• Russischer Journalist Mikhail Zygar : Land ohne Zukunft
    https://taz.de/Russischer-Journalist-Mikhail-Zygar/!5964058

    19.10.2023 von Jens Uthoff - Der russische Journalist Mikhail Zygar musste sein Land verlassen. In seinem Buch zeichnet er den langen Kampf Russlands gegen die Ukraine nach.

    Der russische Journalist Mikhail Zygar musste sein Land verlassen. In seinem Buch zeichnet er den langen Kampf Russlands gegen die Ukraine nach.
    Portrait von Mikhail Zygar

    Mikhail Zygar wird für lange Zeit nicht nach Russland zurückkehren können Foto: Christoph Hardt/imago

    Mikhail Zygar nennt die Stadt, in der er heute lebt, gern die „russische Kulturhauptstadt“ des Jahres 2023. Der Reporter und Journalist, gebürtig aus Moskau, sitzt in einem Restaurant im Berliner Stadtteil Charlottenburg, wo er nun wohnt. Wie so viele kritische Geister aus Russland hat er das Land verlassen – und kam an die Spree. „Berlin ist heute die wichtigste Stadt für die russische Kultur“, sagt er, „viele Journalisten, Künstler, Schauspieler, Filmemacher leben hier.“

    Er selbst packte die Koffer wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2023. Zuvor schrieb er einen offenen Brief, in dem er den Krieg als „unsere Schande“ bezeichnete und seine Landsleute aufforderte, Nein zum Krieg zu sagen. „Ich hatte das Gefühl, ich lebe in Deutschland im Jahr 1939. Die Zukunft unseres Landes wurde innerhalb einer Nacht zerstört, genauso wie die Zukunft der Ukrainer“, sagt er heute. „Es war für mich klar, dass ich in Russland nicht mehr leben kann.“

    Zygar hat sich inzwischen in Deutschland eingerichtet, er arbeitet unter anderem als Kolumnist für den Spiegel, lebt gemeinsam mit seinem Mann in der Hauptstadt. In Russland zählt er zu den bekanntesten Journalisten. Er war zwischen 2010 und 2015 Chefredakteur des unabhängigen Nachrichtensenders Doschd, danach startete er eine Onlineserie zur russischen Historie („Freie Geschichte“). Kürzlich ist sein Buch „Krieg und Sühne“ auf Deutsch erschienen.

    Darin zeichnet er die jahrhundertelangen Bestrebungen des imperialen Russlands, sich die Ukraine einzuverleiben, detailliert nach. Sein Buch beginnt mit den Worten: „Ich bekenne mich schuldig, die Zeichen nicht schon früher erkannt zu haben. Denn auch ich bin mitverantwortlich für den Krieg Russlands gegen die Ukraine, wie auch meine Zeitgenossen – und unsere Vorfahren.“
    Abwertung der ukrainischen Kultur

    Der 42-Jährige erklärt im Gespräch, dass die russische Malaise weit vor dem 20. Jahrhundert, weit vor Stalin begonnen habe. „Wir haben immer gedacht, dass die große russische Kultur etwas ist, auf das wir nur stolz sein können. Wir haben die Augen davor verschlossen, wie das ukrainische Volk, das belarussische Volk und andere unterdrückt wurden.“ Im Buch führt er aus, dass die ukrainische Sprache seit vielen Jahrhunderten missbilligt wurde, als keine eigene Sprache galt und dass die Literatur auf Ukrainisch als minderwertig angesehen wurde.

    Das Buch

    Mikhail Zygar: „Krieg und Sühne: Der lange Kampf der Ukraine gegen die russische Unter­drückung“. Aufbau Verlag, Berlin 2023, 540 Seiten, 32 Euro

    Imperiale Denkmuster und einen Glauben an das Großsrussische findet Zygar bei vielen russischen Klassikern: Bei Dostojewski und Puschkin, bei Solschenizyn und Brodsky (bei Letzteren beiden ist dies allgemein bekannter). „Wenn ein Schriftsteller fremdenfeindlich, imperialistisch oder chauvinistisch war, sollten wir das diskutieren und nicht so tun, als seien sie heilig“, sagt Zygar.

    „Dostojewski war ein großer christlicher Philosoph, aber er hatte zugleich schreckliche politische Ansichten. Diese Tatsache sollten wir benennen.“ Im Buch schreibt Zygar, Dostojewskis Geisteshaltung sei „der Rhetorik russischer Propagandisten des 21. Jahrhunderts verblüffend ähnlich, etwa wenn sie dazu aufrufen, die Ukraine müsse gegen ‚die Nazis‘ verteidigt werden.“
    Historische Analogien

    Die historischen Analogien sind eine Stärke des Buchs. Zygar zitiert Stalin, der 1932 sagte: „Wir müssen uns um die Ukraine kümmern, sonst verlieren wir sie.“ Kümmern hieß in diesem Fall, den Hunger gezielt gegen die Ukraine einzusetzen, es waren die grausamen Jahre des Holodomors. Das Wording Wladimir Putins 2021 und 2022 unterschied sich kaum von den Worten Stalins.

    Zygar wirkt im Gespräch ernst, sachlich, klar, fokussiert; er verliert kein überflüssiges Wort, kaut nur zwischendurch an einem Stück Pizza Margherita, während er über die zahlreichen Kipppunkte der russischen Geschichte spricht. Einer davon: die Verfassung, die Boris Jelzin vor nun genau 30 Jahren durchsetzte und die das Fundament des heutigen illiberalen politischen Systems in Russland darstellt. „Diese Verfassung wurde nur für diesen speziellen politischen Moment geschrieben. Zu dem Zeitpunkt dachten die russischen Demokraten, dass sie den demokratischen Präsidenten stärken müssten und ihm helfen sollten, gegen die kommunistische Opposition zu kämpfen. Welch bitterer Irrtum.“

    Die Zeit danach, sowohl auf ukrainischer als auch auf russischer Seite, schildert Zygar im Buch akribisch. Die Rosenrevolution in Georgien (2003), die Kutschma-Jahre in der Ukraine und den Kassettenskandal um ihn, die Juscht­schen­ko-Janu­kowitsch-Schlacht, die Orange Revolution, den Aufstieg eines jungen Komikers namens Wolodimir Selenski.

    Genauso die Tschetschenien-Kriege, die Geiselnahme im Moskauer Dubrowka-Theater, die Maidan-Kränkung Putins und den Machtausbau auf der anderen Seite. Selbst wenn man schon viel zur jüngeren russischen Geschichte gelesen hat, lernt man hier noch einiges Neues, weil Zygar auf mehr als 450 Seiten sehr ins Detail geht. Als Leser profitiert man von seinem Insiderblick, Zygar hat seit 2004 aus der Ukraine berichtet und mit vielen hochrangigen Politikern gesprochen.
    Opposition durch EU-Sanktionen geschwächt

    Einen wesentlichen Grund, warum die russische Opposition nach dem 24. Februar 2022 nicht mächtiger ist, als sie sein könnte, sieht Zygar in den EU-Sanktionen gegen Russland. „Die EU hat wahllos Sanktionen gegen alle russischen Bürger verhängt. Nicht nur die Oligarchen, die mit dem Regime verbunden sind, sondern zum Beispiel auch Mittelständler mussten ihr Geld abziehen und nach Russland zurückkehren – denn ironischerweise ist das der einzige Ort, an dem sie noch ein Geschäft haben können, an dem sie noch Bankkonten haben können.“

    Zygar glaubt, sie hätten aus dem Exil die Sponsoren eines zivilen Widerstands sein können – das sei so unmöglich.

    Putin sieht er zum jetzigen Zeitpunkt als einen Taktierer, der nur abwartet und auf eine Wiederwahl Trumps in den USA in einem Jahr setzt – oder auf zunehmende Gleichgültigkeit: „Er will, dass alle müde vom Krieg in der Ukraine sind. Er will, dass die Ukrainer erschöpft sind. Er will, dass die Europäer erschöpft sind. Er will, dass die Amerikaner jede Unterstützung einstellen. Und er ist sich sicher, dass Trump gewinnen wird.“

    Für Zygar wird es wohl dauerhaft kaum möglich sein, nach Russland zurückzukehren, er glaubt für „viele, viele Jahre“ im Ausland arbeiten zu müssen. Wenn Putin falle, so glaubt er, dann durch einen Prozess im Inneren, einen wirtschaftlichen Zusammenbruch zum Beispiel. Richtig überzeugt wirkt Mikhail Zygar bei diesem Gedankenspiel nicht.

    à propos du même livre

    « Mehrheit der russischen Gesellschaft ist gebildet, nachdenklich – und zynisch », 4. November 2023 von Nikita Vasilenko
    https://www.telepolis.de/features/Mehrheit-der-russischen-Gesellschaft-ist-gebildet-nachdenklich-und-zynisch

    Pour les germanophones désireux de vérifier la position de Staline à prospos de l’Ukraine et des autres peuples de l’Union Soviétique

    Stalin Werke
    https://kommunistische-geschichte.de/stalin-werke

    #histoire #Russie #Ukraine

  • Stimmen aus Russland : Wagenknecht als « Alternative zur Alternative »
    https://www.telepolis.de/features/Stimmen-aus-Russland-Wagenknecht-als-Alternative-zur-Alternative-9352006.h
    Le plus intéressant dans cette interview est la vision implicitement positive qu’a ce journaliste russe des troupes blanches dans la guerre internationale impérialiste contre la révolution socialiste entre 1917 et 1922. Wikipedia l’appelle guerre civile russe mais cette notion ne couvre qu’un aspect de ce conflit mondial sur le sol de l’ancien empire tzariste.

    Dans l’opinion russe officielle la révolution d’octobre et les troupes de Trotzky et Lénine sont apparamment des incarnations du mal sur terre et les troupes de Poutine la réincarnation des bons officiers nobles tzaristes luttant contre l’antichrist bolchévico-ukrainien.

    C’est tellement absurde qu’on éclaterait de rire si la situation n’était pas tellement triste.

    4.11.2023 von Roland Bathon
    ...
    Bei den Berichten der russischen Presse war die politische Einschätzung der neuen Wagenknecht-Partei sehr unterschiedlich. Kommersant sprach von einer sozialdemokratischen Kraft, Sie Herr Nikiforow von Elementen der Linken im Wirtschaftsbereich mit Positionen, die näher an Rechtsradikalen sind bei der Migration oder Genderthemen. Wie kommt es zu solch unterschiedlichen, sich ja widersprechenden Einschätzungen?

    Oleg Nikoforow: Hier muss man bedenken, dass ich der einzige schreibende Journalist aus Russland bin, der in Deutschland akkreditiert ist. Die übrigen kommen vor allem vom staatlichen Fernsehen und hier muss ich zugeben, dass die Darstellung von Deutschland in den Staatsmedien nicht so ganz stimmt. Viele Kollegen haben keine direkte Erfahrung
    ...
    Oleg Nikoforow: Für mich ist der Krieg kein Krieg zweier Völker, sondern ein Bürgerkrieg. In der ukrainischen Armee gibt es von der Nationalität auch Russen, in der Russischen ethnische Ukrainer. Alles wirkt auf mich wie eine Verlängerung des Bürgerkriegs ab 1917. Es ist ein Krieg zwischen Werten, nur die Rollen sind gegenüber damals vertauscht, da Moskau das verteidigt, für das damals die Weißen Truppen standen. Die Liberalen stehen da auf der anderen Seite, den linksliberalen Werten des Westens.

    Oleg Nikiforow ist langjähriger Deutschlandkorrespondent der Moskauer Zeitung Nesawisimaja Gaseta und befand sich zur Zeit des Interviews gerade in Moskau.

    #Russie #Ukraine #Allemagne #presse #politique

  • Lettre ukrainienne de solidarité avec le peuple palestinien

    Nous, chercheurs et chercheuses, artistes, militant·es politiques et syndicaux ukrainien·nes, membres de la société civile, sommes solidaires du peuple de Palestine qui, depuis 75 ans, subit et résiste à l’occupation militaire israélienne, à la séparation, à la violence coloniale, au nettoyage ethnique, à la dépossession des terres et à l’apartheid. Nous écrivons cette lettre de peuple à peuple. Le discours dominant au niveau gouvernemental et même parmi les groupes de solidarité qui soutiennent les luttes des Ukrainien·nes et des Palestinien·nes crée souvent des séparations. Par cette lettre, nous rejetons ces divisions et affirmons notre solidarité avec toutes celles et tous ceux qui sont opprimé·es et qui luttent pour la liberté.

    En tant que militant·es attachés à la liberté, aux droits des êtres humains, à la démocratie et à la justice sociale, et tout en reconnaissant pleinement les différences de pouvoir, nous condamnons fermement les attaques contre les populations civiles – qu’il s’agisse d’Israéliens·ne attaqué·es par le Hamas ou de Palestinien·nes attaqué·es par les forces d’occupation israéliennes et les gangs de colons armés. Le ciblage délibéré de civil·es est un crime de guerre. Cependant, cela ne justifie pas la punition collective du peuple palestinien, l’identification de tous les résident·es de Gaza au Hamas et l’utilisation aveugle du terme « terrorisme » appliqué à l’ensemble de la résistance palestinienne. Cela ne justifie pas non plus la poursuite de l’occupation. Faisant écho à de multiples résolutions des Nations unies, nous savons qu’il n’y aura pas de paix durable sans justice pour le peuple palestinien.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/11/03/lettre-ukrainienne-de-solidarite-avec-le-peupl

    #international #ukraine #palestine

  • Socialisme, Yiddishkeit, Doykeit : une brève histoire du Bund juif ukrainien

    Les effusions de sang en Israël/Palestine nous incitent à nous souvenir non seulement du triste sort de cette malheureuse région, mais aussi de l’histoire juive. Aujourd’hui, tout ce qui touche à la judéité et à son passé est « monopolisé » par l’État d’Israël. Mais il n’en a pas toujours été ainsi. En Europe de l’Est, il existait également des alternatives au projet sioniste de « rassembler tous les Juifs de Palestine » – et elles étaient suffisamment puissantes pour lui opposer une sérieuse concurrence. La plus influente d’entre elles était le Bund – un mouvement national juif qui, comme de nombreux autres mouvements nationaux des peuples d’Europe de l’Est (ukrainien, polonais, géorgien, etc.), avait une orientation socialiste et ne voyait pas la libération nationale séparément de libération sociale.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/11/02/socialisme-yiddishkeit-doykeit-une-breve-histo

    #histoire #ukraine #bund

  • L’ONU et la guerre en Ukraine : les principales informations
    https://unric.org/fr/onu-et-la-guerre-en-ukraine-les-principales-informations

    Selon le Haut-Commissariat aux droits de l’homme, à ce jour, 27 449 victimes civiles ont été enregistrées, dont 9 701 morts.

    […]

    Selon le Haut-Commissariat aux droits de l’homme, plus de 1 500 enfants ont été tués ou blessés en Ukraine depuis février de l’année dernière (mai 2023).

    Gaza le 30 octobre :
    https://www.aa.com.tr/fr/monde/le-bilan-des-victimes-palestiniennes-de-l-agression-israélienne-à-gaza-s-élève-à-8-525-morts/3038882

    Le bilan des victimes palestiniennes de l’agression israélienne à Gaza s’élève à 8 525 morts - Parmi lesquels 3 542 enfants et 2 187 femmes

    Souviens-toi des grandes analyses démontrant que Poutine pratique volontairement la terreur des bombardements indiscriminés, ce qui fait de lui le nouvel Hitler malade et paranoïaque, et que cette façon de massacrer les civils est une cruauté typiquement russe. Israël a tué en 3 semaines deux fois plus d’enfants que Poutine en un an.

  • Recommencer à penser la guerre en Ukraine | Anna Colin Lebedev
    https://colinlebedev.fr/2023/10/31/recommencer-a-penser-la-guerre-en-ukraine

    La guerre s’installe dans la durée : c’est un constat factuel que l’on fait au bout de un an et huit mois de conflit armé. Cependant, la frontière est mince entre ce constat et une certaine normalisation de la guerre. En 2022, la guerre semblait inacceptable ; en 2023, elle est décrite comme inévitable. Source : Relevé sur le Net...

  • La “geografia” della speculazione che fa il prezzo dei beni agricoli

    La guerra tra Ucraina e Russia non incide sul prezzo dei cereali, che dipende piuttosto dalla strategia dei grandi fondi che possiedono le aziende produttrici, controllano le Borse merci di tutto e scommettono sui rialzi

    Il prezzo dei cereali e in generale dei beni agricoli non dipende certo dal blocco del Mar Nero, come molto spesso si racconta, e neppure da altre circostanze troppo specifiche. La produzione mondiale di cereali, secondo le stime dell’Agenzia delle Nazioni Unite per l’alimentazione e l’agricoltura (Fao), si avvicina ai tremila milioni di tonnellate, di cui i cereali ucraini rappresentano poco più del 2%. Un’inezia rispetto al totale. Inoltre il grano ucraino si dirige in gran parte verso i Paesi limitrofi che hanno a più riprese minacciato e adottato misure protezionistiche, per evitare la concorrenza nei confronti dei propri grani. Alla luce di ciò i cereali del Mar Nero non sono certo in grado di determinare la fame in Africa né l’aumento dei prezzi.

    Considerazioni analoghe sono possibili per la produzione di patate e legumi che è, in media, vicina ai 500 milioni di tonnellate annue; considerata una popolazione mondiale di quasi otto miliardi, ciò significherebbe una disponibilità di 150 grammi per persona al giorno. Aggiungendo ai cereali, alle patate e ai legumi la produzione di tutto ciò che serve per realizzare pasti completi, tra cui sale, zucchero e semi oleaginosi, si arriva a una dotazione alimentare pro-capite di 1,5 chilogrammi al giorno. Appare chiaro allora che i prezzi non salgono perché esiste una condizione di carenza di offerta alimentare globale.

    Le difficoltà di approvvigionamento di vaste parti della popolazione del Pianeta dipendono invece da altro: dalla distribuzione profondamente diseguale delle produzioni complessive, dalla natura delle diete adottate, rispetto alle quali la carne sottrae un’enorme quantità di risorse, dalle dinamiche del commercio internazionale e soprattutto dalle modalità di determinazione dei prezzi.

    A tale riguardo occorre porsi una domanda ineludibile: da che cosa dipendono le periodiche impennate di prezzo dei generi agricoli che causano poi drammatiche crisi alimentari? Per rispondere a un simile quesito, bisogna in sintesi descrivere proprio come si formano tali prezzi. La loro determinazione avviene nelle grandi Borse merci del Pianeta, in particolare in quelle di Chicago, Parigi e Mumbai. Un primo elemento da tenere ben presente è a chi appartengono queste Borse; non si tratta infatti -a partire dal Chicago mercantile exchange (Cme)- di istituzioni “pubbliche”, ma di realtà private i cui principali azionisti sono i più grandi fondi finanziari globali. Nel caso di Chicago, i pacchetti più rilevanti sono in mano a Vanguard, BlackRock, JP Morgan, State Street Corporation e Capital International Investors.

    A questo dato se ne aggiunge un altro fondamentale. Soprattutto nelle Borse di Chicago e di Parigi la stragrande maggioranza degli operatori non è costituita da soggetti che producono e comprano realmente il grano, ma da grandi fondi finanziari e da quelli specializzati nel settore agricolo che, senza aver alcun contratto di compravendita dei beni, scommettono sull’andamento dei prezzi. In altre parole: per ogni contratto reale nelle Borse merci, i fondi finanziari operano centinaia di migliaia di scommesse che sono in grado di determinare poi i prezzi reali. Se le aspettative sono orientate all’aumento dei prezzi, scommettono al rialzo e trascinano così i prezzi a livelli insostenibili per intere popolazioni.

    All’origine dell’inflazione alimentare e della fame, si pongono quindi gli strumenti finanziari che sono prodotti dai fondi. Se prendiamo in esame chi sono questi “scommettitori”, troviamo di nuovo gli stessi soggetti (a partire da Vanguard e BlackRock) che sono, come appena ricordato, i “proprietari” delle Borse stesse. In estrema sintesi: pochissimi fondi sono azionisti del luogo dello scambio e sono i principali player di prezzo, pur non avendo nulla a che fare con la produzione e il commercio reali dei beni agricoli scambiati. Tuttavia, la finanziarizzazione di tali, vitali, processi di determinazione dei prezzi di beni essenziali per la sopravvivenza di intere comunità presenta un ulteriore elemento sconcertante.

    Come detto, nelle Borse, a fronte di tanti fondi finanziari, ci sono pochi produttori. Ma chi sono questi ultimi? Nel caso dei cereali si tratta di quattro grandi società: Archer-Daniels Midland, Bunge, Cargill e Dreyfus. Le prime due in particolare sono possedute dai grandi fondi, Vanguard, BlackRock e State Street, che sono, appunto, i medesimi operatori finanziari nelle Borse merci di Parigi e Chicago. L’intera dinamica della formazione dei prezzi agricoli, su cui incidono molto poco le retribuzioni del lavoro contadino, strutturalmente molto basse, risulta pertanto nelle mani di colossi finanziari che controllano Borse, scommesse e produzione: un gigantesco monopolio mondiale rispetto al quale ogni altra variabile, persino quella dell’offerta complessiva di beni agricoli, appare decisamente secondaria.

    È superfluo dire che con l’inflazione “impazzita” le sole società di produzione dei beni agricoli hanno distribuito oltre 30 miliardi di dollari di dividendi in meno di due anni, destinati in larga parte ai fondi finanziari che le possiedono e che hanno sommato quei miliardi ai profitti giganteschi maturati dalla finanza delle scommesse. La narrazione costruita sulle chiusure del Mar Nero c’entra davvero poco mentre sarebbe utile ricordare quanto sostenuto a più riprese dalla Fao, secondo cui per ogni punto percentuale di aumento dei prezzi dei beni agricoli si generano dieci milioni di nuovi affamati.

    https://altreconomia.it/la-geografia-della-speculazione-che-fa-il-prezzo-dei-beni-agricoli
    #spéculation #alimentation #biens_agricoles #prix #céréales #Ukraine #blé #alimentation #pénurie #viande #commerce_international #bourses #Chicago_mercantile_exchange (#Cme) #fonds_financiers #inflation #famine #faim #Vanguard #BlackRock #financiarisation #Archer-Daniels_Midland #Bunge #Cargill #Dreyfus #prix_agricoles #dividendes #Mer_Noire

  • « Vous ne vivez pas dans un pays où l’on peut faire grève »

    C’est ce qu’a répondu le patron de Bolt Food, entreprise estonienne de livraison de repas implantée Ukraine, aux coursiers en grève pour une augmentation de salaire et de meilleures conditions de travail. La précédente grève notable des coursiers de Bolt Food avait éclaté en 2021, sans succès. Ensuite les coursiers ont accusé l’entreprise d’avoir réduit le paiement de la commande de 50%.

    20 octobre, Kyiv, rue Bastionna. Les coursiers grévistes de Bolt Food se sont rassemblés devant les bureaux de l’entreprise. Les agents de sécurité postés à l’entreprise leur expliquent (peu) diplomatiquement qu’il n’y aura pas de dialogue avec la direction de l’entreprise, le directeur régional de l’entreprise est au courant de la grève, mais il est occupé par des affaires importantes. Il s’agit de la cinquième grève des coursiers de Bolt Food au cours du mois dernier. La première a eu lieu à Dnipro au début du mois d’octobre

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/10/30/vous-ne-vivez-pas-dans-un-pays-ou-lon-peut-fai

    #international #ukraine

  • En ligne directe avec l’Ukraine : comment la diaspora russe s’unit pour aider les réfugiés ukrainiens

    Je m’appelle Alexander. Je suis bénévole pour Rubikus, l’association de plus de 100 bénévoles qui aident les réfugiés venant d’Ukraine. Je vis aux États-Unis depuis que j’ai quitté l’Union soviétique en 1991 pour étudier. Je suis devenu mathématicien et je suis maintenant professeur d’université. Bien que je vive aux États-Unis depuis plus de 30 ans, j’ai gardé des liens étroits avec mon pays d’origine et son peuple.

    J’ai rejoint Rubikus parce que, même si j’ai vu Poutine montrer un visage de plus en plus dictatorial au cours des dernières années, j’ai été absolument sous le choc par ce qui s’est passé le 24 février 2022. J’ai passé les premiers jours de la guerre à appeler mes amis en Ukraine et en Russie, incrédule face à ce qui se passait.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/10/28/en-ligne-directe-avec-lukraine-comment-la-dias

    #international #ukraine #russie

  • Les 4 et 5 novembre, la revue de gauche ukrainienne Spylne organise un ensemble de séminaires en ligne « Dialogues des périphéries ». En anglais et en ukrainien.

    À quoi devraient ressembler les nouvelles garanties de sécurité mondiale ? Comment lutter contre les inégalités dans le monde ? Quelle devrait être la base de la solidarité internationale ?
    Ces questions sont pertinentes non seulement dans le contexte de l’agression russe et de la reconstruction de l’Ukraine, mais elles sont également cruciales pour de nombreux autres pays ayant un passé d’oppression coloniale. C’est pourquoi la réponse à ces questions doit être recherchée dans un dialogue commun sur les moyens de la lutte anti-impérialiste et la vision d’un développement alternatif pour l’avenir.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/10/20/ukraine-commons-une-revue-de-critique-sociale/#comment-59244

    #inernational #ukraine

  • Syndicats allemands : pas de solidarité avec l’Ukraine à cause de l’OTAN ?

    La confédération syndicale britannique TUC et le grand syndicat allemand des services ver.di ont tenu leurs grands congrès à la mi-septembre. Dans les deux cas, l’attitude vis-à-vis de la guerre déclenchée par la Russie, de la résistance ukrainienne et de l’augmentation des dépenses d’armement dans leur propre pays a pesé sur les débats.
    Il existe toutefois des différences marquantes. Alors qu’au congrès du TUC, une motion de soutien à la résistance des syndicats et de la population ukrainienne contre les troupes d’occupation russes l’a emporté, une telle orientation n’a même pas été discutée au congrès de ver.di. Au lieu de cela, un éventail de divers militants de la gauche syndicale demande explicitement de mettre fin au soutien armé à la résistance de l’Ukraine aux troupes d’occupation russes, ce qui revient à accepter l’occupation d’une grande partie du pays. Ils ont lancé une pétition dans ce sens qui ne fait délibérément pas mention des syndicats ukrainiens. Ce rejet de la solidarité internationale en faveur des syndicats ukrainiens et de leur résistance aux troupes d’occupation traduit un resserrement de la perception de la guerre autour d’un point de vue purement allemand et l’abandon d’une conception globale de la solidarité anti-impérialiste.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/10/27/syndicats-allemands-pas-de-solidarite-avec-luk

    #international #ukraine

  • Des anarchistes pour l’État et la nation

    Sergueï, tu fais partie des Solidarity Collectives qui participent à la résistance contre l’invasion russe. De quoi s’agit-il ?
    Nous sommes un groupe de volontaires antiautoritaires : des anarchistes, des antifas, des membres de l’Anarchist Black Cross, des éco-anarchistes, des féministes et des syndicalistes, réunis pour soutenir les soldats antiautoritaires et la résistance ukrainienne. La partie militaire de notre travail se concentre sur la discussion avec les combattants, la réception des demandes et l’achat de matériel. Une équipe est responsable des médias sociaux, de la communication avec la presse et les camarades occidentaux. Et puis, il y a la partie humanitaire.

    Pourquoi les anarchistes se battent-ils dans cette guerre ?
    Parce que nous n’avons pas d’autre possibilité. Cela ne veut pas dire que tout le monde doit porter une arme, mais qu’il faut être contre cette invasion. Tout le monde devrait faire tout ce qui est en son pouvoir pour l’arrêter. Sous l’occupation russe, tous les activistes sont réprimés. On ne peut pas comparer la liberté dont nous jouissons en Ukraine avec la Russie. Même maintenant, je me considère comme un antimilitariste. Je ne suis pas satisfait des processus de militarisation en Ukraine. Je pense qu’à l’avenir, nous aurons besoin d’un mouvement pacifiste mondial. Mais quand il y a une guerre, il faut comprendre que si tu es la victime et non l’agresseur, personne ne peut te dire : n’essaie pas de riposter. Nous nous défendons nous-mêmes, c’est tout. Personne ne veut conquérir les territoires russes.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/10/26/des-anarchistes-pour-letat-et-la-nation

    #international #ukraine

  • Commission d’enquête internationale indépendante sur l’Ukraine

    Note du Secrétaire général

    Le Secrétaire général a l’honneur de transmettre à l’Assemblée générale le rapport de la Commission internationale indépendante d’enquête sur l’Ukraine, présenté conformément au paragraphe 19 de la résolution 52/32 du Conseil des droits de l’homme, sur la situation des droits des êtres humains en Ukraine.

    Résumé

    Le présent rapport est soumis à l’Assemblée générale par la Commission internationale indépendante d’enquête sur l’Ukraine, conformément à la résolution 52/32 du Conseil des droits des êtres humains, qui a renouvelé le mandat initial de la Commission pour une année supplémentaire.

    Le conflit armé, qui entre dans sa deuxième année, a encore aggravé les souffrances et les difficultés de milliers de civils touchés. La Commission a trouvé de nouvelles preuves que les autorités russes ont commis des violations des droits des êtres humains et du droit humanitaire international, ainsi que des crimes correspondants, dans les zones qu’elles contrôlaient en Ukraine. Elle a documenté de nouvelles attaques aveugles menées par les forces armées russes, qui ont fait des morts et des blessés parmi les civils et ont détruit et endommagé des biens de caractère civil.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/10/25/commission-denquete-internationale-independant

    #international #russie #ukraine

  • Lettre ouverte d’étudiants, d’éducateurs et de militants de la société civile au président de l’Ukraine et au cabinet des ministres

    Chronologie des événements qui se déroulent actuellement à l’Institut polytechnique de Kharkiv (KhPI).

    Depuis 2023, la direction de l’IPCH a commis de nombreuses violations des droits des étudiants en matière de bourses d’études et a récemment dépassé les bornes avec sa décision, ce qui a brisé la patience des étudiants. Tout d’abord, les bourses promises, d’un montant de 2000 à 3711 UAH, sont versées beaucoup moins fréquemment et pour un montant beaucoup plus faible, à savoir de 200 à 1500 UAH pour l’ensemble du mois.

    Ces actions illégales ont été soutenues par la décision illégale de la direction de la KhPI du 20 octobre 2023, qui prévoit une réduction de la limite des bourses de 40-45% à 15% ! Cette ordonnance scandaleuse a été rédigée avec des erreurs qui ne sont pas conformes au droit et qui, en outre, contredisent les dispositions statutaires de la KhPI elle-même.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/10/24/ukraine-priama-diia-action-directe-pour-le-controle-etudiant/#comment-59221

    #international #ukraine

  • Ukrainian spies with deep ties to CIA wage shadow war against Russia
    https://www.washingtonpost.com/world/2023/10/23/ukraine-cia-shadow-war-russia

    Many of #Ukraine’s clandestine operations have had clear military objectives and contributed to the country’s defense. The car bombing that killed Daria #Dugina, however, underscored Ukraine’s embrace of what officials in Kyiv refer to as “liquidations” as a weapon of war. Over the past 20 months, the SBU and its military counterpart, the GUR, have carried out dozens of assassinations against Russian officials in occupied territories, alleged Ukrainian collaborators, military officers behind the front lines and prominent war supporters deep inside Russia. Those killed include a former Russian submarine commander jogging in a park in the southern Russian city of Krasnodar and a militant blogger at a cafe in St. Petersburg, according to Ukrainian and Western officials.

    Ukraine’s affinity for lethal operations has complicated its collaboration with the CIA, raising concerns about agency complicity and creating unease among some officials in Kyiv and Washington.

    Even those who see such lethal missions as defensible in wartime question the utility of certain strikes and decisions that led to the targeting of civilians including Dugina or her father, Alexander Dugin — who officials acknowledge was the intended mark — rather than Russians more directly linked to the war.

    “We have too many enemies who are more important to neutralize,” said a high-ranking Ukraine security official. “People who launch missiles. People who committed atrocities in Bucha.” Killing the daughter of a pro-war firebrand is “very cynical,” the official said.

    Others cited broader concerns about Ukraine’s cutthroat tactics that may seem justified now — especially against a country accused of widespread war atrocities — but could later prove difficult to rein in.

    “We are seeing the birth of a set of intelligence services that are like Mossad in the 1970s,” said a former senior CIA official, referring to the Israeli spy service long accused of carrying out assassinations in other countries. Ukraine’s proficiency at such operations “has risks for Russia,” the official said, “but it carries broader risks as well.”

    “If Ukraine’s intelligence operations become even bolder — targeting Russians in third countries, for example — you could imagine how that might cause rifts with partners and come into serious tension with Ukraine’s broader strategic goals,” the official said. Among those goals is membership in NATO and the European Union.

    [...]

    At the time, Ukraine vigorously denounced involvement in the attack. “Ukraine has absolutely nothing to do with this, because we are not a criminal state like Russia, or a terrorist one at that,” said Mykhailo Podolyak, an adviser to Zelensky.

    Officials acknowledged in recent interviews in Kyiv, however, that those denials were false. They confirmed that the SBU planned and executed the operation, and said that while Dugin may have been the principal target, his daughter — also a vocal supporter of the invasion — was no innocent victim.

    “She is the daughter of the father of Russian propaganda,” a security official said. The car bombing and other operations inside Russia are “about narrative,” showing enemies of Ukraine that “punishment is imminent even for those who think they are untouchable.”

    • Pro-Russian Ukrainian politician is shot and wounded - family
      https://www.reuters.com/world/europe/ukrainian-pro-russian-politician-tsaryov-intensive-care-after-being-shot-20

      Former Ukrainian lawmaker Oleg Tsaryov, a pro-Russian figure whom sources said Moscow had lined up to lead a puppet administration in Kyiv after Russia’s invasion, was shot and wounded in a late-night attack, his family said on Friday.

      [...]

      He is listed as a “traitor to the motherland” by Myrotvorets ("Peacemaker"), a vast unofficial Ukrainian database of people considered to be enemies of the country. Its website lists personal information on him including an email address, a passport number and an address in Yalta.

      No comment was immediately available from Ukrainian intelligence.

  • Ukraine : Priama Diia (Action directe), pour le contrôle étudiant

    Le tout nouveau syndicat étudiant ukrainien Priama Diia, refondé en février 2023, déborde d’activités dans la défense des intérêts de la communauté universitaire. Nous publions trois déclarations du syndicat qui relatent ses activités contre la spéculation immobilière, la réfection sous contrôle étudiant d’une université atteinte par des bombardements, et enfin le contrôle des abris dans les universités. Cette dernière question est très sensible en Ukraine. De nombreux Ukrainiens tentant de se réfugier dans des abris trouvent portes closes. Dans la nuit du 1er juin à Kyiv, lors d’une attaque russe, une femme de 33 ans et une autre femme accompagnée de sa fille de neuf ans ont été tuées alors qu’elles tentaient de se réfugier dans un abri fermé.Cette tragique histoire avait soulevé une grande émotion en Ukraine, obligeant le gouvernement à annoncer un audit des abris dans l’ensemble du pays. Quelques jours plus tard, une journaliste de LCI, sous les bombardements à Kherson, rapportait qu’elle aussi avait trouvé la porte fermée d’un abri dans lequel elle tentait de se réfugier avec des riverains. A Jytomyr, le 1er août, une classe maternelle n’avait pas pu de réfugier dans un abri au motif… qu’elle était locataire et ne payait pas de charges relatives à l’entretien de l’abri.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/10/24/ukraine-priama-diia-action-directe-pour-le-con

    #international #ukraine

  • Ukraine : Airbus et Safran participent indirectement à l’effort de guerre de la Russie
    https://disclose.ngo/fr/article/ukraine-airbus-et-safran-participent-indirectement-a-leffort-de-guerre-rus

    Malgré l’invasion de l’Ukraine, les entreprises européennes sont autorisées à acheter à la Russie des matériaux « critiques » comme le titane, l’aluminium ou le nickel. Des géants de l’aéronautique comme Airbus et Safran en profitent, au risque d’alimenter la machine de guerre du Kremlin et d’enrichir des oligarques pourtant sous sanctions financières. Lire l’article

  • Pourquoi les Ukrainien·es doivent-iels soutenir les Palestinien·es ?

    Comment peut-on regarder des images de Gaza sans voir Mariupol ou Bakhmut ?

    Alors que l’assaut d’Israël contre la Palestine se poursuit, les similitudes apparentes avec l’invasion de l’Ukraine par la Russie se multiplient. Le « siège complet » de la bande de Gaza par Israël – qui prive d’eau, d’électricité et de nourriture plus de deux millions d’habitant·es – fait écho à la destruction intentionnelle de notre infrastructure énergétique par la Russie l’hiver dernier. Cela a notamment valu à la Russie d’être qualifiée d’ « État terroriste » par les Ukrainien·es.

    Dès l’annonce de l’ordre d’évacuation des 1,1 million d’habitant·es du nord de Gaza, les Ukrainien·es devaient savoir que cela exposerait les plus vulnérables – les personnes âgées et les malades – à une mort certaine. Nous savons que lorsque les personnes n’ont pas d’autres solutions viables, ils préfèrent souvent rester.

    Les images de dévastation généralisée qui nous parviennent de Gaza et qui témoignent du mépris de l’armée israélienne pour le droit humanitaire international ressemblent également à celles de Mariupol ou de Bakhmut l’année dernière. Israël – comme la Russie en Ukraine – a été accusé de bombarder des zones résidentielles, des couloirs d’évacuation et le seul point de sortie de la ville, Rafah.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/10/23/pourquoi-les-ukrainien·es-doivent-iels-souteni

    #international #ukraine #palestine

  • Entre la « défense des droits humains » en #Ukraine et leur violation à #Gaza les #états-unis, fidèles à eux-mêmes, n’ont pas hésité

    Not Enough Artillery Rounds For Both War Zones : U.S. Diverting Ukraine-Bound 155mm Shells to Israel
    https://militarywatchmagazine.com/article/us-ukraine-shells-israel

    The United States Military is planning to divert thousands of 155mm artillery shells originally intended to be provided to Ukraine for delivery to Israel, after the Israeli Defence Forces reportedly informed the Pentagon that the shells were needed to prepare for a possible ground invasion of the Gaza Strip. This follows not only the outbreak of full scale hostilities between the Gaza-based militia Hamas and Israeli forces, but also multiple exchanges of fire between Israeli and Hezbollah forces - the latter being a major paramilitary group and political party based in Southern Lebanon. According to the officials the shells will arrive in Israel in the coming weeks. The report comes a day after U.S. President Joe Biden visited Israel and expressed strong solidarity with the country’s military efforts, with Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu announcing that Biden had promised a “massive, unprecedented” package of military aid. Although the Biden administration and its European allies have been very strongly supportive of arming Ukraine, Israeli needs for armaments have bolstered already rising Republican opposition to further shipments to the Eastern European country.

    Par ailleurs, étonnamment (par rapport aux informations de RFI et compagnie) et soudainement…

    The diversion of supplies comes at a time when Ukrainian forces have been left reeling from months of failed offensives and recent casualties in the high tens of thousands . It was widely [sic] predicted by multiple Western [sic] sources that failure in the costly and overwhelmingly Western funded offensive would only further strengthen calls to reevaluate further aid. Arms shortages have reportedly already long been an issue for the Ukrainian Army, with Russia’s defence sector not only having increased munitions production manifold for several key classes of weapons systems, but also reportedly recently sourced significant new quantities of munitions from North Korea. As Ukraine appears increasingly poorly positioned to achieve its military objectives, the diversion of munitions to Israel may provide a face saving option for the Western Bloc to reduce its investment in the Ukrainian war effort and press Kiev back to the negotiating table.

    #criminels #sans_vergogne

  • L’armée ukrainienne bombarde Donetsk avec des roquettes à sous-munitions - 21.10.2023

    Le 21 octobre 2023, en début d’après-midi, l’armée ukrainienne a tiré plusieurs roquettes de Himars, dont des roquettes à sous-munitions, sur les districts de Kalininski et Boudionovski de Donetsk. Les zones touchées sont purement résidentielles. Le bilan initial parmi les civils a été revu à la hausse avec trois blessés.

    https://odysee.com/@donbassinsider:b/bombardement-donetsk-21102023:3
    #Russie #Ukraine

  • Les élections en Ukraine occupée

    Le Kremlin a récemment organisé des « élections » dans les quatre régions partiellement occupées de l’Ukraine – les autoproclamées « République popu- laire de Donetsk » (RPD) et « République populaire de Louhansk » (RPL), Kherson et Zaporijjia – en même temps que les élections régionales en Russie.

    Les résultats des scrutins, qui se sont déroulés principalement le 10 septembre, ont été sans surprise. Le parti au pouvoir, Russie unie, a obtenu 75 à 80% des voix aux assemblées législatives des quatre régions, les partis d’opposition, tels que le parti libéral pro-occidental Iabloko, n’obtenant qu’un résultat minime. Les résultats des élections municipales dans 79 villes et districts sont encore en cours de dépouillement, mais ils ne devraient pas réserver de surprises.

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/10/21/les-elections-en-ukraine-occupee

    #international #ukraine

  • Polen und Ukraine : Ex-Freunde ? Die wichtigsten Argumente für den Streit der beiden Länder
    https://www.berliner-zeitung.de/open-source/polen-und-ukraine-ex-freunde-die-wichtigsten-argumente-fuer-den-str

    Cet srticle essaye de nous expliquer le conflit pilitique entre l’Ukraine et la Pologne. On y apprend que le gouvernement du pays suit une ligne instable qui vire vers fanatisme à des moments imprévisibles. L’analyse me fait craimdre pour notre voisin un coup légal comme celui du janvier 1933 Allemagne.

    12.10.2023 von Wolfgang Müller - Seit 2022 gelten Polen und Ukraine als enge Partner. Doch diese Zeiten sind vorbei. Warum? Unser Autor hat ein paar Antworten.

    Noch vor wenigen Monaten war vielerorts von einem „polnisch-ukrainischen Wunder“ die Rede, das sehr bald schon seinen Höhepunkt erleben sollte: Letztes Jahr verkündete der polnische Präsident Andrzej Duda stolz, dass man ein Zeichen der Freundschaft setzen wolle und – in Anlehnung an den Élysée-Vertrag – beide Länder bald ein ähnliches Dokument unterschreiben würden.

    Monatelang ergaben Umfragen in der Ukraine, dass trotz der bisweilen schwierigen polnisch-ukrainischen Geschichte ein Großteil der Ukrainer sich eine Konföderation mit seinen polnischen Nachbarn vorstellen könnte.

    Wer sich an diesen polnisch-ukrainischen Groove gewöhnt hat, dürfte sich dieser Tage häufig die Augen reiben vor Verwunderung. Bei seiner Rede vor einer Uno-Generalversammlung behauptete Selenskyj, dass einige Länder „einen Thriller aus dem Getreidestreit machen“ und im Grunde genommen die Bühne für den Schauspieler aus Moskau vorbereiten. Damit war sicherlich Polen gemeint.

    Streit zwischen Freunden

    Vielen Polen, selbst solchen, die mit der rechtsnationalen regierenden PiS-Partei wenig bis nichts anfangen können, standen die Nackenhaare zu Berge. Die bittersaure Antwort des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki ließ dementsprechend nicht lange auf sich warten: „Herr Selenskyj, hören Sie auf, uns Polen zu beleidigen!“

    Zusammen mit anderen Aussagen polnischer Regierungsvertreter sorgen solche Aussagen international für Unmut und Unverständnis. Schließlich dürften wenige Länder an einem raschen Sieg der Ukraine so sehr interessiert sein wie Polen. Und es war Polen, das sich bis vor kurzem noch als bester Freund der Ukraine gerierte. War das alles etwa nur gespielt?

    Fernsehdebatte in Polen: Donald Tusk traf im Staatsfernsehen TVP auf Mateusz Morawiecki

    Warum haben sich die Beziehungen zwischen Polen und Ukraine so verschlechtert?

    In den internationalen Schlagzeilen dominieren seit einigen Wochen vor allem zwei Themen: der Getreidestreit, d.h. die von Polen zusammen mit einigen anderen Ländern eingeführte Importblockade von ukrainischem Getreide, um die heimischen Landwirte zu schützen. Und eine international zitierte Aussage Morawieckis, die als Ankündigung des polnischen Waffenstopps interpretiert wird. Der Getreidestreit ging zwischenzeitlich über reine Rhetorik hinaus – die Ukraine reichte bei der WTO eine Klage gegen Polen, Ungarn und die Slowakei ein, die nun allerdings auf Eis gelegt wurde. So viel sei an dieser Stelle schon mal verraten: Wer Form von Inhalt, Rhetorik von realen Taten sowie Ursache und Wirkung voneinander trennen will, den erwartet ein wahres Labyrinth an Vermutungen und potenziell undurchsichtigen Interessenskonflikten, die erklären, wie es zu diesem Streit kommen konnte.

    Die Abkühlung zwischen Ukraine und Polen nach 2015

    Dass die aktuelle Situation für so viel Stirnrunzeln sorgt, kommt nicht von irgendwoher. Zusammen mit Kanada war Polen das erste Land, das die ukrainische Unabhängigkeit 1991 anerkannte. Egal ob rechte oder linke Parteien an der Macht waren, Polen unterstützte die Orange Revolution 2004, die Maidan-Revolution 2014 und einen raschen EU- und Nato-Beitritt der Ukraine stets souverän.

    Polen war zudem ein Initiator der östlichen Partnerschaft, im Zuge welcher die Ukraine ein Abkommen mit der EU abschloss. Die pro-ukrainische Ausrichtung der polnischen Außenpolitik galt lange Zeit als in Stein gemeißelter, parteiübergreifender Konsensus. Dem 2010 tragisch bei der Flugkatastrophe von Smoleńsk verunglückten ehemaligen polnischen Präsidenten Lech Kaczyński war sie gar ein Herzensanliegen: „Heute Georgien, morgen die Ukraine, übermorgen die baltischen Staaten und dann ist vielleicht mein Land, Polen, an der Reihe“ lauteten seine aus heutiger Zeit geradezu prophetischen Worte aus dem Jahre 2008, als er sich zusammen mit den Präsidenten der Ukraine und der baltischen Staaten nach Tbilisi begab, um dort seine Solidarität mit dem von Russland angegriffenen Georgien zu bekunden.

    Natürlich gab es auch vorher schon ups and downs in den polnisch-ukrainischen Beziehungen. Obwohl im Wahlkampf 2015 die PiS die aus ihrer Sicht nicht ausreichend pro-ukrainische Außenpolitik der oppositionellen Bürgerplattform anprangerte, kühlten gerade nach dem Wahltriumph der PiS etwas überraschend die polnisch-ukrainischen Beziehungen deutlich ab. Für die PiS spielten plötzlich geschichtliche Kontroversen eine übergeordnete Rolle, allen voran im Kontext des Massakers in Wolhynien (mehr Erläuterungen unten), während die Ukraine sich in der Außenpolitik zunehmend an Deutschland orientierte.

    Doch als sich der schicksalhafte 24. Februar 2022 anbahnte, war von dieser Distanz nichts mehr zu spüren. Und das auf allen Ebenen: Auf die vor dem Krieg flüchtenden Ukrainer warteten hinter der Grenze Tausende polnische Volontäre, Hilfsorganisationen und NGOs, welche wochenlang Tag und Nacht den Ukrainern einen herzlichen Empfang bereiteten, Willkommenspakete für sie vorbereiteten und Orientierungshilfe boten.

    Flüchtlingslager waren in Polen überflüssig, da Millionen von Polen die Ukrainer bei sich zu Hause aufgenommen hatten. Trotz der aktuellen diplomatisch-politischen Krise der polnisch-ukrainischen Beziehungen bleibt Polen, wenn man militärische sowie humanitäre Hilfe, Entwicklungsmittel und Sozialausgaben für Flüchtlinge (in Polen verweilen aktuell etwa eine Million ukrainische Flüchtlinge) zusammenrechnet, immer noch der wichtigste und engste Verbündete der Ukraine.

    Die Waffenlieferungen Polens an die Ukraine

    Bereits kurz vor dem 24. Februar 2022 lieferte Polen Konvois mit Munition an die Ukraine, als die unrühmliche Diskussion über 5000 Schutzhelme in Deutschland erst langsam Fahrt aufnahm. Laut Wojciech Konończuk, einem Experten der polnischen Denkfabrik OSW, lieferte Polen seitdem u.a. „340 Panzer (T72, PT-91, Leopard 2A4), 70 moderne Panzerhaubitzen des Typs Krab, 100 moderne gepanzerte Mannschaftstransporter des Typs Rosomak, 14 Flugzeuge des Typs MiG29 und 12 Hubschrauber des Typs Mi-24 sowie große Mengen an Munition, Treibstoff und 20.000 der über 40.000 Starlink-Systeme, die derzeit in der Ukraine im Einsatz sind“.

    Ohne zeitraubendes bürokratisches Larifari wurde eine große Anzahl schwerer (also von den Ukrainern am meisten benötigter) Waffen in kürzestes Zeit bereitgestellt. Bereits im April 2022 lieferte Polen zusammen mit Tschechien Panzer, die aus dem aktiven Bestand der polnischen Armee stammten und die für die Ukraine gerade in den ersten Wochen und Monaten von geradezu existenzieller Bedeutung waren. Im späteren Verlauf waren u.a. die AHS-Krab-Artilleriegeschütze der ukrainischen Armee eine maßgebliche Stütze bei der erfolgreichen Wiedereroberung weiter Teile der ukrainischen Region Charkiw.

    Insgesamt 40 Prozent seiner Panzer hat Polen der Ukraine übergeben, prozentual gesehen doppelt so viel wie Deutschland, im internationalen Vergleich die viertgrößte Lieferung – und das als Nato-Frontstaat, der nun selber militärisch stark aufrüsten muss. Ein offenes Geheimnis ist, dass die polnische Seite nicht alle Daten und Fakten zu seinen militärischen Unterstützungsleistungen darlegt und die Angaben des bekannten, weltweit zitierten Ukraine Support Tracks des Kieler IfW zudem keine Unterscheidung treffen zwischen gelieferten und angekündigten Militärlieferungen – der Gesamtumfang der von Warschau geleisteten Waffenlieferungen dürfte also noch deutlich imposanter ausfallen als offiziell angegeben.

    Plötzlich ist Andrzej Duda nicht mehr pro-ukrainisch

    Wer diese Fakten kennt und sich noch an all die Bilder erinnert, in denen sich der polnische Präsident Andrej Duda und Wolodymyr Selenskyj herzlich umarmten, als wollten sie eine Szene aus „DU und ICH sind WIR“, einem Bilderbuch für Kinder, nachstellen, der dürfte umso stärker einer, wie es seit jeher die Sozialpsychologie nennt, kognitiven Dissonanz unterliegen.

    Nicht nur der raue Ton ist bemerkenswert: In den letzten Wochen hat z.B. der polnischen Außenminister Zbigniew Rau demonstrativ an einem wichtigen Treffen der europäischen Verteidigungsminister nicht teilgenommen, der Minister für Staatsvermögen Jacek Sasin musste sich in Kiew entschuldigen, nachdem er fälschlicherweise behauptet hatte, dass ein wichtiger polnischer Waffenhersteller, PGZ, keine Einladung zu einem internationalen Forum erhalten hatte.

    Ein polnischer Minister hatte gar angedeutet, dass aus dem EU-Beitritt der Ukraine möglicherweise nichts wird, wenn man nicht die aktuellen Differenzen beilegt. Schließlich ließ sich auch Präsident Andrzej Duda auf diese neue anti-ukrainische Poetik ein: „Die Ukraine ist wie ein Ertrinkender, der sich an alles klammert.“ Für viele ein herber Schock, gerade im Kontext von Polens internationalem Engagement zugunsten eines schnellen EU- und Nato-Beitritts der Ukraine.

    Die Gründe für die polnisch-ukrainische Eiszeit

    Die internationale diplomatische Unterstützung ging dabei noch viel weiter: Polen war einer der Initiatoren des Aufbaus der EUMAM-UA-Unterstützungsmission für die Ukraine, dank welcher die EU regelmäßig militärische Übungen für ukrainische Soldaten organisiert. Und dann ist da noch Rzeszów – die ehemals relativ unspektakuläre, eher verschlafene polnische Kleinstadt, welche dazu auserkoren wurde, die Rolle eines militärischen Logistik-Hub anzunehmen, wo Waffen repariert, restauriert und in die Ukraine geschickt werden und von wo aus verwundete Soldaten aus der Ukraine in Krankenhäuser in ganz Europa gelangen. Oleksij Arestowitsch, der bisweilen aufsehenerregende ehemalige Berater von Selenskyj, beteuerte zuletzt, dass es die Ukraine ohne Polen heute nicht mehr geben würde.

    Vor Selenskyis Rede bei der UN sorgte wiederum der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal für einen Skandal, als er bei Twitter auf Englisch der polnischen Seite vorwarf, nicht nur den Import, sondern auch den Transit von ukrainischem Getreide zu blockieren. „Wir haben der Ukraine so viel geholfen und jetzt verbreitet ihr Ministerpräsident Fake News über uns“, dachten sich viele Polen.

    Eine klare Ursache, welcher dieser Eiszeit der polnisch-ukrainischen Beziehungen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt zugrunde liegt, ist indes nicht einfach auszumachen. Es gibt fast genauso viele Theorien wie potenzielle Gesprächspartner zu dem Thema. Auf der polnischen Seite wird immer wieder die Enttäuschung über den ukrainischen Umgang mit dem Massaker in Wolhynien geäußert, gerade heute, 80 Jahre nach dem Massaker.

    Ein Gedenken, das schiefging

    Im Zweiten Weltkrieg wurden bis zu 100.000 polnische Bewohner der ehemals in Ostpolen liegenden Region „Wolhynien“ von Vertretern der UPA, dem militärischen Arm der nationalistischen Organisation OUN, auf unvorstellbar brutale Art und Weise ermordet. Allein die Art der Waffen sprach Bände: Viele Leichen wurden mit Äxten und Messern zerhackt, Massenvergewaltigungen waren gang und gäbe.

    Das Ziel war, eine Schock- und Fluchtwelle in der lokalen polnischen Bevölkerung auszulösen. Für den polnischen Historiker Grzegorz Motyka ein klarer Fall von ethnischer Säuberung, ja gar des Völkermords, an dem allerdings, wie er nicht müde wird zu betonen, nur ein verschwindend geringer Anteil gewöhnlicher Ukrainer beteiligt war. Die polnische Heimatarmee übte mehrere Racheakte aus, die aber zahlenmäßig in keinerlei Relation zu den ukrainischen Übergriffen stehen. Auch in den Jahrzehnten bzw. gar Jahrhunderten davor waren die Beziehungen zwischen Polen und der Ukraine häufig nicht gerade gut, z.B. durch die repressive Minderheitenpolitik der polnischen Zweiten Republik in der Zwischenkriegszeit verursacht.

    Für Polen geht es nicht nur um ein diplomatisches Schuldbekenntnis, sondern auch um die Zulassung einer Exhumierung der Opfer aus dem Zweiten Weltkrieg. Dass dies weiterhin nicht der Fall ist, sorgt für Kopfschütteln. Und dann war da noch der diesjährige 80. Jahrestag des Massakers: Beide Präsidenten einigten sich darauf, dass sie gemeinsam an einer Gedenkmesse teilnehmen werden und eine gemeinsame Nachricht auf ihren Social-Media-Profilen kommunizieren: „Gemeinsam gedenken wir all der unschuldigen Opfer Wolhyniens! Das Gedenken vereint uns! Gemeinsam sind wir stärker.“
    Der Getreidestreit zwischen Polen und Ukraine

    Schnell ging dies jedoch noch hinten los – in den Ohren der polnischen Seite schwang hier eine Art erzwungene, enigmatische Neutralität mit, als sei nicht wirklich klar, wer hier Opfer und Täter war. Eine eigenartige Situation – kam es hier im Vorfeld zu einem Missverständnis und einer daraus resultierenden Diskrepanz der Erwartungshaltungen? Oder hat Warschau vielleicht, wie es zuletzt die Journalistin Dominika Wielowiejska in der polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborocza andeutete, diese Situation gar als Vorwand genommen, um einen bereits vorher beschlossenen Kurswechsel in der Ukraine-Politik vorzunehmen?

    Der nächste Zankapfel speist sich aus Unterschieden in der Einschätzung des Getreidestreits. Die bereits zitierten Ausführungen von Schmyhal und Selenskyj sorgten für Unverständnis in Polen. Natürlich sei es nachvollziehbar, dass gerade in der aktuellen Kriegslage die Ukraine, die zudem noch gegen die russische Getreideblockade ankämpft, jeden möglichen landwirtschaftlichen Absatzmarkt gebrauchen kann, darunter auch den polnischen, der vor dem Krieg praktisch keine größere Rolle spielte für die ukrainischen Landwirte.

    Dies könne aber nicht auf Kosten der polnischen Landwirte geschehen, zumal der Getreidemarkt eine wichtige Rolle spiele in Polen. Außerdem sei der ukrainische Markt anders strukturiert, d.h. er ist dominiert durch große (manche sagen: oligarchische) Unternehmen, während in Polen vor allem kleine und mittelgroße landwirtschaftliche Betrieben operieren. Vereinzelt gibt es auch in der Ukraine ähnliche Stimmen und Kritik an Selenskyj, z.B. vonseiten seines bereits zitierten ehemaligen Beraters Arestowitsch oder dem Chef der ukrainischen Agrarunion Leonid Koczanow. Und dann bleibt da noch die Transitfrage, die in gewisser Hinsicht gerade für die PiS besonders brisant ist und deren Hintergründe die bereits erwähnte Wielowiejska zuletzt detailliert nachgezeichnet hat.

    Eine Importblockade

    Noch 2022 waren die Rollen ganz anders verteilt: Den Versicherungen des polnischen Landwirtschaftsministers Henryk Kowalczyk Glauben schenkend, öffnete die PiS den polnischen Markt für ukrainisches Getreide. Dieser Entscheidung lag die Annahme zugrunde, dass das ukrainische Getreide ohne größere Probleme seinen Weg zu anderen Ländern findet, sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU. Besonders heikel: Damals war es der Oppositionsführer Donald Tusk, der die PiS vor unkontrollierten Getreideimporten auf dem polnischen Markt und den damit einhergehenden Preisverfall warnte. Damals galt dies in der PiS noch als „Moskau-Sprech“.

    Die Protestwelle Anfang 2023 überraschte die Entscheidungsträger der PiS mit voller Wucht und sorgte für die Entlassung des damaligen Ministers für Landwirtschaft. Im April kommt Selenskyj nach Warschau zu einem Treffen mit Morawiecki und Duda. Noch vor dem EU-Embargo wird kurz darauf eine Importblockade für ukrainisches Getreide in Polen eingeführt, die allerdings den Getreidetransit außerhalb des polnischen Territoriums zulässt.

    Selenskyjs Leute echauffieren sich: Das sei anders abgesprochen worden, so gehen gute Freunde nicht miteinander um! Daheim war dies durchaus ein herber Schlag für den ukrainischen Präsidenten, der so viel in die politische Freundschaft mit der PiS investiert hatte. Dominika Wielowiejska behauptet gar, Selenskyj hätte vorher seinen Ministern verboten, sich öffentlich mit Politikern der oppositionellen Bürgerplattform zu zeigen.

    Der polnische Präsident Andrzej Duda zeigte sich in den nächsten Wochen weiterhin optimistisch: Eine gemeinsame Lösung sei in Sicht, er hoffe gar, das mittlerweile auch von der Europäischen Kommission eingeführte Embargo könnte gelockert und der freie Handel gefördert werden. Nach dem 80. Jahrestag des Massakers in Wolhynien ändert sich jedoch auch der Ton des polnischen Präsidenten. Bis heute geht der Transit durch polnisches Territorium mit jedem Monat immer schneller voran, aber das Importverbot bleibt bestehen.

    Zu 100 Prozent weiß keiner, was hier eigentlich vorgefallen ist. Hat die PiS plötzlich erkannt, dass sich der EU-Beitritt der Ukraine unter polnischen Landwirten nicht besonders hoher Beliebtheit erfreut? Waren es die zwischenzeitlich guten Umfragewerte der ukraineskeptischen Konfederacja, einem nationalistisch-libertären Potpourri, dessen Vertreter eine unterschwellige Affinität zu Verschwörungstheorien mit der AfD zu teilen scheinen, die die PiS zum plötzlichen Kurswechsel bewegten?

    Oder war es umgekehrt: Die Ukraine bekam sozusagen den Finger (Getreidetransit), griff dann nach der ganzen Hand (Getreideimport) und erst dies beflügelte die Konfederacja und die Landwirte, die dann wiederum Druck auf die PiS ausübten? Hat die Ukraine erkannt, dass Polen bereits alles geliefert hat, was es an Waffen liefern konnte und sich ein Bündnis mit Deutschland, das seit Jahren keine guten Beziehungen zu Polen mehr hat, für die Ukraine viel mehr lohnt, auch um sich den Zugang zum polnischen Getreidemarkt diplomatisch zu erkämpfen?

    Die Ukraine und Polen müssen zusammenarbeiten

    Selbst diejenigen, die wie der ehemalige Mitarbeiter des polnischen Auswärtigen Amts und heutige Podcaster Witold Jurasz letztere Perspektive vertreten, sehen die Fehler bei der PiS. Seit Jahren gibt es kaum ein wichtiges Land, kaum eine wichtige Institution, zu der die PiS weiterhin gute Beziehungen pflegt. Ob nun der Streit um Rechtsstaatlichkeit mit der Europäischen Kommission, die Beziehungen zu Deutschland oder gar der USA.

    Anfang 2021 gratulierte Polens Präsident Duda dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden zwar zu einem „erfolgreichen Wahlkampf“, nicht jedoch zu einer erfolgreichen Wahl – dies wurde definitiv auf der anderen Seite des Atlantiks verwundert zur Kenntnis genommen. Objektive Interessensunterschiede mit Deutschland sind bisweilen nicht von der Hand zu weisen und ein Eintreten für die eigenen Interessen ist mehr als legitim – ein Land, das als seriöser Akteur in der internationalen Politik wahrgenommen werden möchte, organisiert bei sich zu Hause jedoch keine Mugabe-mäßigen antideutschen Kampagnen, wie sie beispielsweise im polnischen öffentlichen Rundfunk praktiziert werden.

    Vielleicht liegt hier der Hund begraben: Was taugt der Ukraine ein Interessensvertreter, der international manchmal wie der peinliche Onkel auf der Party wirkt? Jedenfalls klingt im jetzigen Wahlkampf Kritik an der PiS-Außenpolitik fast schon wie ein Lob. Wirklich böse Zungen gehen noch deutlich weiter: Nicht eine schlechte, sondern eine gänzlich fehlende polnische Außenpolitik sei das Problem. Das Parteioberhaupt der PiS, Jarosław Kaczyński, sei nur dann an außenpolitischen Angelegenheiten interessiert, wenn man diese innen- und parteipolitisch ausschlachten kann.

    Eins dürfte klar sein: Beide Länder können sich diesen Konflikt nicht leisten. Und die Weltöffentlichkeit auch nicht. Umso überraschender wirkten die Reaktionen vieler deutschen Experten, die viel für die Sache der Ukraine getan haben, als ein Fragment des eingangs erwähnten Interviews mit Morawiecki veröffentlicht wurde. Sie verfielen kollektiv einem Empörungsrausch: „Polen will der Ukraine keine Waffen mehr liefern: Das ist ein Geschenk für Putin!“ Das wusste etwa Paul Ronzheimer in der Bild zu berichten.

    „The PiS Regime has lost its last grain of sanity“, fügte Gustav Gressel bei Twitter hinzu. Auch wenn Morawiecki seine Aussage aus dem Interview, was er dem Polsat-Sender gab, absichtlich auf seinem Twitterprofil akzentuierte, um der Konfederacja in der Wahlkampagne zu schaden, müssten es Experten eigentlich besser wissen. Aus dem kompletten Interview geht jedenfalls klar hervor, dass Polen keinesfalls keine Waffen mehr liefern werde.

    Alle bisherigen Verträge werden eingehalten, Rzeszów bleibt ein militärischer Hub und die Sicherheit der Ukraine bleibt weiterhin ein unantastbares Gut. Man wolle lediglich die eigenen Bestände auffrischen, denn als Nato-Frontstaat kann sich Polen nun mal keine rein rhetorische „Zeitenwende“ leisten, gerade nach den sehr zahlreichen Waffenlieferungen an die Ukraine.

    Hinter vorgehaltener Hand zeigen sich Vertreter des polnischen Außenministeriums zum Teil sehr enttäuscht vom Verhalten einiger ukrainischer Politiker, manche sehen das Verhältnis dauerhaft zerrüttet. Bei anderen lässt sich hier und dort ein osteuropäischer Zweckoptimismus nach dem Motto „jakoś to będzie“ („das wird schon irgendwie“) heraushören.

    Bald sei die Wahlkampagne vorbei, der Höhenflug der Konfederacja scheint endgültig Geschichte zu sein, was neue Spielräume eröffne – so viel Sensibilität und Verständnis für innenpolitische Eigendynamiken müsse die ukrainische Seite aufbringen und in Zukunft hoffentlich auch mehr Besonnenheit. Sobald man die eigenen Waffenbestände auffüllt, werde man mit Sicherheit auch wieder neue Verträge schließen. Der eine oder andere Zankapfel sei zwar unvermeidbar, aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass man auch sehr gut miteinander auskommen kann. Was heißt kann: Man muss!

    #Pologne #Ukraine #politique #massacres #histoire

  • Ukraine : Commons, une revue de critique sociale

    L’un des paradoxes de la guerre en Ukraine est que certains d’entre nous ont découvert l’existence d’une gauche active et d’une pensée critique et créative en Ukraine que nous avons ignorées pendant de trop nombreuses années (et dont l’auteur de ces lignes fait partie). Parmi nos révélations, le journal Commons, journal de critique sociale, est certainement l’un des endroits les plus importants et les plus productifs pour comprendre la situation en Ukraine [et dans le monde]. Il publie ses articles en ukrainien, en anglais et en russe. Aujourd’hui, Commons est un site web de référence pour la pensée critique de la gauche européenne. Bien que le site traite de questions spécifiques à l’Ukraine, il est ouvert au monde. L’une de ses initiatives récentes est le « Dialogue des périphéries » qu’il souhaite ouvrir, l’objectif étant que « la résistance au système capitaliste soit un moyen de trouver des solutions alternatives pour tous les pays de la périphérie mondiale. À cette fin, nous entamons un dialogue commun indépendant avec des militants de différentes régions, de l’Amérique latine l’Asie de l’Est ».

    https://entreleslignesentrelesmots.wordpress.com/2023/10/20/ukraine-commons-une-revue-de-critique-sociale

    #international #ukraine