deutschland darf man eine ganze Reihe von Kennzeichen aus der Nazi-Zeit und auch Zeichen von rechtsextremen Organisationen, die seit 1945 verboten wurden, nicht tragen oder zeigen.

    Symbole der ukrainischen extremen Nationalisten dagegen sind laut Bundesregierung in Deutschland nicht verboten, weil die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN-UPA), andere Organisationen oder das Asow-Regiment «nach Kenntnis der Bundesregierung in Deutschland nicht tätig sind».

    Die NATO prüft, Ausbilder in die Ukraine zu schicken

    «Dieser Schritt könnte die USA und Europa noch direkter in den Krieg hineinziehen», schreibt die New York Times. Die Regierung Biden erkläre zwar weiterhin, dass es keine US-Truppen vor Ort geben werde. Aber General Charles Q. Brown Jr., Vorsitzender des Generalstabs, sagte am 16. Mai, dass eine Entsendung von Ausbildern durch die NATO unvermeidlich sei: «Wir werden mit der Zeit dorthin gelangen», sagte er.

    Der Personalmangel in der Ukraine habe einen kritischen Punkt erreicht. Deshalb hätten ukrainische Beamte ihre amerikanischen und NATO-Kollegen um Hilfe bei der Ausbildung von 150’000 neuen Rekruten gebeten. Die Ausbildner sollten näher an der Frontlinie stationiert werden, um einen schnelleren Einsatz zu ermöglichen.

  • Autofahrer wünschen sich Knöpfe statt Bildschirm - infosperber
    https://www.infosperber.ch/gesellschaft/technik/autofahrer-wuenschen-sich-knoepfe-statt-bildschirm

    19.5.2024 von Esther Diener-Morscher - Bord-Computer lenken ab – und sind unbeliebt. Laut einer Umfrage wollen die meisten Autofahrer richtige Schalter betätigen.

    Autoradio, Navi, ja sogar Blinker, Scheibenwischer und Licht lassen sich in modernen Autos oft nur noch via Bildschirm betätigen. Fachleute finden das gefährlich. «Man ist zu 100 Prozent nicht mehr mit dem Verkehrsgeschehen beschäftigt», sagt der Verkehrssicherheitsexperte Christoph Lauterwasser in einem Interview mit der Automobil-Revue. Beim Manipulieren am Bordcomputer würden Autofahrer «für mehrere Sekunden völlig wegtauchen».

    Lauterwasser fordert: «Alles, was sicherheits- oder zeitkritisch ist, muss ohne Zwischenschritt erreichbar sein, also entweder über Tasten und Schalter oder auf der obersten Menüebene im Display», sagt er. Denn: Je länger die kognitive Abwendung vom Strassenverkehr dauere, umso gefährlicher werde es.
    Das Resultat der Umfrage ist eindeutig: 97 Prozent wünschen sich Tasten und Knöpfe zum Bedienen.Das Resultat der Umfrage ist eindeutig: 97 Prozent wünschen sich Tasten und Knöpfe zum Bedienen. © Automobil-Revue

    Jetzt zeigt sich: Was der Sicherheitsfachmann sagt, ist auch ganz im Sinn der Autofahrer. Die Automobil-Revue wollte in ihrer «Frage der Woche» wissen, ob Tasten und Knöpfe im Auto überhaupt noch erwünscht seien. Das Resultat war eindeutig: 97 Prozent der Teilnehmer und Teilnehmerinnen sagten ja, weil die Bedienung einfacher sei. Nur gerade 2 Prozent fanden, dass ein Touchscreen und ein Sprachassistent genüge.

  • Causa Patrik Baab : Des Journalismus‘ bezichtigt
    https://overton-magazin.de/top-story/causa-patrik-baab-des-journalismus-bezichtigt

    Je découvre la publication Overton et je ’ai pas encore d’idée où la situer politiquement et sur mon échelle de crédibilité. Pourtant cette histoire est assez remarquable pour la noter :

    Un journaliste très expérimenté "vielle école" entreprend un voyage à ses propres frais en Ukraine pour nous renseigner sur le referendum de sécession de régions frontalières avec la Russie. Il fait son travail, il observe et critique le déroulement du vote, puis il se fait bousculer et licencier par les universités où il enseigne le journalisme.

    Il est intéressant de suivre cette affaire car elle peut aider à comprendre dans quelle mesure il est justifié de qualifier de "Gleichschaltung" ce qui se passe dans médias et la société allemande.

    J’ajoute quelques liens supplémentaires sous l’article.

    10.3.2023 von Roberto De Lapuente - Patrik Baab ist ein renommierter Journalist. Aber er soll seine Know-How nicht mehr an angehende Journalisten weitergeben dürfen. Grund: Er hält sich an journalistische Standards. Und das ist heute nicht mehr gerne gesehen. Über den Niedergang einer Zunft.

    Journalisten, die mehr als nur Haltung haben, Berufsethos nämlich, haben es dieser Tage schwer. Aktuelles Beispiel: Seymour Hersh. Der amerikanische Journalist hat mittels einer anonymen Quelle herausgearbeitet, wer für die Anschläge auf Nord Stream I und II verantwortlich zu machen ist. Die US-Navy und Norwegen nämlich. Die deutsche Presse stürzte sich auf diese Eminenz des amerikanischen Investigativjournalismus und ließ den Mann wie einen Anfänger aussehen. Die Kritik kam von »Kollegen«, von Journalisten, die die meiste Zeit ihres Arbeitsleben damit zubringen, am Schreibtisch zu sitzen oder gegenseitig von sich abzuschreiben.

    Feldstudien kennen sie eher nicht. Für sie heißt journalistische Arbeit lediglich, vorgefertigte Stellungnahmen zu akzeptieren, sie lediglich auf Anweisungen hin zu hinterfragen. Als die US-Regierung Hershs Bericht dementierte, akzeptierten diese Kritiker Hershs das Dementi als glaubhafte Stellungnahme – hier endete ihr journalistisches Gespür mal wieder abrupt.

    Ähnlich wie Hersh ist es in der jüngsten Vergangenheit dem deutschen Journalisten Patrik Baab ergangen. Er hat seinen Schreibtisch verlassen, um etwas zu tun, was der zeitgenössische Journalismus in Deutschland kaum noch tut: Sich einen Eindruck vor Ort zu verschaffen. Letztlich macht man ihm genau das zum Vorwurf. Als Journalist, so empfiehlt es sich offenbar in diesen Zeiten und Landen, bleibt man brav vor seinem Laptop sitzen und recherchiert bei Wikipedia und in den Weiten von Twitter. Allerdings niemals in der Ostukraine.

    Unterwegs im Donbass

    Der NDR-Journalist Patrik Baab war im September des letzten Jahres in der Ostukraine unterwegs. Grund seiner Reise dorthin: Recherchen für ein Buchprojekt. Die Inaugenscheinnahme der Verhältnisse vor Ort, gehört für ihn zum journalistischen Standard, wie er auch in seinem 2022 erschienen Buch »Recherchieren. Ein Werkzeugkasten zur Kritik der herrschenden Meinung« darlegte. Zu jener Zeit fanden jene umstrittenen Referenden in Luhansk, Donezk und Cherson statt, die den Beitritt der Regionen zur russischen Föderation ermöglichen sollten. Baab war zugegen. Er beobachtete die Geschehnisse vor Ort als Journalist – nicht aber, wie man ihm hernach unterstellte, als Wahlbeobachter.

    Gemeinhin werden Wahlbeobachter berufen oder eingeladen. Patrik Baab hat eine solche Einladung nie erhalten, er war gewissermaßen in eigener Sache an Ort und Stelle. Als Rechercheur und neugieriger Journalist. Dennoch folgte die Reaktion prompt: Ein Bericht von Lars Wienand für das Nachrichtenportal von t-online machte damit auf, dass ein NDR-Reporter – Baab eben – bei jenen Referenden als Wahlbeobachter fungiere und damit die strittige Vorgehensweise Russlands legitimiere.

    Anders gesagt: Man machte einem Journalisten Vorwürfe, weil er seine Arbeit tat. Wenn schon alleine die Anwesenheit eines Journalisten bei kritischen Ereignissen zur Legitimation eben dieser Ereignisse führe, dann wäre – dialektisch betrachtet – Berichterstattung im eigentlichen Sinne gar nicht mehr denkbar. Denn der Journalist wäre qua Existenz schon ein beeinflussender Faktor, der nicht mehr als Chronist der Ereignisse wirken könnte, sondern Ereignisse nur durch Anwesenheit verändere. Vielleicht ist das ja der Grund, warum man heute immer seltener Vor-Ort-Recherchen betreibt: Weil man sich raushalten will – das käme freilich einem Offenbarungseid des Berufsstandes gleich.

    Die HMKW: Minutenlang mit sich gerungen

    Prompt unterstellte man Baab, er habe sich mit der Sache Putins gemein gemacht. Sein Besuch in der Ostukraine belege das. Patrik Baab selbst distanziert sich vom Krieg Russlands gegen die Ukraine. In seiner Vita als NDR-Reporter finden sich unzählige Filme und Features, die kritisch über und aus Russland berichten – und damit die russische Führungsriege nicht gut aussehen lassen. Der Infosperber hat unter einem Artikel zur Causa einige Produktionen von Baab verlinkt: Sie belegen, der Journalist hielt stets nüchterne Distanz zu Russland – professionell halt.

    Obwohl sich der Vorwurf, dass Patrik Baab als Wahlbeobachter zugegen war, nicht verifizieren lässt (hier kommen Wahlbeobachter zu Wort, Baab war nicht anwesend und auch nicht eingeladen), distanzierte sich die Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Berlin von Baab. In der Vergangenheit hatte der Journalist oft als Lehrbeauftragter dort gewirkt. Unter anderem hieß es in der Begründung der HMKW, Baab würde »den Aggressoren ein willkommenes Feigenblatt an die Hand« gebe. Außerdem betreibe er »journalistische Scheinobjektivität« – die Stellungnahme der HMKW lässt sich hier nachlesen. Interessant ist die Einleitung des Begründungstextes, in der man davon spricht, man habe von der Sache erst »vor wenigen Minuten durch den Artikel Scheinreferendum, hurra von Lars Wienand (t-online.de) erfahren« – nach Minuten hat man schon entschieden? Das klingt nicht nach einer umsichtigen Prüfung: Eher nach einem günstigen Moment für Leute, die ein politisches Exempel statuieren wollen.

    Da Patrik Baab keinen gültigen Vertrag mit der HMKW hatte, konnte er gegen diese Entscheidung nach Minutenfrist nicht vorgehen. Im Falle der Christian-Albrechts-Universität in Kiel (CAU) sieht das etwas anders aus. Sie entzog ihm eine Woche nach der HMKW den Lehrauftrag. Die Begründung: Faktisch dieselbe. Offenbar machte man sich in Kiel nicht mal die Mühe und kontaktierte Baab vorab. Begründung seitens der CAU: Es sei »Gefahr in Verzug« gewesen. Man rätselt, was das bedeuten soll: Stand Baab mit Panzern vor Kiel – geht ja gar nicht, denn die Panzer Richtung Ukraine stehen nicht vor, sie stehen in Kiel.

    In dieser Sache ist nun eine Widerspruchsklage anhängig, der »Widerruf der Lehrtätigkeit« scheint aus vielerlei Gründen unbegründet. Baab war ja nun eben kein Wahlbeobachter, ging seiner Arbeit nach: Die CAU hat eine mangelnde Sorgfaltspflicht beim Überprüfen von Pressemeldungen zu Baabs Reise bewiesen. Sie hat eben genau das getan, wovor Baab als Journalist dringlich warnt: Sie hat ungeprüft Behauptungen übernommen.

    Eine sehr kurze Geschichte der Uni Kiel

    Ohne jetzt vertieft auf die historischen Verfehlungen der CAU eingehen zu wollen: Die Kieler Universität hat schon aus Tradition ein recht gespaltenes Verhältnis zu demokratischen Standards – um es mal freundlich auszudrücken. So tat sie sich etwa 1914 durch Hurra-Patriotismus hervor, stützte Jahre später den Kapp-Putsch mit einem Freikorps (der Schriftsteller Axel Eggebrecht berichtete sehr anschaulich in seinem Buch »Der halbe Weg. Zwischenbilanz einer Epoche« davon) und stand 1933 nicht nur nicht abseits, sondern ermutigte Professoren deutlich, die neuen Machthaber zu unterstützen. Die Autorin Katia H. Backhaus hat zudem in ihrer Arbeit »Zwei Professoren, zwei Ansätze. Die Kieler Politikwissenschaft auf dem Weg zum Pluralismus (1971 – 1998)« herausgearbeitet, dass der Lehrkörper der CAU in den Achtzigerjahren eng mit Geheimdiensten (mit deutschen und auch amerikanischen) zusammenarbeitete.

    Auf diese geschichtliche Dimension der CAU wird demnächst gesondert rekurriert, das verdient nochmal einer genauen Betrachtung. Erinnert sei aber noch an jenen erst neulich auffällig gewordenen Professor namens Joachim Krause vom Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel. Der hatte unlängst zur Eskalation aufgerufen und dabei – schlimme Wortschöpfung – von einer »Eskalationsphobie« in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung gesprochen. Krause ist freilich noch nicht mal von der CAU gerügt worden. Dabei gäbe es rückblickend mindestens einen weiteren Grund dazu.

    Denn vor zwanzig Jahren hat Krause den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Vereinigten Staaten und der Briten gegen den Irak gerechtfertigt. Beredt Zeugnis legt Krauses Analyse von 2003 ab: Sie ist hier nachzulesen. In den Schlussbemerkungen liest man, »dass die Politik der USA gegenüber den Irak (einschließlich der Androhung eines gewaltsamen Regimewechsels) im Sinne der internationalen Ordnung der Kollektiven Sicherheit außerordentlich konsequent ist und auch notwendig«. Und weiter: »Primäres Motiv der US-Politik ist es, einen Staat in die Schranken zu weisen, der die derzeitige internationale Ordnung wie kein anderer herausfordert […]« – offenbar ließ sich Krause mit dieser Aussage von jenen Falken der US-Politik beeinflussen, die damals bereits von Massenvernichtungswaffen im Irak sprachen und deren Drängen in jenen lügenbehafteten Auftritt Colin Powells vor dem UN-Sicherheitsrat mündete.

    Damals im Irak: Kein Angriffskrieg?

    Kritikern, die schon damals von einem nicht legitimierten Angriffskrieg sprachen, erteilte Krause gleich noch eine Absage. Er schrieb: »Für die Annahme, wonach die Politik der USA primär durch egoistische Energieinteressen geleitet seien, findet sich kein Anhaltspunkt.« Anders jedoch Franzosen und Russen, sie orientierten sich »durch sehr eng definierte finanzielle Interessen an Erdölexploration im Irak«. Die US-Außenpolitik, so erklärte Krause damals also recht ungeniert, handle aus Gründen guter Absicht – man stelle sich mal vor, das würde heute einer Putin oder Russland ganz allgemein nachsagen wollen.

    Die CAU wirft Patrik Baab vor, er habe seine journalistische Arbeit nicht richtig gemacht, weil er parteilich auftrete: Jedenfalls ist das die Quintessenz, zu der man kommen muss, führt man sich die Begründung zu Gemüte. Aber ein Akademiker, der in Sicherheitspolitik macht und gleichzeitig von »Eskalationsphobie« spricht: Wie geht das zusammen? Ist das die Wortwahl eines Menschen, der sich auf sicherheitspolitische Fragen spezialisiert hat? Weshalb unterstellt Krause niemanden, dass er seinen Aufgabe verfehlt hat?

    Hätte Patrik Baab der Eskalation des Krieges bis hin zum potenziellen Atomschlag das Wort geredet, würde er heute munter Vorträge in Kiel halten. Sein Vergehen war, dass er sich nicht zum akademischen Nutzidioten machen ließ, sondern seinem Arbeitsethos nachging: Er postuliert keine ideologischen Worthülsen, sondern macht das, was er kann: Berichterstattung.

    Grundsätzlich scheint das – wie oben schon angerissen – der schlimmste Vorwurf zu sein, mit dem man aktuell konfrontiert werden kann. Journalismus wird seit längerer Zeit als etwas begriffen, was die Strukturen der Macht konstruktiv begleitet. Er wird nicht als Korrektiv umgesetzt, sondern schreibt sich auf die Fahne, die Politik durch den Alltag zu lotsen. Nach Möglichkeit ohne zu viel Aufsehen zu erregen. Synonym für diese Entwicklung sind Legionen von Journalisten, die sich als sogenannte Faktenchecker verdingen. Ihre Aufgabe besteht nicht daran, etwaige Fakten ans Licht zu befördern, sondern Fakten zu schaffen, die politische Vorgaben oder Entscheidungen flankieren und stützen. Der Faktencheck wäre qua Definition ja ergebnisoffen zu betreiben: Wenn man jedoch schon mit einer Absicht ans Werk geht, ist nach hinten nichts offen, sondern schon alles abgesperrt und eingehegt.

    Nur schlechte Journalisten sind gute Journalisten

    Journalisten wie Patrik Baab kommen aus einer anderen Zeit, in der es noch als selbstverständlich galt, auch mal mit den Mächtigen oder auch nur mit dem eigenen Redakteur anzuecken. Natürlich sind Journalisten narzisstisch, ein Umstand, den Patrik Baab in seinem oben genannten Buch selbst bestätigt: Sie wollen – und wollten – immer von sich Reden machen. In anderen Tagen gelang das durch einen investigativen Coup, durch eine schwer ans Tageslicht geförderte Information, die man präsentieren konnte. Heute macht man von sich reden, wenn man Narrative stützt, die Wirtschaft und Politik etablieren möchten. In diesem neuen Sinne ist Baab freilich ein schlechter Journalist – eben weil er ein guter Journalist ist.

    Das haben auch einige Studenten der Universität Kiel erkannt. Sie fordern Gerechtigkeit für Baab. Ihr Statement auf einem kleinen Telegram-Kanal zur Affäre Baab lautet: »Umfassende Recherche, die alle Blickwinkel beleuchtet, ist ein journalistisches Qualitätsmerkmal und kein moralisches Verbrechen. Wir fordern daher Patrik Baabs sofortige Wiedereinstellung an der CAU.« Julian Hett, Initiator des sich formierenden Widerstands gegen den CAU-Kurs sagte mir außerdem: »Der t-online Artikel vertrat falsche Tatsachenbehauptungen, die mittlerweile korrigiert wurden. Somit war es klar für mich: Reputation vor Wahrheit! Die letzten drei Jahre Corona-Politik an der Universität haben mir schon gezeigt, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt. Es braucht deshalb dringend Reformen, die wieder die Wahrheit ins Zentrum stellen und Debatten zulassen, auch wenn sie kontrovers sind. Stattdessen wird sich aber darum bemüht die Gendersprache allumfassend einzuführen.«

    Die Causa Baab zeigt, dass Journalismus ein Delikt darstellt in diesen Tagen. Aber nur dann, wenn er mit allen Sorgfaltspflichten ausgeführt wird. Wer vom Schreibtisch aus Journalismus spielt, weil er halbwegs in der Lage ist, dpa-Meldungen zu begreifen, sitzt auf der sicheren Seite eines Berufsstandes, der gerade dabei ist, sich endgültig selbst abzuschaffen. Um das zu verhindern ist es dringend notwendig, dass die Expertise eines Mannes wie Baab nicht verlorengehen darf. Er sollte nicht einer der letzten seiner Art sein: Er hat vielen jungen Leuten, deren Traumberuf im Journalismus liegt, noch viel zu zeigen. Ihn nicht mehr lehren zu lassen bedeutet letztlich auch, sein Know-How zu verlieren. Das können nur Leute wollen, die Journalismus als Hofberichterstattung begreifen: Und das sind die Kräfte der Gegenaufklärung.

    Liens de l’article

    https://www.buchkomplizen.de/buecher/medien/recherchieren.html

    https://www.infosperber.ch/medien/medienkritik/deutsche-journalisten-sollen-nicht-vom-donbas-aus-berichten

    http://oprf.ru/news/6553?lang=en

    https://www.hmkw.de/news/stellungnahme

    https://www.kn-online.de/lokales/kiel/marder-panzer-warten-im-hafen-von-kiel-auf-die-faehre-nach-litauen-B3AQ5SF

    https://www.ispk.uni-kiel.de/de/publikationen/kieler-analysen-zur-sicherheitspolitik/upload-working-paper/kazs_4.pdf

    https://www.neulandrebellen.de/2022/08/offenbar-und-anderes-halbwissen

    –---

    Deutsche Helfer in der Ostukraine
    Scheinreferendum, hurra !
    https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id_100057900/deutsche-helfer-in-der-ostukraine-scheinreferendum-hurra-.html

    Stellungnahme
    https://www.hmkw.de/news/stellungnahme

    26.09.2022
    Wir haben vor wenigen Minuten durch den Artikel „Scheinreferendum, hurra“ von Lars Wienand (t-online.de) erfahren, dass der freie Journalist Patrik Baab, der bereits mehrfach als Lehrbeauftragter für unsere Hochschule gearbeitet hat, als ‚Wahlbeobachter‘ in der Ostukraine aufgetreten ist. Wir haben Herrn Baab, der sich aktuell in Donezk aufhält, sofort angerufen.

    Hr. Baab hat uns mitgeteilt, dass er privat, ohne jeden staatlichen Auftrag irgendeiner Seite, in die russisch besetzten Gebiete gereist sei. Er wolle und müsse als Journalist mit beiden Seiten sprechen und neutral beobachten. Er habe sich seiner Auffassung nach dadurch keineswegs instrumentalisieren lassen. Im Gegenteil, er habe ja sogar einzelne Verstöße gegen demokratische Wahlprinzipien durch die russischen Akteure kritisiert.

    Wir haben Herrn Baab gegenüber unsere Fassungslosigkeit über dieses Verhalten geäußert. Wir haben ihm unseren Standpunkt verdeutlicht, dass schon seine reine Anwesenheit bei dieser Aktion, ob er wolle oder nicht, zwangsläufig zur Legitimation der in unseren Augen völkerrechtswidrigen und inhumanen Scheinreferenden, die Teil einer imperialistischen Politik und eines verbrecherischen Krieges sind, beiträgt. Sie gibt den Aggressoren ein willkommenes Feigenblatt an die Hand, dass alles rechtens sein müsse, weil man ja sogar „Kritik“ zulasse und nicht unterdrücke.

    Wir distanzieren uns als Hochschule ausdrücklich von einem solchen Verhalten. Die journalistische Scheinobjektivität trägt hier u. E. zur Legitimation von Mord, Folter, Verstößen gegen die Humanität und das Völkerrecht bei.

    Wir haben Herrn Baab mitgeteilt, dass es mit den Grundprinzipien unserer Hochschule nicht vereinbar ist, ihn weiter als Lehrbeauftragten an unserer Hochschule einzusetzen.

    Klaus-Dieter Schulz, Rektor
    Ronald Freytag, Kanzler

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    Als Wahlbeobachter bei Scheinreferenden : Deutscher Journalist verliert Lehrauftrag
    https://www.rnd.de/politik/wahlbeobachter-bei-scheinreferenden-deutscher-journalist-patrik-baab-verliert-le

    Deutscher Journalist soll nicht vom Donbas aus berichten
    https://www.infosperber.ch/medien/medienkritik/deutsche-journalisten-sollen-nicht-vom-donbas-aus-berichten

     »Wahlbeobachter« für Scheinreferenden Früherer NDR-Redakteur verliert Lehraufträge wegen umstrittener Ukrainereise
    https://www.spiegel.de/wirtschaft/ukraine-reise-frueherer-ndr-redakteur-verliert-lehrauftraege-a-f00c815e-f925

    Patrik Baab
    https://www.rubikon.news/autoren/patrik-baab

    Schlagwort : Baab, Patrik
    https://www.nachdenkseiten.de/?tag=baab-patrik

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    Gleichschaltung | bpb.de
    https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/320425/gleichschaltung

    https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Gleichschaltung

    #journalisme #médias #censure #Allemagne #Gleichschaltung

  • Verschlüsselt : der Fall Hans Bühler : Internet Archive
    https://archive.org/details/verschlusseltder00stre/page/8/mode/2up

    Operation Rubikon: Der Fall Hans Bühler - ZDFheute
    https://www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/videos/fall-hans-buehler-100.html

    Hans Bühler war Firmenvertreter der Crypto AG, von der Geheimdienstoperation von BND und CIA hatte er keine Ahnung. Trotzdem war er eine Art Schlüsselfigur bei der Beendigung der Operation Rubikon.

    Hans Bühler
    https://cryptomuseum.com/people/hans_buehler.htm

    The Swiss Federal Police – the Bundesanwaltschaft – has investigated the matter and questioned several people, and it is said that no irrefutable evidence against Crypto AG was ever found. The outcome of the investigation however, remains classified to this day and repeated requests from journalists for public disclosure of the results of the investigation have so far been denied.

    Since Hans Bühler went public, some of his former colleagues have decided to come out as well. Former software engineer Jürg Spörndli confirmed that the company was visited frequently by NSA specialists and that on several occasions he was instructed by his manager to swap a crypto­graphic algorithm that he had developed, for an alternative one – supplied by the NSA – that was clearly weaker [2]. This case shows great similarity to the weakening of the Philips PX-1000 [3].

    The story of the deliberate weakening of the algorithms at the request of the NSA, is corroborated by former Crypto AG director Oskar Sturzinger, in an interview with Crypto Museum in November 2008 [4]. Previously classified documents — that were partly released by the NSA in 2014 — have meanwhile produced convincing evidence of a secret deal between Crypto AG and the NSA from 1951 onwards [5]. In January 2018, it was announced that Crypto AG would be split, and that the international part would be taken over by a Swedish company. Hans Bühler died in August 2018.

    Der Spionage-Skandal rund um die Zuger Crypto AG
    https://www.infosperber.ch/FreiheitRecht/NSA-BND

    Frank Garbely / 30. Sep 2015 - Die Nachrichtendienste der USA und von Deutschland haben mit Hilfe der Zuger Firma Crypto AG jahrelang andere Länder ausspioniert.

    Die Verbindung zur «National Security Agency» NSA, dem Auslandgeheimdienst der USA, wäre nichts als ein kreditschädigendes Gerücht, gestreut von Konkurrenten, die so der Crypto AG Kunden abjagen möchten: «Keiner unserer Kunden würde bei uns kaufen, wenn auch nur der leiseste Zweifel an der Integrität unserer Firma bestünde». So oder ähnlich hat die Direktion der Zuger Herstellerin von Chiffriergeräten stets jegliche Nähe zur NSA und anderen Diensten heftig abgestritten. Jetzt wissen wir: Das war gelogen.

    Blindes Vertrauen des Crypto-Gründers

    Bereits im Jahre 1955 hatten die NSA und Crypto-Gründer Boris Hagelin eine Zusammenarbeit ausgehandelt - noch bevor die Crypto AG die eigentliche Produktion von Chiffriergeräten in Zug aufnahm. Das behauptet nicht irgendein schräger Whistelblower, das belegen offizielle NSA-Dokumente, publiziert von der NSA selbst.

    Crypto-Gründer Boris Hagelin

    Ende April gab die NSA über 52’000 Seiten bisher geheimer Dokumente frei und stellte sie ins Netz. Es handelt sich um eine Dokumentensammlung von William F. Friedman (1891–1969), langjähriger NSA-Mitarbeiter, zuletzt Sonder-Assistent der NSA-Direktion. William F. Friedman, auch «Gottvater der US-amerikanischen Kryptologie» betitelt, gilt als der herausragende Pionier der Verschlüsselungstechnik in den USA, ganze Generationen von Geheimagenten bei NSA, CIA und der US-Army wurden nach seinen Anweisungen geschult.

    William F. Friedman war viele Jahre lang eng befreundet mit dem Schweden Boris Hagelin (1892–1983), ebenfalls ein begnadeter Kryptologe. Von 1940 bis 1944 lebte Boris Hagelin in den USA, sein Freund Friedman hatte ihn zur NSA geholt. Nach dem Krieg kehrte er als Pensionist nach Europa zurück und gründete in Zug die Crypto AG.

    Nicht weniger als 350 Dokumente mit weit über 1000 Seiten der Friedman-Papiere betreffen die Crypto AG: Briefe, Notizen, Photos, Memos etc. Diese Schriftsätze dokumentieren ein geradezu blindes Vertrauen des Crypto-Gründers zu William F. Friedman und der NSA.

    Immer wieder kursierten Gerüchte

    Das wichtigste Dokumente der freigegebenen Friedman-Papiere: Ein 22-Seiten langer Report über einen Besuch William F. Friedmans bei der Crypto AG. Der Sonder-Assistent des NSA-Direktors weilte vom 21. bis 28. Februar 1955 in Zug und verhandelte mit Boris Hagelin über eine Zusammenarbeit mit der NSA. Zahlreiche Passagen des Reports sind eingeschwärzt, so dass noch immer geheim bleibt, was genau vereinbart wurde. Soviel aber geht aus dem Friedman-Report hervor: Hagelin stimmte den NSA-Vorschlägen bedenkenlos zu. Und: Hagelin versprach, die Crypto AG werde die NSA regelmässig über neue Entwicklungen informieren und auch darüber, welche Geräte sie an welche Länder liefere.

    Immer wieder kursierten Gerüchte über mögliche Beziehungen der NSA zur Crypto AG. Erstmals im Jahre 1982. Damals beschrieb der NSA-Spezialist James Bamford in seinem ersten Bestseller über die NSA ein «Projekt Boris» und erwähnte bereits die enge Beziehung zwischen dem führenden NSA-Kryptologen William F. Friedman und Crypto AG Gründer Boris Hagelin. (1) In den folgenden Jahren verstärkte sich der Verdacht. Aber erst der Fall Hans Bühler entschlüsselte zumindest einen Teil der Geheimnisse rund um die mysteriöse Zusammenarbeit mit fremden Diensten. (2)

    Crypto-Verkäufer Hans Bühler im Iran verhaftet

    Hans Bühler (74) wurde am 18. März 1992 in Teheran verhaftet und in ein Militärgefängnis eingesperrt. Seit 13 Jahren bereits arbeitete er für die Crypto AG. Sein Job: Verkauf von Verschlüsselungsgeräten. Seine Kunden: Ministerien, Armee, Polizei- und Nachrichtendienste. Hans Bühler war mit Abstand der erfolgreichste Verkäufer der Crypto AG. Und der Iran einer seiner Grosskunden. Eigens für das Iran-Geschäft hatte er Farsi gelernt. Seit zehn Jahren reiste er regelmässig nach Teheran, im Schnitt zweimal pro Jahr. Die Verhaftung hielt er zuerst für ein Missverständnis. Das Missverständnis dauerte geschlagene 9 ½ Monate.

    Am 4. Januar 1993 wurde Hans Bühler endlich freigelassen. Als er ein Tag später in Zürich-Kloten landete, erklärte er: «Es war sehr hart, aber die Iraner haben mich korrekt behandelt.» Dann bedankte er sich mit Nachdruck bei seinem Arbeitgeber. Die Crypto AG hatte für ihn in Teheran eine Kaution in der Höhe von 1 Million Dollar hinterlegt.

    Doch kaum zurück in der Schweiz, wurde er gefeuert: «Das Vertrauensverhältnis ist schwer gestört. Für eine Weiterbeschäftigung besteht kein Bedarf», hiess es im Entlassungsschreiben. Noch schockierender als die Entlassung: die Crypto AG verlangte von Bühler die Rückerstattung der Kaution von 1 Million Dollar, denn seine Verhaftung im Iran hätte nichts mit der Crypto AG zu tun. Hans Bühler bat um eine Aussprache mit der Direktion. Doch die liess ihn abblitzen und verwies ihn an «unseren deutschen Aktionär». Nur: Niemand wollte Bühler diesen Aktionär benennen.

    Siemens und der Bundesnachrichtendienst

    Bisher hatte man angenommen, dass die Crypto AG dem Schweden Boris Hagelin gehörte. Doch bei der Gründung im Jahre 1952 besass Boris Hagelin nur gerade eine einzige von insgesamt 50 Aktien. 48 gehörten einer liechtensteinischen Briefkastenfirma, der Anstalt «Europäische Handelsgesellschaft» in Vaduz. Im Namen dieser Anstalt traten später immer wieder Deutsche, meist ehemalige Siemens-Mitarbeiter auf. Ein früherer Kollege Hans Bühlers, der lange Jahre in der Finanzabteilung der Crypto AG arbeitete, gab ihm einen Tipp: «Der geheime Aktionär heisst Bundesrepublik Deutschland, genauer die Bundesvermögensverwaltung.» Nach Recherchen des deutschen Geheimdienst-Experten Erich Schmidt-Eenboom, handelte es sich bei der Bundesvermögensverwaltung um eine Tarn- oder Scheinfirma des Bundesnachrichtendienstes.

    Siemens und der Bundesnachrichtendienst: Das erinnerte Hans Bühler an die wochenlangen Verhöre im iranischen Militärgefängnis. Immer wieder war er zu Siemens und ausländischen Diensten befragt worden: Was hat Siemens, was haben ausländische Dienste mit der Crypto AG zu tun?

    Über die Verhöre im iranischen Militärgefängnis sprach Hans Bühler erstmals ausführlich in einer Rundschau-Reportage. Bisher hatte Hans Bühler immer erklärt, er wäre im Iran gut behandelt worden, und er wüsste nichts über die Gründe seiner Verhaftung. Doch dem war nicht so. Er war psychisch gefoltert worden, und er hatte sehr wohl gewusst, was ihm die Iraner vorwarfen: Spionage.

    «Wir brennen ihnen die Augen aus»

    «Schon im ersten Verhör haben sie mich beschuldigt: Sie sind ein Spion, sie benutzen die Crypto AG nur als Deckmantel, sie verkaufen die Schlüssel-Codes dieser Firma. Für mich brach eine Welt zusammen», erzählte sich Hans Bühler. Was war mit den Schlüssel-Codes? Warum glauben die Iraner, er, Bühler, hätte die Schlüssel-Codes – also die Geheiminformation der Chiffriergeräte – an Nachrichtendienste verkauft?

    Diese Fragen machten für Bühler keinen Sinn. Er konnte nichts gestehen, weil er nichts wusste. Auch dann nicht, als ihm mit Folter gedroht wurde. Sie setzten ihn vor eine Tür, hinter der angeblich gefoltert wurde; er hörte Schreie, hörte Schläge. Oder er wurde auf ein Folterbett gefesselt. Zuvor hatte er ein ausgepeitschtes Opfer gesehen, blutüberströmt, der ganze Rücken voll Platzwunden.

    Ein Auspeitscher stand schon einsatzbereit am Folterbett. Doch dann wurde Hans Bühler wieder losgebunden, man wolle ihm noch eine Chance geben, aber wenn er bis morgen nicht rede, machten sie ernst. Und selbst als sie ihm eine brennende Zigarette an die Wange hielten und sagten, «wir brennen ihnen die Augen aus», bestritt Bühler Spionage und auch jegliches Wissen über knackbare Chiffriergeräte.

    Bühlers Entlassung löste viele Zungen

    Die Entlassung Bühlers und die Forderung, er müsse die Kaution zurückerstatten, brachten der Crypto AG wenig Sympathie ein. Im Gegenteil dieses schuftige Verhalten löste viele Zungen. Mehrere ehemalige Crypto-Mitarbeiter unterstützten Hans Bühler und gaben ihr Geheimwissen preis. P. F., in den 70er-Jahren Vizedirektor und Chef der Entwicklungsabteilung bei der Crypto AG, stellte alle anderen Quellen in den Schatten. Er hatte Unerhörtes zu berichten: «Amerikanische und deutsche Nachrichtendienste haben Crypto-Geräte manipuliert, damit sie für diese Dienste abhörbar wurden.» Für P. F. schien ausser Zweifel: «Diese Manipulationen waren der wahre Grund für Bühlers Verhaftung im Iran.»

    In einem fast zweistündigen Hintergrundgespräch, das wir im Rahmen der «Rundschau»-Reportage zum Fall Bühler aufzeichneten, schilderte P.F. in allen Einzelheiten diese Manipulationen. Einen TV-Auftritt lehnte er jedoch strikt ab: «Ich bin doch nicht lebensmüde.» Schliesslich durften wir nur ein paar wenige Sätze eines Mr. X. zitieren. Inzwischen sind 21 Jahre verstrichen und die Crypto AG hat längst erfahren, wer sich hinter Mr. X. verbarg.

    «Es kamen Leute aus Bad Godesberg, Deutschland, und brachten die so genannten Chiffrierkonzepte nach denen die Verschlüsselung in den Geräten abläuft. Früher waren es Leute aus Amerika von der Government Electronic Division in Arizona, damals das amerikanische Geheimdienst-Pendant zu Bad-Godesberg», führte P.F. aus.

    P.F. war persönlich mehrmals in Arizona, um die Zusammenarbeit von NSA und Crypto sicherzustellen. Später dann in Deutschland, wo er unter anderem den «Chef-Elektroniker» des Bundesnachrichtendienstes traf. Laut P.F. führten die Chiffrierkonzepte der US-amerikanischen und deutschen Dienste dazu, dass die Crypto-Geräte knackbar wurden. «Sehr vereinfacht formuliert kann man sagen, die Chiffrier-Geräte sendeten praktisch den Schlüssel mit. Sie lieferten Hilfsinformationen, die das Berechnen des Schlüssels erlaubten», so P. F. weiter.

    Schweizer Neutralität als Verkaufsargument

    Die Crypto AG gehörte weltweit zu den renommiertesten Firmen, die Chiffriergeräte herstellten. Zu Bühlers Zeiten beschäftigte sie 250 Mitarbeiter, in den besten Jahren waren es über 400, und sie belieferte rund 120 Länder, darunter Länder wie Iran, Irak und Ägypten. Eines der wichtigsten Verkaufsargumente war immer schon: die Schweizer Neutralität.

    Die Schweizer Neutralität war der entscheidende Grund, warum sich die NSA und deutsche Dienste für die Crypto AG interessierten. Die so genannten blockfreien Länder trauten beim Einkauf von Chiffriergeräten weder den USA und den Nato-Ländern, noch dem kommunistischen Block unter Führung der UdSSR oder Chinas. Gegenüber der Crypto AG aus der harmlosen und neutralen Schweiz dagegen hatten sie keinerlei Bedenken. Und in der Tat, es waren von Beginn an vor allem diese blockfreien Länder, die ihre Ministerien, Armeen und Geheimdienste mit Crypto-Geräten bestückten. Bereits im Treffen von 1955 werden mehrere diese Länder ausdrücklich genannt.

    Boris Hagelin junior wollte aufräumen

    Es war Boris Hagelin junior, der Sohn des Firmengründers, der P. F. als erster auf die «löchrigen» Chiffrierkonzepte hingewiesen hatte: «Zuerst habe ich gedacht, ‹dä spinnt ä chli›, das kann nicht sein, das wäre ja eine ungeheure Gangsterei.»

    Hagelin junior habe P.F. gesagt, wenn er einmal die Firmenleitung übernehme, werde er keine manipulierten Geräte verkaufen. Dazu kam es nicht. Noch bevor er die Firmenleitung übernehmen konnte, starb er im Jahre 1970 – nach einem schweren Autounfall in New York. Die genauen Umstände dieses Unfalls wurden nie abgeklärt. Trotzdem behauptete P. F.: «Das war kein Unfall, das war ein Attentat.»

    Die Hinweise von Hagelin junior hatten P.F., damals bereits Chef der Entwicklungsabteilung, keine Ruhe gelassen: «Ich sagte mir, wenn das wirklich so wäre, müsste ich aussteigen.»

    Mit Wissen von Bundesrat und Bundesanwaltschaft

    1977 hatte P.F. tatsächlich die Crypto AG verlassen. «Die Manipulationen waren für mich eine absolute Tatsache. Bevor ich wegging, habe ich mir Belege erzeugt, zum Teil in Form von Dokumenten. Diese Beweise liegen seither in einem Safe.»

    P. F. liess es nicht bei der Kündigung bleiben. Als erstes informierte er einen befreundeten Offizier der Schweizer Armee: Korpskommandant Kurt Bolliger, damals Chef der Flieger- und Flugabwehrtruppe. Der fiel aus allen Wolken, tat zumindest so, und schaltete sofort die Bundesanwaltschaft ein.

    P. F.: «Ein Mitarbeiter der Bundesanwaltschaft kam zu mir, ziemlich aufgeregt und sehr interessiert. Es gab viele Treffen. Aber plötzlich wurde die Übung abgebrochen. Eines guten Tages erklärt mir der Herr der Bundesanwaltschaft: ‹Mein Chef hat mich zurückgepfiffen; er will nicht, dass man da weiterbohrt›.»

    P. F. fragte nach: Warum? Die Antwort war eisernes Schweigen. P. F.: «Ich kann mir gut vorstellen, dass da entsprechende Leute aus den USA interveniert sind und gesagt haben, Hände weg.»

    Und auch der alte Dienstkamerad Kurt Bolliger bekam plötzlich kalte Füsse und wollte nichts mehr von der Crypto AG wissen. Die Bundesanwaltschaft hat seither mehrmals bescheinigt, dass bei der Crypto AG alles rechtens war.

    Für das Verhalten von Bundesanwaltschaft und Armeespitze gibt es eigentlich nur eine Erklärung: Der Bundesrat hat der NSA und den deutschen Diensten grünes Licht gegeben, entweder durch eine Vereinbarung mit der Nato oder eine Absprache mit den USA und der Bundesrepublik.

    «Bei denen zählt ein Menschenleben wenig»

    Keine zehn Pferde konnten P.F. dazu bewegen, für die «Rundschau»-Reportage vor die Kamera zu stehen oder seinen Safe zu öffnen. Das Gespräch endete mit einem erschütternden Dialog:

    Warum wollen sie nicht vor die Kamera stehen?

    «Das schafft nur Probleme. Meine Existenz ist zu wenig abgesichert.»

    Haben Sie Angst?

    «Ja. Es wäre lebensgefährlich. Nicht nur für die Bundesanwaltschaft wäre eine Publikation höchst unangenehm. Es gibt auch eine ganze Reihe von ähnlichen Organisationen im Ausland, die überhaupt nicht möchten, dass hier Klarheit geschaffen wird. Glauben sie mir, bei denen zählt ein Menschenleben wenig.»

    Auf P. F. wurden, wie er versicherte, zwei Mordanschläge verübt. Bei einem gab es mehrere Tote, P.F. kam mit dem Schrecken davon – und verliess die Crypto AG.

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    Streng geheim

    «Krypto» ist griechisch und heisst «verbergen», «geheim halten». Bei der Crypto AG nimmt man den Namen wörtlich, sehr wörtlich sogar. Laut Angaben ehemaliger Kaderleute beschäftigte die Crypto AG in den besten Jahren über 400 Mitarbeiter, und sie belieferte rund 120 Länder.

    Und heute? Wir riefen am Hauptsitz in Steinhausen an und verlangten den Pressedienst. Eine freundliche Dame nahm den Anruf entgegen und wurde schon bei der ersten Frage stutzig: «Wie bitte? Den was?» Wir hatten den Pressedienst verlangt. Nach zwei, drei weiteren Anrufen hatten wir endlich jemand am Apparat, der, wie wir meinten, autorisiert war zu reden. Wir stellten unsere Fragen: Wie viele Mitarbeiter? Wie viele Abnehmerländer? Wer sind die Aktionäre? Es gab immer nur eine Antwort: Dazu machen wir keine Angaben, keine Auskunft, auch darüber nicht…

    Aber es gibt sie doch – die Crypto AG. Auf einer Karriere Plattform im Internet fanden wir den Erfahrungsbericht eines Mitarbeiters, kurz und typisch Crypto AG: «Streng geheim – aber schön.»

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    Die Crypto AG baut Chiffrier-Maschinen

    Die Crypto AG entwickelt Chiffrier-Verfahren und stellt Chiffrier-Maschinen her. «Chiffre» heisst «Zeichen» oder «Geheimzeichen», und «chiffrieren» bedeutet «in Geheimschrift abfassen». Die Crypto-Maschinen verwandeln Klartext oder Klartöne in Geheimbotschaften und verhindern so, dass unerwünschte Dritte Telefongespräche mithören, dass E-Mails oder ganz allgemein Informationsaustausch via Internet (früher auch via Telex oder Telefax) von Unbefugten abgeschöpft werden können. Nicht nur Militärs, Geheimdienste, Polizei oder Regierungen benutzen Chiffrier- oder Verschlüsselungsgeräte, sondern auch Banken und sehr viele Wirtschaftsunternehmen, immer mehr auch Private.

    Verschlüsselungsverfahren gibt es seit Jahrtausenden, die ersten bestanden ganz simpel darin, dass man Buchstaben durch Zahlen oder Zeichen ersetzte. Schon der römische Feldheer Julius Cäsar (100–44 Jahre vor Christus) entwickelte eine Verschlüsselungsmethode, um Geheimbotschaften an seine Truppen zu übermitteln. Das Cäsar-Verfahren eignet sich bestens, um zu zeigen, wie Verschlüsselung funktioniert. Jeder Buchstabe des Klartextes wird in der Geheimbotschaft durch einen anderen Buchstaben ersetzt, und zwar durch einen Buchstaben x Stellen weiter hinten im Alphabet. Um die Geheimbotschaft zu entschlüsseln muss man wissen, um wie viele Stellen. X ist also der Schlüssel. Wenn der Buchstabe a um drei Stellen verschoben und also durch d ersetzt wird, dann heisst der Schlüssel drei.

    Das Prinzip der Verschlüsselung oder Chiffrierung hat sich bis heute nicht grundsätzlich verändert. Ein Klartext wird durch bestimmte Rechenverfahren (Algorithmen) mit einem Chiffrierschlüssel, auch «Code» genannt, versehen und so für Dritte unentzifferbar gemacht. Allerdings, seit Beginn des Computer-Zeitalters hat sich die Komplexität der Verschlüsselungstechnik (Kryptologie) ins Grenzenlose gesteigert.

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    Fussnoten:

    (1) James Bamford, The Puzzle Palace: A Report on NSA, America’s Most Secret Agency, Boston, 1982.

    (2 ) «Gefangen im Iran – Der Fall Hans Bühler», Schweizer Fernsehen, Die Rundschau vom 23. März 1994. Res Strehle, «Verschlüsselt». Der Fall Hans Bühler. Werd-Verlag. Zürich 1994.

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    #espionnage #Suisse #Iran #USA

  • Il video integrale della tragedia del 6 novembre costata la vita ad oltre 50 persone

    Nel video si evince la negligenza della Guardia Costiera libica ed il totale dispregio del valore della vita. Una lunga sequenza di oltre 30 minuti con audio e comunicazione radio registrate nel corso del naufragio

    http://www.mediterraneocronaca.it/2017/11/13/il-video-integrale-della-tragedia-del-6-novembre-costata-la-vita
    #mourir_en_mer #6_novembre_2017 #vidéo #asile #migrations #réfugiés #décès #Méditerranée #gardes-côtes_libyens #gardes-côtes #contrôles_frontaliers #Sea_Watch

    Lien vers la vidéo:
    https://www.youtube.com/watch?v=_phI-f_yFXQ

    • Breaking: Dramatic first rescue operation for Sea-Watch 3

      The violent and reckless behavior of Libyan Coast Guards has caused at least five deaths on the Central Mediterranean Sea this morning, as the crew of the Sea-Watch 3 was called to their first rescue mission by the Italian Maritime Rescue Coordination Center. A helicopter of the Italian Navy had to intervene to prevent more fatalities. 58 people are now safe aboard the Sea-Watch 3, despite all efforts, our medical team was not able to revive an infant in our clinic. The Libyan Coast Guards forced a few of the passengers on their vessel and took them back in direction Libya. By interfering in the rescue operation, the Libyans clearly violated international law: The incident took place at 30 nm off the coast, in international waters far outside of Libyan territorial waters.

      https://sea-watch.org/en/dramatic-rescue-operation-sea-watch-3

    • Clarification on the incident of November 6th

      Yesterday, the 6th of November, a tragedy occurred in international waters approximately 30 nm north of Tripoli. A rubber boat sent a distress call, to which different units reacted in coordination with the responsible Maritime Rescue Coordination Center in Rome. The situation was grave: people were already in the water when the Sea-Watch 3 arrived on scene. An Italian navy helicopter, a French warship and the Sea-Watch 3 were coordinating effectively via marine radio channel 16. According to the protocol for such situations, the ship best equipped for the rescue operation takes over the ‘On-Scene Command’, so the French warship and the helicopter acknowledged Sea-Watch 3 as such and tried to take the necessary steps to coordinate and carry out the rescue together calmly.

      However, a patrol vessel of the Libyan Coast Guard was not willing to respond to radio calls, both from Sea-Watch 3 and the military units present to help coordinate the rescue. Instead, the Libyan patrol boat closed in at high speed – even though it is not an appropriate vessel to take people out of the water compared with the other assets on the scene, due to its shape and equipment. The Libyan coast guards did indeed take out people from the water, but mainly, people climbed onto the Libyan Coast Guard vessel themselves in fear of their lives without assistance by the coast guards. The Libyans’ aggressive and uncoordinated behaviour caused more stress and chaos than relief. When the Libyan Coast Guards started to beat and threaten people on their vessel, some tried to jump back into the water. Instead of calming the situation down, Libyan Coast Guards even threw potatoes and lifebuoys at the Sea-Watch rescue boats that were deployed to take people out of the water. In such a serious situation it is paramount to avoid further stress and panic, yet the Libyan Coast Guards did the opposite, their only aim to take as many people back to the Libyan shore as possible.

      The Libyan Coast Guards have not even deployed their rescue boat which is meant to be an asset in case of man overboard. They left it stored on their aftdeck during the whole operation. Instead of throwing potatoes at our crew, the self-declared coast guards could have made themselves useful for once. Obviously, their priority was not the rescue, but to drag people back to Libya.

      With this intention in mind, the Libyan Coast Guard vessel departed the scene at full speed, even though one person was still hanging on to the starboard side and was dragged through the water. This life-threatening situation was reported by Sea-Watch through CH 16 repeatedly with no response. In the end, the Italian helicopter had to intervene to avoid another fatality. We acknowledge the role of the Libyan Coast Guard saving lives during rescue operations, but their reckless behaviour while trying to ‘pull back’ as many migrants as possible to Libya have repeatedly caused more harm than help. Furthermore, their actions – for which they are funded by the European Union – violate international law. We urge the Libyan Coast Guards to respect international law and to avoid increasing the level of chaos in a rescue operation.

      https://sea-watch.org/en/clarification-on-the-incident-of-november-6th

    • Migranti. Dramma naufragi e motovedette libiche. Intervista a Nico Stalla della nave Aquarius.

      Soccorsi ma anche storie di naufragi e dispersi a causa delle aggressive motovedette libiche in acque internazionali.

      Intervista di Sergio Scandura al coordinatore dei soccorsi Nico Stalla a bordo della nave Aquarius della Ong SOS Mediterranee con a bordo lo staff medico di Medici Senza Frontiere.

      «Migranti. Dramma naufragi e motovedette libiche. Intervista a Nico Stalla della nave Aquarius.» realizzata da Sergio Scandura con Nicola Stalla (coordinatore SAR di SOS Méditerranée Italia).

      L’intervista è stata registrata martedì 6 marzo 2018 alle 16:30.

      Nel corso dell’intervista sono stati trattati i seguenti temi: Emigrati, Guardia Costiera, Libia, Marina, Mediterraneo, Militare, Ong.

      https://www.radioradicale.it/scheda/535192/migranti-dramma-naufragi-e-motovedette-libiche-intervista-a-nico-stall

      Commentaire sur twitter de MSF Italie:

      Zio non lasciarmi". Le ultime parole che un uomo ha sentito dire dalla nipote di 7 anni prima di separarsi da lei. Lui è stato soccorso da #Aquarius, lei è stata vista tra le persone intercettate dalla Guardia Costiera libica e riportate indietro.

      https://twitter.com/MSF_ITALIA/status/971015104551628800

  • Wo andere Ferien machen, stranden nun die Flüchtlinge

    Das Grenzwachtkorps hat die Südgrenze für illegale Einwanderer abgeriegelt – die Asylsuchenden stauen sich jetzt am Bahnhof von Como.
    Sie versuchen es immer wieder. Wenn es eindunkle, werde er den Zug in die Schweiz nehmen, sagt einer der Eritreer, die unterhalb des Bahnhofs Como San Giovanni unter den Laubbäumen im Schatten sitzen. «Das kannst du vergessen!», meint ein anderer. Die Züge würden alle überwacht.

    Tatsächlich staunen die Passagiere, wie viele Grenzwächter in Chiasso den Grenzbahnhof bevölkern – und wie viele davon akzentfrei Schweizerdeutsch sprechen. «Das Grenzwachtkorps (GWK) führt im Tessin eine Schwerpunktaktion durch», heisst es aus dem GWK. «Stellen Sie sich vor, ich bin Single und werde jetzt Knall auf Fall für fünf Tage am Stück in den Süden geschickt. Denen ist es egal, wer in dieser Zeit meinen Hund versorgt», regt sich ein Grenzwächter auf.

    Offiziell verwehrt sich das GWK aber gegen die Kritik, entgegen den Schengen-Regeln im Tessin wieder systematische Grenzkontrollen durchzuführen. Ein Sprecher erklärt: «Da die Schweiz nicht Teil der Europäischen Zollunion ist, kann das GWK im Zusammenhang mit den Zollkontrollen weiterhin die dafür notwendige Identitätskontrolle durchführen.»

    Und da in den vergangenen Wochen eine ausserordentlich hohe Anzahl sich rechtswidrig in der Schweiz aufhaltender Personen festgestellt worden sei, müsse man von vermehrter «grenzüberschreitender Kriminalität wie Schleppertätigkeit» ausgehen. Deshalb mache man diese Kontrollen. Und die sind rigoros: «Ich habe es per Bahn, aber auch zu Fuss über die grüne Grenze probiert. Mal vor Mitternacht, mal ganz früh am Morgen. Immer haben sie mich geschnappt», klagt einer.
    Tessiner Regierungsrat Gobbi fordert noch mehr Präsenz

    Während sich italienische Touristiker schon Sorgen darüber machen, dass wegen der vielen Flüchtlinge an Comos Bahnhof die Feriengäste ausbleiben, geht dem Tessiner Regierungsrat Norman Gobbi die Abriegelung der Grenze nicht weit genug. Der Lega-Mann fordert, der Bundesrat müsse nun öffentlich erklären, «dass die Schweiz kein Flüchtlingskorridor nach Norden ist, sondern es für Wirtschaftsflüchtlinge kein Durchkommen gibt». Nur so blieben die Migranten fern. Und es brauche noch zusätzlich «eine starke Präsenz von Militärpolizei an der grünen Südgrenze». Schliesslich mache das Tessin «die Drecksarbeit für die Schweiz», sagt er.

    Ganz anders sehen das die Flüchtlinge, die sich in Como stauen: «Micki», wie hier den kleinen Jungen alle nennen, schüttelt nur den Kopf. Er versteht nicht, weshalb ihn die Schweizer nicht nach Deutschland lassen. Micki ist «nicht zwölf, sondern ein Jahr anders» wie er in schlechtem Englisch erklärt. Ob ein Jahr jünger oder älter, kann er nicht verständlich erklären. Zu mehr kommt er auch nicht, denn einer der Älteren ruft ihn und steckt ihm ein Stück Brot zu. Der Junge müsse unbedingt etwas essen, erklärt der Mann. Und: «Micki muss nach Deutschland, seine Mutter ist dort», sagt er.

    Ein weiterer Eritreer, der bislang gedöst hat, schaltet sich ein: «Man will uns hier nicht. Man denkt nicht gut über uns», wiederholt er mehrmals. Zwar seien nicht alle schlecht zu ihnen, aber viele Leute. «Nur zwei von hundert geben uns Lebensmittel», erklärt er.

    Für die meisten aber sind die Flüchtlinge Luft. Touristen fahren in den Bahnhof ein und nehmen sich ein Taxi. Andere gehen zu Fuss weiter zum nächsten Campingplatz, um sich dort zwei Wochen zu erholen. Manche Flüchtlinge sagen, sie campierten schon zwei Monate im Freien. Anders als die Feriengäste können sie aber nicht weiter nach Luzern oder Zürich oder wie die Frau, die in Lugano zusteigt, nach Genf. Sie wohne schon lange in der Schweiz, brauche aber keinen Schweizerpass, erzählt die Dänin. «Und also ganz schlimm, also wirklich ganz schlimm» seien diese Flüchtlinge, wird sie später erklären. «Wie Ratten», sagt sie dann wörtlich. «Man denkt nicht gut über uns», ist da noch milde ausgedrückt.

    http://www.sonntagszeitung.ch/read/sz_17_07_2016/nachrichten/Wo-andere-Ferien-machen-stranden-nun-die-Fluechtlinge-69124
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