• Neuruppiner Staatsanwaltschaft ermittelt noch gegen drei mutmaßliche NS-Täter
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    31.01.2022 von Lisa Steger - Massenmorde in Konzentrationslagern - Neuruppiner Staatsanwaltschaft ermittelt noch gegen drei mutmaßliche NS-Täter

    Seit Monaten läuft in Brandenburg ein Prozess gegen einen 101-Jährigen, der SS-Wachmann in Sachsenhausen gewesen sein soll. Die Staatsanwaltschaft in Neuruppin ermittelt derweil gegen drei weitere noch lebende mutmaßliche SS-Leute.

    Im Zusammenhang mit den Massenmorden in Konzentrationslagern ermitteln die Behörden zurzeit gegen drei Beschuldigte - zwei Männer und eine Frau.

    Das hat der Oberstaatsanwalt Cyrill Klement von der Staatsanwaltschaft Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) am Montag Antenne Brandenburg vom rbb mitgeteilt. Eine Anklage gebe es noch in keinem der drei Fälle.

    In Brandenburg/Havel steht seit Monaten ein 101-Jähriger vor Gericht, der SS-Wachmann in Sachsenhausen gewesen sein soll. Der historische Gutachter ist überzeugt, dass der Richtige auf der Anklagebank sitzt - und dass er sich hätte entziehen können. Von Lisa Steger.

    Alle gehen auf die 100 Jahre zu

    Den Angaben zufolge wird ein 97 Jahre alter Mann beschuldigt, SS-Wachmann im Konzentrationslager Sachsenhausen (Oberhavel) gewesen zu sein. Ein gleichaltriger Mann soll bei der SS in Ravensbrück (Oberhavel) gedient haben. Dort sei auch die weit über 90 Jahre alte Frau tätig gewesen, die ebenfalls im Visier der Staatsanwaltschaft ist. Sie habe als Aufseherin zum SS-Gefolge gezählt.

    Die drei Hochbetagten wohnen über Deutschland verstreut. Wenn es zu Anklagen kommt und ein Landgericht die Verfahren zulässt, werden sie nicht zwingend in Brandenburg stattfinden. Offen sei zudem noch, ob die Beschuldigten transport- und verhandlungsfähig sind, so Klement.

    Das Verfahren gegen einen mutmaßlichen Wachmann des KZ Sachsenhausen in Brandenburg an der Havel gilt als der wohl letzte große Nazi-Prozess. Ein Recherche-Gespräch mit Gerichtsreporterin Lisa Steger über Schuld, Reue, Verdrängung und Traumata.

    Prozess für die Geschichtsbücher

    In Brandenburg (Havel) läuft seit Monaten ein Prozess gegen einen heute 101-jährigen Angeklagten, der als Wachmann im Konzentrationslager Sachsenhausen tätig gewesen sein soll. Josef S. wird Beihilfe zum Mord in mindestens 3.518 Fällen vorgeworfen.

    Der Prozess gilt als einer für die Geschichtsbücher, weil S. als bislang ältester und einer der letzten lebenden möglichen Beteiligten angeklagt ist. In den bisher mehr als 20 Verhandlungstagen seit Oktober 2021 hat S. eine Beteiligung an den Morden in Sachsenhausen bestritten.

    Allerdings belegen Personalakten seine Mitgliedschaft in verschiedenen SS-Totenkopfwachbataillons zwischen Oktober 1941 und Februar 1945. Zudem zeigen laut Historikern unter anderem Aussagen von Vorgesetzen des Angeklagten die Teilnahme der SS-Wachkompanien an Erschießungen von Gefangenen. Am 17. Februar wird der Prozess fortgesetzt. Ende März soll nach bisheriger Planung ein Urteil verkündet werden.

    Im KZ Sachsenhausen waren zwischen 1936 und 1945 nach Angaben der dortigen Gedenkstätte mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Zehntausende Häftlinge kamen dort durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit, medizinische Versuche und Misshandlungen um oder wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen.

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