22.4.2023 von Nicole Schulze - In allen Ecken Berlins gibt es die Möglichkeit, Tiere zu besuchen und manchmal sogar zu streicheln. Das ist nicht nur für Kinder ein Vergnügen.
Berlin hat so viel zu bieten, zum Beispiel ganz viel Stadtnatur, die immer nur wenige Schritte entfernt ist. Die Hauptstadt ist grün: Mehr als 2500 Parks und Gärten haben wir, darunter den 210 Hektar großen Tiergarten, der größer ist als der Hyde Park in London. Und rein statistisch stehen an jedem Berliner Stadtstraßen-Kilometer 80 Bäume, insgesamt mehr als 430.000 Bäume.
Darüber hinaus sind mehr als sechs Prozent der Stadtfläche mit Wasser bedeckt, ganze 58,9 Quadratkilometer. Wir können also nicht nur den Blick aufs Wasser genießen, sondern auch im Grünen spazieren gehen oder picknicken. Kostenlos dazu gibt es immer wieder Tiere zu beobachten, vom Eichhörnchen über Schmetterlinge bis hin zu den verschiedensten Vögeln.
Und natürlich gibt es in Berlin neben Zoo und Tierpark auch diverse Kinderbauernhöfe, die man besuchen kann. Diese verlangen oftmals keinen Eintritt, freuen sich aber über Spenden. Gleiches gilt beispielsweise für den Botanischen Volkspark in Pankow-Blankenfelde, wo am hinteren Ende Rehe leben, die man mit speziellen Pellets füttern kann (Kleingeld mitbringen!).
Gänzlich kostenlos kann man Kleintiere in einigen Baumärkten oder Tierhandlungen angucken. Oftmals sind das Fische – wunderschön bunte Zierfische wie etwa im Hellweg am Ostbahnhof. Auch bei Fressnapf XXL in Friedrichshain gibt es Fische, aber auch Nager wie Hamster, Hasen, Meerschweinchen und Degus. Natürlich leben diese Tiere dort nicht zum Angucken, sondern weil man sie kaufen kann. Die Abgabe der Tiere erfolgt nur nach ausführlicher Beratung.
Sollte Ihnen aber weder der Erwerb eines Haustieres noch das Schlendern unter Kunstlicht liegen, haben wir für Sie ein paar Freiluft-Möglichkeiten herausgesucht, bei denen Sie Tieren begegnen können. Wichtig: Bitte füttern Sie keines der Tiere und verursachen Sie keinen Lärm. Das kann die Tiere massiv stressen, und zu viel oder falsches Futtern kann sie sogar töten. Also bitte nur gucken und staunen!
Ziegen streicheln in Pankow und Charlottenburg
Der Bürgerpark Pankow (Wilhelm-Kuhr-Straße 9, 13187 Berlin) liegt direkt neben dem Kinderbauernhof Pinke Panke, beide sind getrennt durch die kleine Straße Am Bürgerpark, wo es auch das bezaubernde Eck-Café und Restaurant Mirabelle gibt. Ein Ausflug in diese Ecke Berlins lohnt sich also auch, wenn man nicht in der Nähe wohnt.
Mittendrin im Bürgerpark leben mehr als ein Dutzend Ziegen in einem eingezäunten, leicht hügeligen Gehege, wo sie täglich frisches und gesundes Futter bekommen. Alle haben einen Namen und einige von ihnen lassen sich auch streicheln. Das Problem: Viele Menschen locken mit Futter und bringen die Tiere so in Lebensgefahr.
Der im Park wachsende Efeu ist auch für Ziegen giftig. Trockene Nudeln quellen im Magen auf. Ziegen kennen keine Sättigung und fressen alles, was man ihnen hinhält. Das ist gefährlich für sie. Vergangenes Jahr, im Februar 2022, wurden die kleinen „Füttern verboten“-Schilder durch ein großes, von Kindern gestaltetes Plakat ergänzt. Zuvor war Ziegenbock Ferdinand gestorben.
In Charlottenburg, nur wenige Fußminuten vom schönen Klausenerplatz entfernt, gibt es auch Ziegen. Sie leben auf dem Ziegenhof, umgeben von typischen Berliner Altbauten. Entstanden ist der Ziegenhof (Danckelmannstraße 16, 14059 Berlin) vor rund 30 Jahren auf einer Brachfläche, wo eigentlich Neubauten errichtet werden sollten. Eine Anwohnerinitiative setzte jedoch durch, dass ein Naherholungsraum geschaffen wurde.
Auch Zwerghühner und Bienen leben hier. Zudem gibt es einen Spiel- und Sportplatz. Als Rückzugsort wurde für die Ziegen ein wunderschönes Fachwerkhaus gebaut – superidyllisch. Sechs Ziegen leben hier: zwei braune, Fee und Lolek; zwei schwarze, Karuso und Dima; zwei weiße, Bertha und Hertha.
Seltene Bauernhoftiere in Dahlem
In der Domäne Dahlem (Königin-Luise-Straße 49, 14195 Berlin) kann man verschiedene Bauernhoftiere auf satten Weiden und in großen Gehegen beobachten. „Als Arche-Hof züchten wir bedrohte Nutztierrassen und verkaufen Zuchttiere. Wir pflegen zugehörige Kulturtechniken, wie die Nutzung von Rindern als Zugtiere. Als Bioland-Betrieb halten wir alle Tiere so artgerecht wie möglich“, steht auf der Website.
Insgesamt gibt es sieben Nutz- und zehn Haustierrassen, die vom Aussterben bedroht sind, darunter das Rauwollige Pommersche Landschaf, Dülmener Wildpferde, Exmoor-Ponys, aber auch Exemplare der Schraubenhörnigen Bulgarischen Langhaarziege sowie des Deutschen Sattelschweins.
Das zwölf Hektar große Landgut direkt am U-Bahnhof Dahlem-Dorf (U3) ist ein weitläufiges Gelände, auf dem man alles über ökologische Landwirtschaft lernen kann. Beim Spaziergang sieht man üppige Felder, auf denen Bio-Gemüse angebaut wird. Einen Teil dessen kann man im Hofladen vor Ort kaufen, ebenso „Fleisch und Eier aus eigener Produktion“, wie es auf der Website heißt. Es gibt zudem altes Handwerk zu besichtigen wie etwa eine Töpferei oder eine Schmiede, ebenso ein Museum.
Der Eintritt ist kostenlos. Aber natürlich freut sich die Domäne Dahlem über eine kleine Spende. Der Eintritt ins Museum kostet fünf Euro (ermäßigt drei Euro). Geöffnet ist das Landgut täglich von 7 bis 22 Uhr.
Alpakas, Meerschweinchen und Fasane in Reinickendorf
König Friedrich II., besser bekannt als der Alte Fritz, gründete im Jahr 1740 die Fasanerie in Lübars (Fasanerie 10, 13469 Berlin), die im 19. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt wurde und später, in den 1960ern und 1970ern sogar als Schweinemastbetrieb.
Lübars wurde 1230 gegründet und ist das älteste Dorf Berlins. Es hat bis heute seinen Charme und große Teile seiner alten Struktur behalten. Im Jahr 1920 wurde Lübars – wie viele umliegende Dörfer – eingemeindet und gehört seitdem zum Bezirk Reinickendorf, der die Fasanerie 1978 kaufte, „damit zu ‚Mauerzeiten‘ Stadtkinder aus Berlin, insbesondere Schulkinder und Familien aus sozialen Brennpunkten, ‚Landluft‘ schnuppern und Zusammenhänge von Natur und Ernährung kennenlernen konnten“, steht auf der Website der Alten Fasanerie, wie sie heute heißt.
Seit 2014 betreibt das Elisabethstift den Gutshof. „Wir haben aktuell drei Alpakas, zwei Ponys, ein Kleinpferd, Katzen, Hühner, Meerschweinchen und Bienenvölker auf dem Hof“, so der Hofleiter der Alten Fasanerie. Die Alpakas heißen Sachmo, Cosimo und Columbus.
Fasane gibt es auch. Sie brauchen nur ein wenig Glück, Zeit und Wadenmuskulatur. Denn die schönen Tiere „wurden alle ausgesetzt und wohnen in den Wiesen und Wäldern rund um die Fasanerie“, erklärt der Hofleiter Jonathan Stahlberg.
Machen Sie doch mal einen Spaziergang Richtung Lübarser Höhe, nur wenige Minuten von der Fasanerie entfernt. Dort kann man auch hervorragend Drachen steigen lassen. Der Gutshof selbst bietet ständig tolle Aktionen, etwa Flohmärkte, Bastelangebote, Handwerkskurse und vieles mehr.
Frei lebende Rinder im Bucher Forst
Am nördlichen Zipfel Pankows gibt es ein riesiges Wald-, Feld- und Wiesengebiet, durchzogen von Seen und Gräben: Der Bucher Forst ist ein sehr urwüchsiges Refugium, in dem zur Landschaftspflege unter anderem schottische Hochlandrinder in natürlichen Herden leben. In einem eingezäunten Bereich stehen auch Konik-Pferde.
Man kommt dort vorbei, wenn man auf dem etwas improvisiert wirkenden Parkplatz kurz hinter Bahnschranke an der Hobrechtsfelder Chaussee parkt, diese dann überquert und ins Waldstück hineinläuft. Immer geradeaus, vorbei an Teichen, wo Reiher fliegen und Schwäne schwimmen.
Weiter hinten leben dann die großen rotbraunen Rinder, die sich relativ frei bewegen können; aber es gibt auch Zäune und Gatter. Als Gast darf man entlang der Wege durch den Lebensraum der Rinder hindurchspazieren, sollte aber stets auf einen guten Sicherheitsabstand achten – und mitunter auf Kuhfladen auf dem Weg.