• Wiglaf Droste (1961–2019) Hier war ich ja noch nie …!
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    Autobiographie

    Ich war nie ein Jünger des Verzichts

    und gab, wie ich es nahm und wie es kam,

    im Fall des Falles immer alles,

    und eines Morgens kommt das große Nichts.

    Wiglaf Droste weilt nicht mehr unter den Sterblichen, wie er selbst bei solchen Anlässen sagte, wenn es ihm nicht die Sprache verschlug wie zuletzt beim Tod von F.W. Bernstein. Am Mittwoch nachmittag ist Droste im Haus seiner Liebsten, Andrea Jungkunz, an den Folgen einer Leberzirrhose gestorben. »Bis ganz zuletzt hatte er einen Witz auf den Lippen«, sagte die Buchhändlerin gegenüber jW. In ihrem Haus in Pottenstein in der oberfränkischen Provinz hat der Schriftsteller, Satiriker und Sänger seine letzten anderthalb Jahre verbracht. Er habe sich »wohl gefühlt, nicht mehr rumgedöbert, niemanden mehr angepöbelt«, meinte Jungkunz am Donnerstag. »Er hat gesagt, er geht den Leuten jetzt auf den Keks, weil er immer sagt: Sei glücklich!« Man solle ihn als »Schelm« in Erinnerung behalten, »sprachgewaltig«.

    Mix
    https://www.youtube.com/watch?v=PI0P4KbyHxY&list=RDPI0P4KbyHxY&start_radio=1

    Wiglaf Droste kam am 27.6.1961 in Herford zur Welt und 1994 zur jungen Welt, seit Januar 2011 hatte er eine tägliche Kolumne. Dem Tod schon mehr als einmal von der Schippe gesprungen, schickte er uns vor etwa einem Jahr drei »Epitaphe«, die wir hier nun zum ersten Mal veröffentlichen:

    (1)

    Der ist auch ruhiger geworden.

    (2)

    Das Leben ist sicherlich endlich

    Liebe und Werk sind es ganz sicher nich’.

    (3)

    Hier war ich ja noch nie … !

    Letzteres, meinte er damals, könnte gut auf seinem Grabstein stehen. Das war Galgenhumor, es zog ihn nicht runter. Im Gegenteil. In den vergangenen Monaten strotzte er nur so vor Tatendrang, war »glücklich und guten Mutes«, wie es in einer seiner letzten Mails heißt, »mein Luxus ist die Liebe und die Arbeit«. Im Frühjahr 2020 werde bei Antje Kunstmann sein neuer Gedichtband »Wie ein Pfeil im Flitzebogen« erscheinen, der schwelle »auf Lutherbibelstärke an. Aber streichen kann man immer«.

    Apropos Frühjahr: Ende Januar war er Feuer und Flamme für eine jW-Beilage »Frühling, Freiheit, Liebe, Leben!« Er wollte dafür ausschließlich Autorinnen anfragen. Uschi Brüning, Karin Gregorek, Marion Brasch, Rahel Valdiviéso-Fieramonte, Ulla Rowohlt und einige andere standen auf seiner Wunschliste, und für die Grafik Heike Ollertz. Er wollte die Beiträge besorgen, redigieren und komponieren, wie er das zuvor für die achtseitige jW-Weihnachtsbeilage gemacht hatte, auf die er Ende Januar »immer noch angesprochen« wurde, wie er schrieb. Was immer die jW für dieses Extrablatt ausgeben könnte, er würde das komplette Geld mit den beteiligten Frauen »verfressen«, meinte er. Leider überstieg das Vorhaben bei aller Sympathie unsere Produktionsmöglichkeiten.
    Lausige Zeiten

    Mitte April verkündete er den Plan, die Zeitschrift Häuptling eigener Herd wiederzubeleben, die er mit Sternekoch Vincent Klink herausgegeben hatte. Nach 15 Jahren und 55 Ausgaben war dieses einzigartige »Hetzblatt« für guten Geschmack eingestellt worden. Nun hatte Klink ihm die Rechte am Titel übertragen und er eine Mannschaft zusammen, mit der »man glatt Meister werden« könnte, nur eben keinen Verlag: »Alle haben Bammel. It’s a shame, und es sind lausige Zeiten«. An der Notwendigkeit, die Zeitschrift wiederzubeleben, änderte das nichts: »Ich möchte das wieder machen; die ›Medienlandschaft‹ genannte Wüstenei ist so fade wie trist (Ausnahmen gibt es, aber zu wenige)«.

    Der Häuptling stand auch für sein Wirken insgesamt, den Kampf gegen die Unempfindlichkeit der Sinne, gegen deutsche Dumpfheit und Geschmacklosigkeit. Dass er damit bei Flachköpfen aller Richtungen aneckte, versteht sich, aber genau dafür liebten ihn seine Fans.

    In den 80ern war Droste als Redakteur der Taz unter anderem dafür verantwortlich, epische TV-Kritiken von Dr. Seltsam, »auf die Länge eines Haiku« zu bringen. Als sein Autor bei einer Redaktionskonferenz zur unerwünschten Person erklärt werden sollte, meinte Droste einfach: »Jeder Redakteur ist autonom, und bei mir darf Dr. Seltsam schreiben.« Das war auch mutig, weil Seltsam so ziemlich jeden Artikel mit dem heftigen Schwenken der roten Fahne beendete. Einige Monate später wurde Droste mit anderen »zu Linken« aus der Taz herausgedrängt.

    Das hatte auch eine ästhetische Dimension: Wiglaf Droste beurteilte literarische Texte vor allem danach, ob sie eine Geschichte vollständig erzählten. Das konnten Zweizeiler sein, Gedichte, Lieder, Erzählungen oder Romane. Das bedeutet auch: Ohne gute Ästhetik keine gute politische Aussage. Schlechte Politik schlägt regelmäßig um in schlechte Lyrik, Kitsch. Das gilt auch oder besonders für schlechte linke Politik.

    Man möchte ergänzen: Eine Gesellschaft, die Menschen kleinmachen oder vernichten will und die – mit Peter Hacks gesagt – z. B. »Medien« hat, kann und will Kunst nicht mehr hervorbringen. Eine vollständige Erzählung über den Imperialismus – was sollte das sein?

    Die aus der Taz Gedrängten wollten weiter schöne Texte verbreiten, hatte aber keine Lust auf den Aufbau eines ganzen Zeitungsapparats. So kam Droste zusammen mit dem Hausbesetzer Cluse Krings auf die Idee, eine regelmäßige Vorleseshow zu veranstalten, »Die höhnende Wochenschau«, eine der ersten Lesebühnen. 30 Jahre ist das her. Wenig später wurde der Mauerfall dort höhnisch kommentiert: »DDR = der vorerst letzte Versuch, aus Deutschen Menschen zu machen.« Droste wurde dann Redakteur bei der Titanic, aber seine Idee führte zur Gründung vieler weiterer Leseshows, bis heute der einzige originelle Beitrag Kreuzbergs zur kulturellen Moderne. Auch Drostes »Benno-Ohnesorg-Theater« gastierte Anfang, Mitte der 90er noch nicht in der Berliner Volksbühne, sondern in Kinos oder Kneipen in Kreuzberg.

    Zur jW kam Droste 1994 mit dem damaligen Kurzzeitherausgeber Hermann L. Gremliza. Damals erhielt die Zeitung ihr neues Profil, verzichtete auf SPD-Lyrik und Grünen-Kitsch. Auch das Layout wurde überarbeitet. Dazu gab es eine Abokampagne mit dem Slogan: »Ich gebe mein letztes Hemd«. Wiglaf Droste machte mit.

    Im Gegensatz zu vielen anderen blieb er der Zeitung treu. Nicht wenige seiner Wegbegleiter waren überrascht, als er sich 1997 im Zuge der Jungle World-Abspaltung auf die Seite der verbliebenen Rumpfredaktion stellte. In der vierseitigen Notausgabe vom 23. Mai 1997 findet sich neben einer Erklärung von Verlag und Redaktion nur ein Text von ihm, in dem er den suizidalen Spaltungstrieb der Linken geißelt. Der blieb ihm weiterhin verhasst, auch wenn er selbst nicht eben zimperlich mit denjenigen umsprang, die er im Verdacht hatte, aufklärungsfeindlichen Abfall in die Welt zu kübeln. »Moralisches Gespreize« war ihm ebenso verhasst wie »linkstypischer Muff«, womit er sich keine Freunde machte.

    Als Droste im vergangenen Jahr den »Göttinger Elch« für sein satirisches Lebenswerk erhielt, sagte sein Freund Friedrich Küppersbusch in der Laudatio: »Wo andere zaghaft ein Fenster spaltbreit öffnen, springt er hindurch, und was dann hinterher blutet, ist nicht selten er selbst. Warum er das tut – Gewalt wittert, wo andere noch schunkeln; gewaltig austeilt, wo der sanfte Ordnungsruf als Hochliteratur gilt – das wurzelt in Wiglafs Wissen um Verletzung. Droste mag, wie die Süddeutsche schrieb, ›der Tucholsky unserer Tage‹ sein – ganz sicher beherrscht er die Zärtlichkeit des Holzhammers, ist ein Hooligan der Inbrunst, und manchmal leider untröstlich und selbstzerstörerisch im falschen Trost. Sehen Sie Wiglaf Droste in seiner Lebensrolle: ›Der Unumarmbare‹.«

    Doch umarmen wen oder was er liebte, das konnte Droste. Er sei »unglaublich großzügig« gewesen, sagt sein Verleger Klaus Bittermann. Menschlich, aber auch finanziell. »Er war immer auf der Überholspur, ohne Rücksicht für alles, was die Menschen so umtreibt, ihre Rente oder sonstwas. Er hat viel Geld verdient und alles wieder rausgeschmissen.«
    Die sprechende Kuh

    Seine letzte Fortsetzungsgeschichte in dieser Zeitung erzählte von einem Aufstand sprechender Tiere auf einem Biobauernhof und zog sich etwas. Wir kamen überein, dass sie noch 2018 abgeschlossen werden müsse. Als der für den 29. Dezember in der Zeitung bereits angekündigte, 69. und letzte Teil auf sich warten ließ, telefonierten wir, und es ging ihm überhaupt nicht gut. Er war nicht zu verstehen, und es schien völlig ausgeschlossen, dass er eine E-Mail senden, geschweige denn formulieren könnte. Wenige Minuten später kam die Mail mit dem Schluss der Serie, in der die Kuh Melissa den Bauern anstupst, um ihm »warm, klar und gerade ins Gesicht« zu sagen: »›Was wir im Feuer verlieren, finden wir in der Asche wieder.‹ – Idiot, der er war, begriff er.«

    Droste schrieb noch im tiefsten Delirium wahrhaftiger als die auflagenstarken Betriebsliteraten, das lag auch an seiner Ungeschütztheit. Die machte Auftritte für ihn so riskant. Die Angst, eines jüngsten Tages vor einer gleichgültigen Masse von Kulturkonsumenten auf der Bühne zu stehen, wird mehr als einmal lebensbedrohlich gewesen sein. Dass es nie auch nur annähernd soweit kam, dafür sorgte er jedesmal selbst. Mit maximaler Verausgabung. Exemplarisch war eine Veranstaltung vor einigen Jahren in einer linken Buchhandlung in Berlin-Moabit um die Ecke des Krankenhauses, in dem er auf Alkoholentzug war. Er nahm bei solchen Klinikaufenthalten immer rapide ab. Sein Körper wirkte schmächtig, sein Kopf dadurch riesengroß, was ihn störte, wenn auch nicht sehr. An jenem Abend in Moabit stand er in einer Art Krankenhaushemd in der völlig überfüllten Buchhandlung, mindestens 100 Leute waren erschienen. Das vielleicht größte Elend des Alkoholikers sei das ständige Klirren der unzähligen in der Wohnung herumliegenden Flaschen, erklärte er, trällerte einen Agitprop-Song von Piet Janssens (»Du kleine Löterin Halle sechs Platz sieben / was hast du alles schon gelötet / was ist von dem Mehrwert deiner Arbeit übrig geblieben / in deiner gottserbärmlich schmalen Lohntüte – du meine Güte!«), um am Ende des Abends in die Mitte des überfüllten Saales zu treten und mit geschlossenen Augen und einer warmen, festen, unglaublich vollen Stimme a cappella einen Klassiker von Tom Petty vorzutragen: »No I won’t back down / You can stand me up at the gates of hell / But I won’t back down / No I’ll stand my ground / Won’t be turned around«. Einigen wird beim Anblick dieses schwer gezeichneten Mannes, der tatsächlich bis zuletzt nie auch nur ein Schrittchen zurückweichen würde, ganz anders geworden sein.
    Herzensbildung

    In der jW vom vergangenen 1. Mai erinnerte sich Droste an die Folgen eines Textes, in dem er sich Anfang der 90er gegen die verbreitete Ansicht wandte, man müsse mit Nazis reden. »Muss man an jeder Mülltonne schnuppern? Niemand wählt Nazis oder wird einer, weil er sich über deren Ziele täuscht«, hatte er damals erklärt. Ihm seien diese Typen »komplett gleichgültig; ob sie hungern, frieren, bettnässen, schlecht träumen usw. geht mich nichts an. Was mich an ihnen interessiert, ist nur eins: dass man sie hindert, das zu tun, was sie eben tun«. Einige Wochen später zeigte ihm ein Polizeikommissar in Berlin eine Todesliste von Nazis, auf der er recht weit oben stand, und schlug ihm vor, einen Waffenschein zu machen. Er lehnte das ab. »Mein alter Freund Till Meyer von der Bewegung 2. Juni hatte mir einmal gesagt: ›Mit einer Knarre unterm Kopfkissen schläfst du nicht gut, vor allem nicht mit deiner Frau.‹« Was da nicht stand, einfach, weil kein Platz mehr war: Er sicherte die Tür seiner Berliner Mietwohnung in jener Zeit mit einem massiven Balken, den er beim Öffnen immer erst mal beiseite wuchten musste. Ein Vierteljahrhundert später seien die Nazis »phantomdemokratisch und medial eingemeindet«, endete die Erinnerung. »Sie haben Kampfgruppen bilden können und beste Verbindungen zur Bundeswehr, zur Polizei und zu den Geheimdiensten.« Bei solcher Gefahr im Verzug sei es um so wichtiger »zu wissen, wogegen man kämpft; wenn man auch noch weiß, wofür, rundet es sich. La vita è bella.«

    Es ging ihm um einen »Antifaschismus im Stil von Charlie Chaplin oder Ernst Lubitsch«. Der schien ihm »jedenfalls vielversprechender als die Fixierung auf Hitler als Jahrhundertbestie. Ein treffender Witz kann eine schärfere Waffe sein als der Knüppel über den Dääz, und wer mit Waffen kämpft, die seinem Feind nicht zur Verfügung stehen, läuft nicht Gefahr, ihm ähnlich zu werden.«

    Bei einem der letzten längeren Telefonate erzählte Droste Ende April von sich, von seiner Freude am Leben in Oberfranken und von Zurückliegendem, das ihm nicht gut getan habe, von einem Leseabend mit Gesang in der Buchhandlung seiner Frau und vom bevorstehenden Auftritt bei der SDAJ, die ihn zu ihrem »Festival der Jugend« zu Pfingsten nach Köln eingeladen hatte. Er sei sehr stolz darauf. Und dann, sinngemäß: »Weißt Du, ich bin Kommunist geworden. Anders ist das alles nicht auszuhalten.« Er sprach von denen, die ständig anderen Unsägliches bereiten und das auch noch rechtfertigen, von ihrer Indolenz, also Schmerzfreiheit und völligen Gleichgültigkeit. Er zähle sich zu denen, die Vernunft und Verstand folgen und, das sei wichtig, das mit »Herzensbildung« verbinden.

    Kämpfen wir also in seinem Sinne weiter gegen Bigotterie und Geiz, gegen das Sich-selbst-in-die-Tasche-Lügen, gegen Nazis und für das schöne Leben.

    Nach Angaben von Andrea Jungkunz ist eine Seebestattung geplant. Droste habe sich bei Trauerfeiern immer unwohl gefühlt, sagt sie, und deshalb keine für sich gewollt.

    12.04.2011: Grönemeyer kann nicht tanzen (Tageszeitung junge Welt)
    https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/artikel/162254.gr%C3%B6nemeyer-kann-nicht-tanzen.html

    https://www.youtube.com/watch?v=PI0P4KbyHxY

    Ein Konzertbesuch im April 1986
    Wiglaf Droste
    (laut stammeln und nuscheln):

    Herbert war hier. In Berlin. Tempodrom. Total ausverkauft. Aber billig. Feiner Zug. Könnte mehr nehmen. Ist populär genug.

    Herbert hackt Sätze. Nuschelt. Klingt lustig. Auch irgendwie kaputt.

    LP heißt Sprünge. Was meint er: Große Sprünge? Bochum– Hollywood? Sprung in der Schüssel? Weiß nicht.

    Kann nichts sagen. Angst. Kindheit: Vater Pils, Mutter ...

  • L’introduction de la technologie de pointe permettra-t-elle le maintien de la culture des quats berlinois ?
    https://www.youtube.com/watch?v=57MKxz4pJKE


    Est-ce une arme ? Est-ce du #terrorisme ?

    25.06.2016 - Demo für die "Rigaer" 500 solidarisierten sich in der Hitze
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/demo-fuer-die-rigaer-500-solidarisierten-sich-in-der-hitze/13788192.html

    In einem Aufruf hieß es: „Kiezdemo in Solidarität mit der teilgeräumten Rigaer 94 und allen anderen Betroffenen von Verdrängung und denen, die sich dagegen wehren.“
    In der vergangenen Woche hatte die Polizei auf Veranlassung des Hauseigentümers einen Teil des linken Szeneobjekts Rigaer Straße 94, darunter die Kneipe „Kadterschmiede“ geräumt. Dabei wurden zahlreiche gefährliche Gegenstände beschlagnahmt, darunter eine Pistole. Nach Angaben der linken Szene sei es lediglich eine Schreckschusswaffe gewesen. In den ersten beiden Nächten nach dieser Räumung hatte es in mehreren Berliner Bezirken zahlreiche Anschläge gegeben. So brannten Autos, bei Banken wurden die Schaufenster eingeschlagen, im Wedding wurde das Arbeitsamt großflächig besprüht. Im Internet war auf einschlägigen linksextremistischen Seiten zu weiteren Racheakten aufgefordert worden.

    Les autonomes expliquent qu’ils n’acceptent pas que la police mette à la rue des SDF et une initiative qui faisait fonctionner un café depuis vingt ans.

    Wir sind verdammt wütend – und das ist gut so ! Solidarität mit der Rigaer94
    https://linksunten.indymedia.org/de/node/182896

    Das Hauptinteresse des offensichtlich übergewichtigen Senators für Inneres und Sport, Frank Henkel, liegt augenscheinlich nicht im Sport, sondern der Repression. „Extremismusbekämpfung“ nennt er seine Leidenschaft. Wohl geht er davon aus, dass er mit derartigen Angriffen auf autonome Projekte seinem Ziel, Bürgermeister Berlins zu werden, näher kommt. Es wäre zwar peinlich, jedoch ist es nicht unwahrscheinlich, dass er auch nach etlichen Fehlschlägen dieses Ziel erreicht.

    Gerade landete er mit seiner Forderung nach umfassender Videoüberwachung noch in den Lokalnachrichten, auch dieses Projekt ist vorerst gescheitert, und gleich darauf widmet er sich seinem Lieblingsfeindbild, der Rigaer 94. Es verwundert nicht, dass er einen Narren an diesem Haus gefressen hat. So ist es doch eines der letzten widerständigen Projekte Berlins, welches es zudem geschafft hat, sich unter und trotz vor allem seiner Repression, weiter im Kiez zu verankern. Der Vorreiter der Extremismustheorie macht sich somit jedoch zum Feindbild genau dieser „Extremisten“ und wird, so lässt sich hoffen, den Widerstand höchst persönlich zu spüren bekommen.

    Bei der letzten Räumung der Kadterschmiede 2003 wurde der Teil, der heute geräumt wurde, erfolgreich wiederbesetzt. Weitere 13 Jahre lang war dieser Raum Teil eines rebellischen Kiezes und einer autonomen Infrastruktur. Lasst ihn euch nicht nehmen!

    Als die Bullen im Januar diesen Jahres mit einem massiven Aufgebot mehrmals in das Haus eingedrungen sind war es kalt und dunkel, viel schwerer lange auf der Straße auszuharren und spurenfreie dezentrale Aktionen durchzuführen. Jetzt ist Sommer, auch wenn das hier mehr Regen als Sonne bedeutet, muss nun mehr passieren. Die Forderung nach 1 Million Sachschaden wird verdoppelt. Sie haben nicht nur die Kadterschmiede, die Werkstadt, den Waschraum und den Garten der Rigaer94 genommen, sondern auch einige Wohnungslose, die Unterschlupf auf dem Dachboden des Vorderhauses gefunden haben, geräumt. Somit ist es jetzt umso wichtiger sich zu vernetzen, Aktionen zu machen und vielfältig der Wut Ausdruck zu verleihen. Plakatieren, sprühen, demonstrieren, Steine schmeissen, Autos anzünden, Bullen schlagen, alles legitime Mittel, um den Liebhabern dieses Systems zu zeigen, dass auch ihre Macht nicht unendlich ist und unser Widerstand sich nicht brechen lässt.

    Rigaer Straße 94 – Wikipedia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rigaer_Stra%C3%9Fe_94

    Le site "officiel" des squatteurs

    Rigaer94 und Kadterschmiede verteidigen !
    https://rigaer94.squat.net

    Einladung zum weiteren Vorgehen
    22 Jun 2016

    Wie es aussieht, müssen wir uns auf eine längere Belagerung im Haus einstellen. Wir appellieren in erster Linie an eure Kreativität, wenn ihr uns unterstützen wollt, so dass wir das Haus wieder in Beschlag nehmen können. Sowohl vor Ort als auch dezentral lässt sich sicherlich Druck aufbauen.

    Wir haben zwei konkrete Ideen:

    1. Morgen, um ca. 7 Uhr wird der Bautrupp wieder hier einmarschieren, um unser Haus weiter zu zerstören bzw. aus der Kadterschmiede und der Werkstatt Wohnungen zu machen. Frühaufsteher_innen können die Bauarbeiter davon abhalten, dass sie hier reinkommen. Kommt an die Zufahrtswege und lasst uns nicht alleine mit den ganzen Schweinen.

    2. Wir würden gerne morgen, Donnerstag, um 22 Uhr in den Hof zur normalen Donnerstags-Küfa einladen. Kommt rein! Ihr seid herzlich eingeladen! Außerdem: sobald die Bullenabsperrungen lockerer werden, egal ob in 1, 2 oder 10 Tagen, laden wir alle in unseren Hof ein, um das Haus von Bullen und Securities zu befreien.

    Schlussendlich wollen wir noch darauf hinweisen, dass schon seit längerem am 9.7. eine Demo gegen Gentrifizierung in der Rigaer Straße geplant ist. Es geht konkret gegen den Neubau der CG-Gruppe gegenüber von LIDL. Sicherlich aber könnte dieser Tag auch dazu genutzt werden, unsere Wut gegen den Polizeiterror auszudrücken, der die Gentrifizierung begleitet.

    Les derniers événements font partie de la stratégie de la droite berlinoise. Les élections municipales de septembre renforcent leur désir de se présenter comme incontournables auprès de leurs commanditaires et électeurs habituels. Le sénateur de l’intérieur chrétien-démocrate et le député SPD Tom (#tomduarschloch) Schreiber poursuivent une politique de déstabilisation et d’agression policières contre le voisinage de la Rigaer Straße.

    Voici un titre de journal typique pour l’offensive de propagande contre le dernier projet de squatteurs encore vivant.

    09.12.2015 Nach Brand in Berlin-Friedrichshain SPD-Politiker Tom Schreiber fordert härteres Vorgehen gegen politisch-motivierte Gewalt
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-brand-in-berlin-friedrichshain-spd-politiker-tom-schreiber-fordert-haerteres-vorgehen-gegen-politisch-motivierte-gewalt/12696594.html

    In den vergangenen Wochen und Monaten hatten Linksextremisten eine Vielzahl von Anschlägen in der Rigaer Straße verübt. Zuletzt war dort an die Wand geschmiert worden: „Menschen sterben, Tom schweigt / Autos brennen, Tom schreit.“ In der Liebigstraße steht in roter Farbe nur der Hass-Hashtag an einer Fassade. Schreiber kommentierte dies am Dienstag so: „Die linksautonome Szene reagiert allergisch, wenn man linke und rechte Gewalt gleichsetzt.“

    Tom Schreiber a l’impression d’être mal compris. Pourtant après avoir examiné sa réponse à une lettre sur abgeordnetenwatch.de je n’arrive toujours pas à l’apercevoir comme défenseur des droits des minorités et opprimés.

    abgeordnetenwatch.de : Tom Schreiber (SPD)
    http://www.abgeordnetenwatch.de/tom_schreiber-652-46945.html

    Auch in Zukunft werde ich mich dafür einsetzen, unsere Demokratie und den Rechtsstaat zu verteidigen und weiter zu stärken.

    Voici une affirmation digne d’un Manuel Valls. C’est l’expression d’un profond sentiment d’insécurité face à des structures qui échappent au contrôle policier et une puissante motivation pour des actes de répression émanant du chien de Pavlov intérieur propre à la plupart des politiciens de droite. Il joue bien le rôle du spécialiste de sécurité publique qui doit attirer vers le SPD les électeurs de droite traditionnels. Du point de vue d’un autonome il l’a bien mérité le hashtag #tomduarschloch .

    Les titres du journal Junge Welt de l’année passé mettent en évidence la stratégie sous-jacente aux derniers événements violents. Le sénateur de l’intérieur CDU lâche les chiens policiers et Tom Schreiber tente de faire pareil sans en avoir les moyens. Il se comporte comme une parodie de son camarade social-démocrate Gustave Noske qui acceptait volontiers le rôle du chien sanglant ( Bluthund à ne pas confondre avec le bloodhound ou chien de Saint Hubert) contre les révolutionnaires de 1919.

    Einer muss den Bluthund machen!

    10.07.2015 / Repressionsmaschine läuft
    https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2015/07-10/001.php

    Die »Lange Woche der Rigaer Straße« versetzt Berliner Polizei und lokale Medien in höchste Erregung, doch bisher blieben »Krawalle« aus
    Michael Merz
    Dem Anwohner, der am Montag abend in die Rigaer Straße kam und von einem Polizeitrupp unsanft in seinen Hauseingang gedrängt wurde, machten die Beamten gleich klar, wer in den nächsten Tagen das letzte Wort hat im Kiez. »Es ist Straßenfest«, sagten sie dem angesichts des gewalttätigen Vorgehens verdutzten Mieter. Das musste als Erklärung für das martialische Auftreten reichen.
    ...
    Es ist »Lange Woche der Rigaer Straße«, und einige alternative Hausprojekte feiern ihr 25jähriges Bestehen. Das wird zum Anlass genommen, tief ins Arsenal der Repressionsinstrumente zu greifen: Trupps von Bereitschaftspolizisten laufen forschen Schrittes durch die versammelten Menschen, Beamte in Zivil spitzen die Lauscher, über den Köpfen kreist ab und an ein Hubschrauber.

    12.2015 / Kontrollwahn im Kiez
    https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2015/12-02/023.php

    Klammheimliche Einführung eines »Gefahrengebiets«. Polizei verstärkt Repression in Berlin-Friedrichshain. SPD-Politiker kriminalisiert linke Wohnprojekte

    Das Wohngebiet um die Rigaer Straße ist ein Kiez mit intakter sozialer Struktur, auch wenn die Berliner, die hier leben, nicht sonderlich betucht sind. Es gibt zahlreiche Kitas und Seniorenheime, viele Kulturveranstaltungen – und kein touristisches Überangebot, wie es sich weiter südlich rund um die Warschauer Brücke entwickelt hat. Seit Jahrzehnten haben sich hier auch verschiedene linke Wohnprojekte etabliert. Oma und Punk halten beim Bäcker ein Schwätzchen, das ist nicht selten. Die bunten Häuser und nicht immer besenreinen Bürgersteige sind Immobilieneigentümern und Bauherren, die hier Millionen investiert haben, ein Dorn im Auge. Letzte Brachflächen wurden bereits zugebaut, unzählige Altbauten mit Penthäusern »aufgewertet«, Mieten steigen.Das Bild, das einige Berliner Politiker, die Polizei und Boulevardzeitungen von der Rigaer Straße und ihrer Umgebung zu zeichnen versuchen, ist das eines Ghettos.

    15.01.2016 / Rache statt Rechtsstaat
    https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2016/01-15/001.php

    Polizeiliche Strafexpedition in Berlin-Friedrichshain. Innensenator Henkel lässt die Muskeln spielen
    ...
    Fünf Hundertschaften der Bereitschaftspolizei und ein Sondereinsatzkommando (SEK) stürmten da zu einem Großeinsatz in der Rigaer Straße, einem linksalternativ geprägten Kiez im Stadtteil Friedrichshain.Das dichtbesiedelte Viertel ist mittlerweile der Mikrokosmos eines Polizeistaats. Mit unverhältnismäßigen Aktionen können Beamte hier am laufenden Band die Muskeln spielen lassen. Seit Jahrzehnten haben sich linke Wohnprojekte etabliert. Im Herbst wurde das Gebiet als »kriminalitätsbelasteter Ort« eingestuft,

    26.01.2016 / Nachspiel ohne Erkenntnisse
    https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2016/01-26/016.php

    Mehrtägiger Polizeieinsatz gegen linke Hausprojekte in Berlin ist Thema im Innenausschuss. Verantwortliche ohne Aufklärungswillen

    15.02.2016 / »Alle Nachbarn haben dafür nur noch Kopfschütteln übrig« 
    https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2016/02-15/034.php

    Berlin: Polizei kontrolliert im »Gefahrengebiet« Rigaer Straße sogar Eltern auf dem Weg zur Kita.

    24.02.2016 / »Im Kiez gibt es nur eine Gefahr : Die Polizei« 
    https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2016/02-24/048.php

    Seit Monaten sind die Anwohner der Rigaer Straße in Berlin Kontrollwut und Willkür der Beamten ­ausgeliefert.

    05.02.2016 Vernetzung macht verdächtig
    https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2016/02-05/016.php

    Berlin: Kiezversammlung in Rigaer Straße von großem Polizeiaufgebot begleitet

    Stoßstange an Stoßstange fuhren am Montag abend die vollbesetzten Mannschaftswagen der Bereitschaftspolizei durch das Viertel, über den Dächern dröhnte ein Hubschrauber. Anlass: eine Anwohnerversammlung in einer Kirche. Knapp 100 Friedrichshainer kamen und diskutierten über polizeiliche Willkür, das Leben im »Gefahrengebiet« und eine für Samstag geplante Demonstration gegen die als »Gentrifizierung« bezeichnete Verdrängung einkommensschwacher Schichten aus der Innenstadt. »Eine Vernetzung zwischen den Nachbarn macht der Polizei wohl Angst«, erklärte sich ein Teilnehmer das Aufgebot vor der Kirchentür.

    24.06.2016, »Tag X« ist gekommen
    https://www.jungewelt.de/2016/06-24/016.php

    Erneut mobilisiert Berlins Innensenator die Polizei für schikanöse Einsätze gegen Linke
    https://www.jungewelt.de/2016/06-24/016.php
    Die für den Eigentümer Lafone Investment Ltd. tätige Hausverwaltung verbreitet schließlich den Vorwand für die Räumung des Erdgeschosses: Hier sollen angeblich Wohnungen für Flüchtlinge entstehen. »Wir werden uns nicht gegeneinander ausspielen lassen, sind solidarisch mit allen Geflüchteten«, entgegnet das Hausprojekt am Mittwoch nachmittag in einer Pressemitteilung. Auch die Hilfsorganisationen »Friedrichshain hilft« und »Moabit hilft« reagieren schnell und machen deutlich, dass die dann verlangte ortsübliche Miete für »eine Kostenübernahme der Träger (Lageso, Jobcenter) nicht im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben liegt und somit nicht für Flüchtende genutzt werden kann«. Der Einsatz diene nur dazu, die Bewohner des Hauses weiteren Repressalien auszusetzen. Canan Bayram verweist am Donnerstag erneut auf die »solidarische Gemeinschaft« in der Rigaer 94, wo es eine Kleiderkammer gab und jederzeit Flüchtlinge, die kein Dach über dem Kopf hatten, untergekommen seien.

    #Allemagne #Berlin #Friedrichshain #Squat #répression